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Gefährliche Liebe in den Rocky Mountains (Flammen der Leidenschaft 2)

Gefährliche Liebe in den Rocky Mountains (Flammen der Leidenschaft 2)

Bella Andre, Lisa Bettenstaedt

 

Verlag Oak Press, LLC, 2022

ISBN 9781950351817 , 400 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR

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Gefährliche Liebe in den Rocky Mountains (Flammen der Leidenschaft 2)


 

KAPITEL 1


NACH COLORADO zu kommen, war ein Fehler gewesen.

Dianna Kelley schlug die Tür ihres Mietwagens zu und stellte das warme Gebläse auf die höchste Stufe, dann legte sie sich die Hände um ihre Oberarme, während sie zitternd auf dem kalten Ledersitz saß.

Als sie heute tagsüber auf dem kleinen Flughafen von Vail gelandet war, hatte zwar pausenlos eine kühle Brise geweht, aber der Himmel war blau und klar gewesen. Doch jetzt am Abend heulte der Wind in den Bäumen, während unheilvolle Wolken einen Schleier aus Regen ausspien, der rasch den Gehweg überschwemmte.

Sie schloss die Augen und unterdrückte eine Welle des Kummers über den heftigen Gefühlsausbruch, den sie gerade mit ihrer jüngeren Schwester in einem geschäftigen Café gehabt hatte. Dianna wusste, dass sie nicht zu viel von April erwarten sollte, aber sie hatte nie aufgehört zu hoffen, dass sie beide endlich wieder zueinander finden würden.

Als sie größer wurde, hatte Dianna sich nach einer kleinen Schwester oder einem kleinen Bruder gesehnt, und als April geboren wurde, hatte sie, die damals acht war, das Baby deshalb mit Liebe überschüttet. Bis zu jenem schrecklichen Tag, an dem ihre Single-Mutter, die leicht zu überfordern und normalerweise pleite war, entschied, dass sie nicht so viele Mäuler füttern konnte und so die vierjährige April dem Staat überließ.

Kaum 18 geworden, begann Diana darum zu kämpfen, April aus dem System der Pflegefamilien zu befreien, aber es vergingen vier Jahre, bis sie ihre Schwester wieder nach Hause bringen konnte.

In den zehn Jahren, die sie getrennt waren, hatte April sich verändert. Das unschuldige, fröhliche, wissbegierige Mädchen, das sie einst gewesen war, war verschwunden. An ihre Stelle war eine abgebrühte, obszöne 14-Jährige getreten, die viel zu viel gesehen und erlebt hatte.

Dianna umklammerte das Lenkrad fester mit ihrer Hand, als sie sich daran erinnerte, wie April immer auf sie losgegangen war, sie beschuldigt hatte, ihr Leben zu ruinieren und jede ihrer Bewegungen wie ein Gefängniswächter zu kontrollieren. All die Jahre, in denen April auf der Highschool war, hatte Dianna versucht, ihre Schwester zu beschützen. Vor gemeinen Mädchen in ihrer Klasse, die beim Schikanieren der neuen Mitschülerin so richtig aufblühten, vor den süßen Jungen in ihrer Klasse, die ihr das Herz brachen, weil sie es einfach zuließ, und vor den Lehrern, die nicht verstanden, dass April mehr Geduld und Aufmerksamkeit brauchte als Kinder mit einer normalen Kindheit.

Aber es hatte sich als unmöglich erwiesen, ihre kleine Schwester zu beschützen.

Als sie im Laufe der Jahre von einem schlaksigen Teenager zu einer umwerfenden jungen Frau heranwuchs, zog April sich immer weiter in sich selbst zurück. Sie weigerte sich nicht nur, mit Diana über ihre verschiedenen Pflegefamilien zu reden, sondern auch mit einer Reihe von Therapeuten. Als April sich schließlich ihren Highschool-Abschluss erkämpft hatte, waren sie nichts weiter als zwei Fremde, die sich ein paar Mal pro Woche am Kühlschrank begegneten.

In den zwei Jahren seit ihrem Abschluss war April von Teilzeitjob zu Teilzeitjob und von einem Freund zum nächsten gesprungen, und Dianna hatte befürchtet, April würde schwanger werden und zu guter Letzt einen dieser Loser, mit denen sie zusammen war, heiraten. Oder ihn nicht heiraten und als mittellose Single-Mutter in einer Wohnwagensiedlung enden, wie es bei ihrer eigenen Mutter geschehen war.

Dianna kniff die Augen zusammen und schaute an den Scheibenwischern vorbei in den strömenden Regen, während sie in Gedanken noch einmal den Moment durchlebte, in dem sie vor drei Monaten von der Arbeit nach Hause zurückgekehrt war und Aprils Schlüssel auf dem Küchentisch gefunden hatte. Sie war in Aprils Zimmer gerannt und hatte festgestellt, dass die Lieblingsjeans und -tops ihrer Schwester zusammen mit ihrer Sporttasche verschwunden waren. Wenigstens hatte sie ihre Zahnbürste mitgenommen.

Über sieben schrecklich lange Tage hinweg hatte sie auf Nachrichten darüber gewartet, wo ihre Schwester war und wann – ob – sie zurückkommen würde. Schließlich hatte April eine Mitteilung auf Diannas Handy hinterlassen, als diese gerade ihre Live-Sendung für das Fernsehen drehte und unmöglich antworten konnte. Sie sei in Colorado und es gehe ihr gut. Sie hatte weder eine neue Nummer noch eine Adresse hinterlassen.

Immer wieder hatte Dianna in den letzten drei Monaten versucht, sich einzureden, dass ihre kleine Schwester einfach eine Selbstfindungsphase durchmachte. Schließlich war es für 20-jährige Frauen normal, dass sie Neues ausprobieren, aus ihren Fehlern lernen und im Leben vorankommen wollten, oder nicht?

