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Golden Dynasty - Teil 1 & 2

Golden Dynasty - Teil 1 & 2

Jennifer L. Armentrout

 

Verlag MIRA Taschenbuch, 2020

ISBN 9783745751413 , 784 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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16,99 EUR

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Golden Dynasty - Teil 1 & 2


 

Prolog

Nicolette Besson würde sterben.

Sie würde sich ernsthaft ertränken, wenn die de-Vincent-Brüder die Veranda nicht verließen. Also den Kopf unter Wasser halten und nie wieder hochkommen, denn auf gar keinen Fall würde sie sich in ihrem neuen Badeanzug vor ihnen zeigen.

Niemals.

Sie spähte über den Rand des Pools. Gut möglich, dass die Brüder nicht einmal eine Ahnung hatten, dass sie im Becken war, denn sie lag am flachen Ende auf den Knien und versteckte sich wie eine Idiotin.

Was hatten sie überhaupt dort zu suchen, zusammenhockend und flüsternd? So, wie sie die drei kannte, führten sie bestimmt nichts Gutes im Schilde.

Wenn ihr Daddy wüsste, dass sie hier draußen waren und sich wie immer um Lucian scharten, würde er sagen, dass sie Mumpitz ausheckten.

Was auch immer Mumpitz bedeutete.

Devlin war der älteste de Vincent und Gabriel der mittlere. Lucian war der jüngste der Brüder, und er steckte immer in Schwierigkeiten. Immer. Besonders, seit ihre Mutter gestorben und ihre Schwester verschwunden war. Devlin und Gabriel sahen genau wie ihr Vater aus, dunkelhaarig, und waren ebenso temperamentvoll, aber Lucian und seine Zwillingsschwester kamen nach ihrer Mom.

Sie hoffte wirklich, dass Lucians Freund nicht bei ihnen war. Parker Harrington war ihr nicht geheuer. Er … starrte sie ständig an. Was eigenartig war, weil er nicht besonders nett zu ihr war. Manchmal schaute er sie an, als sei sie es nicht wert, dieselbe Luft zu atmen wie er, und dann wieder blickte er sie an, als ob …

Nikki erschauderte. Darüber mochte sie nicht nachdenken.

Sie biss sich auf die Unterlippe, da der Zementrand des Pools ihr praktisch die Finger verbrannte. Wann würden sie endlich verschwinden? Ihre Mutter würde in der Küche bald fertig sein. Dann müsste sie aus dem Wasser kommen, sie würden sie sehen, und sie würde einfach sterben.

Oh Gott, warum in aller Welt war sie überhaupt in diesen Pool gestiegen? Sie konnte nicht einmal schwimmen! Doch alles hatte sich so heiß und klebrig angefühlt. Und sie hatte sich dabei gelangweilt, in einem der vielen Zimmer der Villa zu sitzen, nichts anzufassen und nirgendwo hinzugehen, weil Mr. de Vincent zu Hause war.

Mr. de Vincent hasste jede Art von Lärm, und Nikki veranstaltete nichts als Lärm. Jede Menge. Manchmal war sie so aufgeregt, dass sie vergaß, wo sie sich befand. Sie hatte sich nicht vorgestellt, ihre Schulferien mit Stillsitzen zu verbringen. Sie hatten …

Plötzlich warf Lucian den Kopf zurück und lachte schallend. Der Laut erschreckte sie, und sie spürte, wie ihre Lippen zuckten. Lucian hatte das beste Lachen. Es klang immer, als stünde er bloß Sekunden davor, etwas Verrücktes anzustellen – etwas, das sehr wahrscheinlich seinen Vater verärgern und ihre Eltern dazu bringen würde, nachsichtig den Kopf zu schütteln.

Was machten sie bloß?

Ihr Blick wanderte zu Devlin. Er stand da und starrte Lucian mit ausdrucksloser Miene an. Gabe allerdings grinste und schüttelte den Kopf, während Lucian merkwürdige Handbewegungen vollführte.

Gabe grinste dauernd.

Nikki fragte sich, ob Gabe ihr Holzreste aus seiner Werkstatt mitgebracht hatte. Das hatte er schon eine Weile nicht mehr getan, und es juckte sie in den Fingern, das neue Holzschnitz-Set zu benutzen, das ihre Eltern ihr zu Weihnachten geschenkt hatten. Sie lernte gerade, wie man Holzperlen schnitzte und aushöhlte, um sie auf eine Schnur zu ziehen und daraus eine Halskette oder ein Armband zu fertigen. Sie hätte Gabe jetzt fragen können, aber dann hätte er sie im Pool entdeckt, und das konnte sie nicht zulassen.

Wenn es einen Menschen gab, der sie nicht im Badeanzug sehen sollte, war es Gabe.

Vorsichtig und leise schob sie sich über den Boden des Pools, während das Wasser immer tiefer wurde. Ein plötzlicher Windstoß brachte den großen Sonnenschirm ins Wanken, und sie war mit einem Mal von Rosenduft aus dem nahe gelegenen Garten umgeben. Im Süden wurde der Himmel grau und wirkte bedrohlich. Ein Unwetter zog auf. Großartig. Vielleicht bräuchte sie sich gar nicht zu ertränken. Mit Glück würde ein Blitz sie erledigen.

Denn sie würde sich vor den Jungs ganz sicher nicht in ihrem blöden, zu großen Einteiler blicken lassen, den Mom ihr im Kmart gekauft hatte.

Auf gar keinen Fall.

Die drei de Vincents waren wie Brüder für sie – große Brüder. Also viiiel ältere. Jedenfalls behandelten Gabe und Lucian sie wie eine Schwester. Devlin allerdings nicht. Er benahm sich, als existiere sie nicht, und das war ihr nur recht, denn Devlin mochte auch keinen Lärm und lächelte nie. Absolut nie.

