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Tiffany Exklusiv Band 77

Tiffany Exklusiv Band 77

Elizabeth Bevarly, Jennifer LaBrecque, Kathleen O'Reilly

 

Verlag CORA Verlag, 2020

ISBN 9783733726928 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,49 EUR

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Tiffany Exklusiv Band 77


 

1. KAPITEL

„Wir müssen damit aufhören, Turner“, flüsterte Becca Mercer in der dunklen Abstellkammer, in die sie und ihr Kollege sich vor dem Stumpfsinn ihres Jobs geflüchtet hatten, um ihrem geheimen kleinen Laster zu frönen. Doch noch während sie die Nachwirkungen ihres verbotenen Handelns genossen, wusste Becca, dass das, was sie sagte, vergebens war. Es würde nicht lange dauern, bis ihr schmutziges Verlangen von Neuem erwachte. Es war, als hätte es ein Eigenleben. Doch vorerst war Becca noch zufrieden und entspannt, und sie schloss die Augen, um das angenehme Gefühl auszukosten.

Um nichts auf der Welt wollte sie auf diese heimlichen Momente mit Turner verzichten. Sie konnte sich glücklich schätzen, jemanden wie ihn zu haben, dessen Lust auf diese verbotenen Handlungen ebenso unstillbar war wie ihre. Mit seinen blauen Augen und dem leicht zerzausten Haar wurde er von vielen Frauen begehrt. Langsam fuhr Becca sich durch die schulterlangen goldbraunen Haare, die noch von dem, was sie gerade getan hatten, dufteten. Sie liebte diesen Duft.

Turner und sie gingen in die winzige Abstellkammer am Ende des Flurs, wann immer der Drang ihrer gemeinsamen Leidenschaft zu groß wurde. Aus heiterem Himmel tauchten sie dann aus ihren gegenüberliegenden Büroabteilen bei Englund Advertising auf, ihre Blicke trafen sich, und sie wussten, dass sie es ganz schnell brauchten. Manchmal, besonders unter Termindruck, mussten sie sich bis zu fünf Mal am Tag in diese Kammer flüchten, so groß war ihr Bedürfnis.

„Wir müssen aufhören mit dieser Heimlichtuerei“, fügte Becca leise hinzu, obwohl sie gleichzeitig das Ende ihrer heimlichen Treffen während der Arbeit fürchtete. „Was ist, wenn uns jemand erwischt?“

„Und wenn schon?“, flüsterte Turner. „Ich habe ohnehin genug davon, es zu verheimlichen. Wir sind erwachsene Menschen und geben einfach einem natürlichen Verlangen nach, mehr nicht.“

„So natürlich ist es nicht“, konterte sie. „Nicht, wenn es dermaßen stark ist. Außerdem geben wir ihm nicht nach, wir erliegen ihm regelrecht.“

Turner murmelte zufrieden etwas und stieß sie mit dem Ellbogen an. „Ja, Süße, und genau so mag ich es.“

„Aber wir müssen aufhören. Es könnte uns den Job kosten. Und es könnte uns persönlich schaden. Es wird allmählich gefährlich.“

„Mag sein, dass es gefährlich wird“, räumte er ein, „aber du kannst ebenso wenig damit aufhören wie ich. Wir haben es versucht, Becca. Das weißt du. Und trotzdem haben wir immer wieder damit angefangen. Seit wir Teenager waren, hat es uns im Griff. Wir können nicht aufhören. Es ist für uns beide eine Sucht.“

Das stimmt, dachte sie, denn sie kannte Turner McCloud so gut wie sich selbst. Sie waren in der ersten Klasse Freunde geworden, als der gemeinsame Anfangsbuchstabe ihres Nachnamens ihnen einen Platz nebeneinander im Klassenraum beschert hatte. Sie entdeckten gleich eine Gemeinsamkeit, da sie beide Brote mit Erdnussbutter und Banane in Star-Wars-Brotdosen mitgebracht hatten. Jahr um Jahr saßen sie Dank der Beliebtheit der alphabetischen Einteilung nebeneinander, was ihre Freundschaft festigte.