Aber an Aprils Leben war nichts normal. Schließlich war sie zehn Jahre lang im staatlichen Pflegesystem von einer Familie zur nächsten gewandert. Dianna konnte es nicht ertragen, dass sie nicht in der Lage war, über ihre Schwester zu wachen, sie hasste die Gewissheit, dass sie ihr keine Sicherheit geben konnte.

Als April also endlich anrief, um Dianna zu fragen, ob sie für ein Treffen nach Vail kommen konnte, war es für Dianna unmöglich gewesen, sich die Chance auf ein Wiedersehen mit April entgehen zu lassen, obwohl es nicht leicht war, ihre Interviews so kurzfristig zu verschieben.

Doch statt sich näherzukommen, hatten sie gestritten. Und April war aus dem Café gestürmt und hatte Dianna sitzen lassen. Sodass diese sich voller Hilflosigkeit gefragt hatte, wie sie ihre Schwester wohl dieses Mal retten konnte.

Die Scheiben des Mietwagens waren vollkommen beschlagen, also drückte Dianna auf die Heizungstaste, aber sie funktionierte nicht. Sie zog eine Packung Taschentücher aus ihrer großen Ledertasche, wischte die Windschutzscheibe kreisförmig ab und fuhr langsam auf die Straße, während murmelgroße Hagelkörner auf ihr Auto prasselten. Alle paar Sekunden trat sie auf die Bremse und wischte die Feuchtigkeit von der Frontscheibe.

Ihre Vorsicht riet ihr zum Umkehren, doch alles, was sie wollte, war, wieder zu Hause in San Francisco zu sein und, eingehüllt in eine weiche Decke, mit einem Roman auf ihrer Couch zu liegen. Unter den gegebenen Umständen wurde es knapp, wenn sie für ihren Flug rechtzeitig am Flughafen sein wollte.

Die zweispurige Straße, die von Vail zum Flughafen führte, war schmal und kurvig, und sie überlegte ernsthaft, ob sie nicht besser an die Seite fahren und umdrehen sollte, um sich ein Hotel in der Nähe zu suchen, in dem sie das Ende des Unwetters abwarten konnte. Stattdessen holte sie tief Luft, schüttelte die bösen Vorahnungen ab, die sie mit sich herumtrug, seit April nach Colorado gezogen war, und wechselte zu einem Radiosender mit Popmusik.

Ich reiße Fenster aus und trete Türen ein

Ich schaue unter die Dielen

In der Hoffnung, dass ich noch etwas finde

Hör mir jetzt zu, denn ich schreie auf

Halt mich nicht fest, denn ich breche aus

Wartend stehe ich hier

Ausgestreckt

Ausgestreckt

Ausgestreckt nach mehr

Ihre Kehle schnürte sich zu, als ihr auffiel, dass es einer der Songs war, die April immer wieder in ihrem Zimmer gehört hatte. Wie sensibel ihre kleine Schwester offensichtlich unter ihrer dicken Rüstung war, wenn ihr so ein herzzerreißendes Lied wie dieses gefiel … Und wie schwer es ihr fallen musste, ihre wahren Gefühle vor allen zu verbergen. Besonders vor ihrer großen Schwester, die sie mehr als alles andere liebte.

Doch der Tag war schon emotional genug gewesen, ohne dass irgendein Song sie zum Heulen brachte, also richtete sie ihren Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf das Radio, um es auszuschalten. Als sie ihre Augen zurück auf die Straße lenkte, wurde sie vom hellen Scheinwerferlicht eines entgegenkommenden Autos überrascht. Vorübergehend geblendet wich sie dem Licht aus.

Zu spät bemerkte sie, dass das Einzige zwischen ihr und den Scheinwerfern eine Felswand war.

Dianna schrie auf, als das entgegenkommende Auto die vordere Stoßstange ihres Mietwagens rammte, instinktiv verspannte sie sich in Erwartung eines weiteren Aufpralls, als sie sich im Kreis drehte. Die Airbags explodierten, weißes Pulver und dickes klebriges Material flogen durch die Luft. Trotz ihres Sicherheitsgurts prallte sie so heftig gegen die straffen Luftsäcke, dass ihr der Atem aus den Lungen gepresst wurde.

Oh Gott, sie erstickte!

Sie riss und zog am Airbag, versuchte, ihn von ihrem Mund und ihrer Nase zu entfernen, doch sie konnte ihm nicht entkommen. Ein akuter Schmerz durchfuhr sie von oben bis unten. Und doch wurde sie nicht ohnmächtig, sie konnte den Ort der Betäubung, an dem alles gut sein würde, nicht finden.

Endlich, nach gefühlten Stunden, fand sie jemand: ein Sanitäter der Feuerwehr mit pechschwarzem Haar und wunderschönen blauen Augen.

„Alles wird gut“, sagte er. „Ich werde mich um dich kümmern.“

Als sie zu ihm aufschaute, ähnelten seine Züge und seine Augen- und Haarfarbe so sehr dem Gesicht von Sam MacKenzie, dass sich seine Worte sich in ihrem Kopf und in ihrem Herzen überschlugen und sie jäh in einen anderen Autounfall zurückversetzt wurde – in einen, der ihr alles genommen hatte.

Sie hatte so ein Verlangen nach chinesischem Essen, dass sie in die Stadt gefahren war, um sich welches zu holen. Doch nachdem sie den ganzen Vormittag lang erbrochen hatte, war sie so ausgehungert, dass sie es nicht schaffte, vom Parkplatz zu fahren, ohne von dem Mu-Shu-Schweinefleisch zu kosten.

Sie hatte die Pflaumensoße mit den Fingern mit dem Kohl...