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Aktivierungen für Bettlägerige - 35 tolle und praktische Ideen für den 'Lebensraum' Bett. Von A wie Aromapflege bis Z wie Zehenmassage

Aktivierungen für Bettlägerige - 35 tolle und praktische Ideen für den 'Lebensraum' Bett. Von A wie Aromapflege bis Z wie Zehenmassage

Gabriele Schweller

 

Verlag Schlütersche, 2020

ISBN 9783842690523 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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25,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Aktivierungen für Bettlägerige - 35 tolle und praktische Ideen für den 'Lebensraum' Bett. Von A wie Aromapflege bis Z wie Zehenmassage


 

Vorab – in der Einleitung – und im Folgenden tauch(t)en immer wieder Begriffe auf, mit denen die körperlichen Zustände, Befindlichkeiten, Umstände und die Umgebung der Betroffenen beschrieben werden:

Immobilität

Bettlägerigkeit

Lebensraum

Damit wir bei der Verwendung der Begriffe annähernd die gleichen Vorstellungen und Voraussetzungen haben, möchte ich diese kurz erläutern und definieren.

1.1Immobilität


Definition Immobilität

Der Duden definiert die Bedeutung von Immobilität* als »einen Zustand der Unbeweglichkeit«. Das Pflegiothek Fachwörterbuchbuch** sagt: »Unfähigkeit zur Bewegung«.

Fakt ist, dass sich immobile Menschen nicht durch eigene Anstrengungen körperlich bewegen und fortbewegen können – sie sind unbeweglich aus eigenem Antrieb. Die Ausprägungen variieren dabei.

* https://www.duden.de/rechtschreibung/Immobilitaet, abgerufen am 06.11.2019

** Fachwörter in der Pflege für die Aus- und Weiterbildung (2007). Pflegiothek, Cornelsen, Berlin.

Die Immobilität ist die stärkste Form der Bewegungseinschränkung. Sie ist neben der Instabilität, Inkontinenz und dem intellektuellem Abbau eine der bedeutendsten Funktionsstörungen im Alter. Betrachtet man die Immobilität jedoch nur (definitionsgemäß) als eine Einschränkung der körperlichen Bewegungsfähigkeit, ist das sehr einseitig. Denn von Immobilität können ebenfalls kognitive, emotionale als auch soziale Fähigkeiten betroffen sein. Dauerhafte Immobilität führt nicht nur zum Abbau der Muskeln und damit der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern schränkt die Betroffenen massiv in ihrer persönlichen Handlungsfähigkeit und Autonomie ein. Die Folgen sind ein hoher Pflegebedarf und soziale Isolation1.

Entsprechend der Studien nach Frau Prof Dr. Abt-Zegelin2 durchläuft die Immobilität fünf Phasen.

Die fünf Phasen der Immobilität

1. Phase: Die Instabilität tritt hervor.

Eine ältere Person hat eine zunehmende Gangunsicherheit (Ursachen können Arthrosen, Zustand nach Apoplex oder andere Erkrankungen sein). Diese und andere gesundheitlichen Probleme stellen die Person vor eine enorme Herausforderung. Die ältere Person benötigt im Grunde ein Hilfsmittel, beispielsweise einen Gehwagen (im Fachjargon Rollator). Oft steht dieser aber nicht zur Verfügung, weil er noch nicht beantragt oder besorgt wurde. Eine etwaige, zunehmende Blasenschwäche (Inkontinenz) trägt dazu bei, sich bei Toilettengängen unwohl, gehetzt und unsicher zu fühlen. Sehr häufig leiden Frauen am meisten darunter. Sie beginnen weniger zu trinken, damit sie nicht so häufig zur Toilette müssen. Damit schreitet aber ihre körperliche Instabilität voran. Durch weniger Mobilität und körperliche Aktivität sowie zu wenig Flüssigkeitsaufnahme können zudem Kreislaufschwierigkeiten auftreten.

2. Phase: Ein Ereignis findet statt.

Eine ältere, vielleicht sogar schon etwas hilfe- und pflegebedürftige Person erleidet beispielsweise einen Sturz mit und ohne Klinikaufenthalt. Oder sie muss einen Klinikaufenthalt aus anderen Gründen durchleben und ist daher für eine gewisse Zeit eingeschränkt und weniger mobil. Nach diesem Ereignis ist die Person umso mehr auf Hilfsmittel angewiesen, benötigt u. U. einen Rollstuhl.

3. Phase: Eine Immobilität im Raum entwickelt sich.

Die Bewegungseinschränkung erhöht sich. Die Betroffenen verweilen lange an einem Ort. Der Transfer Bett/Rollstuhl wird mühsamer, ist nur noch mit Unterstützung möglich. Dazu kommt, dass der Transfer oft als unsicher erlebt wird: Es wird gezerrt, gehoben und/oder geschoben. Die Betroffenen reagieren mit Vermeidung als Vorsichtsmaßnahme, wollen dieser Unsicherheit »entkommen«. So kann sich ein erhöhtes Liegebedürfnis zeigen, was gelegentlich von einer unzureichend angepassten Möblierung der näheren Umgebung verstärkt wird.

