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Zepter und Hammer - Karl May´s Gesammelte Werke Band 45

Zepter und Hammer - Karl May´s Gesammelte Werke Band 45

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2013

ISBN 9783780215451 , 560 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

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Zepter und Hammer - Karl May´s Gesammelte Werke Band 45


 

"2. Teil Das Geheimnis der Gitana (S. 253-254)

1. Der Sohn des Schmieds

Auf der breiten Landstraße, die durch das Dorf nach Fürstenberg, der Hauptstadt Norlands, führte, schritt ein junger Mann. Er mochte kaum mehr als zweiundzwanzig Jahre zäh- len, doch lag über seinem ganzen Wesen der Ausdruck des Gereiften, Charaktervollen. Seine hohe, kräftige Ge- stalt, die Sicherheit seiner Bewegungen und die männ- lich schönen Züge seines von der Röte der Gesundheit überhauchten Angesichts konnten gewiss nur einen ange- nehmen Eindruck hervorbringen. Selbst das kleine, wohl- gepflegte Bärtchen, das in einem anderen Antlitz vielleicht stutzerhaft erschienen wäre, schien hier zur Gesamt- wirkung notwendig zu sein.

Er trug einen guten Anzug, der das Geschmeidige der ganzen Erscheinung noch mehr hervorhob. Zu beiden Seiten reihte sich, hinter schattigen Vorgär- ten halb verborgen oder anspruchsvoll bis an die Straße tretend, Landhaus an Landhaus. Dazwischen lag, stark von ihrer Bauart abstoßend, ein kleines einstöckiges, schwarz geräuchertes Häuschen, das sich durch den ho- hen Schornstein, das über der Tür angebrachte Wetter- dach und mehrere Gerätschaften deutlich als Schmiede erkennen ließ. Vor der Einfahrt hielt ein leichter Wagen. Seine hintere Achse war zerbrochen und ein reich be- tresster Diener stand zu Häupten des dampfenden Ge- spanns, bemüht, dieses zu beruhigen.

Die Insassen waren abgestiegen. Es waren ein Herr und eine Dame. Der Herr mochte dreiundzwanzig Jahre zäh- len und besaß jenes Äußere, das man sich nur in den höheren Kreisen anzueignen vermag. Aber schon auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass Stolz und Hoch- mut bei ihm zu einer bedeutenden Entwicklung gelangt seien. Die Dame trug sich nach dem Schnitt der große Mode. Sie zählte etwa siebzehn, zeigte aber das sichere Benehmen höherer Jahre. Ihre noch kindlich weichen und einnehmenden Züge ließen erraten, dass die liebliche Knospe sich in nicht langer Zeit zu einer Rose von voll- endeter Schönheit entfalten werde, zu einer Rose, nach der wohl nicht jeder die Hand ausstrecken durfte.

Ihre Wangen waren jetzt bleich, wie infolge eines ausgestan- denen Schrecks. In ihren großen, blauen Augen schim- merte es noch ängstlich feucht, aber ihre Stimme klang mild und ruhig: „Keine Sorge, Herr Graf! Ich wusste mich mitten in der Gefahr unter dem starken Schutz eines Ritters, des- sen Rang allein genügt, das höchste Vertrauen zu bean- spruchen.“"