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Raubjagd - Ein Odenwald-Krimi

Raubjagd - Ein Odenwald-Krimi

Brigitte Pons

 

Verlag beTHRILLED, 2020

ISBN 9783732582631 , 399 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Raubjagd - Ein Odenwald-Krimi


 

Dienstag, 04. September, Vielbrunn, 20:05 Uhr

– Frank Liebknecht –

Linda Ehlers schloss hinter Frank die Tür. »Schade, dass du deine Uniform nicht anhast.«

Er wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Es war zu eindeutig, was hier gleich geschehen würde. Auch wenn sie nicht wirklich darüber gesprochen hatten. Natürlich nicht. Wie hätten sie auch darüber reden sollen? Oder hatten sie nicht eigentlich doch …?

Linda nahm ihm die Sektflasche ab und stellte sie auf den Garderobenschrank. Ein lauwarmes Verlegenheitsmitbringsel, von dem er noch schnell die Schleife mit der Grußkarte zu seinem Geburtstag abgeschnitten hatte. Er hängte die Lederjacke an die Wand, stand unschlüssig herum. Betont gemächlich bewegte Linda sich rückwärts, hüftkreisend, und zog ihn an beiden Händen mitten in den Raum.

»Frank Liebknecht mit dem magischen Blick. Ich weiß jetzt, was dieser Nico Irgendwer auf dem Fest damit gemeint hat.«

Frank verzog das Gesicht. »Dass ich schiele. Ist ja auch auf Dauer schwer zu übersehen.«

»Oh, wie gemein, das so zu sagen! Nein, ich finde wirklich, dass deine Augen eine ganz eigene Magie besitzen. Man merkt es nicht sofort, aber je länger man dich ansieht, umso mehr fasziniert es.«

Dass man das Schielen nicht gleich bemerkte, stimmte. Etwas faszinierendes konnte Frank daran allerdings nicht finden. Sein linkes Auge drehte sich einen Tick nach innen, was ihn oft leicht abwesend aussehen ließ. Bei Anspannung verstärkte sich das Problem. Und gerade jetzt fühlte er sich ziemlich verspannt. Er blinzelte mehrfach.

Linda blinzelte ebenfalls und führte seine Hände hinter ihrem Rücken zusammen. »Oh, ja, verzaubere mich, geheimnisvoller Dschinn!« Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihn aufmerksam an.

Frank wagte kaum zu atmen. Wann war er einer Frau zuletzt so nah gewesen, wann hatte ihn eine Frau je so angesehen? Ein schlechter Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Viel wichtiger war, herauszufinden, was sie jetzt von ihm erwartete.

Linda schloss die schmale Lücke zwischen ihren Körpern. Ihr Becken drückte sich gegen ihn, und immerhin wusste er, dass sie dort genau das spürte, was sie spüren wollte. Was ihn schon den ganzen Tag begleitete.

Oh, verdammt, es war lange her! Viel zu lange.

Es gelang ihm nicht, an etwas anderes zu denken als an das Offensichtliche. Er wollte. Sie wollte. Jedes weitere Zögern war eine Farce. Unnötig. Verlogen. Für eine Sekunde durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass er blind in ihr Netz rannte. Es war ihr Plan, der hier ablief. Aber das war ihm egal. Und er bezweifelte, dass er mit seinem Blick eine hypnotisierende Wirkung auf sie ausüben konnte. Wahrscheinlich funktionierte das eher umgekehrt. Aber auch das war ihm jetzt egal. Auf das Ergebnis kam es an.

Mit einem ergebenen Seufzen gab Frank das Denken auf und küsste Linda sacht. Ihre Lippen öffneten sich bereitwillig. Dieses erste Ergebnis schmeckte vielversprechend. Mit den Fingernägeln fuhr Linda entlang seiner Wirbelsäule auf und ab und rieb dabei ihre Brüste an ihm.

