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Warum Eva keine Gleichstellungsbeauftragte brauchte - Gottes Idee für Frauen und Männer

Warum Eva keine Gleichstellungsbeauftragte brauchte - Gottes Idee für Frauen und Männer

Annegret Braun

 

Verlag SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag, 2019

ISBN 9783417229288 , 240 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

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Warum Eva keine Gleichstellungsbeauftragte brauchte - Gottes Idee für Frauen und Männer


 

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Mose – Ein offenes Ohr für Frauenrechtlerinnen


Wir wissen nicht, wer die ersten Frauenrechtlerinnen waren, aber eine sehr frühe Quelle findet sich im Alten Testament, ausgerechnet dort, wo man rebellische Frauen am wenigsten vermutet. Doch wenn man in der Bibel auf Schatzsuche geht, wird man immer wieder überrascht.

Die ersten »Emanzen« in der Heiligen Schrift waren die Töchter von Zelofhad (siehe 4. Mose 27,1-11). Zelofhad hatte keinen Sohn, dafür aber fünf ziemlich eigenwillige Töchter: Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza. Als Zelofhad starb, erbten seine Brüder den ganzen Besitz, die Töchter gingen leer aus, denn erbberechtigt waren im Volk Israel nur Männer. Damals stellte kaum einer die Gesetze und Bestimmungen infrage, sondern akzeptierte sie, so wie wir meistens auch. Die Gesetze hatten sogar noch mehr Gewicht als heute, denn sie wurden als Gottes Ordnungen angesehen.

Die Israeliten, und Frauen im Besonderen, wurden also nicht gerade zu kritischen Zeitgenossen erzogen. Aus dieser Position heraus muss man sich erst einmal trauen, Gesetzeslücken zu erkennen und dagegen vorzugehen. Die Schwestern hatten zwar kein juristisches Staatsexamen, aber genügend Selbstbewusstsein, um die Gesetzeslage zu hinterfragen. Dabei beließen sie es jedoch nicht beim Schimpfen und Nörgeln, sondern gingen gleich zum obersten Chef, um sich über die Erbregelung zu beschweren. Dabei hatten sie nicht mal einen Termin bei Mose vereinbart, um ihr Anliegen im kleinen Kreis unter zwölf Augen vorzutragen! Sie brachten ihr Anliegen in aller Öffentlichkeit an: »Warum soll nun der Name unseres Vaters aussterben, nur weil er keinen Sohn hatte? Gebt uns ebenfalls Grundbesitz unter den Verwandten unseres Vaters« (Vers 4). Die Schwestern forderten einen Erbanspruch, weil es keinen männlichen Nachkommen gab. Nicht nur Mose war anwesend, sondern auch der Priester Eleasar und die Stammesfürsten, also alles, was Rang und Namen hatte, und auch noch die ganze Gemeinde. Die Schwestern nutzten offensichtlich eine Volksversammlung. Ein mutiger Auftritt! Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Schwestern im öffentlichen Reden nicht sehr geübt waren. Das Wort führten die Männer. Sie standen vorn am Rednerpult. Aber wer will sich schon fünf energischen und zu allem entschlossenen Frauen in den Weg stellen?

In der Bibel steht nicht, wie die Menschen darauf reagierten. Vielleicht wehrten sie erst mal ab mit einem Argument, das auch heute noch beliebt ist: »Das haben wir schon immer so gemacht.« Die Frauen dachten vielleicht im Stillen: »Endlich sagt’s mal jemand!« Oder sie sprachen ihre Gedanken laut aus und handelten sich einen Verweis ihres Ehemannes ein. Vielleicht waren auch alle überrascht und schauten ratlos ihren Anführer Mose an.

Mose fragt Gott um Rat


Und Mose? Er hörte den Frauen aufmerksam zu. Und er nahm ihren Protest ernst. Moses Handeln war bestimmt von dem Wunsch, den Willen Gottes zu tun. Nicht umsonst hatte Gott Mose ausgewählt, um die Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten nach Kanaan zu führen.

