Suchen und Finden

Titel

Autor

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Tod und Trauer in der Kleintierpraxis - Euthanasie kompetent begleiten

Tod und Trauer in der Kleintierpraxis - Euthanasie kompetent begleiten

Svenja Holle, Emanuel Holle

 

Verlag Schlütersche, 2019

ISBN 9783842690301 , 128 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

23,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

Mehr zum Inhalt

Tod und Trauer in der Kleintierpraxis - Euthanasie kompetent begleiten


 

2.1Die Geschichte der Tierbestattung


In der ferneren Vergangenheit gab es andere Gründe ein Tier zu bestatten, als dies heute der Fall ist. Nach heutigem Wissensstand gibt es seit ca. 12.000 Jahren eine Bestattung von Tieren. In Israel wurde dabei ein Tier einem Menschen als Grabbeilage mitgegeben. Vor 10.000 Jahren gab es in Zypern die erste nachgewiesene Bestattung einer Katze. In dieser Zeit gab es in der Region bereits Katzen als Haustiere. Im antiken Ägypten hat die Tierbestattung dann ihren Höhepunkt erreicht. Nach aufwendiger Vorbereitung wurden als heilig geltende Tiere wie Katzen und Falken rituell bestattet (Hornig 1993).

In Europa geht man beim Thema Tierbestattung weit weniger lange in der Zeit zurück. Im frühen Mittelalter gab es eine gemeinsame Bestattung von wohlhabenden Menschen mit ihren Pferden und Hunden. Später wurden dann auch Tiere ohne menschliche Begleitung beigesetzt. Im Landkreis Lüneburg gibt es beispielsweise ein Gräberfeld mit 42 Pferdegräbern (Müller-Wille 1970/1971). In der heutigen Zeit hat die Tierbestattung einen sehr emotionalen Hintergrund für die Menschen. Für viele Tierhalter ist es undenkbar, ihr Tier zu „entsorgen“. Aus diesem Grund wird viel für einen emotionalen und würdevollen Abschied getan. Das Gedenken rund um das Tier steht dabei im Vordergrund. Die Bandbreite der Angebote hat sich in den letzten gut 20 Jahren stark entwickelt. Die häufigsten Bestattungsformen sowie eine Möglichkeit der Bewertung der verschiedenen Bestattungsartenmöchten wir in diesem Kapitel vorstellen. Um einen trauernden Tierhalter umfassend und gut beraten zu können, muss ein Wissen um die Möglichkeiten und Unterschiede der einzelnen Möglichkeiten vorhanden sein.

2.2Die häufigsten Bestattungsformen


Um Ihnen einen schnellen Überblick über die Vor- und Nachteile der einzelnen, nachfolgend dargestellten Bestattungsformen bieten zu können, empfehlen wir eine Bewertungstabelle. Diese unterteilt sieben wichtige Bewertungskriterien und nennt die Wertigkeit durch fünf mögliche Einstufungen. Mehrfachnennungen sind hier natürlich möglich, da bei verschiedenen Formen auch unterschiedlich stark ausgeprägte Ausführungen der Bestattung möglich sind ( Tab. 2-1). Wenn Tierhalter Ihnen erklären, was ihnen besonders wichtig ist, können Sie eine sehr genaue Beratung durchführen. Sollte sich der Tierhalter noch keine Gedanken zum Verbleib des Tieres gemacht haben, können Sie die sieben einzelnen Kriterien mit dem Tierhalter besprechen und so die passende(n) Lösung(en) anbieten bzw. empfehlen.

Tab. 2-1 Muster für eine Bewertungstabelle

Fragen Sie einfach nach: „Welche Wünsche haben Sie“?

Gibt es seitens der Tierarztpraxis bereits eine Empfehlung für eine Bestattungsform, kann man sie ebenfalls mithilfe der Tabelle prüfen. Sollte es seitens Ihrer Praxis oder Klinik noch keine Empfehlung geben, kann die Tabelle zur Findung einer solchen beitragen.

2.2.1Bestattung im eigenen Garten


Zur Bestattung im eigenen Garten ( Tab. 2-2) gehört für den Tierhalter eine Recherche über die Rechtslage. Die Einschränkungen für diese Form der Bestattung sind von Gebiet zu Gebiet sehr unterschiedlich. Es gelten beispielsweise verschiedene Vorschriften zur Bestattungstiefe, zur maximalen Größe der zu bestattenden Tiere oder zur Einhaltung von Abständen zu Nachbargrundstücken oder öffentlichen Wegen. Was man sicher sagen kann: Die Bestattung in Wasserschutz- oder Naturschutzgebieten ist verboten. Sichere Aussagen zum möglichen Rahmen der Bestattung erhält man bei der örtlichen Gemeindeverwaltung. Um Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht zu verpassen, empfiehlt es sich, für jede Bestattung eine neue Anfrage zu stellen. Diese Empfehlung sollte auch das tierärztliche Team herausgeben. Natürlich kann die Information auch vom Team eingeholt werden, man sollte dabei aber nur sichere Angaben weitergeben. Eine Aussage wie „das hat unser Nachbar auch gemacht“ ist keine rechtsgültige und verlässliche Information.

