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Eine Reise nach Neapel - Der erfolgreiche Sprachkurs mit Wörterbuch italienisch/deutsch - Mit der Original-Rundfunkserie zum Downloaden

Eine Reise nach Neapel - Der erfolgreiche Sprachkurs mit Wörterbuch italienisch/deutsch - Mit der Original-Rundfunkserie zum Downloaden

Reinhard Raffalt

 

Verlag Prestel, 2020

ISBN 9783641262112 , 528 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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15,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Eine Reise nach Neapel - Der erfolgreiche Sprachkurs mit Wörterbuch italienisch/deutsch - Mit der Original-Rundfunkserie zum Downloaden


 

VOM BRENNER NACH VENEDIG


ZUR EINFÜHRUNG


Lektion 1


Meine lieben Leser!


Was Sie hier lernen, ist die italienische Umgangssprache, und wenn wir unsere Sprachkursreise vom Brenner nach Neapel beendet haben werden, sollen Sie so weit sein, daß Sie mit erhobener Stimme und größter Kunstfertigkeit an dem Durcheinander miteinander diskutierender Italiener teilnehmen können.

La lingua italiana, la lingua italiahna ist keine schwere Sprache. La lingua italiana, das heißt wörtlich: la lingua, die Sprache, die Zunge; italiana, italienische, also: la lingua italiana, die italienische Sprache. Um sie zu erlernen, gibt es viele Methoden, sehr schöne, genau ausgearbeitete, systematische Wege, und wenn man so ein Buch zum italienischlernen in die Hand nimmt, dann blättert man meistens darin herum, ausgerüstet mit den besten Vorsätzen, und schaut sich die letzten Seiten an, indem man sich mit Zuversicht der Hoffnung hingibt, in kurzer Zeit schon so weit zu sein, wenn man – ja, wenn man die Sache nur genug ernst nähme. Wohlgemerkt, meine lieben Leser: alle Versprechungen, die wir uns selber machen bei dem Entschluß, eine fremde Sprache zu erlernen, sind erfüllbar. Sie setzen nur eines voraus: Man muß bei der Stange bleiben und man muß fleißig sein.

Nun seien Sie aber ganz beruhigt: Wenigstens das letztere, den Fleiß, setzen wir mit unserem Sprachkurs nicht unbedingt voraus. Als das Projekt dieses Sprachkurses zum erstenmal erörtert wurde, da habe ich mich gefragt, ob ich selber wohl genügend Fleiß und Konzentration aufbringen würde, systematisch einem Sprachkurs zu folgen, der von mir verlangt, daß ich etwas lerne. Und ich habe diese Frage mit »nein« beantwortet. Wir möchten gerne, daß dieser Sprachkurs Ihnen eine Unterhaltung ist. Wir möchten gerne, daß Sie viel dabei von Italien erfahren, und daß Ihnen die Sprache, ja, daß Ihnen schon unser Sprachkurs ein Schlüssel zum Verständnis des Landes und der Menschen werde. Sie sollen sich nicht nach einem langen Tagewerk bei uns geistigerweise noch einmal auf die Schulbank setzen, selbst um den Preis nicht, nachher alles wunderbar zu können. Anstelle eines Unterrichtes möchten wir mit Ihnen lieber eine Reise machen, vom Brenner nach Neapel, und dazu brauchen Sie nur eines: Sie müssen sich für jede unserer Lektionen in Ferienstimmung versetzen. Sie müssen daran denken, daß wir es uns bei unserer Reise leisten können, stets einen strahlend blauen Himmel vor uns zu sehen, daß wir uns keine Sorgen darüber machen müssen, ob das Geld reichen wird, daß wir alles stets nur von der freundlichsten und heitersten Seite erleben können. Und wenn im Verlaufe dieser Zeit das Wetter draußen recht miserabel ist, dann wird die für diesen Sprachkurs notwendige Ferienstimmung sich bei Ihnen um so leichter einstellen, je mehr Sie sich des besten Hilfsmittels bedienen, das es gibt, um diese Ferienstimmung etwas anzufeuern. Und das ist: un fiasco di vino, eine Flasche Wein. Un fiasco di vino, un fiaßko di wihno, wörtlich: un fiasco, eine Flasche; di vino, von Wein; eine Flasche Wein. Mit un fiasco di vino lernt man sehr schnell un po’ d’italiano, uhn po ditaliahno, ein wenig Italienisch: un po’, ein wenig, di italiano, von Italienisch. Man spricht aber nicht di italiano, weil da zwei »i« Zusammentreffen; das i von di und das i von italiano. Man läßt also ein i aus und sagt: un po’ d’italiano. Also: con, kon, mit, un fiasco di vino, mit einer Flasche Wein, con un fiasco di vino un po’ d’italiano: mit einer Flasche Wein ein wenig Italienisch. (Vergessen Sie bitte nicht, wie hübsch zu dieser Betrachtung das so echt italienische Lied »Ja, ja der Chiantiwein« passen könnte!)

Bevor wir uns aber auf die Reise begeben, möchten wir Ihnen noch ein paar Hinweise sagen, die notwendig sind: ich möchte Sie erstens verführen, sich ein Heft zu kaufen. Sie sehen an der Anordnung der Wörter in unseren Wiederholungslektionen, daß wir hoffen, Sie möchten diese Wörter nicht nur lesen, sondern auch lernen. Wenn Sie aber schon lernen, dann tun Sie es doch bitte nicht nur durch Sprechen, sondern auch durch Schreiben. Und dazu soll das Heft da sein. Wenn Sie es fertig bringen, den gebotenen Wortschatz einmal ganz niederzuschreiben, wird er Ihnen viel besser im Gedächtnis bleiben – denn einmal geschrieben ist mehr als siebenmal gesprochen oder gelesen.