Zu viel Stoff zwischen ihnen, der ihre Haut von seiner trennte! Frank versuchte sich loszumachen, um ihre Bluse zu öffnen. Seine Eile entlockte ihr ein helles Lachen.

»Geduld«, flüsterte sie.

»Habe ich nicht«, stöhnte er und ertrug doch stoisch ihre feuchte Zungenspitze in seinem Ohr. Er war bereit, alles Mögliche zu ertragen, solange sie weitermachte und ihm mehr gab. Nur schnell musste es mehr sein, sonst verlor er den Verstand.

Abrupt stieß Linda ihn weg, und er taumelte einige Schritte, bis er sein Gleichgewicht wiederfand. Was sollte das denn jetzt?

Aufreizend leckte Linda über ihre Lippen, wiegte sich hin und her, wie zu einer Musik, die nur sie hörte, und zog den Saum ihrer Bluse ein wenig nach oben, zeigte einige Zentimeter ihres Bauches, den Nabel, in dem ein kleiner Stein funkelte. Kurz blitzte der Ansatz ihres BHs auf. Sie drehte sich, wiederholte den Vorgang, offenbarte aber nicht mehr. Dann strich sie die Wäsche glatt und verschränkte die Arme.

»Jetzt du!«

»Ich?«

»Ja, zeig mir, was mich erwartet. Ganz langsam.«

Er sollte für sie eine Art Strip hinlegen? Frank schluckte. Sie meinte das offenbar ernst, setzte wieder ihr Lolitaschmollen ein, als er zögerte. Nein, keine Chance. Das war nichts für ihn. Entschlossen zerrte er das T-Shirt über den Kopf, stand da mit nacktem Oberkörper und rasendem Puls.

»Langsam ist nicht.«

Linda nickte und betrachtete ihn mit sichtlichem Wohlgefallen. »Okay«, sagte sie gedehnt. »Wie du willst.« Mit beiden Händen griff sie an ihren Ausschnitt und zerriss mit einer einzigen, energischen Bewegung den Stoff, Knöpfe sprangen ab, rollten durchs Zimmer und unter die Möbel. Die Träger des Büstenhalters schnippte sie über die Schultern und drückte auf den kleinen Knopf, der ihn vorne zusammenhielt, ließ ihn mit dem Rest der Bluse einfach zu Boden gleiten.

»Ich habe mich wohl in dir getäuscht.« Sie umkreiste ihn, ohne ihn zu berühren, aber so dicht, dass er ihre Wärme spürte. »Wenn langsam nichts für dich ist, dann machen wir es eben auf die wilde Tour.« Wieder setzte sie die Fingernägel ein, kratzte damit über seine Brust, nicht gerade sanft, bis er ihre Handgelenke packte und sie daran hinderte. Sie drängte sich noch enger an ihn.

»Ja«, hauchte sie. »Genau so, Sheriff. Ganz genau so.«

Das Nächste, was Frank mit vollem Bewusstsein wahrnahm, war die Dunkelheit und die Kühle der Nachtluft, die von draußen hereinströmte. Die Entspannung machte ihn schläfrig. Linda lehnte nackt am Fensterkreuz des Schlafzimmers und pustete den Rauch ihrer Zigarette ins Freie. Die Glut tanzte wie ein Glühwürmchen auf und ab.

»Willst du auch?«

Gegen seine Gewohnheit nahm er an, inhalierte einen Zug, einen zweiten, reichte die Kippe zurück. »Was machst du hier in Vielbrunn, Linda?«

Sie zerquetschte den Stummel der Zigarette am Rahmen und warf ihn achtlos in den Garten. »Hab ich dir doch gesagt: Ich bin wegen der Pferde hier. Und ich kann dir sagen, ich habe einen wahnsinnig starken Hengst gefunden …« Vom Fußende her kroch sie zu ihm ins Bett und streichelte dabei über seine Beine aufwärts.

