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Karmische Krankheiten - Wie wir sie erkennen, verstehen und überwinden

Karmische Krankheiten - Wie wir sie erkennen, verstehen und überwinden

Daniel Meurois

 

Verlag Verlag Die Silberschnur, 2022

ISBN 9783969339640 , 208 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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14,99 EUR

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Karmische Krankheiten - Wie wir sie erkennen, verstehen und überwinden


 

Kapitel II


Vom Körper zur Psyche


Zum zweiten Mal klopfte Suzanne nun an meine Tür; auch diesmal war sie, ohne zu zögern, Hunderte von Kilometern gefahren, um zu der Sitzung zu kommen, was zeigte, wie hoch ihre Motivation war. Ich erinnerte mich noch sehr gut an die erste Lesung der Aura drei Monate zuvor: Damals war sie wegen eines Ekzems zu mir gekommen, das ihr schon seit Jahren Probleme bereitete. Oft litt sie auch an Schmerzen in den Knien, die sich anscheinend nicht klar diagnostizieren ließen und bei denen alle bisherigen Behandlungen versagt hatten.

Die Untersuchung der Aura hatte bei jenem ersten Treffen die Existenz einer mentalen Kristallisation enthüllt, in anderen Worten, das Vorhandensein einer ‘Gedankenform’, deren besondere Struktur und Färbung auf ein Schuldgefühl hinwiesen.

Ein Schuldgefühl, das bewusst sein kann oder auch nicht, findet sich im karmischen Kontext sehr oft. Die durch die mentale Ausstrahlung vermittelte Gedankenform ist manchmal so klar, dass sie wie ein Medaillon inmitten der Lichtausstrahlung hervortritt. Ich benutze diesen Ausdruck gerade deshalb, weil es häufig vorkommt, dass man darauf ein Gesicht erkennen kann, das sich offensichtlich auf die Person bezieht, mit der das Problem zusammenhängt. Wenn das Vorhandensein solcher Erscheinungen besonders intensiv ist, bezeichne ich sie bisweilen als ‘mentale Zysten’, weil sie einer fixen Idee so stark ähneln. Diese feinstofflichen Zysten führen fast immer zu irrigen Einstellungen im täglichen Leben und sind die Ursache zahlreicher gesundheitlicher Beschwerden und Probleme.

In Suzannes Fall konnte ein energetischer Kontakt zwischen der Gedankenform und ihren Knien beobachtet werden. Um dem Problem auf den Grund zu gehen, galt es also, den Auslöser des Schuldgefühls herauszufinden, obwohl sich auf dem entsprechenden ‘Medaillon’ kein Gesicht und auch keine Figur erkennen ließen. Es bewegte sich jedoch ständig im Grenzbereich zwischen mentaler Aura und kausaler Aura hin und her, was darauf hindeutete, dass der ursprüngliche Grund für die Störung vermutlich sehr weit in die Vergangenheit zurückreichte und dass eine einzige Komponente in diesem Leben (wie die Gedankenform belegte) dazu geführt hatte, dass der Körper nun auf seine Weise um Hilfe rief.

Daher war das Ziel unseres zweiten Treffens, das karmische Gedächtnis von Suzanne zu erforschen. Vielleicht würden wir dabei auch die Erklärung für das Ekzem finden. Zumindest hofften wir das, allerdings ohne allzu große Erwartungen damit zu verbinden. Im Übrigen hatte ich Suzanne schon vorbereitet: “Wir können bei der Suche auf der kausalen Ebene nichts mit absoluter Sicherheit planen und dabei auch nichts erzwingen. Unser innerstes Wesen entscheidet selbst, wann der richtige Moment gekommen ist und ob es machbar ist.”

Zum Glück für Suzanne war es der richtige Tag. Kaum waren alle Voraussetzungen geschaffen, breitete sich vor meinen Augen die Leinwand aus weißem Licht aus, was immer zuerst geschieht, bevor ich in die Zeit blicken und darin lesen kann. Ich schaute in die Leere, die sich vor mir ausbreitete und in dieser Leere oder besser gesagt in diesem bodenlosen Licht kam es plötzlich zu einer Bewegung. Schließlich tauchten ein Szenario und Formen darin auf. Wie immer begann ich, die Szenen in ihrer Abfolge zu beschreiben.

Autopsie eines Schuldgefühls


Ich sehe ein Kloster, einen Kreuzgang mit schönen steinernen Säulen, gekrönt von kunstvollen Kapitellen. Es ist warm. Die Sonnenstrahlen streifen die Mauern und tauchen einen kleinen Innenhof mit seinen Rosenstöcken und einem Brunnen in helles Licht. Ich sehe Nonnen, viele Nonnen. Ich sehe alles mit den Augen einer Nonne. Sie ist noch jung, und jetzt erahne ich ihr Gesicht. Sie ist angespannt, geht schnell. Sie meidet das Grüppchen der anderen und öffnet jetzt einen winzigen Türflügel, der in eine viel größere, sehr viel schwerere Kirchentür mit schmiedeeisernen Verzierungen eingelassen ist.