Außerdem möchte ich Ihnen noch verraten, daß wir unsere Sprachkursreise nicht allein machen – wir werden, höchst diskret und freundschaftlich, von einer Dame und einem Herrn begleitet – nämlich von der Italienerin und von dem Italiener. Beide seien Ihnen hiermit vorgestellt – sie werden uns zahlreiche Irrtümer korrigieren, sie werden uns verborgene Genüsse verraten, sie werden vor allem dafür sorgen, daß unser Italienisch nicht theoretisch bleibt – und auch nicht zu literarisch. Sie sind dafür verantwortlich, wenn sich in unsere Beschäftigung mit der Sprache ihres Landes hin und wieder Ausdrücke und Redewendungen einschleichen, die in keiner seriösen Sprachlehre zu finden sind, weil sie aus der reinen Umgangssprache kommen – aus der Sprache, die die Leute unbekümmert um Korrektheit miteinander sprechen, weil sie zu ungeduldig sind, um auf die Grammatik aufzupassen. – Darf ich bekannt machen:

Sie ist natürlich eine Römerin mit ein bißchen calabresischem Einschlag, sehr zierlich und immerfort in Aufregung, sehr gescheit und viel zu bequem um irgendetwas richtig zu lernen, mit einer bemerkenswerten Leidenschaft für Juwelen und Gold (man sieht es daran, daß sie sich stets um eine Spur zuviel damit behängt), von rapider Intelligenz und mit einem reizenden Mund ausgestattet, aus dem die Worte mit akrobatischer Schnelligkeit hervorkommen – stets sehr elegant gekleidet – schwarzes Kostüm ist ihre bevorzugte Robe – sie pflegt aus vollem Halse zu lachen und trinkt wie ein Mannsbild, ohne daß man ihr irgendwann einmal etwas anmerkt, und ihr einziger Fehler ist, daß sie überhaupt keine Geduld hat, sich mit einem Menschen zu beschäftigen, der auf Grund sprachlicher Schwierigkeiten nicht in der Lage ist, alle Gedanken, Gefühle und Probleme, die sein Gemüt bewegen, auf einmal herauszusprudeln. Wie vielen ihrer Landsleute fehlt ihr jedes Talent, dem anderen zuzuhören – aber das ist nur gut für uns, denn je mehr unsere verehrte Anna Maria – so heißt sie – redet, um so mehr werden wir lernen, auch ohne es zu verstehen.

Er dagegen ist ein Venezianer, was man daran merkt, daß er kein ci sagen kann, oder besser, daß er es nur mit Anstrengung sagen kann. Man merkt daraus, daß in Italien die Unterschiede der Aussprache nach Landschaften noch weit verschiedener sind als bei uns. Er ist immer um ein Haar zu chic angezogen, mit messerscharfen Bügelfalten und einer leichten Wolke von Eau de Cologne und einer Krawatte, die ein Märchen an getupftem Halsschmuck ist – es wäre ihm ein körperlicher Schmerz, wenn sie älter als drei Tage wäre. Auch er redet sehr schnell, fast stets mit einem kleinen Schuß pikanter Boshaftigkeit drin, und er hat den größten Respekt vor Leuten, die das sogleich merken und ihm entsprechend herausgeben. Damen gegenüber ist er von unglaublicher Galanterie. Seine Phantasie, ihnen kleine Aufmerksamkeiten zu erweisen, ist ebenso groß wie seine Erfindungsgabe in reizend erlogenen Komplimenten. Nicht alles, was er sagt, stimmt mit der Wahrheit haargenau überein, aber er findet wie viele seiner Landsleute, daß es das Pech des Gesprächspartners ist, wenn er nicht aufpaßt, was Dichtung und was Wahrheit ist. Unser lieber Mino – als Norditaliener trägt er einen Namen, der eigentlich Erminio heißt, germanischen Ursprungs ist und unserem Hermann entspricht – unser lieber Mino hat ebenfalls nicht viel Geduld, aber er kleidet diesen Mangel in eine nie versagende Höflichkeit, so daß wir es gar nicht merken, wenn er innerlich über unsere Stotterer seufzt. (Bei ihr merkt mans schon.) Die beiden begrüßen uns am Anfang unseres Sprachkurses – natürlich auf Italienisch. Anna Maria hat ihr reizendstes Lächeln aufgesetzt und sagt mit leicht gerauhter Stimme ein charmantes: buona sera, buohna ßehra, guten Abend, während Mino, mit einer Verbeugung, wie sie bei uns nur noch die Leute aus der gepriesenen Zeit der Monarchie zustande bringen, ein klangvolles: piacere! piatschehre! hören läßt. Das heißt wörtlich: Gefallen – und bedeutet dieselbe stehende Formel, die wir bei Vorstellungen anwenden, wenn wir sagen: es freut mich! Piacere! – es freut mich, erfreut, sehr erfreut!

Bitte achten Sie darauf, es heißt nicht bona sera, sondern buona sera. Das o ist dabei nicht ganz offen, noch einmal: buona sera, guten Abend. Und: piacere, es freut mich, piacere, es freut mich, erfreut, sehr erfreut!

Nun wollen wir diese beiden Wörter buona sera und piacere gleich noch auf ihre Schreibweise ansehen, um keine Irrtümer aufkommen zu lassen. Buona sera ist sehr einfach, weil man es schreibt, wie man spricht. Die meisten der italienischen Wörter haben diesen Vorteil. Die Grundregeln der Aussprache sind verhältnismäßig einfach. Schwierig, weil aus dem Schriftbild nicht hervorgehend, ist eigentlich nur der Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Vokalen. Buona hat ein offenes o, wie in dem deutschen Wort »Rolle«, sera indessen hat ein geschlossenes e, wie...