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Wenn der Partner geht - Trennungsschmerz und Liebeskummer bewältigen

Wenn der Partner geht - Trennungsschmerz und Liebeskummer bewältigen

Doris Wolf

 

Verlag PAL Verlagsgesellschaft GmbH, 2020

ISBN 9783923614905 , 184 Seiten

32. Auflage

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Wenn der Partner geht - Trennungsschmerz und Liebeskummer bewältigen


 

1 Die vier Phasen der Trennungserfahrung


du bliebst kurz stehen

im windfang

vier augen

ein blick

ein ende

und dann habe ich mein bett

aus unserem haus getragen und verladen

Ich weiß nicht, wie lange Ihr Partner sich schon von Ihnen getrennt hat. Ich weiß nicht, ob Sie verheiratet waren oder in einer Lebensgemeinschaft zusammengelebt haben. Ich weiß nicht, ob die Trennung Sie mit oder ohne Kinder, mit oder ohne finanzielle Absicherung, aus heiterem Himmel oder langsam anbahnend traf.

Gleichgültig, wie lange und unter welchen Lebensumständen Sie verlassen wurden, nach einer Trennung sind Gefühle der Verzweiflung, der Wut, des Hasses, der Angst und der Schuld ganz normal. Auch die Trennung vom Partner durch den Tod führt zu diesen negativen Gefühlen. Sie reihen sich nun ein in eine große Gruppe von Menschen, die jetzt auch diese Gefühle verspüren. Mit dem Eingehen einer Partnerschaft geht jeder auch das Risiko ein, bei der Trennung diese negativen Gefühle mehr oder weniger stark zu erfahren. Ja, jeder Mensch, der sich emotional an einen anderen Menschen, ein Tier oder einen Gegenstand bindet, wird all diese unangenehmen Gefühle erleben, wenn er sich aufgrund irgendwelcher Umstände von ihnen trennen muss.

Jeder Mensch, der sich in einer Trennungssituation befindet – zur Zeit kommt auf zwei Ehen eine Scheidung in Deutschland – durchläuft einen Prozess, den ich in vier Phasen einteile: Die Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens (1), die Phase der Aufbrechenden Gefühle (II), die Phase der Neuorientierung (III) und die Phase des Neuen Lebenskonzeptes (IV).

Die vier Phasen sind nicht eindeutig voneinander getrennt. Sie können sich überlappen, zusammenfallen und sich miteinander vermischen. Besonders innerhalb der ersten beiden Phasen kommt es häufig zu Überschneidungen. Die Phasen der Trennungsverarbeitung verlaufen zudem nicht kontinuierlich. Es wird Fortschritte und Rückschritte geben. Auch wenn Sie schon in einer fortgeschrittenen Phase sind, können Sie hin und wieder zurückfallen. Meist ist der Rückfall jedoch erheblich kürzer und von weniger intensiven Gefühlen begleitet.

Jede dieser Phasen ist für Sie notwendig und sinnvoll – auch wenn Sie am liebsten bei Phase IV anfangen würden. Jede bietet Ihnen Möglichkeiten, neue Seiten von sich kennenzulernen und das Gefühl der Stärke zu entwickeln, diese Phase zu bewältigen.

Höre ich Sie fragen, was Sie jetzt in Ihrem Zustand mit all dieser Theorie anfangen sollen? Ich weiß, Ihnen steht wahrscheinlich im Augenblick der Kopf nicht nach dem theoretischen Wissen, welche seelischen Phasen man nach einer Trennung durchläuft. Ihnen genügt es, zu erleben, wie elend es Ihnen gerade zu Mute ist. Bitte, bleiben Sie trotzdem in Ihren Gedanken bei mir. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass das Wissen über die verschiedenen Phasen Ihnen helfen kann, Ihre Gefühle besser zu verstehen und zu akzeptieren. Sie werden sich Ihren Gefühlen gegenüber nicht mehr so hilflos und ausgeliefert fühlen. Sie werden nicht mehr den Eindruck von sich haben, absolut gestört oder gar verrückt zu sein. Wenn Sie Ihre Gefühle und Gedanken besser verstehen, dann sind Sie auch in der Lage, diese zum Positiven zu verändern.

Die vier Phasen der Trennungserfahrung


Phase I: Nicht-Wahrhaben-Wollen

Diese Phase ist gekennzeichnet durch Verleugnung und Ignorieren der endgültigen Trennung. Sie spielen das Spiel Gib mir noch einmal eine Chance. Ich werde alles anders machen. Wenn Ihr Partner ausgezogen ist, suchen Sie nach Gründen, wieder Kontakt mit ihm aufzunehmen. Sie fahren ihm nach oder inszenieren ein „zufälliges Treffen“. Wenn Sie noch mit ihm zusammenleben, beobachten Sie beständig, ob er beispielsweise an einem Tag freundlicher zu Ihnen ist oder sogar noch einmal mit Ihnen schlafen möchte. Sie bemühen sich darum, besonders attraktiv und nett zu Ihrem Partner zu sein. Sie weigern sich, die Wohnung zu verändern und Ihren Freunden mitzuteilen, dass Ihr Partner sich von Ihnen getrennt hat. Sie tragen den Ehering noch am Finger und erzählen Bekannten, dass Ihr Partner auf einer großen Reise ist. Täglich warten Sie auf eine Nachricht von ihm oder auf seine Rückkehr. Sie leben in der Hoffnung, alles sei nur ein böser Traum.

