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Der Aushilfsvindicator - Ein humorvoller Fantasy-Roman

Der Aushilfsvindicator - Ein humorvoller Fantasy-Roman

Elke Bulenda

 

Verlag epubli, 2019

ISBN 9783748508625 , 486 Seiten

8. Auflage

Format ePUB

Kopierschutz frei

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6,49 EUR

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Der Aushilfsvindicator - Ein humorvoller Fantasy-Roman


 

Geduld, Vernunft und Zeit macht möglich die Unmöglichkeit.


(Simon Dach)

 

Alle Anwesenden schienen nicht sonderlich betrübt darüber, dass ich sie für eine Weile verlassen musste. Mir kam der Verdacht, ich ginge ihnen vielleicht schon seit geraumer Zeit mit meiner ständigen Anwesenheit und Strenge auf den Geist.

Mein Schwiegerdrachen Annie, alias Fergus, winkte ab. »Mach dir mal keine Sorgen, Ragnor. Schließlich verlässt du uns nicht zum ersten Mal. Wir kommen schon zurecht. Immerhin sind Jule und Harry auch noch da!« 

»Harry ist den ganzen Tag im Dienst, Jule hochschwanger und die zwei Teenager befinden sich im Rausch der Hormone, während Ructus, unser Gast in Sachen Kost und Logis, durch ständige Abwesenheit glänzt. Und da soll ich mir keine Sorgen machen?«, brummte ich. 

»Sieh zu, dass du mit heiler Haut wiederkommst. Nun gib schon Ruhe, alles ist in bester Ordnung«, wiegelte Fergus ab. Sie warf Sascha und Agnir verschwörerische Blicke zu, die ich nicht ausreichend zu interpretieren vermochte. 

Die Kinder wünschten sich lediglich, ich solle ihnen ein Souvenir mitbringen. Schweren Herzens verabschiedete ich mich von ihnen. Obwohl noch nicht weg, ging jeder sofort wieder seiner persönlichen Angelegenheit nach. Augenscheinlich wussten sie, wie sehr ich Abschiede hasse. Selbst mein Sohn Agnir verschwand zurück in die Garage, um an seinem VW Golf herumzubasteln. 

… Diesen Wagen schenkte ich ihm, nachdem er seine Führerscheinprüfung bestanden hatte. Da er ständig herum quengelte, ich solle ihm einen meiner Wagen leihen, beschloss ich, einen gebrauchten Golf für ihn zu besorgen. Ich persönlich liebe hochmotorisierte Autos, nenne sogar drei davon mein Eigen. Jedoch sah ich mich nicht geneigt, meine Leibesfrucht mit einer Waffe auf vier Rädern auszustatten. Womöglich hoffte Agnir, er bekäme einen Golf GTI von mir. Stattdessen musste er sich mit einem Hausfrauen-Modell abfinden. Um dessen Defizite zu übertünchen, schraubte und dengelte er ununterbrochen an seinem Wagen herum. Mein Sohnemann ließ der Karre eine Frontschürze, verbreiterte Kotflügel, fette Breitschlappen und jede Menge Spoiler angedeihen. Danach fehlte der Kasperkiste nur noch der passende Sound. Darum bastelte er an Luftfilter und Auspuffanlage so lange herum, bis der Golf wie ein Hirsch in der Brunft röhrte. Dieses scheußliche Gefährt hört man schon lange von Weitem herannahen. Soll mir nur recht sein, so kann mein Junior nicht behaupten, er sei zum vereinbarten Zeitpunkt längst im Bett gewesen. Mal sehen, wann er von selbst darauf kommt…

Im Hausflur passten mich Harry und Jule ab, die gerade auf dem Weg in ihre Wohnung waren. Meine hochschwangere Tochter schleppte sich schnaufend die Treppe hinauf, obwohl sie ebenso gut den Fahrstuhl hätte nehmen können. Trotz der widrigen Umstände behauptete sie, sie sei weder krank noch behindert, und in der Lage, selbst zu gehen. Mittlerweile sah sie rund wie eine Boje aus. Der Fluch der Haraldinger hatte sie ereilt; sie erwartete Zwillinge. 

Harrys dunkle Augen musterten mich kritisch, als er sah, dass ich meinen Anzug in einer Schutzhülle bei mir trug. »Ragnor, so viel Gepäck? Sag bloß, du bekamst deinen Marschbefehl? Lass mich raten, sie zwingen dich, eine Umschulung als Versicherungsvertreter zu machen«, meinte er mit ernster Miene. 

Harry gilt nicht gerade als ein überbordend emotionaler Mensch. Wie es in seinem Inneren aussieht, weiß nur er allein. Nichtsdestotrotz ist Harry bei allen beliebt, da er eine große Gefasstheit ausstrahlt und sich auch nicht davor scheut, Verantwortung zu übernehmen. Nun ja, das liegt wahrscheinlich daran, dass er einst ein Pharao war.

... Zu Harry kamen wir, wie die Jungfrau zum Kinde. Die Geschichte passierte in Florenz, genauer gesagt, nachts im Archäologischen Museum. Dabei ließ ich Agnir und seinen Kumpel Ructus nur wenige Minuten aus den Augen. Derweil kam Ructus, das kleine rote Teufelchen, auf die Idee ein paar Verse aus einem Ägyptischen Totenbuch zu rezitieren, und das ausgerechnet in Gegenwart einer Mumie. Diese erwachte, verlangte nach Wasser, regenerierte sich wieder zu einem Menschen, und so kamen wir zu Haremhab, alias Harry. Natürlich hielt ich den Kindern eine Predigt darüber, dass wir jetzt für das Geschehene verantwortlich seien. Deshalb nahmen wir Haremhab mit, was am nächsten Tag im Museum für wahren Trubel sorgte, da sie vermuteten, jemand habe die Mumie gestohlen. Wenig später, wir befanden uns wieder zuhause, lernten sich Harry und Jule kennen. Offenbar war es Liebe auf den ersten Blick. Selbstverständlich zeigte ich mich darüber wenig erbaut, da Harry für Jule doch ein wenig zu alt schien. Aber letzten Endes wollte ich ihrem Glück nicht im Wege stehen. Tja, wo die Liebe eben hinfällt. Wichtig ist mir einzig und allein, dass er Jule ein guter und treusorgender Ehemann ist... 

