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Psychologie Heute 01/2022 - Stille Aufträge

Psychologie Heute 01/2022 - Stille Aufträge

Psychologie Heute Redaktion

 

Verlag Beltz - Psychologie heute, 2021

ISBN E012203401677 , 108 Seiten

Format PDF

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

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Psychologie Heute 01/2022 - Stille Aufträge


 

Wenn wie bei den Kennedys immer wieder Familienmitglieder tragisch zu Tode kommen oder wenn sich eine Familie in jeder Generation wieder über das Erbe entzweit – dann sprechen manche von einem „Familienfluch“. In der Forschung sucht man nicht nach solchen Flüchen, sondern man untersucht die „intergenerationale Transmission“, das heißt die Art, wie sich Werte und Verhaltensweisen auf die nächste Generation übertragen.

Ich habe Alfred Berger in Innsbruck angerufen. Er ist Professor für Erziehungswissenschaft und einer der Projektleiter der LifE-Studie, die eine große Gruppe von Menschen über mehr als drei Jahrzehnte hinweg von der späten Kindheit bis ins mittlere Erwachsenenalter begleitet und befragt hat – es ist eine der längsten Lebensverlaufs- und Familienstudien weltweit. Ein gut erforschter Bereich ist jener der Scheidung, in dem bislang galt: Wenn meine Eltern sich haben scheiden lassen, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass auch ich mich werde scheiden lassen. Woran liegt das, habe ich den Experten gefragt. „In der Forschung geht man davon aus, dass Kinder im Zusammenhang mit einer elterlichen Scheidung Werte und Verhaltensmuster erlernen, die später, wenn es in der eigenen Partnerschaft kriselt, wiederholt werden.“

Während früher die Scheidungsforschung sehr defizitorientiert war – wie lässt sich so etwas Schlimmes wie eine Scheidung vermeiden? –, gehen die Forscherinnen heute davon aus, dass eine Scheidung nicht per se nachteilig für die Kinder sein muss. Es kann für ihre Entwicklung kurz- und langfristig sogar besser sein, wenn sich sehr zerstrittene Eltern scheiden lassen und die Kinder dadurch nicht mehr so vielen Konflikten ausgesetzt sind. „Wenn eine Trennung gut geregelt wird, ist sie zwar auch eine Belastung für die Kinder und das ganze Familiensystem, aber nicht im gleichen Maße für die Kinder beeinträchtigend“, so Berger. Die Frage ist also nicht nur, ob sich die Eltern scheiden lassen – sondern wie sie mit Streit und Auseinandersetzungen in der Partnerbeziehung umgehen.

Ob sich auch in Zukunft noch eine intergenerationale Übertragung von Scheidung finden lässt, wird in der Forschung laut Berger kontrovers diskutiert. Scheidung wird immer häufiger zu einer „normalen“ Erfahrung im Leben von Menschen. Paarbeziehungen sind heute weniger stabil.

Sie werden häufiger aufgegeben, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern bleibt demgegenüber jedoch in den meisten Fällen ein Leben lang bestehen. Das heißt, die wichtigste Achse im Leben stellen heute die Generationenbeziehungen dar.

Wenn die Beziehung zwischen Eltern und Kindern diejenige ist, die bleibt, dann lohnt es sich allemal zu schauen, wie die Erwartungen unserer Eltern unser Leben beeinflussen. Dieser Frage haben wir unsere Titelgeschichte gewidmet (ab Seite 12). Viele gute Erkenntnisse wünscht wie stets Ihre
Dorothea Siegle, Chefredakteurin