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Dieses berauschende Verlangen

Dieses berauschende Verlangen

Susan Meier

 

Verlag CORA Verlag, 2019

ISBN 9783733711917 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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2,49 EUR

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Dieses berauschende Verlangen


 

1. KAPITEL

Riccardo Ochoa fuhr vor dem Midnight Sins Hotel in Las Vegas vor, stieg aus dem Mietwagen – einem schwarzen Mercedes-Cabrio mit weißen Ledersitzen – und warf dem Mitarbeiter des Parkservice die Schlüssel zu.

„Parken Sie in der Nähe“, wies er den jungen Mann an. „Ich bleibe nicht lange.“

Auf dem Weg zum Eingang wäre er fast mit einer Gruppe Frauen zusammengestoßen. „Guten Tag, meine Damen.“

Sie blieben stehen und musterten ihn mit großen Augen.

Riccardo lebte lange genug in den USA, um zu wissen, dass sein spanischer Akzent amerikanische Frauen faszinierte. Mit seinen dunklen Haaren, dunklen Augen und seinem durch tägliches Training geformten Körper wirkte er auf sie exotisch.

Eine der Frauen trat einen Schritt näher. Sie trug ein rotes Kleid, ihr braunes lockiges Haar war hochgesteckt, der Blick ihrer grünen Augen verführerisch. „Gehen Sie hinein?“

Er lächelte. „Erraten.“

„Vielleicht sollte ich meine Freundinnen stehen lassen und mitkommen?“

Wäre er nicht geschäftlich hier, hätte er das Angebot angenommen. Ein paar Cocktails, etwas Glücksspiel. Vielleicht eine romantische Nacht. Aber das wäre es gewesen.

Eigentlich glaubte er an feste Beziehungen. Seine Cousins Mitch und Alonzo hatten beide geheiratet und waren in ihren Ehen sehr glücklich. Manche Männer waren für die Ehe geboren.

Riccardo hatte es ebenfalls versucht. Aber zwei Tage vor der Hochzeit, die auf dem Weingut der Ochoas im Norden Spaniens stattfinden sollte, hatte seine Verlobte ihn verlassen, um zu ihrem Exfreund zurückzukehren. Das hatte ihm das Herz gebrochen. Nie wieder wollte er eine feste Beziehung eingehen.

Mit der Zeit begann er, die Vorteile des Single-Daseins zu genießen. Wenn man noch dazu reich war, lag einem die Welt zu Füßen. Sein Cousin Mitch hatte das Weinportal „Ochoa Online“ zwar gegründet, aber es war Riccardo gewesen, der die Einnahmen, die Mitchs Webseiten erwirtschafteten, mit großem Erfolg investiert hatte. Sie waren beide Millionäre, und bald würden sie Milliardäre sein.

Aus diesem Grund war er nun auch in Vegas. Morgan Monroe, die Tochter von Colonel Monroe, einer ihrer besten Kunden und Eigentümer von „Morgan Wines“, war bei ihrer Hochzeit davongelaufen. Da Mitch sich in den verlängerten Flitterwochen befand, hatte der Colonel nun Riccardo gebeten, sie nach Hause zurückzubringen – damit sie sich entschuldigte und alles erklärte.

„Tut mir leid.“ Riccardo sah der Frau im roten Kleid in die Augen und küsste ihr die Hand. „Ich bin geschäftlich hier. Vielleicht bei meinem nächsten Besuch.“ Er nickte ihr und ihren Freundinnen zu. „Auf Wiedersehen, die Damen.“

Riccardo betrat die Lobby des Hotels und ging zum Empfangsschalter. „Ich möchte zu Morgan Monroe.“ Seine ehemalige Verlobte Cicely hatte ihn wenigstens schon zwei Tage vor der Hochzeit verlassen. Morgan Monroe dagegen hatte sich mitten in der Kirche, auf dem Weg zum Altar, plötzlich umgedreht und die Flucht ergriffen. Ihr Vater hatte seine Mitarbeiter beauftragt, ihre Kreditkarten zu überwachen, und am nächsten Tag war dieses Hotel auf der Abrechnung erschienen. „Man hat mir gesagt, sie sei Gast hier.“

Der Mann am Empfang sah nicht einmal von seinem Computer auf. „Tut mir leid. Wir geben keine Informationen zu unseren Gästen heraus.“

„Ihr Vater, Colonel Monroe, schickt mich.“ Riccardo ließ den Namen des berühmten Mannes mit Absicht fallen.