Im Wechsel mit der Hoffnung treten Verzweiflung, manchmal auch Wut auf den Partner und Wut auf sich selbst auf. Und damit wären wir in der Phase II.

Phase II: Aufbrechende Gefühle

Die Phase II ist durch starke Stimmungsschwankungen und Orientierungslosigkeit gekennzeichnet. Sie kennen sich selbst nicht mehr. Sie sind verzweifelt, fühlen sich hilflos und sehen keine Möglichkeit, jemals wieder glücklich zu werden. In Gedanken gehen Sie immer wieder all die schönen Erlebnisse durch, die Sie mit Ihrem Partner geteilt haben. Sie denken: „Nie wieder werde ich das … erleben.“ Sie geben sich die Schuld für das Auseinanderbrechen der Partnerschaft: „Hätte ich nur noch mehr für die Partner schaft getan.“, oder „Ich hätte öfters ihm zuliebe das … und das … tun sollen.“ Sie werden von starken Selbstzweifeln geplagt und machen sich in Gedanken eine Negativliste über Ihre Person: „Ich bin zu dick, unfähig im Bett, kein guter Partner, dumm, unattraktiv etc.“ Immer wieder kommt in Ihnen ein Angstgefühl hoch. Sie haben Angst davor, Ihr Leben nicht alleine meistern zu können. Schon die alltäglichsten Tätigkeiten, die Sie all die Jahre mit Bravour geschafft haben, trauen Sie sich nicht mehr zu. Sie haben Angst vor den Nächten, den Wochenenden und dem Alleinsein in der Wohnung. Die Veränderung der Finanzen, der Wohnung, möglicherweise die alleinige Erziehung der Kinder, die bürokratische Abwicklung der Scheidung erscheinen Ihnen als unüberwindbare Hürden. Verzweiflung und Ängste wechseln sich ab mit Wut- und Hassgefühlen. Wenn Ihr Partner in den Augenblicken, in denen Sie auf ihn zugehen und sich um ihn bemühen, nicht auf Sie eingeht, sind Sie wütend auf sich. „Wie kann ich nur so blöd sein, mich so zu erniedrigen!“ oder „Ich sollte es nicht nötig haben, ihn so zu brauchen!“, sind Ihre Gedanken. Sie verlieren in diesen Augenblicken die Achtung vor sich selbst. Aber gleichzeitig haben Sie auch Wut auf den Partner: „Der sollte mich nicht so abfahren lassen!“ oder „Was bildet der sich ein, mich so zu behandeln! Dem werde ich es zeigen. Ich kann genauso hart sein wie er!“, sind häufige Gedanken. Sie sinnen nach Möglichkeiten, sich zu rächen und es ihm heimzuzahlen. Gegen Ende dieser Phase beginnen Sie langsam, wieder Land zu sehen. Es folgt schließlich Phase III.

Phase III: Neuorientierung

Von gelegentlichen kurzen Rückschlägen abgesehen, beginnen Sie nun, Ihr Leben wieder aktiv in die Hand zu nehmen. Sie sehen, dass Ihr Leben weitergehen kann und Ihnen noch mehr Möglichkeiten als diese eine Partnerschaft offen stehen, um glücklich zu sein. Sie haben den Gedanken an eine Wiedervereinigung aufgegeben. Die Abneigung und Verbitterung gegenüber Ihrem Partner nehmen ab.

Sie beginnen, Kontakte zu anderen Menschen aufzunehmen. Zusammenhänge zwischen Ihrer Persönlichkeit und dem Scheitern der Partnerschaft werden Ihnen deutlich. Sie entwickeln ein neues Selbstwertgefühl und lernen, sich selbst Zuwendung und Anerkennung zu geben.

Phase IV: Neues Lebenskonzept

In dieser Phase Ihrer Entwicklung spüren Sie deutlich, die Trennung ist keine Strafe dafür, dass Sie versagt haben. Sie erkennen, dass sie die einzig mögliche Lösung für eine selbstzerstörerische Partnerschaft war. Durch Ihre Trennung haben Sie gelernt, mehr zu Ihren eigenen Stärken zu finden. Sie können sich jetzt frei entscheiden, ob Sie eine neue Partnerschaft eingehen wollen oder nicht. Ihnen ist bewusster, was Sie sich in einer neuen Partnerschaft wünschen. Sie entwickeln ein neues Konzept von Liebe und Partnerschaft. Sie haben noch eine andere Freiheit gewonnen: die Freiheit, Sie selbst zu sein. Aus Ihrer Vergangenheit haben Sie wichtige Schlussfolgerungen gezogen. Sie haben sich selbst besser kennengelernt und neue Fähigkeiten in sich entdeckt und entwickelt.

Sie werden sich bewusst darüber, welchen Einfluss Ihre vergangene Partnerschaft auf eine zukünftige haben kann. Sie lernen, wieder Vertrauen anderen Menschen gegenüber zuzulassen.

Muss jeder Mensch alle vier Phasen durchlaufen?


Die vier Phasen Ihrer Entwicklung sind vergleichbar mit einer Bergbesteigung. Sie beginnen im tiefsten dunklen Tal und steigen langsam zum hellen Gipfel auf. Sie können bis zum Gipfel gelangen, wenn Sie es nur möchten. Auf...