Frustriert vom engen Kleinstadtleben in Indiana, legten sie als Teenager das übliche wilde Benehmen an den Tag. Eine Angewohnheit ließ sie nicht mehr los, und sie genossen sie gemeinsam, so oft sie konnten. Sie wussten, dass sie es lieber nicht tun sollten, waren aber unfähig, zu widerstehen. Sie erzählten niemandem davon, aus Furcht, andere würden versuchen, sie zum Aufgeben zu bewegen. Nach der High School besuchten sie gemeinsam die Indiana University und stellten fest, dass ihre Sucht fernab von zu hause nur noch größer wurde. Als Erwachsene fanden sie Arbeit in Indianapolis, sodass sie zusammenbleiben konnten, und da die Großstadt in diesen Dingen toleranter war, fanden sie genug Möglichkeiten und Wege, ihrem Verlangen nachzugeben.

Unglücklicherweise galt das nicht für ihren Arbeitsplatz.

„Erinnerst du dich noch an das erste Mal?“, fragte Turner jetzt. „Es war verboten, und wir wussten, dass wir es nicht tun sollten. Alle warnten uns vor den Gefahren, sagten uns, wir seien zu jung und würden es nicht vertragen. Aber wir haben es sehr gut vertragen, nicht wahr, Becca? Und es war so gut beim ersten Mal, dass wir es gleich noch mal machen mussten. Du warst sogar noch schärfer darauf als ich. Erinnerst du dich?“

Die Augen immer noch geschlossen, ließ Becca die Erinnerungen an jene Zeit an sich vorbeiziehen. Sie waren in ihrem vorletzten Jahr auf der High School gewesen und hatten der braven Schulfeier entfliehen wollen. Nachdem sie eine Stunde durch die Gegend gefahren waren, hatten sie am Ufer des Ohio River angehalten und waren auf den Rücksitz von Turners rotem Camaro geklettert. Der Vollmond glitzerte auf dem Wasser, eine kühle Brise wehte durch das offene Fenster herein, und sie waren beide aufgeregt und gespannt. Eines führte zum anderen, und dann, plötzlich … plötzlich waren sie gefangen von den angenehmsten Empfindungen, die sie je gehabt hatten.

„Und ob ich mich erinnere“, flüsterte sie. „Es war wunderbar. Die meisten Leute behaupten, das erste Mal sei nicht angenehm. Viele kommen damit nicht klar. Aber du und ich …“

Sie brauchte nicht zu Ende zu sprechen, denn sie wusste, dass Turner sich daran noch ebenso gut erinnerte wie sie. Alles in jener Nacht war ganz natürlich gewesen.

„Ich weiß noch, wie du sie herausholtest und ich sie anfasste“, sagte sie andächtig. „Anfangs hatte ich Angst, eine zu berühren, aber als ich sie dann in die Hand nahm, fühlte es sich gut an, sie einfach zu halten und anzusehen. Aus der Nähe hatte ich noch nie eine gesehen. Sie war so lang und glatt. So … verboten. Und es war so aufregend, sie mir in den Mund zu stecken. Ich wollte es und konnte es kaum erwarten, meine Lippen darum zu schließen. Es war herrlich, daran zu saugen, und dann füllte sich mein Mund mit …“

„Ich erinnere mich“, unterbrach Turner sie mit belegter Stimme. „Es war unglaublich an jenem Abend.“ Er inhalierte tief. „Noch eine, Becca“, sagte er heiser, „bevor wir wieder an die Arbeit gehen. Dann überstehe ich den restlichen Tag. Ich brauche es.“

„Na schön. Ich brauche es auch. Dringend.“

„C’mon, baby, light my fire“, sang er leise.

