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Im Tal des Todes - Karl May´s Gesammelte Werke Band 62

Im Tal des Todes - Karl May´s Gesammelte Werke Band 62

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2012

ISBN 9783780215628 , 448 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

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Im Tal des Todes - Karl May´s Gesammelte Werke Band 62


 

14. Bestien in Menschengestalt (S. 305-306)

Nachdem Juanito den ‚Saal‘ verlassen hatte, schritt er durch den dunklen Gang, in den verschiedene eiserne Türen mündeten. Er trat in ein niedriges, erleuchtetes Gemach, wo die Alte auf einem Schemel saß und im Be- griff war, sich einen alten, abgebissenen Pfeifenstummel zu stopfen. „Ist während meiner Abwesenheit etwas vorgefallen?“, fragte er. „Nein.“ „Auch mit Anita nicht?“ „Sie hat sich sehr ruhig verhalten. Ich dachte, Ihr woll- tet heute fortbleiben?“ „Ich traf die beiden Kerle und musste mit ihnen hierher zurück.“ „Was wollen sie?“ „Quecksilber kaufen.“ „Die Ware liegt ja bei Eurer Mutter!“

„Ganz richtig. Ich weigerte mich auch, die Leute mit ins Tal zu nehmen. Aber zuletzt dachte ich doch – ich muss dir etwas sagen.“ „Heraus damit!“ Die Alte hielt den Stummel ans Licht, setzte den Ta- bak in Brand und begann zu qualmen. „Weißt du noch, damals der Engländer...“ Sie grinste ihn verständnisinnig an. „Er war ein fetter Braten! Es sollte wieder einmal so einen geben.“ „Lieber zwei, anstatt nur einen.“ „Wie meint Ihr das? Zielt das etwa auf die beiden ab, die jetzt gekommen sind?“

„Ja.“ „Haben sie Geld?“ „Mehrere hundert Dollar.“ „Dios! Wie viel kriege ich?“ „Volle hundert.“ „Und die Kleider, die Kleider!“ „Meinetwegen.“ „Da mache ich mit. Roulin darf natürlich nichts wis- sen.“ „Gott bewahre! Also du bekommst hundert Dollar und die Anzüge und ich das Übrige und die Pferde!“ „Einverstanden.“ „Hast du noch Gift für das Fleisch?“ „Ja. Davon aß damals der Engländer auch. Hei, wie der sich krümmte und wand, als ihm das Gift die Gedär- me zerriss!“ Die Alte kicherte vor sich hin. Ihr Gesicht war teuf- lisch verzerrt. Dieses Weib schien fast ein noch viel schlimmeres Geschöpf zu sein als Juanito.

„So richte es zu!“, sagte Juanito. „Die Señores werden Hunger haben. Ich hole das Fleisch.“ Als er hinaustrat, blieb er stehen. Es war ihm gewe- sen, als träfe ihn leiser Luftzug, gerade als wäre jemand an ihm vorübergehuscht. Er lauschte. Da er aber weder etwas sah noch hörte, ging er weiter, die Treppe hinab und in den Hof zur Vorratskammer. Und doch hatte er sich nicht getäuscht. Ein Weib hat- te an der Tür gestanden und gelauscht.

Als er heraustrat, war sie schnell einige Schritte zurückgewichen und dann bewegungslos stehen geblieben, bis er beruhigt seinen Weg fortsetzte. Nun schlich sie weiter. Sie hatte es eilig und durfte keine Minute Zeit verlieren. Darum wurden ihre Schrit- te lauter, als sie sich ihrem Ziel näherte. Das war es, was Old Firehand gehört hatte, als er zur Tür hinaushorchte. Sie trat ein und der Schein des Lichts fiel voll auf sie. Ihre Kleidung zeugte nicht von großer Sorgfalt, sie sah abgerissen und schmutzig aus, dennoch aber machte die Person keinen üblen Eindruck. Man sah ihr auf den ersten Blick die Spanierin an.