Der Empfangsmitarbeiter wurde blass. „Ihr Vater ist Colonel Monroe?“

Riccardo nahm einen Hundert-Dollar-Schein aus der Hosentasche und schob ihn über den blank polierten Tresen. „Genau der. Er hat mich geschickt, um dafür zu sorgen, dass es ihr gut geht.“ Und um sie nach Hause zu bringen. Aber das musste der Mann am Empfang nicht wissen.

Der Mann ließ den Geldschein unauffällig in der Hosentasche verschwinden. „Ich darf Ihnen die Zimmernummer nicht nennen, aber …“ Er winkte Riccardo näher heran. „… ich habe sie vorhin ins Casino gehen sehen. Seit ihrer Ankunft verbringt sie jeden Nachmittag an den Penny-Spielautomaten in der hinteren rechten Ecke des Casinos.“

„Vielen Dank“, sagte Riccardo lächelnd. Dann ging er zur Rampe, die hinunter ins Casino führte. In der Lobby war es ruhig, doch im Casino herrschte ohrenbetäubender Lärm. Das Klingeln und Pfeifen der Spielautomaten mischte sich mit dem Jubel an den Spieltischen. Riccardo atmete tief ein. Er liebte gute Casinos.

Diesmal ging er jedoch an den einarmigen Banditen und den Spieltischen vorbei und direkt zu den Penny-Spielautomaten. Niemand da. An keinem der Automaten wurde gespielt. Suchend schaute er sich um. Am Montagnachmittag war zwar in den Casinos nie viel los, aber dass die ganze Ecke so still war, verwirrte ihn.

„Wenn ihr so wenig Geld verdient, dann sind Aktien nicht das Richtige für euch. Ich kenne mich da aus.“

Riccardo schaute auf.

„Aber mein Cousin Arnie hat dabei eine Menge Geld gemacht.“

„Reines Glück.“ Die Frau seufzte tief. „Der wichtigste Grundsatz ist, Gewinne zu erzielen, ohne dass ihr euer eingesetztes Kapital gefährdet.“

Neugierig ging Riccardo der Stimme nach. Zwei Kellnerinnen, ein älterer Mann in Shorts und einem hawaiianischen Hemd, ein junger Mann in einem Kapuzenshirt und zwei Frauen standen bei einem Spielautomaten in der Ecke und hörten einer schlanken blonden Frau in Jeans und grauen Turnschuhen zu.

„Es ist nicht einmal sicher, dass ihr euren Einsatz zurückbekommt, geschweige denn, dass ihr auch nur einen Dollar gewinnt, gerade mit Aktien einzelner Firmen nicht. Investmentfonds sind schon besser. Sie verringern das Risiko.“

Eine der Kellnerinnen entdeckte Riccardo und deutete mit dem Kopf in seine Richtung. Die Frau, die die anderen in Sachen Aktien beriet, drehte sich um, und Riccardo blieb vor Staunen der Mund offen stehen.

Natürlich trug Morgan Monroe nicht mehr das Brautkleid, in dem sie letzten Samstag aus der Kirche gerannt war. Aber er hatte nicht erwartet, dass Colonel Monroes Tochter in Jeans und Turnschuhen herumlief. Ihr langes blondes Haar fiel locker über ihre Schultern.

Mit großen blauen Augen musterte sie ihn durch die Gläser ihrer übergroßen Schildpattbrille. „Verschwinden Sie“, fuhr sie ihn an.

