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Julia Exklusiv Band 319

Julia Exklusiv Band 319

Susanne James, Rachael Thomas, Jessica Hart

 

Verlag CORA Verlag, 2020

ISBN 9783733715144 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,49 EUR

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Julia Exklusiv Band 319


 

2. KAPITEL

Ihre Nervosität war noch um das Zehnfache gewachsen, als sie am nächsten Abend mit Emma zusammen das Hotel betrat, in dem Santos’ Party stattfand. Emma, ganz aus dem Häuschen, weil sie die Einladung für ein gutes Omen hielt, mischte sich sofort unter die Gäste. Georgina aber blieb zögernd am Eingang der Partylounge stehen. Sie hatte das Gefühl, dass alle sie anstarrten.

Buenas noches, Miss Henshaw.“

Wie aus dem Nichts tauchte Santos vor ihr auf, rasend gut aussehend in einem eleganten Abendanzug mit dezenter Krawatte und Seidenhemd. Der weiße Hemdkragen bildete einen wirkungsvollen Kontrast zu seinem dunklen Teint. Sein Begrüßungslächeln war offen und herzlich, sein Händedruck warm und angenehm. So angenehm, dass Georgina ein Kribbeln im Nacken verspürte.

Los, sag etwas!

„Guten Abend, Mr. Ramirez.“ Zum Glück fiel ihr gerade noch rechtzeitig ein, dass sie so tun musste, als sähe sie ihn zum ersten Mal. „Ich freue mich sehr, dass wir uns endlich einmal kennenlernen.“

Hatte sie zu dick aufgetragen? Santos zog amüsiert eine Augenbraue hoch, die Umstehenden schienen die Ohren zu spitzen. So weit Georgina sehen konnte, war die Crème de la Crème der Londoner Gesellschaft vertreten. Santos Ramirez rief, und alle, alle kamen.

„Bitte, nennen Sie mich Santos.“ Galant hob er ihre Hand an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf, was die Schmetterlinge in ihrem Bauch sofort wieder auf den Plan rief.

Gebannt blickte sie auf seinen dunklen Hinterkopf. Während sie noch überlegte, wie es sich wohl anfühlen mochte, sein dichtes welliges Haar zu streicheln, richtete er sich auf, und ihre Blicke trafen sich.

Reiß dich zusammen, Georgina! Sie wollte ihm ihre Hand entziehen, doch er hielt sie fest, ein verwegenes Lächeln auf den Lippen.

„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.“ Da er sich weigerte, ihre Hand loszulassen, blieb ihr nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben und ihm in die Augen zu sehen. Sein Blick, dunkel und unergründlich, elektrisierte sie.

Sie war weder schüchtern noch auf den Mund gefallen, aber jetzt war sie kurz davor, den Kopf zu verlieren. Wie sollte sie nur diesen Abend überstehen, wenn Santos seinen Charme derart aufdrehte?

Ich muss, sagte sie sich. Emma zuliebe, und presste ihr Abendtäschchen an sich, in dem sich die allernötigsten Utensilien für eine Übernachtung befanden. Sie wusste, sie würde an diesem Abend nicht mehr nach Hause kommen.

Aber Santos Ramirez würde sie nicht in die Knie zwingen! Er zog nur eine Show ab, und was er konnte, das konnte sie schon lange. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

„Was ist so lustig?“ Seine Finger streichelten sanft ihre Handfläche. Sie spürte es bis hinauf in ihre Schulter, ein wohlig warmes Gefühl, das schon lange niemand mehr in ihr ausgelöst hatte.

„Ich bewundere nur Ihre Gentleman-Manieren.“ Mit einem strahlenden Augenaufschlag rückte sie etwas näher an ihn heran. Es fühlte sich gut an. Wie ein prickelnder Flirt. Gefährlich. „Ich bin sicher, die Damenwelt liegt Ihnen zu Füßen.“

Er lachte leise. Seine Finger schlossen sich fester um ihre, sein Blick veränderte sich. Georgina stockte der Atem, als sie pures Verlangen in seinen Augen aufblitzen sah. Sie konnte sich den Signalen nicht entziehen, die sein großer starker Körper aussandte.

„Das ist ganz meine Absicht, querida.“

Als er unvermittelt ihre Hand losließ, fühlte sie sich einen Moment lang verloren wie ein Schiff, das aus dem sicheren Hafen in das offene Meer hinaus treibt.

„Champagner?“, fragte er lächelnd.

Unsicher ließ sie den Blick durch den Raum wandern, bis sie Emma sah, die fröhlich mit einigen Gästen plauderte, Carlo an ihrer Seite. Ein Blick in die leuchtenden Augen ihrer Schwester, und sie wusste wieder, was sie zu tun hatte. Es gab kein Zurück.

Genau wie damals vor fünf Jahren würde sie auch diesmal Emmas Glück an erste Stelle setzen. Sie hatte es einmal getan, sie konnte es wieder tun. Emma durfte nur keinen Verdacht schöpfen.

„Liebend gern“, antwortete sie so zuckersüß, als hätte sie nichts als Flirten im Sinn. „Ein Glas Champagner wäre himmlisch.“ Vielleicht half der Alkohol ja ihrem Selbstbewusstsein auf die Sprünge.

Sie spürte Santos’ Hand im Rücken, als er sie unter den interessierten Blicken seiner Gäste in den Raum hineinschob. Mit zitternden Fingern nahm sie ein Glas Champagner von ihm entgegen. Dabei hatte sie das Gefühl, schon mindestens zwei Gläser getrunken zu haben.

