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Fleetenkiller - SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi

Fleetenkiller - SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi

Martin Barkawitz

 

Verlag BookRix, 2019

ISBN 9783739693286 , 230 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,99 EUR

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Fleetenkiller - SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi


 

6


 

„Die Brink hat Haare auf den Zähnen, was?“

 

Koslowski gab diese Worte mit einem Augenzwinkern von sich, während er zusammen mit Melanie in den BMW-Dienstwagen ohne Polizeimarkierung stieg. Die Kommissarin warf ihm einen prüfenden Seitenblick zu. Sie konnte den neuen Kollegen aus dem Ruhrgebiet noch nicht richtig einschätzen, denn schließlich arbeitete sie erst seit einigen Tagen mit ihm zusammen.

Koslowski war groß und hager, sein Blick hatte stets etwas Träumerisches. Melanie hoffte nur, dass er sich im Einsatz nicht als Trantüte erweisen würde. Da brauchte sie einen Dienstpartner, auf den sie sich hundertprozentig verlassen konnte.

 

Und was sollte jetzt diese Bemerkung über Frau Dr. Brink? War Koslowski ein Querulant, der sich unbedingt mit der Chefin anlegen wollte? Obwohl sie zugeben musste, dass ihr die „Neue“ auch nicht gerade sympathisch war.

 

Wahrscheinlich hatte Melanie zu lange mit ihrer Antwort gezögert. Jedenfalls setzte der Kommissar ein jungenhaftes Grinsen auf und fuhr fort: „Bin ich in ein Fettnäpfchen getreten? Bist du vielleicht sogar die Musterschülerin des eiskalten Drachens?“

 

Melanie startete den Motor und runzelte die Stirn.

 

„Wie kommst du denn darauf? Sehe ich wie eine Streberin aus?“

 

„Nee, das nicht. Obwohl, brav wirkst du irgendwie schon. So, wie ich mir die Betschwester einer Freikirche vorstelle.“

 

„Bist du enttäuscht, weil ich keine Netzstrumpfhose trage? Ich besitze so ein Teil, stell dir vor. Aber ich werde sie nicht für dich anziehen. Strafe muss sein.“

 

„Dann werde ich mich eben in mein Schwert stürzen, wie es einem guten Samurai würdig ist.“

 

Melanie schaute Koslowski abermals an, während sie das Auto Richtung Isestraße lenkte. Aber diesmal musste sie grinsen. Der Kommissar fuhr fort: „Ich finde es gut, dass man mit dir herumalbern kann, Melanie. Und das, obwohl du dir so große Sorgen um Heike machst.“

 

Melanie hob die Augenbrauen.

 

„Bist du jetzt nicht nur Samurai, sondern auch noch Hobbypsychologe? Merkt man mir wirklich so stark an, wie sehr mich Heikes Schicksal beschäftigt?“

 

„Man muss kein Seelenklempner sein, um das beurteilen zu können. Heike hat dich schließlich zu ihrem Geburtstag eingeladen. Das hätte sie nicht getan, wenn ihr euch spinnefeind wärt.“

 

Melanie nickte. Vom Polizeipräsidium bis zu Heikes Wohnung waren es nur knapp fünf Kilometer. Sie parkte nun direkt vor dem weiß getünchten Gründerzeit-Mietshaus, in dem Heike wohnte. Koslowski stieg aus und schaute an der liebevoll restaurierten Fassade hoch.

 

„Nobel, nobel.“

 

„In Hamburg zahlst du selbst für eine Bruchbude astronomische Preise. So gesehen hat Heike mit ihrer Wohnung großes Glück gehabt. Apropos: Wo bist du eigentlich untergekommen?“

 

„Warum willst du das wissen? Besuchst du mich dann, in deiner Netzstrumpfhose?“

 

„Träum weiter“, entgegnete Melanie und drückte mit der flachen Hand auf alle Klingelknöpfe gleichzeitig. Sie war Koslowski im Grunde dankbar für seine lockeren Sprüche. Insgeheim fürchtete sie sich nämlich vor der Wahrheit, die vermutlich hinter Heike Steins Wohnungstür auf sie warten würde.

 

Einige Nachbarn waren daheim und betätigten fast gleichzeitig ihre Türsummer. Die beiden Ermittler gelangten ins Haus. Sie zeigten an mehreren Türen ihre Kripo-Ausweise und erkundigen sich nach Heike Stein. Aber kein Zeuge wollte die Hauptkommissarin während der letzten Tage gesehen haben.

 

Melanies Knie waren butterweich, als sie schließlich vor Heikes Wohnungstür stand. Sie klingelte Sturm.

 

„Heike? Hier ist Melanie, verflixt noch mal!“

 

Es drang kein Geräusch nach draußen.

 

„Schlüsseldienst“, sagte Koslowski lakonisch und griff zu seinem Smartphone, um den Auftrag zu erteilen. Dann setzten er und Melanie sich auf eine Treppenstufe. Der Kommissar hielt seiner Dienstpartnerin eine offene Kaugummipackung hin.

 

„Hier, nimm eins. Das beruhigt.“

 

Melanie zögerte kurz, dann griff sie zu.

