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meditationyoga playbook - Wie wir uns mit Yoga und Meditation persönlich weiterentwickeln

meditationyoga playbook - Wie wir uns mit Yoga und Meditation persönlich weiterentwickeln

Martin Woznica, Frank Schmidt, Martin Woznica

 

Verlag epubli, 2022

ISBN 9783754939505 , 201 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

9,49 EUR

Mehr zum Inhalt

meditationyoga playbook - Wie wir uns mit Yoga und Meditation persönlich weiterentwickeln


 

 


Motivation und Prioritäten


 

Wer im alten Indien, Yoga gleich welcher Art lernen wollte, ging zu einem Lehrer (guru). Ob der das Ansinnen akzeptierte, hing davon ab, wie ernst es dem Schüler war und wie glaubhaft er seine Motivation machen konnte. Akzeptierte der Lehrer den Schüler, begann eine lange, intensive Beziehung (gurukula). Dabei musste der Schüler dem Lehrer in vielerlei Hinsicht dienen, als Gegenleistung für das erhaltene Wissen. Geld war nicht im Spiel, dafür eine Menge Anstrengung und Motivation.

 

Heute sind die Gründe, die Menschen zum Yoga treiben, ebenso vielfältig, wie die Intensität, mit der sie es praktizieren. Viele suchen einfach etwas Entspannung, um so das Hamsterrad des Alltags zu verkraften. Dafür ist man gerne bereit, etwas zu bezahlen. So ist in unserer Welt Yoga zu einem ganz normalen Business geworden. Aber es gibt auch einige, die tief nach innen blicken wollen.

 

 

In jedem Fall ist es inzwischen schwierig, von "dem Yoga" zu sprechen, weil alle etwas anderes darunter verstehen. Orientiert man sich an der ursprünglichen Idee, ahnt man, dass nicht überall yoga drin sein muss, wo Yoga draufsteht. Irgendwo sollte dieses „sich ins Joch spannen“ schließlich auch sichtbar werden. Nicht als archaische Askese, sondern schlicht als eine der eigenen Erkenntnis folgende Selbstbeschränkung oder Disziplin. Und die entsprechende Erkenntnis zu entwickeln, ist selbst bereits Teil des Weges.

 

Dass es zu so einem Sammelsurium an Yogas gekommen ist, mag teilweise dem Zeitgeist geschuldet sein. Einen mindestens ebenso großen Anteil dürfte der Stille-Post-Effekt haben.

 

Werden wir uns also bewusst, welche verschiedenen Motivationen uns wirklich antreiben, Yoga und Meditation zu machen. Wie haben sie sich über die Zeit verändert und was erwarten wir davon, welches Ziel hatten oder haben wir vor Augen?

 

 

 

Weiterentwicklung


 

Yoga begegnet uns im Alltag in den verschiedensten Formen mit weitgefächerten Angeboten. Die Angebotslandschaft spannt sich zwischen den Polen unterschiedlicher Begriffe auf, die Yoga dabei charakterisieren.

 

An einem Ende begegnen uns beispielsweise Angebote, die rein kommerziell und fitnessorientiert sind, also auch nur auf den Körper blicken. Hier wird Yoga ganz selbstverständlich mit Hatha-Yoga gleichgesetzt. Am anderen Ende der Angebotsskala sehen wir die körperliche Entwicklung eingebettet in ein viel umfassenderes Programm zur persönlichen Weiterentwicklung. Die kommerzielle Ausrichtung ist dabei weniger dominant, in seltenen Fällen sogar gar nicht vorhanden. Hinzu kommen sicher noch einige weitere Eigenschaften, zwischen denen sich das weite Feld der Yogalandschaft aufspannen lässt, beispielsweise Spaß oder Ernsthaftigkeit, Entspannung oder Anstrengung, metaphysisch begründet oder wissenschaftlich.


 

 

 

Stille-Post-Effekt


 

Übersetzungen


 

Das Wissen der alten Yogis hat einen langen Weg zurückgelegt, um zu uns zu gelangen. Auf diesem Weg liegen einige Hürden, die immer wieder neu überwunden werden müssen. Zu diesen zählen Übersetzungen von einer Sprache in eine andere oder die Übertragung von einer Lebenswelt in eine andere. Beide Hürden bergen die Gefahr von Verzerrungen, ganz ähnlich wie beim Kinderspiel "Stille Post". Die Botschaft, die dabei von Ohr zu Ohr weitergeflüstert wird, ist am Ende nicht mehr dieselbe wie am Anfang. Viele kleine, oft nur unbedeutende Veränderungen sorgen im Extremfall für eine vollkommen andere Botschaft. Warum sollte das nicht auch für das überlieferte Wissen zu Yoga gelten?
 

 

Zwei Hürden
 


Sprache
Der Transfer von einer Sprache in eine andere erfordert eine Übersetzung. Die Texte, die aus dem alten Indien zu uns gelangen, haben oft sogar mehrere Übersetzungen hinter sich, wurden beispielsweise von Sanskrit ins Englische und dann erst ins Deutsche übertragen. Immer wieder gibt es in der einen Sprache Worte, die die andere so nicht kennt oder für die es hier mehrere Begriffe gibt. Beide Möglichkeiten können zu subtilen Veränderungen der ursprünglichen Bedeutung führen.