»Ernsthaft, Linda. Dein Ablenkungsmanöver kannst du dir sparen, ich kann sowieso nicht mehr. Warum bist du wirklich hier? Du bist nicht der Typ, der im Odenwald Urlaub macht.«

Mit einem leicht enttäuschten Schnauben ließ sie sich zur Seite kippen und knuffte sich ein Kissen zurecht. Er konnte von Glück sagen, dass sie nicht ihn so bearbeitete. Unwillkürlich tastete er über seine Brust. Ihre Bisse würde er noch einige Tage lang spüren.

»Du bist wohl doch mehr Bulle, als ich dachte, Sheriff. Gut, es stimmt, dass ich nicht direkt Urlaub mache – aber das mit den Pferden stimmt auch! In gewisser Weise.«

»Dann lass mal hören.«

Linda nagte an einem ihrer künstlichen Fingernägel. Diese scharfen Teile jagten ihm jetzt noch heißkalte Schauer über den Körper. Die mangelnde Beleuchtung machte es unmöglich, Lindas Gesichtsausdruck zu deuten. Was gab es da so lange zu überlegen?

»Na schön, von mir aus. Warum nicht? Das ist eine komplizierte Geschichte, aber ich versuche, es kurz zu machen. Und bitte, lach mich nicht aus deswegen.«

»Klar. Werde ich nicht, versprochen.«

»Ich hatte eine Großmutter, eine wundervolle Frau. Als sie noch sehr jung war, eigentlich noch fast ein Kind, hat sie in Bayern gelebt. Dort ist sie in einen Künstlerhaushalt geraten, das heißt, sie war dort gelegentlich zu Besuch. Und sie hat sich verliebt.«

Frank zog sie gähnend ein Stück näher.

»Langweile ich dich?«

»Nein. Ich höre dir zu. Sie hat sich verliebt.« Er bemühte sich darum, aufmerksam zu bleiben, was Lindas angekuschelter Köper ihm nicht gerade erleichterte, und er merkte, dass ihm einzelne Sätze entgingen.

»Verliebt, genau. Allerdings nicht in einen der Maler, sondern in ihre Gemälde. Eines davon hat sie nie wieder aus dem Kopf bekommen. Ein Bild mit vier blauen Pferden. Als ich klein war, hat sie mir die Geschichten immer wieder erzählt. Von ihrer Freundin dort, den Pferden und dem Russenhaus …«

Wortfetzen tanzten vor Franks geschlossenen Lidern. Sein eigener Schnarchlaut ließ ihn zusammenzucken, und er fing sich einen entrüsteten Schlag auf den Arm ein.

»Ich habe nicht geschlafen! Bin wach. Das war nur … Russen, du hast von Russen gesprochen und vom Krieg und den Nazis. Ich bin ganz Ohr. Aber ich versteh immer noch nicht, was das mit Vielbrunn zu tun hat.«

»Die Nazis haben ihr Lieblingsbild im Krieg verschleppt, und seitdem ist es verschollen. Einer der Hinweise führte mich hierher – und der nächste – tja, wer weiß wohin. Verstehst du, meine Großmutter hat sich ihr ganzes Leben lang danach gesehnt, dieses Bild noch einmal zu sehen. Und ich habe mir vorgenommen, es zu finden. Auch wenn sie inzwischen tot ist, habe ich das Gefühl, dass ich das für sie tun muss.«

»Hm.« Ziemlich abenteuerlich, die Erklärung. Linda auf romantischer Spurensuche. Glaubhaft hörte sich das für ihn nicht an. Nach diesem Abend kam ihm als Begründung für ihre Anwesenheit die Suche nach dem nächsten wilden Hengst doch einleuchtender vor. Frank unterdrückte ein Lachen. Sie musste es dennoch bemerkt haben, denn sie verpasste ihm den nächsten Hieb.

»Vergiss einfach, dass ich davon erzählt habe. War eine blöde Idee.«

»Nein. Im Gegenteil.« Frank drehte...