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Der Synodale Weg - E-Book - Fragen und Antworten

Der Synodale Weg - E-Book - Fragen und Antworten

Anne Preckel

 

Verlag Verlag Katholisches Bibelwerk, 2020

ISBN 9783460510852 , 152 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,49 EUR

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Der Synodale Weg - E-Book - Fragen und Antworten


 

Ein Blick in die Arbeitspapiere der vier vorbereitenden Foren zeigt Grundlinien auf, an denen sich die Debatten beim Synodalen Weg orientieren werden. Bei der Sitzung der erweiterten Gemeinsamen Konferenz am 13./14. September 2019 in Fulda hatten sich Bischöfe und Laien-Vertreter über die bislang geleistete Vorarbeit ausgetauscht. (1) Ab der ersten Synodalversammlung Ende Januar 2020 werden die einzelnen Themen dann in den Synodalforen weiterentwickelt und konkretisiert, bis sie der Synodalversammlung schließlich zur Abstimmung vorgelegt werden können. Die Arbeitstitel der Vor-Foren wurden für die Synodalforen des Synodalen Weges leicht modifiziert.

Worum geht es im Macht-Forum?


„Macht und Gewaltenteilung in der Kirche: Gemeinsame Teilhabe und Teilnahme am Sendungsauftrag“ lautet der volle Titel dieses Forums. (1) Ein Schwerpunkt dabei: der klerikale Machtmissbrauch, der vor allem im Zuge des Missbrauchsskandals offenbar geworden war. Auf dem Synodalen Weg soll geklärt werden, „was getan werden muss, um den nötigen Machtabbau zu erreichen und eine gerechtere und verbindliche Ordnung aufzubauen.“

Kirchliche Verwaltungsgerichte


Konkret soll zum Beispiel überlegt werden, ob sich für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz unabhängige kirchliche Verwaltungsgerichte einrichten ließen. (2) Neu ist diese Forderung nicht, bereits bei der Würzburger Synode war 1975 der Entwurf für eine solche juristische Instanz vorgestellt worden, die jedoch nie verwirklicht wurde. Im Kontext des Missbrauchsskandals hatte die Forderung zuletzt wieder an Fahrt aufgenommen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hofft nun, dass es auf dem Synodalen Weg dazu einen Durchbruch geben könnte. Möglicherweise werde die Frage „eine der ersten sein, bei der wir erleben, dass die Bischöfe endlich vom Reden ins Handeln kommen“, zeigte sich ZdK-Präsident Thomas Sternberg hoffnungsvoll: „Es ist wirklich höchste Zeit.“ (3)

Klerikalismus


Offen für eine Reform in diesem Bereich hat sich der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper gezeigt, der die Einführung solcher Verwaltungsgerichte als Beschwerde-Instanzen fordert. „Wenn wir zu Recht über arroganten, selbstverliebten Klerikalismus und Machtmissbrauch in der Kirche klagen, dann müssen wir doch auch sehen, welche Formen von Machtbegrenzung und Machtkontrolle sich anderswo bewährt haben, etwa in demokratischen Gemeinwesen“, sagte er im Frühjahr 2019 in einem Interview. „Von einem Bischof zu verlangen, dass er seine eigenen Gesetze oder die Gesetze Roms einhält, ist weder unbillig noch schränkt es den Bischof ungebührlich ein. Es würde seiner Autorität im theologischen Sinne nichts nehmen, sondern im Gegenteil seine Autorität stärken, zu mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit beitragen.“ (4)

Beteiligung von Laien


Weiter geht es im Macht-Forum grundsätzlich um Fragen der Teilhabe und der stärkeren Beteiligung von Laien, wie das Arbeitspapier der Vorbereitungsgruppe aufzeigt. Leitfragen sind hier: Welche Aufgaben könnten Laien in der Kirche stärker als bisher übernehmen? Wo könnten Kleriker mehr Macht abgeben? Wie lässt sich Kirche insgesamt gemeinschaftlicher gestalten? Wer darf welche kirchlichen Ämter warum ausüben und wer nicht?

Dazu gibt es bereits konkrete Vorschläge, über die diskutiert werden soll. Die allgemeine Richtung ist: Laien sollen mehr gestalten und mitbestimmen können. Die kirchlichen Dienste, einschließlich des Bischofsamtes, sollen in ihrem Wirken und Kooperieren „verbindlich festgeschrieben“ werden. Mehr Mitsprache der Laien könnte es zum Beispiel bei der Verteilung der Kirchensteuer geben, auch für die Heilige Messe könnte man einen Predigtdienst von Gläubigen beschließen. Zudem könnten Leitungsämter ausschließlich auf Zeit vergeben und Führungspersonen auf allen Ebenen durch unabhängige Gremien kontrolliert werden, um Machtmissbrauch vorzubeugen.