Die Kirche ist nicht sehr groß. Die Sitzreihen stehen hintereinander. Es ist kalt hier. Ist sie gekommen, um zu beten? Nein. Die Nonne geht mit flinken Schritten voran, so schnell sie kann, und schaut sich um, als ob sie fürchte, gesehen zu werden. Rechts vom Chor, unter einem mit Fresken bemalten Gewölbebogen, ist noch eine Tür. Die Frau drückt die Türflügel auf und schließt sie wieder hinter sich. Sie will vor allem keinen Lärm machen, Lärm fürchtet sie am meisten … Aber hier hallt alles, das kommt noch zu ihrer ängstlichen Anspannung hinzu. Zunächst folgt sie einem Gang, dann biegt ein anderer nach rechts ab. Sie folgt ihm. Winzige Öffnungen lassen hier nur wenig Tageslicht herein: Ich spüre, dass sie das beruhigt. Und schließlich … eine Tür auf der Rechten, halb verdeckt von einem Vorhang. Die Ordensschwester öffnet sie.

Hinter der Tür erkenne ich einen Mann in einem sehr dunklen Raum. Er hält sich in einer Ecke auf, als ob auch er nicht gesehen werden wollte. Es ist ein Priester. Ich weiß nicht genau, aus welcher Zeit sein Talar stammt, aber sicher aus einer weit zurückliegenden. Er ist weit, aus Samt, mit einem riesengroßen weißen Spitzenkragen.

Die Atmosphäre ist merkwürdig, gleichzeitig bedrückend und prickelnd, eine Mischung aus Wachs, Weihrauch und Jasmin. Jetzt scheint alles klar, alles ist deutlicher: Die beiden umarmen sich. Sie sind voller Leidenschaft … Sie lieben sich.

Aber plötzlich bricht die Szene ab, wird abgelöst von anderen, fast identischen Bildern. Ein heimliches Treffen folgt auf das andere, immer am selben Ort, immer und immer wieder … Mir scheint das monatelang, vielleicht jahrelang so weiterzugehen …

Die junge Nonne ist jetzt in ihrer Zelle. Ich schaue immer noch mit ihren Augen, während gleichzeitig etwas in meinem Bewusstsein weiterhin außerhalb von ihr und unbeteiligt bleibt. Ich sehe sie auf einem schmalen, einfachen Holzbett sitzen. Sie trägt eine Art Nachthemd aus grobem Leinen und schluchzt. Mit einer automatischen Geste reibt sie sich die Unterarme, die Schultern mit dem rauen Stoff, der diese bedeckt. Was für ein Schmerz!

Noch einmal wechselt die Szene, als ob das Gefühlsgedächtnis, das dies alles zusammengetragen und gespeichert hat, Zeitsprünge machen würde.

Wir sind in einer kleinen Stadt am Hang eines Berges oder eines Hügels. Nur wenige kleine Läden, Bürgerhäuser entlang einer mit Steinen gepflasterten Straße, die aufwärts führt und ganz aus Treppenstufen besteht. Da sind Männer und Frauen, die die Treppen auf Knien hochrutschen, andere gehen einfach nur spazieren. Die Kleidung erinnert mich an die Renaissance. Bei der Sprache scheint es sich um eine Art Italienisch zu handeln. Auch hier ist wieder die Nonne, im Zentrum all dessen, was ich sehe. Ihr Kleid ist schmutzig, auch sie bewegt sich auf den Knien die Treppe aufwärts. Ich ahne, dass diese Treppe sehr lang, gewunden, unendlich ist und wahrscheinlich zu einer Wallfahrtskirche führt. Wie viel Traurigkeit liegt im Blick der Nonne, und wie gealtert sie erscheint!

Auf der Suche nach Parallelen


Das Lesen der kausalen Aura von Suzanne wurde, wie in den meisten Fällen, plötzlich unterbrochen. Aber wir hatten ja auch schon sehr viele Informationen zusammen! Der Moment war gekommen, Bilanz zu ziehen, alles zusammenzufassen, um die Ereignisse verstehen zu können. “Warten Sie mal”, sagte Suzanne zu mir, noch bevor ich mit der Zusammenfassung beginnen konnte. “Ich bin so durcheinander … Mein jetziger Mann ist ein ehemaliger Priester. Er hatte den Orden schon verlassen, bevor er mich kennenlernte, aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, hat mein Ekzem im Jahr unserer Heirat begonnen. Auch bin ich in einer Nonnenschule erzogen worden. Ich hatte immer den Eindruck, da drinnen zu ersticken. Ständig befand ich mich im Konflikt mit ihren starren Sichtweisen und Vorstellungen über die Welt und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Trotzdem …”

“Trotzdem was?”

“Trotzdem hatte ich, als ich meinen späteren Mann kennenlernte, sofort den Eindruck, irgendwie einen Fehler zu machen. Das war dumm, aber ich konnte nichts dagegen tun. Oft dachte ich, dass ich ihn vielleicht von seinem Weg abbrachte, was ganz offensichtlich falsch war. Tatsächlich wird mir im Nachhinein klar, dass ich mir mein Schuldgefühl ganz allein geschaffen habe.”

“Sie haben es sich nicht geschaffen”, antwortete ich, “Sie haben sich daran erinnert! Es geht nicht darum zu wissen, ob der damalige Priester derselbe ist, der in diesem Leben Ihr Ehemann geworden ist. Das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist zu verstehen, dass das Ereignis Ihrer Heirat mit einem ehemaligen Priester wahrscheinlich in Ihnen die weit zurückliegende und unbewusste Erinnerung an ein starkes Schuldgefühl wieder geweckt hat. Denken Sie nur an diese Augenblicke der Verzweiflung, als Sie in Ihrer...