Beccas Herzschlag beschleunigte sich, als sie die Hand ausstreckte. Doch gerade als ihre Finger sich um das Objekt der Begierde schlossen und sie tatsächlich ein Feuer entfachen wollte, wurde die Tür der Kammer aufgerissen, und grelles Neonlicht erhellte ihre dunkle Höhle.

„Was, zur Hölle, ist denn hier los?“, donnerte eine tiefe Stimme.

Und nicht bloß irgendeine Stimme, sondern die von Robert Englund, dem Namensgeber der Firma, für die Becca und Turner arbeiteten. Und wenn es ein Wort gab, um ihren Chef zu umschreiben, dann war es „tugendhaft“. Unter keinen Umständen konnte er gutheißen, wobei er sie ertappt hatte.

Becca blinzelte im grellen Licht und konnte lediglich die rundliche Silhouette ihres Arbeitgebers ausmachen. Die dröhnende Stimme ließ keinen Zweifel an seiner Wut.

„Ach, verdammt noch mal!“, polterte er los. „Macht ihr zwei das schon wieder? Ihr werdet noch das ganze Gebäude niederbrennen. Wie oft muss ich es euch noch sagen? Hier herrscht absolutes Rauchverbot! Und jetzt macht die Zigarette aus.“ Damit stapfte er davon und ließ Becca und Turner in der Kammer zurück.

„Bist du jetzt endlich überzeugt, dass wir aufhören müssen? Oder wäre es dir lieber, wenn wir unseren Job verlieren?“

Becca zupfte sich einen Fussel von ihrem Pullover und schaute Turner zu, wie er im Konferenzraum von Englund Advertising auf und ab lief. Obwohl sich keiner von beiden besonders um die Kleiderordnung der Firma scherte, da sie für ihren Geschmack ein wenig zu konservativ war, hielt Turner sich insgesamt deutlich weniger daran als Becca.

Seine schwarzen Dockers-Schuhe passten nicht ganz zu den Anzügen, auf denen ihr Arbeitgeber bestand, und statt des vorgeschriebenen weißen Hemdes trug Turner ein cremefarbenes Button-down-Hemd. An die Krawattenvorschrift hielt er sich allerdings, nur dass seine Krawatte mit dürftig bekleideten Hula-Tänzerinnen bedruckt war.

Andererseits hing Beccas Kostümjacke ebenfalls an einem Haken in ihrem Büroabteil, und statt einer Bluse trug sie einen Pullover, also steckte auch in ihr noch etwas Rebellisches.

Draußen hatte es leicht zu schneien begonnen, obwohl es erst Mitte November und daher noch viel zu früh dafür war. Zwanzig Minuten waren vergangen, seit Englund sie beim Rauchen in der Kammer erwischt hatte. Zeit genug, um sie beide in sein Konferenzzimmer zu beordern und ihnen eine ordentliche Standpauke zu halten.

Unter anderem hatte er gesagt, er habe vor, sie beide genau im Auge zu behalten, und dass er ihnen kündigen würde, falls er sie noch einmal beim Rauchen erwischen sollte. Becca wollte sich lieber nicht nach einem neuen Job umsehen, denn ihre jetzige Arbeit gefiel ihr trotz der konservativen Kleiderordnung und des Rauchverbots. Und trotz der fehlenden Bereitschaft, mutige neue Werbung auszuprobieren. Und obwohl das Unternehmen ein vorsintflutliches Image hatte und Kreativität eher unterdrückte als förderte. Trotz der lausigen Zuschüsse zur Krankenversicherung und der aggressiven Rezeptionistin. Und trotz des entsetzlich schlechten Kaffees.

Na schön, vielleicht war sie doch nicht so verrückt nach diesem Job. Aber sie war auch nicht scharf darauf, sich nach einem neuen umzusehen, besonders jetzt, wo Weihnachten vor der Tür stand.

...