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Die Enzyklopädie der Naturheilkunde - Das umfassendste Nachschlagewerk über die einzigartigen Heilkräfte der natürlichen Medizin

Die Enzyklopädie der Naturheilkunde - Das umfassendste Nachschlagewerk über die einzigartigen Heilkräfte der natürlichen Medizin

Michael T. Murray, Joseph E. Pizzorno

 

Verlag Kopp Verlag, 2020

ISBN 9783864457586 , 1167 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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37,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Die Enzyklopädie der Naturheilkunde - Das umfassendste Nachschlagewerk über die einzigartigen Heilkräfte der natürlichen Medizin


 

WAS IST NATURHEILKUNDE?


Der Arzt der Zukunft wird keine Medizin mehr verabreichen, sondern seine Patienten dazu anregen, sich für den menschlichen Körper, für Ernährung und für die Ursache und Vorbeugung von Krankheiten zu interessieren.

Thomas Edison

Einführung


In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu einer fortschreitenden Entwicklung der Grundprinzipien der medizinischen Fürsorge. Im Vordergrund steht bei diesem Wandel die Naturheilkunde – ein medizinisches System, das auf dem Glauben beruht, dass der menschliche Körper eine ganz beachtliche innere Heilkraft besitzt. Naturheilärzte betrachten den Patienten als komplexes, zusammenhängendes System – als ganze Person – und konzentrieren sich darauf, Gesundheit durch natürliche, nicht toxische Methoden wie zum Beispiel Ernährung, Lebensstilmodifikationen, Kräuterarzneien, psychologische Maßnahmen und viele andere mehr herbeizuführen.

Die Naturheilkunde trägt dazu bei, das neue Paradigma in der Medizin einzuführen. Ein Paradigma ist ein Modell, mit dessen Hilfe Ereignisse erklärt werden. Wenn sich unser Verständnis der Umwelt und des menschlichen Körpers entwickelt, entstehen neue Paradigmen. In der Physik etwa wurden Descartes’ und Newtons Konzepte von Ursache und Wirkung durch Einsteins Relativitätstheorie, die Quantenmechanik und Ansätze in theoretischer Physik ersetzt, die die unglaublich weitgreifende Vernetzung des Universums in Betracht ziehen.

Das neue Paradigma in der Medizin konzentriert sich auch auf die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist, Emotionen, sozialen Faktoren und der Umwelt. Während das alte Paradigma den Körper im Grunde genommen als Maschine betrachtete, die am besten mit Medikamenten und operativen Eingriffen zu reparieren ist, sind diese Methoden für das neue Modell zweitrangig. Im Vordergrund stehen vielmehr natürliche, nicht invasive Techniken, die die körpereigenen Heilprozesse unterstützen und dadurch Gesundheit ermöglichen. Die Beziehung zwischen Arzt und Patient verändert sich im Zuge dieser Entwicklung ebenfalls. Vorbei ist die Zeit, in der Ärzte als Halbgötter galten. Nun kommt die Zeit der Eigenverantwortung.

Naturheilkunde: ein historischer Überblick


Die Naturheilkunde ist eine Heilmethode, die einer Person unter Anwendung verschiedener natürlicher Maßnahmen zum bestmöglichen gesundheitlichen Zustand verhelfen soll. Trotz ihrer philosophischen Verbindungen zu vielen Kulturen entwickelte sich die moderne Naturheilkunde aus natürlichen Heilsystemen im Europa und Amerika des 18. und 19. Jahrhunderts. Die europäische Tradition des Kurbads an natürlichen Quellen oder in speziellen Kurorten hatte Mitte des 18. Jahrhunderts auch in Amerika Fuß gefasst. Aufgrund dieser Gepflogenheit waren Deutschland und die Vereinigten Staaten besonders empfänglich für die Ideen der Naturheilkunde. Zu den Pionieren dieser Bewegung gehörten Sebastian Kneipp, ein Priester, der seine eigene Genesung von Tuberkulose den Bädern in der Donau zuschrieb, sowie Benedict Lust, ein Arzt, der in Kneipps Wasserkurklinik in Bad Wörishofen im Unterallgäu lernte. In den 1890er-Jahren zog Lust in die USA und begann dort, für eine eklektische Sammlung von Doktrinen über natürliche Heilmethoden den Begriff Naturheilkunde zu verwenden.

1902 gründete Lust in New York City die erste Schule für Naturheilkunde der USA. Er unterrichtete ein medizinisches System, das das Beste aus allem enthielt, was zu jener Zeit über Naturheilkunde, natürliche Ernährung, Kräutermedizin, Homöopathie, Manipulieren der Wirbelsäule, Bewegungstherapie, Hydrotherapie, Elektrotherapie, Stressreduktion und andere natürliche Therapien bekannt war. Die Grundsätze seines Verständnisses von Naturheilkunde fasste er in dem Artikel »The Principles, Aim and Program of the Nature Cure« zusammen: 1

Das natürliche System zum Heilen von Krankheiten basiert auf einer Rückkehr zur Natur hinsichtlich Ernährung, Atmung, Bewegung, Bäder und der Anwendung verschiedener Kräfte, um die giftigen Produkte aus dem System herauszuschaffen und somit die Vitalität des Patienten auf einen guten Gesundheitsstandard zu bringen …

Das Programm der Naturheilkunde

1. Ablegen schlechter Gewohnheiten, des Unkrauts im Leben, wie Völlerei, Alkoholgenuss, Medikamenteneinnahme, Konsum von Tee, Kaffee und Kakao, die alle Gifte enthalten, Fleischessen, falsche Schlaf- und Wachzeiten, Verschwendung der Lebenskräfte, verringerte Vitalität, sexuelle und soziale Verirrungen, Sorgen etc.

