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Meghan - Von Hollywood in den Buckingham-Palast. Ein modernes Märchen

Meghan - Von Hollywood in den Buckingham-Palast. Ein modernes Märchen

Andrew Morton

 

Verlag Heyne, 2018

ISBN 9783641235802 , 320 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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15,99 EUR

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Meghan - Von Hollywood in den Buckingham-Palast. Ein modernes Märchen


 

PROLOG

Sterne in günstiger Konstellation

Ich hatte Rachel Meghan Markle schon auf dem Radar, lange bevor Prinz Harry auf den Plan trat. Mit ihrer Ausstrahlung stahl sie in der Anwaltsserie Suits in jeder ihrer Szenen den anderen die Show, und als Verfechterin von Gender-Gleichstellung war sie den meisten Leuten längst ein Begriff. Von daher war ich nicht überrascht, als ich hörte, sie sei mit dem Enkel der Queen liiert. Als die Beziehung der beiden dann offiziell wurde, war ich in meiner Eigenschaft als Biograf einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Meine Frau Carolyn kommt aus Kalifornien. Deshalb verbringen wir jedes Jahr eine gewisse Zeit in ihrer Heimatstadt Pasadena, und das ist zufällig auch die Heimat von Meghan Markle. Viele ihrer ehemaligen Schulkameradinnen, Freundinnen, Freunde und Lehrer wohnen noch dort. Und da fast jeder jeden kennt, wurde ich eines Tages von einem meiner Nachbarn angesprochen. Ich solle mich doch mal mit dem und dem Ladenbesitzer in der Stadt unterhalten, sagte er. Der könne mir gewiss die eine oder andere Anekdote erzählen.

Eigentlich ist in der heutigen Welt kaum noch Platz für Märchen, doch hier haben wir es mit der märchenhaften Geschichte eines Mädchens zu tun, das es geschafft hat. Und nicht nur das. Wenn Meghan am 19. Mai 2018 in Windsor Castle zum Altar der St George’s Chapel schreitet, wird sie Geschichte schreiben.

Bei der letzten bedeutenden Hochzeit eines Royals dieser Generation wird mit Prinz Harrys strahlender Braut zum ersten Mal eine Geschiedene mit teils afroamerikanischen Wurzeln in die britische Königsfamilie einheiraten. Dieser Bund fürs Leben hat sogar den Segen Ihrer Majestät, der Queen, und wird der Monarchie zu mehr Volksnähe und damit zu einer umso wichtigeren Rolle in unserer heute so schnelllebigen Welt verhelfen.

Und wer weiß? Wenn die 800 geladenen Gäste bei der Traumhochzeit in den Gesang des Chors mit einstimmen, hört man vielleicht von draußen aus Richtung Frogmore ein leises Rumoren – wenn sich der einstige Herzog von Windsor im Grab umdreht. Edward VIII. hatte nämlich 1936 auf den Thron verzichten müssen, um die zweimal geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten.

Edwards große Liebe durfte nicht Königin werden, weil sie geschieden war. Wäre sie verwitwet gewesen, hätte der Ehe nichts im Wege gestanden. Nur ein einziges Mal wurde Wallis Zugang zu Windsor Castle gewährt, und das war, als sie im April 1986 in der St George’s Chapel zu Grabe getragen wurde.

Prinzessin Margaret, die jüngere Schwester der Queen, stand in den 1950er-Jahren vor dem gleichen Dilemma wie ihr Onkel Edward zuvor. Sie gab der Pflichterfüllung den Vorrang und verzichtete darauf, den geschiedenen Fliegeroberst Peter Townsend zu heiraten.

Die Hochzeit des jüngeren Sohnes von Prinz Charles und Diana, der verstorbenen Prinzessin von Wales, zeigt nicht zuletzt, wie sehr sich das britische Königshaus – und die gesamte Nation – unter der Regentschaft von Königin Elizabeth II. gewandelt hat. Denn diese Ehe ist symbolträchtig.

Seit der Tragik, die den Romanzen von Edward VIII. und Prinzessin Margaret anhaftete, ist einige Zeit vergangen. Nicht nur das britische Königshaus, sondern auch der Rest der Welt hat – wenngleich zum Teil nur widerwillig – akzeptiert, dass Scheidungen kein Stigma mehr sind. Noch Anfang der 1980er-Jahre, als Prinz Charles in sämtlichen Grafschaften auf Brautschau ging, wäre es undenkbar gewesen, dass eine geschiedene Amerikanerin in die königliche Familie einheiratet. Jemand anders als eine jungfräuliche angelsächsische Protestantin aristokratischer Herkunft wäre damals nicht infrage gekommen.

In der reizenden Lady Diana Spencer hatte Charles schließlich eine Frau gefunden, die all diesen Kriterien entsprach. Doch die Krise, die diese Ehe – und die darauf folgende Scheidung – für das Königshaus nach sich zog, ließ manche kritischen Stimmen der Altvorderen beim Thema Partnerwahl der jüngeren Familienmitglieder verstummen.

Für die königliche Familie war die Scheidung von Prinz Charles und Diana kein Einzelfall. Nicht nur Schwester und Tochter der Queen, Prinzessin Margaret und Prinzessin Anne, ließen sich scheiden, sondern auch ihr geliebter zweiter Sohn, Prinz Andrew. All diese Scheidungen waren mehr oder weniger skandalträchtig, insbesondere als Fotos von Andrews Frau Fergie, der Herzogin von York, veröffentlicht wurden, auf denen zu sehen war, wie sie sich von ihrem sogenannten Finanzberater am Swimmingpool in Südfrankreich die Zehen ablecken ließ.