Tab. 2-2 Bewertungstabelle für die Bestattung im eigenen Garten

Bewertung der Angaben in der Tabelle 2-2

Die Ausrichtung dieser Bestattung kann sehr individuell und somit auch würdevoll gestaltet werden. So besteht die Chance, auch Kinder in eine geplante Zeremonie einzubinden und ihnen dabei einen guten, verständlichen und einfachen Abschied zu ermöglichen ( Abb. 2-1). Kosten fallen hier üblicherweise nur an, wenn man für die Gestaltung der Grabstelle besondere Wünsche hat, die das eigene kreative oder heimwerkliche Geschick übersteigen. Zu diesem Thema finden sich im Internet passende Shops und Anbieter (Suchbegriffe: Grabschmuck für Tiere, Tiergrab gestalten etc.).

Abb. 2-1 Eine Gartenbestattung kann sehr individuell gestaltet werden und hilft insbesondere Kindern beim Abschiednehmen von einem geliebten Tier

Auch falls gesetzliche Regelungen fehlen sollten, ist bei der Beisetzung im eigenen Garten eine Mindestbestattungstiefe zu beachten, damit das Grab von anderen Tieren nicht wieder freigelegt werden kann. Eine Deckschicht von mindestens 50 cm ist hierfür nötig.

Fühlt man sich dem Ausheben eines Grabes körperlich oder gefühlsmäßig nicht gewachsen, kann bei Tierbestattern oder bei Gartenbaufirmen nach kostenpflichtiger Hilfe angefragt werden. Vielleicht findet man aber auch im privaten Umfeld oder der Nachbarschaft die notwendige Unterstützung. Sofern das Grundstück, auf dem die Beisetzung stattfinden soll, nur gemietet ist, ist es empfehlenswert, im Vorfeld eine Erlaubnis des Vermieters einzuholen. Darüber hinaus sollten die Tierbesitzer abklären, ob das Grundstück dauerhaft zur Verfügung steht. Man stelle sich vor, der Nachmieter legt nach dem eigenen Auszug rund um die Grabstelle einen Gartenteich an.

Sollte es Änderungen bezüglich des Wohnortes oder andere Bestattungswünschen geben, ist eine Freilegung des Tierkörpers möglich. Es muss dabei aber beachtet werden, dass der bestattete Tierkörper einem natürlichen Verfall unterworfen ist. Wenn dieser Wunsch besteht, ist eine Anfrage bei einem Tierbestatter oder einem Krematorium zu empfehlen. Hier gibt es üblicherweise entsprechende Erfahrungen. So ist die Beisetzung auf einem Tierfriedhof oder eine Einäscherung als dauerhafte Bestattungslösung ohne großen weiteren Aufwand zu erreichen. Die eigene Emotionalität wird den Tierhaltern sicher den richtigen Weg aufzeigen.

2.2.2Bestattung auf einem Tierfriedhof


Mittlerweile gibt es in vielen Regionen Deutschlands Tierfriedhöfe, auf denen die Bestattung von Haustieren oder von Urnen mit tierischer Asche möglich ist ( Tab. 2-3). Die Anzahl liegt derzeit bei zirka 120 bis 150 Tierfriedhöfen. Unter www.tierbestatter-bundesverband.de oder www.animals-digital.de/tiere/tierfriedhof/ findet man einige Ansprechpartner. Alternativ bietet sich für die eigene Region eine zusätzliche Internetrecherche an.

Tab. 2-3 Bewertungstabelle für die Bestattung auf einem Tierfriedhof

Eine ähnliche Art der Beisetzung bieten Friedwälder für Tiere an ( Kap. 2.2.6). Auch hier können sowohl Tierkörper, als auch Urnen mit tierischer Asche begraben werden. Die unabhängigen Tierbestatter können hier ebenfalls als Dienstleister genutzt werden, da es vielerorts Kooperationen zwischen Tierbestattern und Tierfriedhöfen gibt. Im Normalfall übernehmen die Tierfriedhöfe jedoch alle erforderlichen Vorbereitungen für ihre Kunden. Dazu gehört neben der Beisetzung auch die Abholung der verstorbenen Tiere.

Bewertung der Angaben in der Tabelle 2-3

Hier gilt es zu beachten, dass im Vorfeld eine feste Belegungszeit vereinbart wird, für die eine Gebühr zu entrichten ist. Diese Belegungszeit liegt zu Beginn in der Regel zwischen drei und fünf Jahren. Für eine längere Zeit wird bei den meisten Betreibern eine erneute Zahlung berechnet. Ein weiterer Punkt, über den man sich Gedanken machen sollte, ist die Gestaltung des Grabes. Auf den meisten Tierfriedhöfen gibt es dazu feste Regeln. Hat man alles Bedenkenswerte erfasst, erhält man einen klaren Kostenrahmen für diese Form der Bestattung. Ähnlich wie auf den Humanfriedhöfen sollte eine regelmäßige Pflege der Grabstelle zeitlich und finanziell eingeplant werden.

Eine individuelle Gestaltung einer Trauerfeier ist vielerorts möglich und wird mitunter vom Betreiber direkt angeboten. Auf Anfrage und nach Rücksprache kann man eine Zeremonie auch selbst gestalten. So ist ein Abschied gut erlebbar und kann im Nachgang eine selbstbestimmte Trauerarbeit unterstützen.

Da es vorkommen kann, dass Tierfriedhöfe verkauft, übergeben oder aufgegeben werden, sollte man sich auch über die Beständigkeit der Anlage mit den Anbietern austauschen. Eine Umbettung auf einen anderen Tierfriedhof oder die Übergabe der sterblichen...