Auf die Frage hin, nickte ich: »Ja, ich habe eben erst von Cornelius Bescheid bekommen. Versicherung? Hast wohl einen Clown gefrühstückt, wie? Ich versichere, dir für diese Aussage nicht allzu sehr weh zu tun, Harry«, verdrehte ich die Augen. Dann wandte ich mich meiner Tochter zu: »Und, Krümel? Wie fühlst du dich?«, küsste ich ihr die Wange. 

»Wie ein gestrandeter Wal«, winkte sie ab. »Wir kommen gerade vom Ultraschall. Für mich ist es der TÜV, weil ich mich jedes Mal fühle, als bräuchte ich eine Hebebühne. Mit den Kleinen ist alles in bester Ordnung. Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet, bei diesem Radau in meinem Bauch. Sie missbrauchen ständig meine Blase als Hüpfburg. Ich befürchte, die Zwillinge werden sich, wenn sie erst mal das Licht der Welt erblickt haben, draußen genauso weiter streiten, wie in meinem Inneren. Das kann ja heiter werden!« 

»Na, so schlimm wie mit deinen älteren Zwillingsbrüdern kann es wohl nicht werden. Die waren die reinste Plage! Immerhin bekommt ihr Junge und Mädchen«, wiegelte ich ab. 

»Stimmt, die Klügere gibt nach, heißt es«, grinste Jule. »Nimm´s mir nicht übel, Papa. Ich muss mich ein wenig hinsetzen. Diese elende Schlepperei ist pure Schwerstarbeit. Gute Reise!«, wünschte sie. 

Um Jules Wohl besorgt, stützte Harry seine Gemahlin ein wenig. »Ragnor, komm heile wieder. Ich bringe Jule jetzt mal rein. Der Tag war anstrengend für uns alle. Gute Reise, und Hals und Beinbruch«, nickte er aufmunternd. 

»Danke, macht´s gut«, nickte ich zurück und betrat mit meinem Gepäck den Lift. 

Unten angekommen, warf ich noch einen kurzen Blick in die Garage. Agnir unterhielt sich angeregt mit einer mir unbekannten Zwergin über Vergaser-Probleme - und wie sollte es anders sein - natürlich über Tuning. 

»Hör mal, Stöpsel«, sagte ich zu meinem Sohn, »mach keinen Unsinn! Vor allem fahr mit deiner Hausfrauenschüssel nicht schneller als erlaubt. Wenn du brav bist, spendiere ich dir eine Vergaser-Innenbeleuchtung.« 

»Keine Bange, ich bleibe am Limit. Immerhin will ich meinen Lappen behalten«, winkte er mit schmierigen Händen ab. 

»Noch ein letztes Wort: Wenn du bei den Mädchen landen willst, solltest du deine Hände ordentlich waschen! Das da - ist einfach nur widerlich!«, kommentierte ich den Zustand seiner Hände und Fingernägel. 

»Ja, werde ich tun. Gute Reise«, tauchte er wieder mit seinem Kopf in den Motorraum ab. 

Zuerst sah die Zwergin auf ihr Tablet, dann zu mir auf. »Da gebe ich dir ausnahmslos recht. Ungepflegte Hände sind ein echtes No-Go. Du bist also Ragnor?« Sie verglich das aufgerufene Foto mit meinem liebreizenden Antlitz. 

»Ja, wieso? Vor allem, wer will das wissen?«, fragte ich und nahm die kleine Person genauer in Augenschein, wobei mir auffiel, dass es sich bei ihr ebenfalls um einen Vampir handelte. 

»Solana Hanna Lobkowitz ist meine Name«, neigte sie leicht den Kopf zum Gruß. »Ich wurde vom Vampir-Rat beauftragt, dich abzuholen«, erwiderte die Zwergin.« 

»Wie abholen?…«, sah ich mich suchend um. »Vor allem, womit? Hast du eine Rikscha dabei, oder willst du mich auf dem Rücken tragen, kleine Hanna Montana?« 

»Mein Name ist Solana Hanna, klar?«, knurrte das kleine, dunkelhaarige Fräulein. »Nein, keines von beidem. Folge mir bitte!«, forderte sie mich mit saurer Miene auf. 

»Das wird ja wohl nicht allzu schwierig sein, immerhin kannst du mit deinen kurzen Beinen unmöglich vor mir weglaufen!«, bemerkte ich keck. »Niedere Vampire stellte ich mir bisher stets ein wenig anders vor.« 

»Gepäck!«, schnauzte sie. »Den Diplomatenkoffer kannst du gerne selbst tragen. Den Anzug natürlich ebenso, sonst schleift er auf dem Boden herum«, knurrte Solana. 

»Warum sollte ich dir mein Gepäck geben?«, hakte ich nach. 

»Um es gegebenenfalls zu verstauen? Dann eben nicht! Du riskierst eine ganz schön dicke Lippe!« 

Wieder einmal hatte ich das Gefühl, soeben den Beginn einer wundervollen Freundschaft erlebt zu haben. Um die kleine Person nicht weiter zu reizen, gab ich Ruhe und...