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Eine Sommerliebe in Schweden - Roman

Eine Sommerliebe in Schweden - Roman

Mia Jakobsson

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2020

ISBN 9783732578191 , 285 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Eine Sommerliebe in Schweden - Roman


 

Kapitel 2


»Krister, ich versuche seit Tagen, dich zu erreichen. Warum meldest du dich nicht?« Wütend beendete Tove das einseitige Gespräch mit Kristers Mailbox.

»Er ruft nicht zurück, weil er genau weiß, was du von ihm willst.« Kerstin schaute nur kurz auf, bevor sie weiter Teigrohlinge auf einem Backblech verteilte.

»Genau! Und wahrscheinlich braucht er sein Geld viel dringender für ein Auto oder für eine Reise mit seiner neuen blondierten Freundin.«

Kerstin lachte. »Immerhin ist er seinem bevorzugten Typ treu geblieben«, sagte sie und wies auf Toves Haar, das sie während der Arbeit hochgesteckt trug.

»He, das ist nicht blondiert!«, widersprach Tove. »Er steht jetzt auf Wasserstoffblondinen.« Auf keinen Fall wollte sie mit einer von Kristers wechselnden Freundinnen verglichen werden. »Inzwischen ist es mir völlig egal, mit welchen Frauen er seine Zeit verbringt. Ich will nur, dass er seinen Verpflichtungen nachkommt. Ich brauche den Unterhalt dringend. Die Waschmaschine ist kaputt, der Vermieter hat eine Mieterhöhung angekündigt, und Svea will in den letzten beiden Ferienwochen mit ihrer besten Freundin und deren Eltern nach Gran Canaria fliegen.« Tove holte tief Luft. »Aber das könnte ich mir selbst dann nicht leisten, wenn Krister den ganzen fehlenden Unterhalt auf einmal bezahlen würde. Was er natürlich nicht tun wird …«

»Habt ihr nichts zu tun?«

Tove fuhr herum, als sie die verärgerte Stimme ihres Chefs in ihrem Rücken vernahm.

»Wir arbeiten doch«, erwiderte Kerstin pampig und knallte das Tablett mit den Teigrohlingen in den Backofen.

Gunnar Nordström warf ihr einen finsteren Blick zu. »Dann macht das schweigend, und konzentriert euch auf eure Arbeit!«, brummte er, drehte sich um und ging zurück in den Verkaufsraum.

»Vielleicht sollte ihm mal jemand sagen, dass diese Arbeit nur für ihn geistig anspruchsvoll ist«, flüsterte Kerstin erbost.

»Also, ich sage ihm das nicht«, gab Tove ebenso leise zurück. »Ich kann es mir nicht leisten, diesen Job zu verlieren.«

»Sobald ich etwas anderes gefunden habe, bin ich hier weg«, versicherte Kerstin. Sie lächelte Tove traurig an. »Am liebsten würde ich wieder mit dir zusammen in einer richtigen Bäckerei arbeiten.«

»Das wäre schön«, seufzte Tove.

Sie und Kerstin hatten bereits in der kleinen Bäckerei in Södermalm zusammengearbeitet, und der Job in dieser Backstube war für sie beide nur eine Notlösung. Inzwischen hatte sich ihr neuer Chef als absolutes Ekel entpuppt, und es war allgemein bekannt, dass er seine Mitarbeiter ziemlich schnell feuerte.

Genau das war der Grund, weshalb Tove nicht widersprach, als Gunnar sie an diesem Nachmittag dazu aufforderte, länger zu bleiben. Er bat sie nicht darum, sondern befahl es einfach: »Du bleibst hier, bis ich zurück bin.«

Mehr sagte er nicht. Keine Erklärung, wohin er ging, keine Information, wie lange es dauern würde. Leider war Kerstin bereits weg, weil sie einen Zahnarzttermin hatte.

Nervös schaute Tove auf die Uhr. In einer halben Stunde musste sie Benny aus dem Kindergarten abholen. Und genau diese halbe Stunde brauchte sie für den Weg dorthin.

Als Gunnar zehn Minuten später noch nicht zurück war, rief sie ihre Tochter an.

Svea meldete sich nach dem zweiten Freizeichen. »Was willst du?«

Die Fünfzehnjährige steckte tief in ihrer pubertären Mütter-sind-doof-Phase und ließ keine Gelegenheit aus, das zu beweisen.

»Du musst Benny abholen!«, sagte Tove. »Ich muss noch arbeiten.«

»Keine Zeit!« Mit dieser knappen Absage beendete Svea einfach das Gespräch und ging nicht mehr an ihr Handy, als Tove erneut anrief. Nur die Mailbox meldete sich.

»Svea!«, sage Tove. »Du musst Benny abholen. Ich kann hier nicht weg.«

Minutenlang starrte sie danach auf ihr Handy. Zuletzt versuchte sie per SMS, ihre Tochter endlich zu einer Reaktion zu bewegen.

Svea, ich brauche jetzt wirklich deine Hilfe!

Immerhin erhielt sie diesmal eine Antwort: Jetzt nicht!

Danach reagierte Svea überhaupt nicht mehr, obwohl Tove noch einmal versuchte, ihre Tochter mit einer Ansage auf der Mailbox und anschließend per SMS zu erreichen.

Eine weitere halbe Stunde verging, in der sie weder eine Antwort von Svea erhielt noch Gunnar zurückkehrte. Nur ein Kunde kam zwischendurch in die Backstube und kaufte ein Brötchen.

Es reichte ihr! Tove holte ihre Tasche und schaltete die Backöfen aus.

Ein ungutes Gefühl beschlich sie, als sie an Gunnar dachte. Noch einmal griff sie nach ihrem Handy, obwohl sie wusste, dass Gunnar es hasste, wenn sie ihn während seiner Abwesenheit anrief. Aber sie musste ihm sagen, dass sie nicht länger warten konnte.