Doch jemand, der Gottes Willen tun möchte, muss eine sehr vertraute Gottesbeziehung haben und genau hinhören. Und wie bei jeder Kommunikation kann es auch hier Missverständnisse geben. Sie entstehen, weil man den anderen durch seine eigene kulturelle Brille sieht. Meistens geschieht das unbewusst, die Menschen sehen die Welt einfach sehr unterschiedlich. Um das Gegenüber zu verstehen, ist eine große Offenheit notwendig. Das ist in der Kommunikation mit Gott nicht anders. Sonst ist die Gefahr groß, dass man seine eigenen Überzeugungen für die Stimme Gottes hält. Die Weltgeschichte ist voll mit Menschen, die im Namen Gottes viel Unheil angerichtet haben.

Auch Moses Perspektive war eine komplett andere als Gottes Perspektive. Er konnte nur einen Ausschnitt sehen, während Gott immer das große Ganze im Blick hat. Aber Mose war jemand, der nicht zu vorschnellen Antworten neigte. Er speiste die Schwestern nicht mit der Erklärung ab: »So sind nun mal Gottes Gesetze.« In der Bibel steht, dass er die Sache vor Gott brachte und ihn um eine Entscheidung bat. Vielleicht zog sich Mose zurück, um Gottes Wort besser zu hören. Und vielleicht war er ratlos. »Was mache ich jetzt? Da draußen stehen fünf Frauen, die auf einmal auch erben wollen.« Wir wissen nicht, was Mose zu Gott sagte, aber wir wissen, was Gott antwortete: »Die Töchter Zelofhads haben recht … übertrag ihnen den Besitz, der ihrem Vater zugestanden hätte« (Vers 7). Dabei beließ es Gott aber nicht. Er ordnete gleich eine Gesetzesnovelle an und sagte zu Mose: »Teile den Israeliten dann Folgendes mit: ›Wenn ein Mann stirbt und keinen Sohn hat, sollt ihr sein Erbe seinen Töchtern übertragen. Hat er auch keine Töchter, dann sollt ihr sein Erbe seinen Brüdern geben‹« (Verse 8-9).

Gott gab also nicht nur den fünf Schwestern recht, sondern er verschaffte allen Frauen dasselbe Recht. So schnell kamen die späteren Frauenrechtlerinnen nicht zum Ziel. Eine Beschwerde, und schon wird das Gesetz angepasst! Die Frauen Ende des 19. Jahrhunderts bissen auf Granit, als sie für Frauenrechte kämpften. Dabei hatten sie bescheidene Ansprüche. Sie wollten nur das Wahlrecht und das Recht auf Bildung. Doch diese Privilegien beanspruchten die Männer für sich allein. Sie waren nicht bereit, diese auch den Frauen zuzugestehen. Die Frauen nahmen für diese Ziele Verfolgung, Prügel und Gefängnisstrafen auf sich.

Warum hatte die Forderung der fünf Schwestern Erfolg? Das lag daran, dass der Mann an der Führungsspitze die Sache nicht allein entschied oder sich mit anderen Männern beriet, sondern nach Gottes Willen fragte. So war nicht die männliche Sicht ausschlaggebend oder männliche Interessen, sondern die Perspektive desjenigen, der die Gleichberechtigung geschaffen hat.

Die Töchter nahmen also Einfluss auf das patriarchalische Erbrecht. Mit ihrem Protest hatten sie zwar nicht erreicht, dass sie den gleichen Erbanspruch wie die Männer bekamen – das hatten sie auch nicht gefordert –, aber sie hatten ihr persönliches Recht auf ein Erbe durchgesetzt und erwirkt, dass alle Frauen ohne Brüder ebenfalls erben konnten und das Erbe nicht an andere männliche Verwandte ging. Betrachtet man die Emanzipationsgeschichte, so zeigt sich, dass sie aus vielen kleinen Schritten besteht. Auch heute fordern Frauen – genauso wie die fünf Schwestern – nicht die völlige Gleichberechtigung, sondern nur dreißig oder vierzig Prozent der Sessel in den Vorstandsetagen.

