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Der Waldschwarze - Karl May´s Gesammelte Werke Band 44

Der Waldschwarze - Karl May´s Gesammelte Werke Band 44

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 1971

ISBN 9783780215444 , 464 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

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Der Waldschwarze - Karl May´s Gesammelte Werke Band 44


 

DAS GELDMÄNNLE (S. 283-284)

Das Modell Es war ein ganz, ganz kleines Bergle. An dem lag ein ganz, ganz kleines Gärtle und obendrauf stand ein ganz, ganz kleines Häusle. Aber das Kleinsein schadet nichts, denn vor dem Herrgott sind die Allerkleinsten oft die Allergrößten. Das Bergle, das Gärtle und das Häusle hießen das Damenbergle, das Damengärtle und das Damenhäusle, aber nicht etwa, weil Damen darin wohnten, sondern aus einem ganz anderen Grund, den wir schon noch erfahren werden.

Wie das Bergle entstanden war, das wussten alle Leute. Der Herr Pfarrer hatte es erzählt. Nämlich, als die Erde noch keine Berge hatte, da lebten tief in ihrem Innern, wo das ewige Feuer brennt, zwei Götter, die Pluto und Vulkan hießen. Wenn es ihnen einmal zu warm wurde, was bei der großen Hitze sehr häufig vorkam, so stiegen sie empor, um sich abzukühlen und frische Luft zu atmen. Das taten sie auch einmal an einem schönen, wolkenlosen Julitag.

Sie saßen am niedrigen Strand des Weltmeeres und betrachteten die vorweltlichen Rieseneidechsen, die sich im Schlamm sonnten und dabei vor Vergnügen die Mäuler aufsperrten und die Augen verdrehten. Das ärgerte den Vulkan. „Dumme Geschöpfe!“, sagte er. „Die haben noch keine Ahnung von Reaumur, Fahrenheit und Celsius! Sich in dieser Hitze wohlzufühlen! Das ist hier ja schlimmer als unten bei uns! Diese Sonnenglut! Kein Mensch bringt mich im Juli und August wieder in dieses Nordseebad! Die reinen Hundstage! Wollen wir vielleicht versuchen, ob es am Äquator kühler ist, Bruderherz?“

Pluto zog sein Taschentuch, wischte sich den Schweiß von der Stirn und antwortete: „Äquator? Nein! In dieser Hitze gehe ich keinen Schritt. Ich bleibe einfach bis zum Dezember sitzen. Da wird es kühl. Ich lobe mir den Schnee!“ Da horchte Vulkan auf. „Schnee!“, rief er aus. „Höre, auf den äußeren Planeten soll es sogar im Sommer schneien, nämlich oben auf den Bergen. Ich habe kürzlich zwei Halbgötter bei mir als Taglöhner angestellt, für monatlich zwölf Taler fünfundzwanzig Silbergroschen, ohne Kaffee und Weihnachtsgeschenk. Der eine stammt vom Uranus und der andere vom Neptun. Ich selbst habe in den Dienstbüchern nachgeschlagen.

Die erzählten mir, dass es da oben Berge gibt, auf denen sogar im Hochsommer das Eis nicht alle wird.“ „Wirklich?“, fragte Pluto etwas ungläubig. „Wirklich!“, bestätigte Vulkan. „Diese Arbeiter flunkern nicht, denn sie sind nicht auf der Erde geboren.“ „Aber da könnten wir uns doch sofort die allerschönste Kälte verschaffen!“ „Wieso?“ „Wenn wir Berge machten! Weißt du, entweder einzelne oder gleich so ein ganzes plutonisches oder vulkanisches Gebläse und Geschiebe, was man Gebirge nennt. Ich glaube, wenn wir es sechs- bis achttausend Meter hoch machen, so erreichen wir eine Abkühlung, um die man uns sogar auf dem Neptun und Uranus beneiden würde. Und bei neuntausend Meter bringen wir es ganz gewiss auf ein zwanzig Leipziger Ellen tiefes Gletschereis. Was meinst du dazu?“ „Hm!“, brummte Vulkan. „Der Gedanke ist gar nicht übel. Wir haben ja alles, was dazu gehört: Granit, Gneis, Porphyr und wie die Steine alle heißen. Nur den Sand hat uns das Meer weggeschwemmt. Zum Spaß können wir ein bisschen Steinkohle mit dazutun oder Erz, wenn es nicht gar zu teuer wird!“"