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Darf ich dir mein Herz anvertrauen?

Darf ich dir mein Herz anvertrauen?

Teresa Southwick

 

Verlag CORA Verlag, 2021

ISBN 9783751504331 , 130 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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2,49 EUR

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Darf ich dir mein Herz anvertrauen?


 

1. KAPITEL

„Was willst du denn, ich hatte erst vor Kurzem Sex.“ Calhoun Hart hoffte, dass seine Stimme überzeugend genug klang.

„Ich glaube dir kein Wort.“

„Es stimmt aber.“

Sam Hart musterte seinen jüngeren Bruder aufmerksam, dann schüttelte er lachend den Kopf. „Ich wette, du lügst.“

„Von mir aus kannst du wetten, so viel du willst, du wirst es sowieso nicht herausfinden.“ Cal hatte nun endlich wieder Oberwasser. „Aber mal was ganz anderes – du könntest mir ja eigentlich den Oldtimer überlassen.“

„Den Silver Shadow? Auf gar keinen Fall. Großvater hat ihn mir vererbt, weil er genau weiß, dass ich ihn liebevoll behandele. Außerdem bin ich der Älteste.“

„Gib nicht so an, was sind denn schon neun Monate?“

Sam zupfte seine Fliege zurecht und straffte die Schultern. „Außerdem bin ich zwei Zentimeter größer.“

Auch wenn es scherzhaft gemeint war, Cal ärgerte sich darüber, sich das immer wieder anhören zu müssen. Solange er denken konnte, hatte er im Schatten seines großen Bruders gelebt. Was immer er getan oder sich gewünscht hatte, Sam war ihm stets einen Schritt voraus gewesen.

Sie befanden sich momentan im Bankettsaal des Holden House, eines vornehmen Hotels in Blackwater Lake, Montana. Sam hatte hier am Vormittag Faith Conelly geheiratet, die Besitzerin des Blumenladens in der Innenstadt. Noch nie zuvor hatte Cal seinen Bruder so glücklich gesehen. Er gönnte es ihm von Herzen, obwohl er einen leisen Anflug von Neid nicht unterdrücken konnte.

Offenbar war Sam daran gelegen, auch Cals Sexleben ein wenig Auftrieb zu verschaffen, nachdem sein eigenes nichts mehr zu wünschen übrig ließ.

„Als dein großer Bruder rate ich dir, dass du dir so schnell wie möglich eine Frau suchen solltest.“

„Du kannst wirklich schrecklich penetrant sein. Ich frage mich, wie Faith nur auf dich reinfallen konnte.“

Sams Blick schweifte über die Gästeschar, bis er seine schöne Braut in ihrem bodenlangen Spitzenkleid entdeckte. Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte sie sich um und warf ihm strahlend eine Kusshand zu.

„Phoebe hat ein klein wenig nachgeholfen“, sagte Sam spitzbübisch. „Ich werde sie übrigens adoptieren.“

Phoebe war Faith’ achtjährige Tochter, ein süßes und sehr altkluges Mädchen.

„Ein Grund mehr, dir zu gratulieren“, sagte Cal aufrichtig. „Du bist ein glücklicher Mann.“

„Du nicht“, stellte Sam nüchtern fest. „Du wirst es auch nie werden.“

„Wie kannst du so etwas nur sagen?“

„Weil du immer nur arbeitest. Bis zum letzten Moment wussten wir noch nicht einmal, ob du zur Hochzeit kommst.“

Als Präsident von Hart Energy war Cal eben ein viel beschäftigter Mann. „Aber ich hab’s doch noch geschafft.“

„Du bist aber ohne Begleitung hier, der beste Beweis dafür, dass du zu viel arbeitest.“

In diesem Moment kam Katherine Hart herangeschlendert, die Mutter der beiden. „Cal, sei nett zu deinem Bruder. Heute ist sein großer Tag.“

„Er hat doch angefangen.“ Mit Absicht benutzte Cal die typische Redewendung kleiner Jungs.

Katherine Hart trat zwischen ihre Söhne und hängte sich bei ihnen ein. „Sam, was hast du denn zu ihm gesagt?“

„Dass er ein Workaholic ist.“

„Wenn’s nur das gewesen wäre“, erwiderte Cal und erntete dafür einen warnenden Blick seines Bruders.

Zum Glück fragte ihre Mutter nicht weiter nach. „Ich muss Sam leider recht geben, du arbeitest wirklich zu viel.“ Katherine Hart war noch immer eine wunderschöne Frau und wirkte alterslos in ihrer Eleganz. „Dad und ich haben auch schon überlegt, was man dagegen tun könnte.“

„Ihr macht euch alle unnötig Sorgen. So ist das eben, wenn man eine Firma leitet.“

„Niemand versteht das besser als ich. Trotzdem gibt es wichtigere Dinge im Leben.“

Für Cal nicht, denn sein ganzes Bestreben war es, Hart Energy voranzubringen und zum erfolgreichsten Unternehmen des Familienimperiums zu machen. Vor allem wollte er seinen Bruder Sam übertrumpfen, dem Hart Construction gehörte.

„Hör zu, Mom …“

„Nein.“ Seine Mutter sah ihn beschwörend an. „Mach nicht denselben Fehler wie dein Vater. Er hat mit seiner Arbeitswut beinahe unsere Familie zerstört.“

Cal wusste das alles nur aus Erzählungen, denn er und Sam waren noch zu klein gewesen, als seine Eltern sich vorübergehend getrennt hatten. Katherine hatte sich damals mit ihren beiden Kleinkindern alleingelassen gefühlt und sich daraufhin einem anderen Mann zugewandt, von dem sie schließlich schwanger geworden war. Da Hastings, ihr Mann, sie nicht verlieren wollte, tat er alles, um sie zurückzugewinnen. Er nahm Lincoln, den Halbbruder von Cal und Sam, als seinen eigenen Sohn an, und bald darauf war die Familie wieder glücklich vereint.