Frauen, die für ihre Rechte eintreten, erfahren viel Ablehnung. Man betrachtet sie als hart und kämpferisch, und das passt so gar nicht zu dem Bild, das man sich von Frauen macht. Das christliche Ideal ist für viele die sanftmütige Frau. Aber in »sanftmütig« steckt das Wort »Mut«. Wir sind oftmals mehr sanft als mutig. Wenn Frauen für Gleichberechtigung kämpfen, wird dies häufig als Rebellion gegen Gott betrachtet, weil es gegen die Geschlechterordnung Gottes gerichtet sei. Aber ist es das wirklich? Die fünf Schwestern kämpften für ihr Erbrecht, obwohl dieses bis dahin nur Männern zustand, und sie bekamen von Gott recht. Mit ihrem Protest handelten sie im Einklang mit Gottes Willen und Gott erließ aufgrund ihrer Forderungen ein neues Gesetz.

Mose verdankt sein Leben starken Frauen


Gott handelt durch Menschen und am erfolgreichsten ist er dort, wo er auf Menschen trifft, die nach seinem Willen fragen. Dazu gehört auch Mose. Er war der richtige Mann für die Gesetzesänderung. Mose fragte nicht nur, was Gott von den Forderungen der Frauen hielt, sondern er hatte auch sonst die besten Voraussetzungen, die Benachteiligung von Frauen zu beenden: Er war mit starken Frauen aufgewachsen. Und er war kein Macho, sondern war sich seiner eigenen Schwächen bewusst. Um ihn zu verstehen, müssen wir seine Biografie und seinen kulturellen Hintergrund genauer anschauen. Es ist nicht so einfach, sich in den Alltag und das Lebensgefühl der Menschen zur Zeit Moses zu versetzen. Es gibt nur wenige Quellen und die damalige Welt ist uns so fremd, dass unsere eigene kulturelle Prägung unsere Sichtweise beeinflusst. Dennoch ist eine Annäherung an Mose möglich, wenn wir den Bibeltext genau betrachten und zeitgeschichtliche Forschungen einbeziehen.

Eigentlich hätte es Mose gar nicht geben dürfen, denn als männliches Baby stand er auf der Todesliste.18 Mose wuchs in Ägypten auf, das war ein fruchtbares und reiches Land – und eine Großmacht. Der Pharao ließ prunkvolle Städte bauen und dafür brauchte er eine Menge Arbeiter. Auch die Israeliten schufteten für ihn. Die Herrschaft des Pharaos war unangefochten und doch hatte er – wie so viele Mächtige in der Welt – Angst um seinen Chefsessel. Ausgerechnet seine israelitischen Arbeiter wurden ihm zu stark. Der Pharao befürchtete, dass sich die Hebräer mit einem anderen semitischen Volk zusammentun könnten, das Druck auf die ägyptischen Grenzen ausübte. Deshalb befahl er den beiden hebräischen Hebammen Pua und Schifra, jeden israelitischen Jungen bei der Geburt zu töten, die Mädchen hingegen sollten sie am Leben lassen. Schon damals glaubten die Machthaber, dass sie von Frauen nichts zu befürchten hatten. Pua und Schifra hatten eine leitende Position und beaufsichtigten die Arbeit der anderen Hebammen. Möglicherweise waren sie nicht nur für die hebräischen Frauen, sondern auch für die ägyptischen Frauen zuständig, denn als die Hebammen sich später vor dem Pharao verteidigen mussten, verglichen sie diese miteinander.

Der Plan des Pharaos ging nicht auf, weil er einen entscheidenden Fehler machte: Er unterschätzte...