2. Korrektive Gewohnheiten. Richtiges Atmen, richtige Bewegung, richtige Geisteshaltung. Mäßigung im Streben nach Gesundheit und Reichtum.

3. Neue Lebensprinzipien. Richtiges Fasten, die Wahl der Nahrung, Wassertherapie, Licht- und Luftbäder, Schlammbäder, Osteopathie, Chiropraktik und andere Formen mechanischer Therapien, Mineralsalze in organischer Form, Elektrotherapie, Heliotherapie, Dampf- oder türkische Bäder, Sitzbäder etc. …

Es gibt eigentlich nur eine wirkliche Heilkraft, und das ist die Natur selbst, also die angeborene restaurative Kraft des Organismus, Krankheit zu überwinden. Nun stellt sich die Frage: Kann diese Kraft besser durch äußere oder durch innere Maßnahmen angepasst und angeleitet werden? Das heißt: Ist es eher vertretbar, Krankheit durch irritierende Medikamente, Impfungen und Seren zu behandeln, die von abergläubischen modernen Ärzten verabreicht werden, oder durch sanfte, zuträgliche Kräfte natürlicher Therapien, welche von dieser neuen medizinischen Schule, der Naturheilkunde, angewandt werden, die die einzige orthodoxe Schule der Medizin darstellt? Sind diese natürlichen Kräfte nicht viel orthodoxer als die künstlichen Mittel der Drogisten? Die praktische Anwendung dieser natürlichen Wirkstoffe, die auf den einzelnen Fall zugeschnitten sind, sind echte Anzeichen dafür, dass die Kunst des Heilens durch das Zutun vollkommen unschädlicher, zuträglicher Behandlungen verfeinert wird.

Die frühen Naturheiler wie Lust legten großen Wert auf eine natürliche, gesunde Ernährung. Das hatten sie mit vielen Zeitgenossen gemeinsam. John Kellogg, ein Arzt, Siebenter-Tages-Adventist und Vegetarier, leitete das Battle Creek Sanatorium, in dem natürliche Therapien angewandt wurden. Sein Bruder Will war Gründer und Betreiber einer Fabrik in Battle Creek, Michigan, die Naturkostprodukte wie Weizenschrot und Granolakekse produzierte. Angetrieben sowohl von ihrer persönlichen Überzeugung, dass Getreideballaststoffe große Vorzüge besitzen, als auch von kommerziellen Interessen machten die Kellogg-Brüder zusammen mit dem ehemaligen Angestellten C. W. Post naturheilkundliche Vorstellungen über Ernährung populär.

Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs und gedieh die Naturheilkunde. Doch Mitte der 1930er-Jahre führten mehrere Faktoren dazu, dass der Berufsstand der Ärzte die Basis für sein derzeitiges faktisches Monopol im Bereich der Gesundheitsfürsorge legte: 1. Die Ärzteschaft hörte schließlich ganz auf, Therapien wie Aderlass und Quecksilberverabreichung anzuwenden, und ersetzte sie durch neue Verfahren, die in der Behandlung von Symptomen effektiver und weit ungiftiger waren. 2. Von der Pharmaindustrie unterstützte Stiftungen fingen an, medizinische Schulen und Medikamentenforschung zu subventionieren. 3. Die Ärzteschaft wurde mehr zu einer politischen Kraft, was zu Gesetzen führte, die das Überleben anderer Heilsysteme ernsthaft gefährdeten. 2

Nachdem der Berufszweig nahezu erloschen war, erlebte die Naturheilkunde ab Mitte der 1970er-Jahre jedoch wieder einen gewaltigen Aufwärtstrend. Dieses Wiederaufleben hängt zum großen Teil mit einem gestiegenen öffentlichen Bewusstsein für die Rolle von Ernährung und Lebensstil bei chronischen Krankheiten und mit dem Versagen der modernen Medizin, mit diesen Krankheiten effektiv umzugehen, zusammen. Zudem spielten die Gründung der Bastyr University in Seattle, USA, mit ihrem Schwerpunkt auf wissenschaftlich begründeter Naturmedizin sowie ihrer richtungsweisenden staatlichen Zulassung eine wichtige Rolle.

Die Philosophie der Naturheilkunde


Der Begriff Naturheilkunde wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt, doch die philosophischen Wurzeln dieses Medizinsystems reichen Jahrtausende zurück. Die Naturheilkunde bedient sich des Heilwissens vieler Kulturen wie Indiens Ayurveda, Chinas Taoismus sowie der hippokratischen Medizin Griechenlands und gründet sich auf sieben bewährte Prinzipien:

Prinzip 1: Die Heilkraft der Natur (vis medicatrix naturae). Naturheilpraktiker glauben, dass der Körper eine beachtliche Fähigkeit zur Selbstheilung besitzt. Die Aufgabe des Arztes besteht darin, mithilfe natürlicher, ungiftiger Therapien diesen Prozess zu ermöglichen und zu unterstützen.

Prinzip 2: Die Ursache erkennen und behandeln (tolle causam). Der naturheilkundliche Arzt ist darin ausgebildet, die einer Krankheit zugrunde liegenden Ursachen zu suchen, statt einfach die Symptome zu unterdrücken, die ein Ausdruck des Versuchs des Körpers sind, sich selbst zu heilen. Die Ursachen von Krankheiten können auf der physischen, geistig-emotionalen oder spirituellen Ebene liegen.

Prinzip 3: Zuerst einmal nicht schaden (primum non nocere). Der Naturheilarzt bemüht sich, mit der medizinischen Behandlung keinen Schaden anzurichten, indem er sichere und effektive natürliche Methoden anwendet.

Prinzip 4: Die ganze Person behandeln (Holismus). Naturheilkundliche Ärzte sind darin...