Die Tatsache, dass Meghan bereits eine zweijährige Ehe mit einem Filmproduzenten hinter sich hat, löst heute kaum noch ein Stirnrunzeln aus, geschweige denn eine Krise der Monarchie. Schon 2005 war es kein Problem mehr, dass sich der geschiedene Thronfolger Prinz Charles mit seiner ebenfalls geschiedenen Geliebten, Camilla Parker Bowles, standesamtlich trauen ließ, übrigens direkt gegenüber der St George’s Chapel. Die Monarchie hat sich modernisieren lassen. Ganz gleich, ob geschieden oder mit bewegter Vergangenheit, das Haus Windsor nimmt nun alle Ehepartner herzlich auf. Um es mit Prinz Harrys Worten bei einem Interview anlässlich seiner Verlobung mit Meghan auszudrücken: »Die Sterne standen günstig.«

Dies wird möglicherweise auch Harrys Onkel, Prinz Andrew, dem Herzog von York, durch den Kopf gehen, wenn er Meghan Markle zum Altar schreiten sieht. Denn nicht nur die Sterne, auch der Zeitgeist war einst gegen ihn gewesen. Vor sechsunddreißig Jahren lief der Prinz mit einer roten Rose zwischen den Zähnen die Gangway seines Schiffes, der HMS Invincible, hinunter und wurde von seinen stolzen Eltern, der Queen und Prinz Philip, in Empfang genommen.

Damals war er der begehrteste Junggeselle der Welt und obendrein ein hochdekorierter Kriegsheld. Im Falklandkrieg zwischen Großbritannien und Argentinien, bei dem über neunhundert Menschen getötet und mehrere Tausend verwundet wurden, hatte er sein Leben riskiert.

Einige Wochen später, im Oktober 1982, flog Andrew heimlich in die Karibik auf die Privatinsel Mustique, wo die Schwester der Queen, Prinzessin Margaret, ein Anwesen besaß: Les Jolies Eaux. Wie die Presse bald darauf meldete, waren seine amerikanische Freundin, Kathleen »Koo« Stark, Tochter des Hollywoodproduzenten Wilbur Stark, und er unter den falschen Namen Mrs. und Mr. Cambridge gereist.

Als Kathleen 1975 zum ersten Mal nach London kam, stand sie am Beginn einer Karriere als Schauspielerin. Unter der Regie des Möchtegernfilmemachers Graf von Pembroke hatte sie in dem seichten, erotisch angehauchten Teenie-Streifen Emily mitgespielt. Als Fotos erschienen, auf denen Koo nur spärlich bekleidet zu sehen war, brach bei den Massenmedien und sogar bei einigen Mitgliedern des Parlaments eine wahre Hysterie aus.

Die Romanze überdauerte dennoch den Urlaub in der Karibik und auch die ersten Enthüllungen über den Film. Koo wurde der Queen vorgestellt, und Prinzessin Diana fand, Andrew habe eine gute Wahl getroffen. »Koo war sehr nett und Andrew aufrichtig zugetan. Es war schön, sie um sich zu haben. Sie war liebenswürdig und kümmerte sich um ihn, schenkte ihm ihre gesamte Aufmerksamkeit. Sie passten so gut zusammen«, erzählte mir Diana.

Dennoch richtete der Film großen Schaden an. Kathleen wurde als »Sex-Sternchen« abgestempelt, obwohl nichts ferner lag als das. Von dem Moment an war ihre Beziehung mit Andrew zum Scheitern verurteilt. Hätte sie nicht in diesem C-Movie mitgespielt, wäre Kathleen vielleicht nach Wallis Simpson die erste Amerikanerin in der britischen Königsfamilie gewesen.

Meghan Markle hingegen hat Rollen gespielt, in denen sie Kokain schnupft, Hausfrauen die Kunst des Striptease beibringt und Sex in einem Lagerraum hat. In mehreren Staffeln von Suits trat sie so oft halb nackt auf, dass sie sich beschwerte, die Drehbuchschreiber würden ihr solche Szenen offenbar extra auf den Leib schreiben.

(Meghan sollte sich bewusst sein, dass zwar auf Anweisung des Königshauses ihre Website The Tig – auf der intelligente, gut formulierte Artikel zum Thema Gender-Gleichstellung zu lesen waren – aus dem Internet verschwunden ist, zugleich aber Videos, in denen sie ganz und gar nicht prinzessinnenhaft zu sehen ist, weiterhin allgemein zugänglich sind.)

Meghan ist nicht die erste Frau gemischter Herkunft, die in ein europäisches Königshaus einheiratet. Diese Ehre gebührt der in Panama geborenen Angela Brown, nun Prinzessin Angela, des winzigen, aber wohlhabenden Staates Liechtenstein. Doch Meghan ist die erste geschiedene Frau mit afroamerikanischen Wurzeln, die in das Haus Windsor einheiratet.

In Amerika wird über Herkunft und Zugehörigkeit von jeher viel diskutiert – was angesichts der von Sklaverei und Rassentrennung geprägten amerikanischen Geschichte unvermeidlich ist. Im britischen Königshaus hingegen ignorierte man diese Thematik bisher weitgehend.

Als im November 2017 die Verlobung von Harry und Meghan bekannt gegeben wurde, strömten viele Filmfans in die Kinos, um sich Victoria und Abdul anzusehen, den Film über die Freundschaft zwischen Königin Victoria und ihrem indischen Bediensteten Abdul Karim. Seine Gegenwart am Königshof erregte seinerzeit derartigen Aufruhr, dass der Thronfolger Edward VII....