Nikki war zwar gerade sechzehn geworden, aber abgesehen davon, dass sie die meisten Jungs nervig fand, war sie sich nicht einmal sicher, was sie von ihnen hielt. Einmal hatte sie gehört, wie ihre Mom zu ihrem Dad gesagt hat, sie sei ein Spätzünder. Nikki verdrehte die Augen. Sie war doch kein Knallfrosch oder so.

Aber die de Vincents waren anders. Sie waren keine Jungs im wahrsten Sinne des Worts. Und alle, die Nikki kannte, fanden sie attraktiv. Schließlich hatte die große Schwester ihrer besten Freundin angeblich etwas mit Lucian gehabt und war nun vollkommen besessen von ihm.

Natürlich hätte Nikki das niemals zugegeben, doch sie dachte schon immer, dass Gabe heiß war. Es lag an seinem Haar. Er trug es länger als seine Brüder, schulterlang, und es wirkte dicht und weich. Außerdem weckte es in ihr merkwürdige Wünsche, wie zum Beispiel, es zu berühren.

Aber einfach so sein Haar anzufassen, wäre superkomisch gewesen.

Und sie bezweifelte stark, dass er das zu schätzen wüsste.

Nikki errötete, sowie sie feststellte, dass sie Gabe anstarrte. Er trug eine Jeans und ein weißes Hemd und war barfuß, obwohl die Bodenplatten unter seinen Füßen kochend heiß sein mussten.

Sie fand, dass er irgendwie hübsche Füße hatte.

Gabe hatte auch ein nettes Lachen. Und ein attraktives Lächeln. Er brachte Nikki jedes Mal dazu, es zu erwidern. Und er war freundlich. Er setzte sich immer zu ihr und fragte sie, wie die Schule war und was sie und ihre Freundinnen vorhatten. Er zeigte ihr, wie man ein eckiges Stück Holz in etwas Wunderschönes verwandeln konnte. Obwohl er wahrscheinlich jede Menge Besseres zu tun hatte, war er ihr Freund.

Die drei Brüder waren sehr unterschiedlich. Devlin war kalt. Lucian war übergeschnappt. Und Gabe war einfach nur …

Nikki unterdrückte ein Aufseufzen.

Er war, nun ja, alles.

Aus der Ferne hörte sie das Grollen des heranziehenden Gewitters und wusste, dass das Wetter schnell umschlagen konnte, aber sie blieb im Pool und konnte den Blick nicht von Gabe losreißen.

Er behandelte sie nie, als wäre sie minderwertig, weil ihre Eltern ihre Hausangestellten waren; so wie einige ihrer ignoranten Snobs von Freunden, wenn sie im Lauf der Jahre im Herrenhaus waren. Wie Parker. Wie Devlin so oft, falls er sich überhaupt herabließ, sie zu bemerken.

Sie wusste, dass Gabe am College eine feste Freundin gehabt hatte, weil er sie einmal, vor einigen Jahren, über Weihnachten mit nach Hause gebracht hatte. Sie hieß Emma, war wunderschön und nett, und Nikki … Gott, hatte sie sie gehasst.

Egal.

Gabe und Emma waren nicht mehr zusammen.

Nikki lächelte in sich hinein.

Sie schlich weiter am Rand des Pools entlang und blieb stehen, als sie spürte, dass sie den Boden unter den Füßen verlor. Das Becken wurde schnell tiefer, also musste sie vorsichtig sein, wenn sie nicht wirklich ertrinken wollte. Sie hielt sich am Rand des Beckens fest und bewegte sich weiter in den Pool hinein, näher an das Sprungbrett heran, das, soweit sie mitbekommen hatte, nur Lucian und Gabe benutzten. Sie stürzten sich hinunter, ohne Angst zu zeigen.

Nikki wünschte sich das. Keine Angst zu haben, wie …

Grellweißes Licht erfüllte die Welt, da in der Nähe ein Blitz in den Boden einschlug. Ein krachender Donnerschlag hallte durch die Luft, und ihr lief ein ängstlicher Schauer über den Rücken. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, als die Wolken aufrissen. Starkregen ging nieder und spritzte von der Terrasse hoch, die den Pool und das Wasser umgab.

Auf keinen Fall durfte sie länger im Pool bleiben!

Sie hangelte sich am Rand entlang, stützte sich auf die Arme und begann sich hochzuhieven. Aus weit aufgerissenen Augen sah sie sich hektisch um, als nicht weit vom Becken entfernt noch ein Blitz einschlug.

In diesem Moment, während sie gerade eins ihrer Beine aus dem Pool gezogen und auf die glitschigen Fliesen gesetzt hatte, drehten die Brüder sich um.

Gabe trat vor, an den Rand der Veranda, auf der er trocken und sicher war. »Nic?«

Als ihre Blicke sich trafen, keuchte sie. Oh nein. Sie trug nicht nur ihren Badeanzug, sondern sah dazu noch aus wie eine ersoffene Katze, die versuchte, aus dem Pool zu klettern! Ernsthaft, sie wäre am liebsten gestorben

Noch ein explosiver Donnerschlag. Es klang, als stürze um sie herum der Himmel ein. Schließlich ging alles ganz schnell: Ihr Fuß rutschte ab, und ehe sie sich’s versah, verschlang das Wasser sie mit Haut und Haaren.

Der Schock lähmte ihren Verstand. Sie war zu überrumpelt, um den Mund zu schließen, und schluckte große Mengen Wasser, während sie im Becken...