 

„Solange ich keine Blasen machen muss ...“

 

„Nicht, solange du keine Netzstrumpfhose trägst.“

 

Sie warteten schweigend und kaugummikauend auf den Handwerker. Schließlich hielt Koslowski die Stille nicht mehr aus.

 

„Melanie, ich kenne Heike so gut wie überhaupt nicht. Aber nach allem, was ich über sie gehört habe, muss sie eine verdammt gute Polizistin sein. Sie weiß, wie riskant unser Job ist. Und sie ist zu clever, um sich in eine Falle locken zu lassen.“

 

Die Kommissarin schenkte ihrem Dienstpartner ein trauriges Lächeln.

 

„Netter Versuch, Rüdiger. Aber du bist überzeugender, wenn du über meine Netzstrumpfhose fantasierst.“

 

„Hey, du hast mich eben zum ersten Mal beim Vornamen genannt. Ist das vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?“

 

Bevor Melanie etwas entgegnen konnte, erschien der Mann vom Schlüsseldienst auf der Bildfläche. Sie zeigten ihre Legitimierungen, der Spezialist griff zum Werkzeug und im Handumdrehen war Heike Steins Wohnungstür offen. Die beiden Ermittler zogen ihre Pistolen.

Sie drangen lautlos in die Räume ein. Melanie achtete auf jedes Detail. Nichts deutete auf einen Kampf hin. Das Wohnzimmer war aufgeräumt, im Schlafzimmer war das Bett gemacht. In der Küche stand kein schmutziges Geschirr. Auch im Bad gab es auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches zu sehen.

 

Nur von Heike Stein fehlte jede Spur. Man konnte auch nicht erkennen, ob jemand bei ihr gewesen war.  Koslowski holsterte seine Pistole.

 

„So sauber und aufgeräumt war es bei mir noch nie. Heike hatte doch Geburtstag, nicht wahr? Da hätte ich zumindest irgendwo Kuchenreste, Sektgläser oder Blumen erwartet.“

 

Er zog Latexhandschuhe über und öffnete den Kühlschrank.

 

„Da haben wir es: Nichts drin außer Mineralwasser und Joghurt. Typisch Frau.“

 

„Das will ich überhört haben“, erwiderte Melanie und legte ebenfalls Einweghandschuhe an. Die Spurensicherung würde garantiert mehr finden als Koslowski und sie selbst. Aber - warum sollte die Kriminaltechnik die Wohnung überhaupt auf den Kopf stellen? Noch gab es keine Indizien, die Schlussfolgerungen in Richtung eines Verbrechens zuließen.

 

Ob es doch eine harmlose Erklärung für Heikes Verschwinden gab? Diese Frage stellte sich Melanie wieder und wieder. Aber dann entdeckte die Kommissarin plötzlich einige Rosenblätter. Sie lagen unter der Flurgarderobe, die sich unmittelbar neben der Wohnungstür befand.

Melanie ging in die Hocke, um sich die Pflanzenreste näher anzuschauen.

 

„Rüdiger!“

 

Er kam sofort, nachdem sie ihn gerufen hatte. Melanie deutete auf die Blätter, Aber Koslowski zuckte nur mit den Schultern.

 

„Na und? Dann hat eben Miss Proper beim wöchentlichen Saubermachen ein paar Blätter übersehen.“

 

„Das sind nicht irgendwelche Blätter, sie stammen von einer Rose. Siehst du hier irgendwo einen Rosenstrauß? Ich nicht.“

 

„Und was soll daran verdächtig sein? Dann waren die Blumen eben schon verwelkt und Heike hat sie weggeworfen“, meinte der Kommissar. Doch weder im Biomüll noch im Hausmüll fanden sich Blumenreste, wie sie wenig später feststellten.

 

„Die Blätter sind noch sehr frisch, Rüdiger. Vermutlich stammen sie von einem Strauß, den Heike direkt an ihrem Geburtstag bekommen hat.“

 

„Und dann ist der Rosenkavalier gleich wieder verschwunden und hat nicht nur die Blumen, sondern auch Heike mitgenommen?“

 

Koslowskis Stimme verriet deutlich seine Skepsis. Aber Melanie hatte nun endlich einen Ermittlungsansatz.

 

„So könnte es zumindest gewesen sein. Da wir keine Kampfspuren gefunden haben, wird der Täter unsere Kollegin irgendwie betäubt haben.“

 

„Oder Heike hat ihm vertraut und ist deshalb mit ihm gegangen“, schlug der Kommissar vor.

„Einverstanden, das wäre möglich. Aber warum hat sie dann die Rosen nicht in ihrer Wohnung gelassen? Wenn ich Blumen geschenkt bekomme, dann stelle ich sie sofort in eine Vase. Aber ich entdecke hier nirgendwo Schnittblumen, auch kein Einwickelpapier.“

 

Während Melanie und Koslowski miteinander sprachen, streiften sie weiterhin suchend durch die leeren Räume. Der Kommissar öffnete die Balkontür und trat nach draußen. Der Balkon befand sich unmittelbar über dem Isebekkanal.

 

„Was ist...