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Reiseführer Mecklenburgische Seenplatte - Land der tausend Seen

Reiseführer Mecklenburgische Seenplatte - Land der tausend Seen

Andreas Srenk, Ottmar Heinze

 

Verlag Koehlers Verlagsgesellschaft, 2019

ISBN 9783782214759 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,49 EUR

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Reiseführer Mecklenburgische Seenplatte - Land der tausend Seen


 

WESTLICH DER MECKLENBURGISCHEN SEENPLATTE


SCHWERIN


Hektisch geht es selten zu in der mecklenburgisch-vorpommerschen Landeshauptstadt, die mit gerade mal gut 90.000 Einwohnern nicht einmal den offiziellen Status einer Großstadt hat. Dennoch bringen die Ministerien, der Landtag, der sich im Schloss befindet, wichtige Behörden und Institutionen und vor allem die wachsende Zahl auch ausländischer Besucher eine gewisse »Weltläufigkeit« nach Schwerin, über die »normale« Städte dieser Größenordnung nicht verfügen.

Schwerin ist so überschaubar, dass man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bequem an einem Tag besuchen kann. Als guter Ausgangspunkt eignet sich die Schlossinsel. Über die Zugangsbrücke erreicht man in wenigen Minuten das Schloss, das als eines der bedeutendsten Bauwerke des Romantischen Historismus in Europa gilt. Hier residierten über Jahrhunderte die mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge.

Als Keimzelle gilt eine slawische Burg, die um das Jahr 965 errichtet wurde. Das heutige Schloss entstand von 1845 bis 1857 nach Plänen der Schweriner Baumeister Georg Adolph Demmler und Hermann Willebrand sowie unter Mitwirkung von Gottfried Semper aus Dresden, Friedrich August Stüler aus Berlin und dem Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner.

Wie in vielen Regionen Deutschlands dankte auch hier der Herrscher 1918 im Zuge der Novemberrevolution ab: Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin verlor seine Macht, und so konnten die Bewohner ab 1921 viele der historischen Räume fortan besichtigen.

In den folgenden Jahrzehnten wurde das Schloss immer wieder zweckentfremdet: Im Zweiten Weltkrieg beherbergte es ein Lazarett, später diente es als Ausbildungsstätte von Kindergärtnerinnen in der DDR.

Seit der »Wende« 1990 zog die Politik wieder ein: Im wohl prächtigsten Landtag der Republik wird heute über das Wohl des Bundeslandes entschieden, das weniger Einwohner als die Hansestadt Hamburg hat. Daneben sind Teile des Staatlichen Museums Schwerin dort untergebracht.

Ein Rundgang entführt den Besucher in die prachtvolle Zeit des mecklenburgischen Hochadels: Im zweiten Stock gelangt man in die Beletage der Gesellschaftsräume und Wohngemächer der Herzogin. Zu den umfassend renovierten Räumlichkeiten zählen das Wohnzimmer mit seinen blauen Wandtapeten, das Esszimmer mit seiner wertvollen Wandvertäfelung und das Teezimmer neben weiteren reich verzierten und repräsentativen Räumen. Besonders schön anzusehen ist das runde Blumenzimmer mit seinen Deckenmalereien und Skulpturen im Hauptturm. Von dort genießt man einen schönen Blick auf den Schweriner See. Auf der ersten Etage sind des Weiteren die Porzellan- und die Waffensammlung des Museums untergebracht.

Im dritten Stock schreitet man durch die Wohnräume des Herzogs sowie die Prunk- und Repräsentationssäle. Die Räumlichkeiten waren so angelegt, dass Besucher maximal beeindruckt waren, wenn sie von Lakaien durch die Ahnengalerie hin zum prächtigen Thronsaal geleitet wurden, wo sie der Herzog auf seinem reich verzierten Thronsessel unter einem Baldachin zur Audienz empfing. Marmorsäulen, Intarsienparkett und ein mächtiger Kronleuchter an der Decke taten ein Übriges, um den Herrscher groß und den Bittsteller klein erscheinen zu lassen.

Schlossführungen: Hauptsaison April – August, Di. – So. 11, 13.30 Uhr, am Wochenende zusätzlich um 15 Uhr. Nebensaison Di. – So. 11 Uhr und 13.30 Uhr

Das Museum im Schloss ist Di. – So. von 10 – 18 Uhr geöffnet, Tel. 0385/52 52 920, www.museum-schwerin.de

Wer genug Zeit mitbringt, sollte einen Gang um das Schloss einplanen: Der Burggarten wurde nach Plänen des preußischen Gartenbaumeisters Peter-Joseph Lenné angelegt. Im Mittelpunkt steht die Orangerie, die heute in Teilen gastronomisch genutzt wird.

Südwestlich der Schlossinsel erstreckt sich auf dem Festland der Schlossgarten, der nach französischem Vorbild angelegt wurde und 1748 seine heutige Gestalt bekam. Man erreicht ihn über eine alte Drehbrücke.

Am Alten Garten, der heute leider nichts mehr zeigt von der grünen Pracht vergangener Zeiten und der das Bindeglied zwischen Schloss und Altstadt ist, stehen einige repräsentative Gebäude: Von der Schlossbrücke aus betrachtet, steht links die Siegessäule als Denkmal für die Mecklenburger, die im deutsch-französischen Krieg 1870/71 ihr Leben ließen. Sie misst 23 Meter und ist der Phokassäule in Rom nachgebildet.

