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Der Alleswisser - Wie ich versucht habe, Wikipedia durchzulesen, und was ich dabei gelernt habe

Der Alleswisser - Wie ich versucht habe, Wikipedia durchzulesen, und was ich dabei gelernt habe

Peter Grünlich

 

Verlag Moyes Publishing, 2020

ISBN 9783969050279 , 272 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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11,99 EUR

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Der Alleswisser - Wie ich versucht habe, Wikipedia durchzulesen, und was ich dabei gelernt habe


 

Vom Sterben und Nichtsterben


Ungewöhnliche Todesfälle


Aus der Liste der ungewöhnlichen Todesfälle habe ich die 46 außergewöhnlichsten ausgewählt. Viele hätten den Darwin Award verdient. Diese satirische Auszeichnung wird vergeben, wenn ein lebensuntüchtiges Individuum seiner Art den Gefallen tut, die weitere Verbreitung des eigenen Erbguts durch eine besonders dämliche Art, unfreiwillig zu Tode zu kommen, zu verhindern. Von diesen Knalltüten der Menschheitsgeschichte können wir besonders viel darüber lernen, wie wir uns besser nicht verhalten sollten. Einige der Preisträger werden uns später in diesem Buch noch begegnen. Wie zum Beispiel John Allen Chau, der Gewinner von 2018, der das auf North Sentinel Island lebende Urvolk der Sentinelesen besuchte, um sie trotz Kontaktverbot christlich zu missionieren. Chau ignorierte die Warnschüsse der Einheimischen und wurde von diesen mit Pfeilen durchbohrt.

Die Todesfälle sind chronologisch sortiert, einige sind mythologischen Ursprungs oder nicht durch zeitgenössische Berichte belegt.

  • ca. 620 v. Chr.: Der athenische Gesetzesreformer Drakon erstickte unter einem Berg von Mänteln und Hüten, die von dankbaren Bürgern in einem Theater auf Ägina auf ihn geworfen worden waren.
  • 564 v. Chr.: Arrhichion von Phigalia, griechischer Pankratiast (das Pankration war ein Kampfsport, der Ringen und Boxen verband), starb bei den Olympischen Spielen. Während eines Kampfes war er beinahe schon besiegt, da sich sein Kopf in einer Beinschere seines Kontrahenten befand. Er wollte jedoch nicht aufgeben und brach seinem Gegner mit letzter Kraft die Zehen. Dieser gab daraufhin auf, doch im selben Moment erstickte Arrhichion, der posthum zum Sieger erklärt wurde.
  • 455 v. Chr.: Aischylos, der große griechische Tragödiendichter, wurde laut dem Schriftsteller Valerius Maximus von einer Schildkröte erschlagen, die von einem Greifvogel fallen gelassen worden war. Der Vogel verwechselte angeblich den Kopf des Aischylos mit einem Felsen und benutzte ihn zum Aufbrechen des Schildkrötenpanzers.

Illustration des Todes des Aischylos in der Florentinischen Bilderchronik von Maso Finiguerra (15. Jh.)

Plinius der Ältere fügt in seiner Enzyklopädie Naturalis Historiæ hinzu, dass sich Aischylos im Freien aufhielt, weil eine Prophezeiung ihn vor herabfallenden Gegenständen gewarnt hatte.

