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Skandalöse Verlobung mit Lord Townsend

Skandalöse Verlobung mit Lord Townsend

Kasey Michaels

 

Verlag CORA Verlag, 2020

ISBN 9783733749156 , 264 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,49 EUR

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Skandalöse Verlobung mit Lord Townsend


 

PROLOG

Cooper Townsend stand vor dem Frisiertisch, betrachtete seinen Gesichtsausdruck im Spiegel und sah, wie seine gewöhnlich grünen Augen dunkel wurden. Er musste sich beherrschen, seinen Zorn überwinden, sonst würde er nicht klar denken können.

Außerdem waren ihm die Halstücher ausgegangen, denn seit sein Freund Darby in seinem Ankleidezimmer aufgetaucht war und mit Band zwei der Buchreihe gewinkt hatte, der als Die Chroniken eines Helden im Umlauf war, hatte er bereits das dritte verdorben.

Als wäre es mit Band eins nicht schon genug gewesen: Die tollkühnen und amourösen Heldentaten Seiner Lordschaft Cooper McGinley Townsend. Komplett mit Berichten aus erster Hand über seine außergewöhnlichen Missionen im Kampf gegen die Froschfresser in Englands ruhmvollem Sieg über den Teufel Bonaparte: Band eins.

Band eins hatte wahrhaftig genügt, um ihn binnen vierzehn Tagen in den vermeintlichen Schutz seines kürzlich übernommenen Landsitzes reisen zu lassen, wo, wie er hoffte, Vernunft herrschte (obwohl seine Mutter sich dort aufhielt).

Nur auf Drängen seines Freundes Gabriel Sinclair war er nach London zurückgekehrt, und auch nur für eine Woche, bis zu dem Zeitpunkt, als die Zustellung eines Exemplars des zur Veröffentlichung anstehenden Bandes zwei ihn zurück auf seinen Landsitz getrieben hatte. Doch dieses Mal war er nur so lange geblieben, wie es gedauert hatte, den Großteil seiner neuen Garderobe einzupacken und seiner Mutter vergeblich die Rückkehr nach London mit ihm auszureden. Zum Beginn der „Little Season“ war er bereits wieder in London gewesen, wo er sich im Pulteney Hotel eingemietet hatte.

Eine überstürzte Verlobung mochte vielleicht nicht sämtliche Probleme lösen, wäre jedoch ein Anfang. Die kuppelnden Mamas wurden entschieden zu schlau, und auf diese Weise könnte er sich seine Gattin zumindest selbst aussuchen, statt sie aufgezwungen zu bekommen, weil er eines Morgens neben einer kichernden Debütantin in seinem Bett aufwachte, deren Mutter im richtigen Augenblick ins Zimmer stürmte – mit Zeugen –, um empört auszurufen: „Sie Flegel! Wir bestellen noch heute das Aufgebot!“

Was in Betracht zu ziehen albern und eigennützig erschiene … Sah man davon ab, dass eine ehrgeizige Damsel es bereits bis ins Schlafzimmer seiner Hotelsuite geschafft hatte, bevor Ames sie einfangen und im Foyer absetzen konnte, wo ihre wutschnaubende Mama sie beim Ohr packte und ihr vermutlich den ganzen Weg bis zu ihrer Kutsche ihre Unfähigkeit vorhielt.

Ja, er würde sich selbst vom Markt nehmen. Erst dann wäre er in der Lage, sich auf den Rest zu konzentrieren.

„Hast du das gelesen? Ich habe es erst heute Morgen entdeckt; du hattest das Vergnügen vielleicht noch gar nicht“, sagte Darby Travers, der sich auch Viscount Nailbourne nannte, wenn er Eindruck schinden wollte, und riss sich von der gedruckten Seite los, um Cooper das Büchlein entgegenzustrecken.

„Ja, ich habe es gelesen. Der Täter – ich weigere mich, ihn als Autor zu bezeichnen – war so freundlich, mir ein Vorab-Exemplar zu schicken, als ich letzte Woche in London war. Um Himmels willen, Darby, leg es weg.“

„Noch nicht. Dass du die schöne Maid vor einem Schicksal bewahrst, das schlimmer als der Tod ist, liegt ja auf der Hand, Held, der du bist. Lass mich nur noch den Schluss lesen.“

„Na gut, zumal es leider wichtig ist. Mach schon. Verdammt, Darby … Ich habe nicht gesagt, dass du laut vorlesen sollst.“

Doch der Viscount fuhr einfach fort, mit seiner angenehmen Baritonstimme, in der nun betonte Belustigung mitschwang.

„Die überaus schöne und dankbare junge Dame, deren Name auf immer ein Geheimnis bleiben soll, wandte sich, die kornblumenblauen Augen randvoll mit Tränen wie Diamanten, an unseren bescheidenen und verlegenen Helden und warf sich ihm zu seiner großen Überraschung mit ihrem weichen, wohlgerundeten Körper an die Brust, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sie an sich zu drücken, wobei er das wilde Pochen ihres jungfräulichen Herzens spürte, sah, wie ihre perfekten Brüste sich in rascher Folge hoben und senkten, während sie seine Tugenden, seinen unglaublichen Mut pries, und überwältigt von ihren Gefühlen schrie sie nahezu ekstatisch auf, als sie ihn bei den starken Schultern packte und behauptete, auf deren breiter Ausdehnung könne die ganze Welt Schutz finden, genauso wie eben erst ihr Schicksal, ganz zu schweigen von ihrer Ehre, die sie ihm dann so feierlich zu Füßen legte.“

„Es ist ja noch schlimmer als in meiner Erinnerung“, knurrte Cooper. „Und hat der Mann noch nie von den Verdiensten eines Punktes gehört? Dir ist ja beinahe der Atem ausgegangen, Darby, es sei denn, es lag daran, dass du ‚überwältigt von deinen Gefühlen‘ warst.“

„Ein bisschen von beidem. Du Glückspilz, du!“

Darby hatte Mühe, die letzte Seite des billig gebundenen Büchleins umzuschlagen. Er furchte die Stirn.