An der Nordwestseite befinden sich das Landeshauptarchiv und das klassizistische Kollegiengebäude, in dem die Staatskanzlei eingezogen ist. Auf der rechten Seite der Schloßstrasse folgt der Fachwerkbau des Alten Palais, des ältesten Gebäudes am Alten Garten aus dem späten 18. Jahrhundert, das als Wohnsitz von Großherzog Paul Friedrich und seiner Frau Alexandrine genutzt wurde zwischen 1837 und 1842. Heute fungiert es als Verwaltungsgebäude.

Nebenan steht das imposante Mecklenburgische Staatstheater mit seinem säulenbewehrten Eingang. 1886 wurde die im italienischen Renaissancestil errichtete Spielstätte eröffnet und galt damals als einer der modernsten Theaterbauten in Europa mit eigenem Elektrizitätswerk. Heute reicht das Angebot von Oper und Konzert über Schauspiel bis zu Ballett und Puppentheater.

Gleich nebenan folgt das Staatliche Museum von 1882 im Stil der griechischen Renaissance. Der prachtvolle Bau beeindruckt mit einer hochwertigen Kunstsammlung.

Es imponiert mit einer großen Treppe, die auf ionische Säulen zuführt. Die Sammlungen umfassen mehr als 100.000 Kunstwerke aller Epochen, darunter Werke von Rubens, Rembrandt, Caspar David Friedrich, Lucas Cranach und Pablo Picasso.

April – Oktober Di. – So. 11 – 18 Uhr, sonst Di. – So. 11 – 17 Uhr

Alter Garten 3, 19055 Schwerin, Tel. 0385/595 80, www.museum-schwerin.de

Nun sind es nur noch wenige Hundert Meter bis ins Stadtzentrum und zum Altstädtischen Markt. Bereits im 12. Jahrhundert wurde hier gefeilscht. Seine rechteckige Form »verdankt« der Platz dem verheerenden Stadtbrand von 1651. Markantester Blickfang ist sicherlich das Neue Gebäude am Markt 1, das der Volksmund Säulengebäude getauft hat. Der zweigeschossige Bau entstand 1783 bis 1785 als Markthalle und gleicht mit seinen 14 dorischen Säulen eher einem Museum oder Adelspalais.

Das zweite auffällige Gebäude ist das Alte Rathaus, das bis in die 90er-Jahre von Oberbürgermeister und Stadtverwaltung als Amtssitz genutzt wurde. Die Fassade im Tudorstil von 1835 ist zinnenbekrönt. Auf der mittleren Zinne erkennt man die vergoldete Reiterfigur von Heinrich dem Löwen.

Dem Stadtgrüder ist ein weiteres Denkmal an der Nordseite des Marktes gewidmet. Die Stele mit Löwenskulptur aus dem Jahr 1995 wurde am Vorabend des 800. Todestags von Heinrich dem Löwen eingeweiht. Der viereckige Sockel ist mit Reliefbildern geschmückt, die wichtige Ereignisse aus seinem bewegten Leben darstellen.

Imposant ragt der Schweriner Dom in den Himmel, der zu den wichtigsten Gebäuden der norddeutschen Backsteingotik zählt.

Das dreischiffige Gotteshaus wurde 1270 neu gebaut, weil etwas einsetzte, was wir in der heutigen Zeit einen »Hype« nennen würden: Die kleine romanische Vorgängerkirche erhielt vom Schweriner Grafen Heinrich einen ominösen Schmuckstein als Geschenk, in den angeblicher ein Blutstropfen Jesu eingearbeitet war. Der Graf hatte das Stück von einem Kreuzzug mitgebracht. Wegen dieser Reliquie entwickelte sich das kleine Gotteshaus schnell zu einer Wallfahrtsstätte, die dem stetig steigenden Pilgerstrom bald nicht mehr gewachsen war. Eine neue größere Kirche musste also her.

Ein weiterer Grund für den neuen Dom lag in der zunehmenden Rivalität der norddeutschen (Hanse-)Städte, die ihre Größe und Macht durch prestigeträchtige Bauten manifestieren wollten. Nach fast anderthalb Jahrhunderten wurde der Dom schließlich 1416 fertiggestellt.

In seiner heutigen Ausprägung ist das imposante Bauwerk mit dem gotischen Flügelaltar 105 Meter lang. Die Gewölbehöhe beträgt stattliche 26,5 Meter. Große Teile der Innenausstattung sind neugotisch und wurden im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Den neugotischen Westturm mit seinem grünen Kupferdach und seiner imposanten Höhe von 117,5 Meter können Besucher über mehr als 200 Stufen besteigen. Der mühsame Aufstieg lohnt: Die Aussicht über Schwerin und die zahlreichen Seen ist wahrlich grandios.

Täglich ab 10 Uhr geöffnet. Turmbesteigung ist möglich. Domführungen: Mo. 15 Uhr, Di. 11 Uhr, Do. 14 Uhr, Sa. 11 Uhr

Am Dom 4, 19055 Schwerin, www.dom-schwerin.de

Nördlich der Altstadt schließt sich der Pfaffenteich an. Der kleine See wurde im Mittelalter angelegt. Eine kleine Fähre verbindet das West- und das Ostufer. Ein Rundweg gewährt schöne Aussichten auf Altstadt und Dom. Sehenswert sind prächtige Bürgerhäuser und als Blickfang das Arsenal im Tudorstil, das früher als Zeughaus, Gefängnis und Militärgericht diente und heute das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern beherbergt.

Etwa vier Kilometer südlich der Altstadt am Südufer des Faulen Sees liegt der kleine, aber feine Zoologische Garten. Aus bescheidenen...