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Collection Baccara Band 401

Collection Baccara Band 401

Cat Schield, J.M. Jeffries, Joanne Rock

 

Verlag CORA Verlag, 2019

ISBN 9783733724726 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR

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Collection Baccara Band 401


 

1. KAPITEL

Brandee Lawless tat immer, was sie für richtig hielt. Bevor sie nach Royal in Texas gekommen war, hatte ihr kaum jemals jemand etwas Gutes getan. Von ihrem Vater einmal abgesehen. Falls das der Grund für ihre kratzbürstige Art war, dann hatte sie nicht vor, sich dafür zu entschuldigen. Sie sagte, was sie dachte, und das kam nicht immer gut an.

Vor allem hatte sie ein Trio von Frauen gegen sich aufgebracht, das neu war im Texas Cattleman’s Club. Cecelia Morgan, Simone Parker und Naomi Price sorgten für Unruhe, seit sie als Mitglieder aufgenommen worden waren, und Brandee gab ihnen stets Kontra.

Brandee hatte sich mit ihrer besten Freundin, Chelsea Hunt, zum Essen im Klub verabredet. Von der Größe her war Brandee zwar keine imposante Figur, aber sie wusste aufzutreten. An diesem Tag trug sie statt der gewohnten Kleidung – Jeans, Stiefel, ein Arbeitshemd und ihr Cowboyhut – ein eng anliegendes Kleid aus grauem Strick mit Spitzenbesatz. Ihr langes blondes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, der von strassbesetzten Spangen gehalten wurde.

Sie spürte förmlich, wie drei Augenpaare ihren Gang durch den Speisesaal des Klubs verfolgten, und sie konnte sich die Kommentare über ihr Outfit nur zu gut vorstellen. Um die drei spüren zu lassen, dass ihre Meinung sie nicht im Geringsten interessierte, ließ sie sich Zeit damit, den Tisch am Fenster zu erreichen.

Chelsea sah von der Speisekarte auf, als Brandee näherkam. „Wow! Du siehst ja toll aus“, begrüßte ihre Freundin sie.

Brandee freute sich über das Kompliment. „Das ist ein Stück aus der neuen Kollektion.“ Sie betrieb nicht nur eine höchst profitable Ranch in Royal, zudem entwarf Brandee gelegentlich auch noch Kleider und Accessoires für das Modelabel, das sie vor zwölf Jahren gegründet und inzwischen verkauft hatte. „Wie findest du die Stiefel?“

„Ich bin ganz grün vor Neid.“ Chelsea betrachtete die leuchtend lilafarbenen Stiefel der Edelmarke Tres Outlaws. „Ich hoffe, du leihst sie mir mal.“

„Natürlich.“

Brandee setzte sich mit einem unverkennbaren Gefühl weiblicher Zufriedenheit. Da sie auf der Ranch stets mit anpackte, sahen die meisten in ihr eher den burschikosen Typ. Dabei hatte sie einen ganzen Schrank voll extravaganter Kleider, aber es kam nur selten vor, dass sie eines davon anzog, um sich ein entspanntes Essen in der Stadt zu gönnen. Heute gab es etwas zu feiern. Ihr erster Monatskurs für gefährdete Teenager war ausgebucht. In diesem Sommer sollte das Hope Springs Camp diesen Kids neue Perspektiven aufzeigen.

„Du hast einen ganz schönen Eindruck auf die drei gemacht.“ Chelsea deutete mit dem Kopf leicht in Richtung der neuen Mitglieder des Klubs, denen man bereits in der Schulzeit den Spitznamen „drei Hexen“ gegeben hatte. „Sie starren zu uns herüber und flüstern etwas.“

„Wahrscheinlich ziehen sie über mein Outfit her. Als ob es mich interessierte, was sie über mich denken!“

Es war ein bisschen wie in den Zeiten der Highschool, als sich die drei hübschen Mädchen über alle hermachten, die ihnen als leichte Beute erschienen. Auch wenn Brandee nicht in diese Kategorie fiel, denn sie genoss hohes Ansehen im Klub und generell in der Stadt.

„Typisches Gangverhalten“, fuhr sie jetzt fort. „Jede allein ist schwach, aber sobald sie in der Gruppe sind, fühlen sie sich stark.“

„Unter den Umständen ist es wohl keine Hilfe, dass du erfolgreicher bist als sie.“

„Oder dass ich verhindert habe, dass sie im Klub tun und lassen können, was sie wollen. Diese Machtspielchen sind mir zutiefst zuwider. Da bleibe ich doch lieber zu Hause und arbeite auf der Ranch.“

„Ich bin sicher, das wäre ihnen auch lieber. Vor allem, wenn du in einem solchen Kleid hier auftauchst.“ Chelsea lachte leise. „Das sieht ziemlich teuer aus und muss ihnen so richtig gegen den Strich gehen.“

„Dabei ist es eine Mode, die sich jeder leisten kann. Ich habe mein Label ja damals extra mit der Absicht gestartet, Mode auf den Markt zu bringen, die sich auch Frauen leisten können, denen Designermode sonst zu teuer ist.“

„Ich glaube, es geht eher darum, wie du mit deinem Erfolg umgehst. Du bist sehr selbstbewusst, ohne jemand anderen deswegen runtermachen zu müssen.“

„Das liegt wohl daran, dass ich meine Fehler akzeptiere.“

„Du hast Fehler?“

Brandee lachte leise. Das Gespräch mit ihrer besten Freundin tat ihr doch immer wieder gut. Chelsea hatte sich früher einmal als Hackerin betätigt. Jetzt war sie die Technische Direktorin von Hunt & Co., einer Kette von Steak-Restaurants. Die Natur hatte es gut mit Chelsea gemeint: Sie hatte Köpfchen und sah auch noch gut aus. Vom ersten Moment an hatte Brandee sie für ihre entspannte Haltung bewundert.

