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Vampira - Folge 06 - Blutspur
Adrian Doyle
Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2011
ISBN 9783838712833 , 64 Seiten
Format ePUB
Kopierschutz Wasserzeichen
"(S. 19-20)
Duncan Luther wusste, dass es wahrscheinlich ein grober Fehler gewesen war, Lilith allein ziehen zu lassen. Als er Geräusche an der Tür hörte, hoffte der ehemalige Priesteranwärter, sie kehre nach Stunden endlich zurück. Doch es war nur Beth. Der blonden, kurzhaarigen Reporterin gehörte dieses Apartment. Duncan und Lilith waren bei ihr lediglich untergeschlüpft. Noch dazu unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Beth schien mittlerweile Verdacht zu hegen, dass sie belogen wurde. Dass sie sich mit der reizend-erotischen Lilith eine Halbvampirin ins Haus geholt hatte, ahnte sie hingegen mit ziemlicher Bestimmtheit nicht. Beth hatte ein festgefügtes Weltbild. Die Frage war nur, wie lange dies noch Bestand hatte … Duncan seufzte leise.
Elisabeth MacKinsey legte ihre Tasche auf einen kleinen Bistrotisch im Wohn-/Esszimmer (zurzeit Wohn-/Ess-/Schlafzimmer; Duncan nächtigte auf der Couch daneben). Dann setzte sie sich davor. »Sag nicht, dass sie immer noch nicht da ist!« »Sie war da. Kurz.« »Ach …« Die sonstige Powerfrau sah übermüdet aus. Dennoch blitzten ihre Augen, als sie ihr Powerbook aus der Tasche zog. Sie schloss es an ein bereitstehendes Netzteil an.
Der »Mac« begann leise zu summen, das Display erhellte sich. Duncan begann sich in den folgenden Minuten höchst überflüssig zu fühlen. Seine Freundin aus Collegetagen behandelte ihn wie Luft. Dass dies nicht ohne Absicht geschah, war ihm klar, änderte aber wenig. Die Reporterin kramte noch etwas aus ihrer Umhängetasche. Eine Zeitung, die sie forsch unter Duncans Nase hielt. Er griff zu. »Unter anderen Umständen«, sagte sie, ohne den Blick von ihrem Computer-Notebook zu wenden, »würde ich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Aber die Umstände sind leider nicht so, wie ich sie mir wünschte.«
Er setzte sich neben sie auf die eigenen Hacken. Noch länger konnte sie ihn nicht ignorieren. Als sie ihn endlich ansah, wurde ihr Tick für täglich wechselnde »Augenfarben« offenbar. Ein unerschöpfliches Reservoir verschiedenfarbiger Haftschalen war das Geheimnis. Heute schien »Albino« angesagt. »Worauf willst du hinaus?«, fragte er. »Liebst du deine Eltern?« Schlagartig breitete sich ein flaues Gefühl in seinem Bauch aus. »Was soll die Frage? Ich –« »Ja, du, mein Freund!« fauchte sie ihn scharf an. »Falls ich dich noch ›Freund‹ nennen kann … Quatsch nicht, lies!« Ihre Aggressivität verunsicherte ihn noch mehr. Aber als er den markierten Bericht überflogen hatte, wusste er Bescheid. Sein Gesicht verkantete. Die Lippen wurden strichdünn."