Theologisch begründet wird die angepeilte Umverteilung mit einer „fundamentalen Gleichrangigkeit aller Kirchenmitglieder“, die sich „im gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen“ ausdrückt. Strukturen und Machtverhältnisse müssten demnach „am Maßstab des Evangeliums überprüft und korrigiert werden“, vonnöten sei eine grundlegende Reform. Der Synodale Weg soll dabei klären, „welche Möglichkeiten das Kirchenrecht bereits gegenwärtig bietet und welche Änderungen einer neuen rechtlichen Fassung bedürfen würden.“

Weihe und Macht


Zur Sprache kommen soll im Macht-Forum auch die Frage, inwieweit Leitungsgewalt und Entscheidungsmacht notwendig an eine Weihe geknüpft sein müssen. Nach dem bisherigen Modell sind es vor allem Bischöfe, denen in vielerlei Hinsicht Macht zugesprochen wird. Hier könnte man Kompetenzen und Verantwortlichkeiten auf mehrere Köpfe, insbesondere Laien, verteilen. In einer Audienz für Mitarbeiter des vatikanischen Laien-Dikasteriums befürwortete der Papst im November 2019 zum Beispiel erstmals auch die Besetzung von Spitzenämtern der Kurie mit Frauen. (5) Diese Ämter sind im Vatikan bislang fast ausschließlich von Erzbischöfen oder Kardinälen besetzt.

Päpstliche Kritik des Klerikalismus


Dass die Machtfrage in der katholischen Kirche heute mit Nachdruck gestellt wird, kann sicher nicht getrennt von Papst Franziskus gesehen werden. Regelmäßig übt er Kritik am Klerikalismus, womit der Papst die Selbstüberhöhung und Überlegenheitsgefühle mancher Kleriker gegenüber Laien meint. Unvergessen ist seine Weihnachtsansprache an die Römische Kurie, in der er 15 kuriale Krankheiten benannte und den Kardinälen ins Gewissen redete. (6)

Auch den Zusammenhang zwischen Machtmissbrauch und sexuellem Missbrauch hat der Papst benannt. Sexueller Missbrauch sei „immer die Folge von Machtmissbrauch, der Ausbeutung der schwächeren Position der wehrlosen missbrauchten Person, welche die Manipulierung ihres Gewissens und ihrer psychischen und körperlichen Schwachheit ermöglicht“, sagte er im Februar 2019 bei einer internationalen Kinderschutzkonferenz im Vatikan. (7)

Worum geht es im Forum Sexualmoral?


Unter dem Titel „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualmoral und Partnerschaft“ sollen in diesem Forum Fragen der kirchlichen Sexualmoral behandelt werden. (1) Hintergrund ist der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche in Fragen der Sexualmoral in Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen und zweitens die schon länger beklagte Kluft zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben der Gläubigen.

„Der Vorwurf lastet schwer, die Kirche genüge ihren eigenen hohen moralischen Ansprüchen nicht“, heißt es im Arbeitspapier der vorbereitenden Gruppe mit Blick auf die Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Immer weniger Menschen trauten der Kirche nach den Missbrauchsskandalen überhaupt noch ein Urteilsvermögen in Fragen der menschlichen Sexualität zu.

Empfängnisverhütung, außerehelicher Sex, wiederverheiratete Geschiedene und Homosexualität


Eine Kluft zwischen Lehre und Leben zeige sich heute besonders hinsichtlich Fragen der Empfängnisverhütung, des außerehelichen Sex, der wiederverheirateten Geschiedenen und der homosexuellen Partnerschaften, heißt es weiter. Kardinal Reinhard Marx formulierte dazu im Vorfeld des Synodalen Weges: „Die Sexualmoral der Kirche hat entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht rezipiert. Die personale Bedeutung der Sexualität findet keine hinreichende Beachtung. Wir spüren, wie oft wir nicht sprachfähig sind in den Fragen an das heutige Sexualverhalten“. Die Moralverkündigung gebe der überwiegenden Mehrheit der Getauften keine Orientierung. (2)

Im Umgang mit und der Bewertung von Homosexualität hat Papst Franziskus seit seinem Amtsantritt eine gewisse Offenheit gezeigt. Es wandte sich im Jahr 2013 gegen die Ausgrenzung und Diskriminierung von Homosexuellen. Auf seinem Rückflug vom Weltjugendtag in Brasilien sagte er vor Journalisten: „Wenn einer homosexuell ist und Gott sucht und guten Willen hat – wer bin dann ich, ihn zu verurteilen?“ (3) Gleichwohl lehnt die katholische Kirche auch unter Franziskus eine gelebte Homosexualität und die gleichgeschlechtliche Ehe ab. (4)

Das Vorbereitungsforum zum Thema Sexualmoral war sich bei der Frage, ob es eine neue kirchliche Sexualmoral braucht, nicht ganz einig, wie aus seinem Arbeitspapier hervorgeht. Eine Mehrheit der Teilnehmer hielt es für notwendig, die bisherigen Normen grundsätzlich zu überprüfen. Wogegen ein anderer Teil forderte, sie...