4. Phase: Die Ortsfixierung rückt in den Vordergrund

Ein selbstständiger Ortswechsel ist für die Betroffenen nicht mehr möglich; die Hilfsbedürftigkeit wächst. Dazu gehört oft ein In-Kauf-Nehmen langer Wartezeiten als »Rücksichtnahme« auf andere Pflegebedürftige zum Lebensalltag. Viele hilfe- und pflegebedürftige Personen beginnen so, sich beispielsweise auf dem Sofa »gemütlich einzurichten« und alles in greifbarer Nähe liegen zu haben. Langeweile wird mit einem Nickerchen vertrieben. Die Ruhe- und Schlafphasen nehmen deutlich zu, die Person wieder sichtlich immobiler.

5. Phase: Strikte Bettlägerigkeit tritt ein

Das Bett wird zum zentralen Lebensort. Es wird nicht mehr verlassen – weder zur Grundpflege noch zum Toilettengang oder zum Einnehmen der Mahlzeiten. Damit tritt eine völlige Abhängigkeit von Hilfe ein, zudem wird der weitere Verlust von Privatsphäre offensichtlich.

1.2Bettlägerigkeit


Definition Bettlägerigkeit

Unter Bettlägerigkeit versteht man das Unvermögen, über längere Zeit zu sitzen oder zu stehen. Vor allem ältere, kranke, hilfe- und pflegebedürftige Menschen sind davon betroffen. Bettlägerigkeit beginnt, wenn sich ein Mensch nicht mehr ohne personelle Hilfe von einem Ort zum nächsten bewegen kann.

Bettlägerigkeit ist mit einer maximalen motorischen funktionellen Einschränkung aller körperlichen Gliedmaßen verbunden. Der betroffene Mensch hat aufgrund enormer gesundheitlicher Einschnitte das Unvermögen, einen längeren Zeitraum im Sitzen oder im Stehen zu verbringen.

Bettlägerigkeit ist ein langfristiger Daseinszustand, bei dem sich der Mensch die überwiegende Zeit des Tages und in der Nacht im Bett oder anderen Liegemöbeln aufhält. Hierbei ist es egal, ob man sich liegend, halbsitzend oder aufrecht befindet. Entscheidend ist, dass »die Beine oben« sind.

Diese auf Dauer ausgelegte körperliche Inaktivität wirkt sich unvermeidlich ganzheitlich auf den Körper aus. Es entsteht ein sogenanntes Immobilitätssyndrom. Die Folgen davon können sein:

Obstipationsgefahr (Verstopfungsneigung)

Infektionsgefahr (anfällig für infektiöse Erkrankungen wie grippale Infekte, Harnwegsinfekte etc.)

Thrombosegefahr (Verstopfungsgefahr der Gefäße)

veränderte Atmung (bezogen auf Atemrhythmus, Atemtiefe, Atemfrequenz)

Verwirrtheitszustände (unabhängig von einer demenziellen Erkrankung!)

Körperbildstörungen (Verlust der Körperwahrnehmung, der Körperorientierung, des Körperbewusstseins, des Körperschemas etc.)

Dekubitusgefahr (lokale Hautschädigung aufgrund längerer Druckbelastung, welche die Durchblutung der Haut stört)

Machtlosigkeit (Gefühl der Hilflosigkeit, Verlust von Einflussmöglichkeiten auf eigene Wünsche, Bedürfnisse und Bedarfe)

körperliche, seelische und soziale Beeinträchtigungen, die oft in der Deprivation oder Isolation enden

Dieses »Anderssein« kann zu einer Qual werden – erst verliert die bettlägerige Person ihren sozialen und biografischen Raum. Später schwindet auch noch der Schutz der Privat- und Intimsphäre dahin. Die hilfe- und pflegebedürftige, bettlägerige Person wird unbeabsichtigter Weise auch ihres natürlichen Schamgefühls beraubt. Ganz am Ende der Auswirkungen steht dann nicht selten der Verlust des Lebensmutes der betroffenen Personen.

1.3Lebensraum


Definition Lebensraum

Der Duden definiert Lebensraum als »Raum, Umkreis, in dem sich jemand oder eine Gemeinschaft [frei] bewegen und entfalten kann.«*

* https://www.duden.de/rechtschreibung/Lebensraum, abgerufen am 11.11.2019

Der Lebensraum ist auch abhängig von der Lebenswelt, in der sich eine Person befindet. Diese Anschauung hat ihre Wurzeln im philosophischen sowie soziologischen Bereich. Denn unter Lebenswelt wird ein grundlegendes Gefüge von natürlichen und sozialen Gegebenheiten verstanden, welches uns Menschen so vertraut und selbstverständlich ist, dass wir es kaum mehr wahrnehmen und wertzuschätzen wissen. Die Selbstverständlichkeit der eigenen Lebenswelt zu erahnen ist nur möglich, wenn man in eine Lebenssituation gerät und in neue Lebensumstände...