„Das kann mir nicht passieren“, erinnerte Cal seine Mutter, „denn ich bin nicht verheiratet.“

„Aber du warst es mal, und wenn du dein Leben nicht änderst, wirst du noch ein einsamer Wolf werden.“

„Mit der Ehefrau hatte ich jedenfalls kein gutes Händchen.“

„Kein Grund aufzugeben. Manche brauchen eben mehrere Anläufe, und angeblich soll es jedes Mal besser klappen.“

„Jeder Mensch braucht das, sonst vertrocknet man.“ Es war vollkommen klar, worauf Sam hier anspielte … auf Cals brachliegendes Sexleben.

„Im Ernst“, sagte Katherine. „Es gibt Studien, die beweisen, dass verheiratete Männer länger leben, und ich möchte nun mal nicht, dass du frühzeitig unter die Erde kommst.“

„Jetzt übertreib mal nicht, Mom.“ An ihrem besorgten Blick merkte er allerdings, dass dies die falsche Antwort gewesen war.

„Wann hast du zuletzt Urlaub gemacht?“

„Da müsste ich in meinem Kalender nachsehen. Können wir die Frage zurückstellen?“

„Nicht nötig, ich habe Shanna gefragt, und die meinte, seit sie in der Firma ist, und das sind bereits vier Jahre, hättest du dir kein einziges Mal freigenommen.“

„Du hast hinter meinem Rücken mit meiner Assistentin geredet?“

„Was ist daran denn so schlimm?“ Katherine sah ihren Sohn herausfordernd an.

„Nichts. Ich wundere mich nur.“ Er konnte es einfach nicht fassen, dass seine Mutter sich über ihn erkundigt hatte. „Aber wenn Shanna das sagt, wird es wohl stimmen.“

„Anscheinend hat sie selbst auch lange keinen Urlaub gehabt.“

„Ich habe eine Idee“, sagte Sam. „Warum nehmt ihr euch nicht beide ein paar Wochen frei, du und Shanna?“

„Ich brauche aber keine Erholung.“

„Mal die Batterien aufzuladen, kann dir nur guttun“, wandte seine Mutter ein. „Dein Vater und ich haben kürzlich erst zwei Wochen auf einer Karibikinsel verbracht. Wir haben in einer traumhaften Villa direkt am Meer gewohnt. Es war einfach fantastisch. Ich gebe dir die Adresse.“

„So etwas ist nichts für mich.“

„Bitte denk mal drüber nach“, beschwor ihn Katherine.

„Bitte, Mom, können wir ein anderes Mal darüber reden? Du hast schließlich selbst gesagt, dass heute Sams Tag ist.“

„Er hat recht, Mom“, sagte Sam. „Faith hat gerade ihren Brautstrauß geworfen, also bin ich gleich mit dieser Strumpfbandsache dran.“ Er schien zu überlegen. „Aber was deinen Urlaub angeht, habe ich einen Vorschlag.“

„Und der wäre?“

„Wir schließen eine Wette ab. Du buchst vier Wochen Urlaub auf der Karibikinsel, und ich wette, dass du es dort nicht so lange aushältst.“

„Natürlich würde ich das, wenn ich es wollte.“

„Okay, dann lass uns doch wetten.“

Die herausfordernde Stimme seines Bruders spornte Cals Wetteifer unweigerlich an. „Worum wetten wir denn?“

„Um den Silver Shadow.“

Cal starrte seinen Bruder entgeistert an. „Um Grandpas Oldtimer?“

Sam zuckte mit den Achseln. „Da du die Wette sowieso verlierst, riskiere ich ja nichts.“

Cal kam es so vor, als wären sie wieder kleine Jungs, begierig, einander auszustechen. Er streckte Sam die Hand entgegen. „Okay, die Wette gilt.“

„Abgemacht.“ Sam schlug ein. „Mom, du bist unsere Zeugin.“

„Gern“, erwiderte Katherine erfreut. „Schaut, da drüben versammeln sich die jungen Männer. Sam, jetzt bist du gefragt, und du, Cal, geh hin und fang das Strumpfband auf.“

„Auf gar keinen Fall.“

„Doch, darauf freue ich mich schon die ganze Zeit.“ Sam rieb sich die Hände. „Ich werfe es dir direkt zu, dann kannst du gar nicht anders als es zu fangen.“

Kurze Zeit später löste Sam das Strumpfband vom Bein seiner Braut und warf es in die Gruppe der unverheirateten Männer. Natürlich fing Cal es auf, so wie es von Sam beabsichtigt gewesen war. Er konnte es ja schlecht fallenlassen, sonst hätte er sich blamiert. Jetzt hielt er das lächerliche Ding aus Satin und Spitze in der Hand. Dem Brauch zufolge war er also der Nächste, der den Gang zum Altar antreten würde.

In diesem Fall hatte Sam also sein Ziel erreicht, doch die Wette würde er verlieren, so viel war klar.

Warum sollte er es nicht vier Wochen lang auf einer paradiesischen Insel aushalten? Er musste sich nur überlegen, womit er sich dort die Zeit vertrieb.

Am ersten Tag seines Urlaubs brach sich Calhoun Hart ein Bein und beschloss deshalb die...