Darauf war er nicht gefasst. Natürlich hatte er erwartet, dass sie sich wehren würde, wenn er sie in ein Flugzeug setzen und zurück nach Lake Justice zum riesigen Weingut ihres Vaters bringen wollte. Aber was er über Morgan Monroe gelesen hatte, hatte ihn annehmen lassen, sie sei eines jener netten Mädchen, die sich für wohltätige Zwecke engagieren und um streunende Katzen kümmern.

Entweder hatte die Presse sie falsch dargestellt, oder ihr Vater hatte eine wirklich gute PR-Abteilung. Oder: Morgan Monroe war durchgedreht. Da sie bei ihrer Hochzeit mit über achthundert geladenen Gästen auf dem halben Weg zum Altar umgedreht und weggelaufen war, tippte er auf Letzteres.

Wie war es bei Cicely gewesen? Seit Jahren hatte er nicht mehr an sie gedacht, aber jetzt schweiften seine Gedanken ständig zurück zu seiner eigenen geplatzten Hochzeit. Dabei mochte er sich weder an die Erniedrigung erinnern noch an die Tatsache, dass es seine eigene Schuld gewesen war. Sie hatte ihm immer wieder gesagt, dass sie ihren Exfreund nicht vergessen könne. Er dagegen war überzeugt gewesen, er könne sie dazu bringen, ihn zu lieben. Stolz kam vor dem Fall.

Aber Riccardo hatte nicht die Absicht, sich mit Morgan einzulassen. Sie war die Tochter des größten Weinanbieters auf Mitchs Webseite. Er wollte sie nur zu ihrem Vater zurückbringen. Damit half er nicht nur einem seiner besten Kunden, sondern verhinderte, dass der beliebte und weltbekannte Colonel seine eigene Webseite für Wein aufbaute – und zum Konkurrenten wurde.

Morgan ärgerte sich über den Mann, der sie scheinbar verwirrt anstarrte. Sie unterdrückte ein Stöhnen. Er sah gut aus und war offensichtlich reich, wenn man von seinem maßgeschneiderten Hemd und den italienischen Lederschuhen auf seine finanzielle Situation schließen konnte. Wahrscheinlich war er überrascht, dass jemand bei den Penny-Spielautomaten Investment-Ratschläge gab. Also sagte sie: „Hinter Ihnen sind noch viele andere Automaten frei. Wenn Sie eine oder zwei Reihen weitergehen, hören Sie uns auch nicht mehr.“

„Halten Sie hier etwa ein Seminar über den Aktienmarkt ab?“

Eigentlich klang er nicht herablassend. Aber wenn er glaubte, sie ließe ihn diese Leute beleidigen, die ihre Hilfe brauchten, hatte er sich getäuscht. „Das geht Sie nichts an.“

Nun sah er wirklich ärgerlich aus. „Oh doch. Ich suche Sie nämlich, Morgan.“

Ihr Herz zog sich angstvoll zusammen. Sie hatte erwartet, dass ihr Vater nach ihr suchen lassen würde. Aber dieser Mann sah nicht aus wie ein Privatdetektiv. Sie ließ den Blick wieder über seine schwarzen Hosen und das taillierte Hemd wandern. Er hatte die oberen Knöpfe offen gelassen, wodurch seine braun gebrannte Haut zu sehen war. Sicher verbrachte er den Sommer am Mittelmeer, zumindest ließ sein Akzent darauf schließen.

„Sind Sie Privatdetektiv?“

„Nein. Ich bin ein Freund Ihres Vaters.“

Das war nicht gut. Mit einem Privatdetektiv wäre sie spielend fertiggeworden. Aber ein Freund ihres Vaters? Das erforderte Raffinesse. Sie wandte sich an die Gruppe. „Tut mir leid. Es dauert nicht lange. Wartet auf mich. Ich bin gleich wieder da.“

Sie ging zu dem Gesandten ihres...