„Jeder hat etwas, das ihm an sich nicht gefällt“, sagte Brandee. „Meine Lippen sind zu schmal und meine Ohren zu groß. Mein Dad sagte immer, sie seien gut dafür, den Hut so hoch zu halten, dass er mir nicht über die Augen rutscht.“

Wie immer versetzte der Gedanke an ihren Vater Brandee einen bittersüßen Stich. Sie hatte ihn durch einen Unfall verloren, als sie gerade einmal zwölf gewesen war. Bis dahin war er ihr Ein und Alles gewesen. Er hatte ihr alles beigebracht, was auf einer Ranch zu tun war. Von ihm hatte sie gelernt, hart zu arbeiten und stolz auf das Ergebnis zu sein. Ohne seine Stimme im Hinterkopf hätte sie nie den Mut gehabt, sich mit siebzehn aus einer schwierigen Situation mit ihrer Mutter zu lösen und nach einigen Zwischenstationen eine erfolgreiche Rancherin zu werden.

„Du hast doch als Model für deine eigenen Designs gearbeitet“, bemerkte Chelsea. „Wie konntest du das tun, wenn du mit deinem Äußeren unzufrieden bist?“

„Ich finde, dass Auffälligkeiten einen Menschen interessant machen. Das prägt sich ein. Denk doch nur an all die Frauen, die bei den Schönheitswettbewerben antreten. In Erinnerung bleiben nur die, die etwas falsch machen oder sonst wie aus dem Rahmen fallen.“

„Willst du damit sagen, unsere drei Schönheiten da drüben fallen in die Rubrik ‚Sehen und Vergessen‘?“

„Was mich betrifft schon.“ Brandee lachte leise. „Ich glaube, sie wissen es selbst. Deswegen bemühen sie sich ja so aufzufallen.“

Sie hatte es kaum ausgesprochen, als ein leichter Luftzug ihr die Nackenhaare sträuben ließ. Eine Sekunde später erschien ein großer, athletisch gebauter Mann neben ihrem Tisch und blockierte den Blick zu den drei Frauen. Shane Delgado. Brandee hatte den Duft seines Aftershaves schon eine Sekunde in der Nase, bevor sie ihn sah.

„Hey, Shane!“ Chelsea schmolz sichtlich dahin unter Shanes charismatischem Lächeln. Brandee widerstand der Versuchung, die Augen zu rollen.

„Schön, dich zu sehen, Chelsea. Hallo, Brandee.“

„Delgado.“ Sie würdigte ihn keines Blickes und tat möglichst desinteressiert. Unter gar keinen Umständen sollte er merken, dass seine Gegenwart ihren Puls schneller gehen ließ.

„Du siehst ja heute ganz besonders bezaubernd aus.“

Chelsea ließ den Blick mit emporgezogenen Brauen zwischen Brandee und Shane hin und her wandern.

„Du bist ja auch ganz erträglich.“ Sie musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er wie immer atemberaubend aussah in seinen engen Jeans und dem frisch gebügelten hellen Hemd, das seine breiten Schultern betonte. „Kann ich etwas für dich tun, Delgado?“ Sie hasste es, etwas zu ihm sagen zu müssen, aber sie wusste, dass sie sonst keine Chance hatte, ihn wieder loszuwerden.

„Ob du etwas für mich tun kannst?“ Er ließ sich den Satz förmlich auf der Zunge zergehen.

Sie erkannte ihren Fehler, aber der Schaden war angerichtet. Leicht gereizt stellte sie klar: „Bist du nur gekommen, um Hallo zu sagen, oder willst du etwas?“

„Du weißt, was ich will.“ Bei jedem anderen Mann hätte es abgedroschen geklungen, aber Shane hatte das Flirten zu einer Kunstform entwickelt.

Brandee musterte ihn durchdringend. „Meine Ranch?“ Seit Jahren ging er sie schon darum an, ihm ihr Land zu verkaufen, damit er die Gegend mit Luxusvillen verschandeln konnte.

„Unter anderem.“ Trotz ihrer Feindseligkeit blieb er freundlich gelassen.

„Du verschwendest deine Zeit“, beschied sie ihn knapp. „Ich verkaufe nicht.“

„Ich würde Zeit mit dir niemals als verschwendet betrachten.“ Er schenkte ihr sein charmantestes Lächeln.

Brandee spürte ein leichtes Kribbeln im Bauch. In den vergangenen Jahren hatte sie mehrfach erwogen, sich mit ihm einzulassen. Er hatte einen göttlichen Körper, und Sex mit ihm wäre mit Sicherheit explosiv und unvergesslich. Vielleicht sogar zu viel des Guten. Wahrscheinlich würde sie sich dann für den Rest ihres Lebens nach mehr sehnen. Soweit sie wusste, war Shane nicht der Typ für lange Beziehungen. Ihr war zwar nicht selbst daran gelegen, aber eine Frau konnte sich an Dinge gewöhnen, die nicht unbedingt gut für sie waren.

„Ich muss sogar sagen, dass ich unsere kleinen Gespräche sehr genieße“, setzte er hinzu.

„Unsere Gespräche enden immer damit, dass ich dir einen Korb gebe. Willst du behaupten, dass dir das ein Genuss ist?“

„Ach, weißt du, ich schrecke vor keiner Herausforderung zurück.“

Er ließ seinen Blick über ihre Lippen hinunter zu ihren Brüsten wandern. Die unverhohlene Bewunderung, die aus seinem Blick sprach, ließ ihr den Atem stocken.

„War schön, euch beide gesehen zu haben.“ Shane nickte ihnen zu und...