  • 210 v. Chr.: Qin Shihuangdi, der erste Kaiser von China, starb durch die Einnahme von Quecksilberpillen in dem Glauben, diese würden ihm Unsterblichkeit verleihen. Kanzler Li Si und Obereunuch Zhao Gao vertuschten den Tod des Kaisers zwei Monate lang, um die Thronfolge beeinflussen zu können. Den Verwesungsgeruch der Leiche übertünchten sie mit verfaultem und getrocknetem Fisch. Zu den Grabbeigaben gehörte unter anderem die berühmte Terrakotta-Armee.
  • 258 n. Chr.: Der Diakon (christlicher Geistlicher) Laurentius von Rom wurde bei lebendigem Leibe auf einem großen Gitterrost gegrillt. Dies geschah im Zuge der Christenverfolgung des römischen Kaisers Valerian. Der Dichter Prudentius schreibt, dass Laurentius mit den Folterknechten scherzte: »Lasst mich wenden! Auf der einen Seite bin ich jetzt durch!« Der Märtyrer wird heute als Heiliger verehrt und mit seinem Folterwerkzeug, dem Rost, dargestellt. Er ist der Schutzpatron der Köche und der Feuerwehrleute.
  • 762: Ein chinesischer Dichter und Höfling ist der Überlieferung nach bei dem Versuch ertrunken, in alkoholisiertem Zustand das Spiegelbild des Mondes auf einem Fluss zu umarmen.
  • 1184: Beim Erfurter Latrinensturz fanden etwa 60 Menschen den Tod – darunter Graf Gozmar III. von Ziegenhain, Graf Friedrich I. von Abenberg, Burggraf Friedrich I. von Kirchberg, Graf Heinrich von Schwarzburg, Burggraf Burchard von der Wartburg und Beringer I. von Meldingen –, als anlässlich eines Hoftages von König Heinrich VI. das obere Stockwerk der Dompropstei des Marienstiftes unter der Last der versammelten Menge zusammenbrach und die meisten der Anwesenden in die Tiefe riss. Auch der Boden der nächsten Etage gab unter dem Druck nach und ließ die Herabfallenden in die darunter liegende Abtrittgrube stürzen. Wer nicht ertrank oder erstickte, wurde von nachfallenden Balken und Steinen erschlagen oder verletzt.
  • 1190: Dedo III., Markgraf der Lausitz, genannt »der Feiste« oder auch »der Fette«, starb an den Folgen einer Operation, bei der er sich Fett aus dem Leib schneiden ließ, um Kaiser Heinrich VI. auf einem Feldzug begleiten zu können.
  • 1387: Karl II., König von Navarra, ließ sich zwecks Therapierung einer Krankheit jeden Abend in mit Weinbrand getränkte Tücher einwickeln. Eines Abends gelangte ein Diener versehentlich mit einer Fackel an die Bandagen, die sofort in Flammen standen. Karl II. erlag den schweren Verbrennungen.
  • 1478: Als der zum Tod verurteilte George Plantagenet, Duke of Clarence, die Art seiner Hinrichtung wählen sollte, entschied er sich dafür, in einem Fass Malvasierwein ertränkt zu werden. Seinem Wunsch wurde entsprochen.
  • 1518: Die Tanzwut von Straßburg begann mit einer einzelnen Frau, die über einen Monat lang unkontrolliert tanzte. Im Laufe der Zeit schlossen sich ihr immer mehr Leute an, bis am Ende 400 Menschen vom Tanzfieber befallen waren. Dutzende von ihnen starben an Hitzschlag und Erschöpfung. Die Ursache dieses Vorfalls ist bis heute nicht bekannt.
  • 1567: Hans Staininger, der Stadthauptmann von Braunau, brach sich das Genick, als er über seinen eigenen Bart stolperte. Staininger verstaute den Bart, der fast anderthalb Meter lang war, normalerweise zusammengerollt in seiner Brusttasche.
  • 1601: Der dänische Astronom und Supernova-Entdecker Tycho Brahe war zu einem Festbankett des Kaisers eingeladen. Die Hofetikette untersagte es den Gästen, sich vor dem Kaiser von der Tafel zu erheben. Daher führte eine Harnverhaltung bei Tycho Brahe zu einem Blasenriss, an dem er zehn Tage später starb.
  • 1673: Molière, Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker der französischen Klassik, erlitt einen Blutsturz während einer Aufführung seiner Komödie Der eingebildete Kranke, in der er die Rolle des hypochondrischen Protagonisten innehatte. Als Molière auf der Bühne zusammenbrach, glaubten die Zuschauer zunächst, dass es sich um eine Einlage innerhalb der Komödie handelte. Der französische Komödiant starb wenig später in seiner Wohnung in Paris.
  • 1685: Der verarmte englische Dramatiker Thomas Otway litt Hunger, erbettelte sich deshalb eine Guinee (von 1663 bis 1816 in Umlauf befindliche britische Goldmünze) und kaufte sich davon ein Brot, an dem er erstickte.
  • 1771: Adolf Friedrich, König von Schweden, starb am 12. Februar 1771 an einem Schlaganfall, verursacht durch Verdauungsprobleme. Seine letzte Mahlzeit bestand aus Hummer, Kaviar, Sauerkraut, Räucherhering, Champagner und zum Abschluss 14 Portionen seines Lieblingsdesserts Hetvägg, eines Hefeteiggebäcks, auch Semla genannt, serviert in heißer Milch. Schwedische Schulkinder kennen ihn daher als den König, der sich zu Tode aß.
  • 1816: Der US-amerikanische Politiker Gouverneur Morris starb an inneren Verletzungen, als er ein Stück eines Walknochens in seine Harnröhre einführte, um eine Verstopfung zu lösen.
  • 1837: Der englische Erfinder Robert Cocking baute eine der ersten Fallschirmkonstruktionen der Geschichte. Beim allerersten Testflug mit dem Ballon, mit dem er gleich aus 1500 Meter Höhe absprang, da er sich seiner Sache sehr sicher war, stürzte er tödlich ab. Er hatte zwar sein eigenes Gewicht völlig korrekt in die Berechnungen einbezogen, jedoch das Gewicht des Fallschirmes, über 100 Kilogramm, einzurechnen vergessen.
  • 1841: William Henry Harrison redete am 4. März 1841 im Zuge seiner Inaugurationsrede als US-Präsident über zwei Stunden und zog sich dabei eine Lungenentzündung zu, an der er wenige Wochen später starb, womit seine Amtszeit die kürzeste in der Geschichte der USA war.
  • 1867: Mathilde von Österreich-Teschen starb an Verbrennungen, nachdem sich ihr Kleid durch eine Zigarette entzündet hatte, die sie vor ihrem Vater in ihrem Kleid versteckte, der ihr das Rauchen streng verboten hatte. Das Musselin-Kleid war mit Glycerin imprägniert, um ihm mehr Fülle zu geben.
  • 1884: Allan Pinkerton, ein schottisch-US-amerikanischer Detektiv und Begründer der Pinkerton-Agentur, die heute als erste US-amerikanische Privatdetektei gilt, starb an einer Infektion. Er hatte sich auf die Zunge gebissen, als er auf einem Gehweg in Chicago stolperte. Da er die Verletzung nicht ernst nahm, entzündete sich die Wunde und er bekam Wundbrand, an dem er verstarb.
  • 1919: Bei der Melassekatastrophe von Boston am 15. Januar barst ein mit Melasse gefüllter Tank, worauf sich sein Inhalt als bis zu 9 Meter hoher Schwall über die Bostoner Innenstadt ergoss. 21...