Das Freizeichen ertönte, und gleichzeitig klingelte es unter der Ladentheke. Gunnar hatte sein Handy nicht mitgenommen.

Tove stieß einen leisen Fluch aus. Gunnar vergaß ständig sein Handy, wenn er es nicht sogar mit Absicht liegen ließ.

Sie schrieb ihm eine kurze Nachricht, dass sie nicht länger warten konnte, dann zog sie ihre Jacke an und verließ die Backstube. Sorgfältig verschloss sie die Tür, bevor sie zur Station der Tunnelbana sprintete.

Der Gedanke an ihren kleinen Sohn bedrückte sie. So oft schon hatte Benny auf sie warten müssen, während alle anderen Kinder längst von ihren Eltern abgeholt worden waren. Inzwischen war ihr sogar schon vorgeschlagen worden, Benny in einen anderen Kindergarten zu schicken, der etwas näher an ihrem Arbeitsplatz lag. Es war die freundliche Umschreibung dafür, dass die Erzieherinnen einfach keine Lust mehr hatten, ständig nach Feierabend auf Tove zu warten.

Heute war sie sogar fast eine Stunde zu spät, als sie den Kindergarten endlich erreichte. Kein Wunder, dass Inger, eine der Erzieherinnen aus Bennys Gruppe, demonstrativ auf ihre Armbanduhr schaute.

»Es tut mir leid!«, rief Tove schon von Weitem.

Benny saß mit gesenktem Kopf auf seiner Lieblingswippe. Ein knallrotes Feuerwehrauto auf einer riesigen Feder, das bei jeder Bewegung vor und zurück wippte. Jetzt stand das Auto ganz still, weil Benny bewegungslos auf dem Sitz saß und jeden Blickkontakt mit seiner Mutter vermied.

»Es tut mir leid«, beteuerte Tove noch einmal, als sie die beiden endlich erreicht hatte. Sie war so schnell gerannt, dass ihre Lunge pumpte und sie die Worte nur hervorstoßen konnte.

Ingers Miene blieb ernst. »Das sagst du jedes Mal. Aber wenn …«

»Ich weiß!«, fiel Tove ihr ins Wort. Sie wollte mit der Erzieherin nicht mehr darüber diskutieren, ob ein anderer Kindergarten für Benny infrage kam. Er liebte seine Gruppe, und alle seine Freunde waren hier. »Es kommt nicht wieder vor.«

Wie oft hatte sie das schon versprochen? Kein Wunder, dass Inger skeptisch eine Augenbraue hochzog. Sie sagte aber nichts mehr dazu, sondern wünschte ihnen einen schönen Abend und verabschiedete sich.

»Komm, Benny, wir gehen nach Hause!«

Schweigend kletterte der Fünfjährige von dem Feuerwehrauto. Als Tove ihm behilflich sein wollte, schlug er ihre Hand weg.

»Es tut mir wirklich leid, Benny.«

Benny antwortete nicht, sondern stapfte einfach los. Seine kleinen Hände waren zu Fäusten geballt, als er einen Kieselstein wegkickte.

Tove beschleunigte ihren Schritt und holte ihn ein. Als sie neben ihm herging und eine Hand nach ihm ausstreckte, verschränkte er die Hände mit verstockter Miene hinter seinem Rücken.

»Benny, es tut mir wirklich sehr leid.«

Wahrscheinlich hatte sie diese Entschuldigung auch bei dem Kleinen schon zu oft benutzt, um ihn damit zu beeindrucken. Er ging einfach weiter, ohne sie anzusehen.

»Kann ich es irgendwie wiedergutmachen?«, fragte Tove.

Sie bemerkte, dass ihr Sohn kurz innehielt, bevor er mit gesenktem Kopf weiterging.

»Pizza«, schlug sie vor.

Endlich blieb Benny stehen und schaute zu ihr auf. »Und Eis«, verlangte er kategorisch.

»Okay«, gab sie sofort nach. Es war ihr völlig egal, dass sie sich aus pädagogischer Sicht komplett falsch verhielt. Sie wollte einfach nur, dass ihr Kleiner wieder fröhlich war. Und eigentlich war es nicht nur Benny, der eine Entschädigung verdient hatte.

Benny war noch nicht fertig. »Nur du und ich?«, vergewisserte er sich.

»Nur du und ich!« Tove grinste und legte einen Zeigefinger an die Lippen. »Wir sagen den Großen nichts davon.«

Obwohl Benny mit einem verschwörerischen Grinsen nickte, wusste Tove genau, dass er seinen Geschwistern bei der ersten Gelegenheit davon erzählen würde.

»Ich war mit Mama Pizza essen«, krähte Benny gleich nach dem Heimkommen. Er breitete die Arme aus, so weit er konnte. »Die war sooo groß! Und danach hat Mama mir ein Eis gekauft. Das war noch viel größer.« Diesmal hob er die rechte Hand weit über seinen Kopf.

»Na und!« Jesper zuckte ungerührt mit den Schultern. »Ich hatte einen Burger und Pommes. Das mag ich viel lieber als Pizza.«

Tove zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. »Ich dachte, du warst beim Fußballtraining.«

»War ich ja auch. Danach hat der Trainer uns eingeladen, weil wir letzten Sonntag so gut gespielt haben. Ich brauche übrigens eine neue Trainingshose. Die hier ist schon wieder zu klein.« Er streckte ein Bein vor.

Tove zuckte innerlich zusammen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Jespers rasantes Wachstum finanzieren sollte. Ständig brauchte er neue Kleidung, und sein Appetit war enorm. Zum...