„In Kürze folgt Band drei: Mehr Abenteuer und Heldentaten des Barons Cooper McGinley Townsend, seines Zeichens Held, wobei alles offenbart wird, was seinen Charakter und sein verborgenes Wesen betrifft, sei er nun Teufel oder Heiliger.“

Er blickte zu seinem Freund auf. „Das war’s? Mehr kommt nicht? Mein Gott, Coop, nachdem ich all die herrlichen Bemerkungen, die mir durch den Kopf geschossen sind, widerwillig verdrängt habe: Das hier ist nicht gut. Jeder, der auch nur über einen Funken Fantasie verfügt, wird denken, dass du dich an ihrer Tugend schadlos gehalten hast, und, weiß Gott, was der vornehmen Gesellschaft an Intelligenz fehlt, macht sie mit schmutziger Fantasie mehr als wett.“

„Dessen bin ich mir bewusst, ja, danke.“ Coop zerrte sich das misshandelte Tuch vom Hals und warf es Sergeant Major Ames zu, der beim endgültigen Sieg über Bonaparte bei Waterloo sein Adjutant gewesen war und jetzt Anspruch darauf erheben konnte, der grobschlächtigste, zotigste und bankrotteste Kammerdiener in ganz England zu sein.

„Dem Mann gehören die Zehen abgehackt, das steht ihm zu.“ Ames warf Coop ein frisches Halstuch zu. „Um sie ihm dann in den Arsch zu schieben.“

„Ach, Ames, so weit würde ich nicht gehen“, sagte Darby gedehnt, während er einen Ausfallschritt machte und das frische Leinentuch im Flug auffing. „Gewöhnlich ist er ganz erträglich, nur im Moment eindeutig aufgeregt. Komm, Coop, lass dir von mir helfen, sonst müssen wir den Rest unseres Lebens hier in deinem Ankleidezimmer verbringen.“

Zwei hochgewachsene gut aussehende Männer zeigte jetzt der Spiegel. Coop hätte der Engel sein können, blond und hübsch, wie er war, und Darby der dunkelhaarige Teufel, den die schwarzseidene Klappe über dem linken Auge irgendwie noch attraktiver erscheinen ließ.

„Ames meinte meinen anonymen guten Freund“, erklärte Coop, hob grinsend das Kinn und ließ sich von Darby das Halstuch um die hochgestellten Kragenspitzen binden. „Und er hat sich freundlich, wenn nicht gar zivilisiert ausgedrückt. In Wahrheit hat Ames es auf einen ganz anderen Teil der Anatomie unseres Schmierfinken abgesehen. Stimmt’s, Ames?“

„Zuerst einmal müssen wir ihn finden, Mylord, und dann bezweifle ich, dass der Schuft Probleme haben wird, in seine Hosen zu passen, falls Sie wissen, was ich meine.“

„Gib her, bevor du mich erwürgst.“ Coop griff nach einem Ende des Leinentuchs, als Darbys bellendes Lachen auf sein Ohr traf. „Ich bin zurück in die Stadt gekommen, um Hilfe bei meinen Freunden zu suchen, und jetzt ist Gabe nicht nur auf seinen Landsitz zurückgekehrt, sondern hat auch noch dich hier gelassen, was auch unter anderen Umständen alles andere als hilfreich wäre. In meinem Leben ist schon genug aus den Fugen geraten, und du hast eindeutig das Zeug zu einer Landplage.“

„Ich wäre untröstlich, würde ich deine Worte nicht als Kompliment auffassen. Aber bitte: Ich bin eine Landplage, die dir die Krawatte mit geschlossenen Augen – Verzeihung: mit geschlossenem Auge – binden kann. Nun gut, mach, was du willst. Wir geben dem Ding sogar einen Namen. Der Heldenknoten. Das passt, Sergeant Major, meinst du nicht? Ich finde, das Ding sieht aus wie ein Galgenstrick.“

„Du bist ein Witzbold, Darby“, sagte Cooper, während Ames ihm in seine Jacke half. „Du kommst aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Du findest diese Sache urkomisch, wie?“, fragte er. Darby steckte sein Taschentuch wieder ein, nachdem er seine Augenklappe angehoben und eine nicht vorhandene Lachträne abgewischt hatte.

„In den meisten Fällen, nein, wohl kaum, aber den ruhigen, stets gefassten Cooper so verwirrt zu sehen? Ja, ich gebe zu, dass ich meinen Spaß daran habe. Mal ehrlich, Trauerkloß, ist es denn so schrecklich, die Rolle des Helden zugewiesen zu bekommen? Im Moment müssen in ganz Mayfair die jungen Mädchen über ihrer heißen Schokolade seufzen und in Ohnmacht fallen und vor Entzücken ihre winzigen rosigen Zehen krümmen. Ich wiederhole: du Glückspilz.“

Coop und Ames tauschten einen Blick, und der Kammerdiener holte ein gefaltetes Blatt Papier vom Schreibtisch in dem Schlafzimmer, das Coop im Pulteney Hotel bewohnte. „Das hier ist vor Kurzem angekommen, wurde durch die Ritze unter der Tür hindurch geschoben wie eine Nachricht in einem minderwertigen Roman. Nimm es mit ins Foyer, lies es und triff deine Entscheidung. Ich wünsche nur kurz meiner Mutter einen guten Morgen, dann komme ich zu dir“, sagte Coop.

„Ist es zum Lachen?“, fragte Darby und steckte das Papier in die Tasche. „Schon...