 

Begriffe, Modelle, Konzepte
Die sind eingebettet in das Wissen und Weltverständnis der jeweiligen Zeit. Wollen wir die Konzepte der alten Inder verstehen, müssen wir also das dazugehörige Wissen und Weltverständnis der damaligen Zeit beachten.

 

 

 

Tiefer tauchen


 

Stille-Post-Effekt


 

Stellen Sie sich vor, Sie wollten jemandem die Art der Berge schildern, die Sie in Ihrem Asienurlaub gesehen haben. Ihrem Nachbarn zu Hause in Tirol werden Sie vielleicht sagen, dass die Berge in Ihrem Urlaubsort so ähnlich aussahen wie im Stubaital, jedoch mit einem anderen Pflanzenbewuchs. Mit wenigen Worten erzeugen Sie so bei Ihrem Nachbarn ein Bild, das tatsächlich den Gegebenheiten entspricht. Ihr Nachbar hätte zusätzlich die Möglichkeit zurückzufragen, ob die Pflanzen denen um Innsbruck herum gleichen oder eher jenen, die man auf den Bergen bei Oberammergau findet. Eine kurze Antwort Ihrerseits würde das Bild, das Ihr Nachbar vor seinem inneren Auge sieht, schnell noch etwas näher an das tatsächliche heranrücken. Das alles funktioniert deshalb so einfach und zuverlässig, weil Sie beide über ähnliches Wissen in Form von Erfahrungen und Vergleichsobjekten verfügen.

 

Ganz anders verhält es sich, wenn Sie Ihre Urlaubseindrücke einer Person in Holland schildern wollten, von der Sie wüssten, dass jene Person niemals Berge besucht und in irgendwelchen Filmen oder Bildern gesehen hätte. Sie würden sich wahrscheinlich schwertun, bei Ihrem Gegenüber ein wirklich den Gegebenheiten entsprechendes Bild zu erzeugen, zumal der kaum etwas durch geeignete Rückfragen dazu beitragen könnte. Sie beide besitzen in diesem Fall einfach keinerlei Erfahrungen und Vergleichsobjekte, an die der jeweils andere gedanklich andocken könnte!

 

Je weniger solcher Andockstellen Sie haben, umso mehr wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Bild, welches Sie gesehen haben, verzerrt beim anderen ankommt. Genauso verhält es sich bei den Bildern, die von den alten Yogis zu uns herüber gelangen. Stellen Sie sich nur einmal vor, was so ein alter Yogi vor seinem inneren Auge sehen würde, wenn Sie ihm beschreiben wollten, was ein Flugzeug ist, ein Handy oder ein Gehirnscanner. Aber nicht nur das schlichte Wissen ändert sich, auch die Lebensumstände und die damit verbundenen Regeln. Werden die Regeln einfach so in eine andere Zeit übernommen, kann es sein, dass sie ihre Berechtigung verloren haben. Das verdeutlicht ein Leitfaden für „gutes Benehmen“, den Adolph Knigge im 18. Jahrhundert formulierte. Unter anderem sollte die Dame immer rechts vom Herrn gehen. Während er ihr in einem schmalen Treppenhaus, wenn kein Platz für zwei bestand, keinesfalls folgen, sondern vorausgehen musste. Auch heute noch wähnt sich so mancher Zeitgenosse im richtigen Verhalten, wenn er Knigges Regeln befolgt. Doch der Freiherr Knigge hatte seine Gründe. In seiner Welt trugen die Herren links einen Degen und die Damen ausladende Röcke. Ging sie also links neben ihm, kamen Degen und Rock sich ins Gehege. Und folgte er ihr im Treppenhaus, ermöglichte ihm das ein Blick auf ihre Wade, was einem frühen Upskurting gleichkam. Wenn aber heutzutage ein Mann aus Höflichkeit jeder Frau im Treppenhaus voraneilt, entbehrt das jedem tieferen Sinn. Das zeigt, wie problematisch es sein kann, überlieferte Verhaltensregeln ohne Berücksichtigung der Lebensumstände beizubehalten. Und der Sprung vom alten Indien in unsere heutige Welt dürfte um einiges größer sein als der von Freiherr Knigge zu uns.

 

Hinzu kommt, dass der Yogi und Sie ja nicht dieselbe Sprache sprechen, es also einer Übersetzung bedarf, was zu weiteren Missverständnissen führen kann. Ein Beispiel ist das Sanskrit Wort "citta". Es kann sowohl mit Geist als auch mit Bewusstsein übersetzt werden. Das ist aber noch nicht alles. Nach dem Indologen Heinrich Zimmer bezeichnet citta alles, was durch den Geist erfahren und getätigt wird, zum Beispiel beobachten, denken und beabsichtigen. Georg Feuerstein, ebenfalls Indologe, ergänzt, dass citta in den klassischen Texten als Sammelbegriff für verschiedenste innere Prozesse benutzt wird, die etwas mit Aufmerksamkeit zu tun haben.

 

Zusätzlich zu diesen doch recht unterschiedlichen Übersetzungsmöglichkeiten kommt nun noch ein verändertes Weltwissen. Sigmund Freud und die Entstehung der Psychologie als Wissenschaft haben unser heutiges Verständnis von Bewusstsein und Geist zweifellos mitgeprägt. Dürfen wir dieses Verständnis jetzt einfach auf das citta der alten Inder übertragen? Ganz abgesehen davon, dass Bewusstsein und Geist, zumindest in unserem...