Was hatte dieser mächtige, gut aussehende Großunternehmer nur an sich, dass sie sich in seiner Gegenwart so anders fühlte? So beschwingt und wunderbar lebendig?

Seine Charmeoffensive war einfach überwältigend. Er gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Und äußerst begehrenswert. Wenn er so weitermachte, könnte sie glatt vergessen, dass alles nur Theater war. Es fühlte sich nämlich täuschend echt an. Und noch dazu sehr schön.

Santos konnte die Augen kaum von ihr abwenden, während sie gedankenverloren an ihrem Champagner nippte. Kaum war Georgina auf der Bildfläche erschienen, war ihm klar gewesen, dass er sein Interesse nicht heucheln musste.

Ein Raunen war durch die Menge gegangen, alle Blicke hatten sich auf sie gerichtet, als sie stolz und würdevoll im Türrahmen stand. In einem jadegrünen Kleid aus weich fließender Seide, das weder übertrieben sexy, noch besonders brav war und raffiniert ihre hübschen Kurven betonte. Eine schwarze Stola, lose um ihre Schultern gelegt, lenkte den Blick auf ihr reizvolles Dekolleté. Er konnte sich gar nicht sattsehen an ihrer hellen, matt schimmernden Haut.

Ihr schlanker Hals war bar jeden Schmucks, eine Extravaganz, die sich kaum eine der anderen Frauen leisten konnte, die bei ihr aber großartig aussah.

Auch wenn er seinen Gästen nichts hätte vorspielen müssen, hätte er sie auf jeden Fall angesprochen. Sie löste dasselbe glühende Verlangen in ihm aus wie bei ihrem Auftritt in seinem Büro. Er konnte ihr einfach nicht widerstehen. Schon als er ihre schlanke, feingliedrige Hand in seiner hielt, war ihm siedend heiß klar geworden, dass er diese Frau mehr als jede andere begehrte.

„Ihr Plan scheint aufzugehen“, flüsterte er ihr ins Ohr, den frischen Duft ihrer Haare einatmend.

Sie wich leicht vor ihm zurück. „So, finden Sie?“

Ihr scheuer Blick hätte ihn fast dazu verleitet, ihr sanft über die Wange zu streichen, dabei waren zärtliche Gesten gar nicht sein Stil. Was machte diese Frau nur mit ihm?

„So überzeugend, wie Sie Ihre Rolle spielen, muss man sie Ihnen ja abnehmen.“ Blitzschnell tauschte sie ihr leeres Glas bei einem vorbeikommenden Kellner gegen ein volles aus.

Er durfte nicht vergessen, mit wem er es zu tun hatte. Georgina Henshaw, die reiche junge Witwe, war eine berechnende Frau. Und ebenso geübt darin, ihre Distanz zu wahren, wie er.

Ihr schönes Gesicht zeigte keine Regung, als sie jetzt mit den Augen den Raum absuchte. Erst als ihre Schwester in ihr Blickfeld geriet, wurde ihre Miene plötzlich wachsam. Auch Santos, der ihrem Blick gefolgt war, beobachtete mit Argusaugen, wie Emma sich vertrauensvoll an Carlo schmiegte. Er sah das liebevolle Lächeln auf den Lippen seines Bruders, die strahlende Bewunderung in den Augen der jungen Frau.

Was immer die beiden miteinander verband, es war so stark, dass es quer durch den Raum spürbar war. Die Situation erinnerte Santos an die Zeit, als sein Vater mit Carlos Mutter zusammenkam. Das alte Gefühl von Verlassenheit stieg wieder in ihm auf. Es war, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht. Er selbst blieb außen vor, während Carlo all die Liebe bekam, die er brauchte, um glücklich zu werden.

„Sind die beiden nicht ein schönes Paar?“

Georginas Worte rissen ihn aus düsteren Erinnerungen heraus, in die er nur selten abtauchte. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln.

„Deshalb müssen sie doch nicht gleich heiraten.“

Seine Antwort fiel ungewollt ruppig aus. Vielleicht sollte er sich lieber mit etwas Erfreulicherem befassen. Zum Beispiel damit, wie ungeheuer sexy er die Frau neben sich fand.

„Wollen Sie etwa aus dem Geschäft aussteigen, Mr. Ramirez?“

„Santos“, verbesserte er lächelnd. „Wenn Sie wollen, dass die Sache funktioniert, dann nennen Sie mich Santos.“

Er sah sie an und hatte das Gefühl, sich in ihren Augen zu verlieren wie in einem tiefen dunklen Wald. Sein Blick glitt zu ihren leicht geöffneten Lippen.

Er wollte diese Frau.

Langsam neigte er den Kopf, drückte einen hauchzarten Kuss auf ihren warmen weichen Mund. Ihr Atem vermischte sich mit seinem. Es versprach eine interessante Nacht zu werden, denn es schien, als wollte sie seinen Kuss erwidern. Ihre vollen Lippen gaben bereitwillig unter den seinen nach.

Sein Körper brannte vor Verlangen. So sehr hatte es ihn noch nie erregt, eine Frau zu küssen. Es war überwältigend. Berauschend. Mitreißend. Heißer als alles, was er je erlebt hatte.

Prickelnde Hitze stieg in ihr auf, als Santos ganz leicht mit den Lippen die ihren berührte. Fast glaubte sie, es nur geträumt zu haben. Von Sehnsucht getrieben, schloss sie die Augen und schmiegte sich an ihn, als er den Arm um sie legte.

Im selben Augenblick wurde ihr erschreckend klar, wie sehr dieser Mann sie in der Hand hatte. Er weckte Gefühle in ihr, die sie nie wieder zulassen wollte. Sie musste vor ihm auf der Hut sein.

...