»Die Nazi-Seele im Visier?« Zum Einsatz der Psychoanalyse im Kampf der Alliierten gegen Hitler-Deutschland - "Jahrbuch der Psychoanalyse 64 (Psychoanalytiker in Kriegs- und Nachkriegszeit) "

Diese Arbeit widmet sich der Frage, auf welche Weise psychoanalytische Ideen im Kampf der Alliierten gegen das Dritte Reich wirksam wurden. Erforscht werden darüber hinaus einige der Behauptungen, die darüber existieren. Es wird gezeigt, wie eine Vielzahl von Studien über die faschistische Psychopathologie, die mit dem Konzept des Über-Ichs arbeiten, von den militärischen Nachrichtendiensten, bei den Planungen und in Empfehlungen für die ›Entnazifizierung‹ der Nachkriegszeit verwendet wurden. Manchmal wurden Freuds Überlegungen unter bestimmten Militärärzten und Regierungsbeamten geradezu verfochten. Dann wiederum wurden sie mit konkurrierenden psychiatrischen und psychologischen Behandlungsmethoden oder anderen Studien zur faschistischen ›Persönlichkeit‹ kombiniert, aber auch von diesen ersetzt. Illustriert wird dies anhand einer Auseinandersetzung mit der Behandlung und den Deutungen, die der stellvertretende Führer der nationalsozialistischen Partei, Rudolf Heß, nach seiner Ankunft in Großbritannien im Jahr 1941 erhielt.