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Pflege mit dem Strukturmodell für Dummies

Pflege mit dem Strukturmodell für Dummies

Margarete Stöcker

 

Verlag Wiley-VCH, 2020

ISBN 9783527826810 , 168 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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11,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Pflege mit dem Strukturmodell für Dummies


 

Kapitel 2

Der Mensch steht im Mittelpunkt


IN DIESEM KAPITEL

  • Das Gespräch mit dem Pflegebedürftigen
  • Dokumentation nicht (nur) für den MDK
  • Prozesse planen: die fördernde Prozesspflege nach Prof. Krohwinkel

Die Kernaussage des Strukturmodells ist:

Der Mensch steht im Mittelpunkt und nicht der Mensch ist Mittel. (Punkt)

Bei der Planung werden also die individuellen Wünsche und die spezielle Situation des Pflegebedürftigen berücksichtig. Das heißt konkret:

Grundvoraussetzung bei der Planung sind die individuellen Wünsche des pflegebedürftigen Menschen. Beachten Sie seine spezielle Lebenssituation. Was bedeutet diese personenzentrierte Sichtweise?

  • Sehen Sie den Pflegebedürftigen als Gesprächspartner und beziehen Sie ihn in das Gespräch mit ein.
  • Bauen Sie eine vertrauensvolle, tragfähige Beziehung auf. Zeigen Sie Verständnis für seine Situation und für die zukünftige Pflege und Betreuung.
  • Berücksichtigen Sie das persönliche Lebensumfeld des Betroffenen.

Damit dies gelingt, sind zwei Dinge ganz wichtig:

  1. Pflege gehört in professionelle Hände. Mindestens eine Fachkraft ist beteiligt.
  2. Der Pflegebedürftige wird gefragt und mit einbezogen. Ziel ist eine Beziehung zwischen Pflegekraft und Pflegebedürftigen auf Augenhöhe.

Verantwortlichkeit der Pflegefachkraft


In einer Einrichtung ist jeder Tätige für eine prozesshafte und professionelle Versorgung verantwortlich. Der gemeinsame Nenner aller Akteure ist der pflegebedürftige Mensch. Daraus ergibt sich die Forderung, dass alle an der Pflege und Betreuung Beteiligten die Inhalte der SIS® kennen, den Maßnahmenplan umsetzen, alle Abweichungen, Beobachtungen und Weiteres in das Berichteblatt eintragen und die zuständige Pflegefachkraft die Evaluation durchführt.

Gerade weil der Mensch im Mittelpunkt steht, muss eine Fachkraft die wichtigen Entscheidungen treffen. Verantwortlich für den Prozess ist deshalb die zuständige Pflegefachkraft und nur sie kann das Gespräch mit den Pflegebedürftigen führen und die SIS® ausfüllen. Das liegt daran, dass im Rahmen der SIS® viele fachliche Entscheidungen getroffen werden müssen.

Das Gespräch mit dem Pflegebedürftigen


Weil der Mensch im Mittelpunkt steht, ist es wichtig, dass Sie mit dem Pflegebedürftigen ins Gespräch kommen und dabei herausfinden, welche Fähigkeiten er verloren hat und wie Sie ihn am besten unterstützen können.

Das Gespräch fordert also nicht nur Fachlichkeit und die Kenntnis der SIS®, sondern die Fähigkeit der Gesprächsführung.

Das Gespräch der SIS® ist mehr als eine fachliche Auflistung, es ist ein geführtes Gespräch, das kommunikative Fähigkeiten erfordert und die Haltung der Pflegenden, den Pflegebedürftigen als einen »Partner« auf Augenhöhe zu sehen.

Pflegender und Pflegebedürftiger/Angehörige sprechen auf Augenhöhe miteinander. Lassen Sie uns dazu ein Gedankenexperiment machen: Stellen Sie sich bitte folgende Szenarien vor:

Szene ambulanter Dienst


Sie sitzen in Ihrer Wohnung im Wohnzimmer. Sie haben es sich gemütlich gemacht und lesen gerade dieses interessante Buch. Sie nehmen nur kurz wahr, dass etwas im Raum passiert, auf einmal fasst Sie jemand an, begrüßt Sie und bittet Sie, schon einmal ins Badezimmer zu gehen, denn Sie werden gleich geduscht. Wie geht es Ihnen?

Szene stationäre Einrichtung


Sie sind zu Hause schon mehrmals gestürzt? Beim letzten Sturz brechen Sie sich den Unterschenkel und müssen ins Krankenhaus. Ihre Tochter bespricht mit dem Arzt, dass Sie zu Hause nicht mehr allein zurechtkommen. Bevor noch Schlimmeres geschieht, wäre es sicherer für Sie, in eine Pflegeeinrichtung zu ziehen. Wegen Ihrer demenziellen Erkrankung möchte Ihre Familie Sie nicht unnötig belasten und regelt alles Weitere. Nun ziehen Sie in eine Einrichtung, andere bestimmen, was Sie, für die nächsten Wochen, Monate, Jahre mitnehmen können – alles, was in zwei Koffer passt, einen Ohrensessel und ein paar Bilder an der Wand. Wie geht es Ihnen?

Wie würden Sie sich als Pflegebedürftiger fühlen? Was würden Sie sich wünschen?

Es ist verständlich, dass der Pflegebedürftige in Situationen wie diesen einen Menschen braucht, der versucht, ihn zu verstehen. Er benötigt jemanden, der ihm die Frage stellt, wie es ihm damit geht, in einer Einrichtung zu sein beziehungsweise in der ambulanten Versorgung. Er braucht jemanden, der versucht zu verstehen, dass es belastend sein kann, ständig fremde Menschen in der eigenen Wohnung zu haben.

Die beiden Szenarien haben etwas gemeinsam: Der betroffene Mensch benötigt Hilfe in den alltäglichen Bereichen des Lebens. Er selbst kann vieles nicht mehr leisten und nach seinen Wünschen und Bedürfnissen umsetzen. Sei es aus körperlichen und/oder psychischen Veränderungen. Er braucht professionelle Hilfe und Unterstützung. Er benötigt jemanden, der dafür sorgt, dass seine Selbstständigkeit bewahrt und gefördert wird. Er braucht jemanden, der ihn als Mensch sieht und Fragen stellt wie: »Was bewegt Sie im Augenblick? Was brauchen Sie? Was können wir für Sie tun?«

Wenn Sie sich in den Pflegebedürftigen hineinversetzen, können Sie ihm besser helfen.

Der Zweck des Gesprächs


Beginnen Sie das Gespräch damit, dass Sie dem Pflegebedürftigen erklären, warum das Gespräch geführt wird. Es geht nicht darum, dass Sie »neugierig« sind, sondern dass es wichtig und im Interesse des Pflegebedürftigen ist, Informationen von ihm für die zukünftige Pflege und Betreuung zu bekommen und dass Ihnen diese Informationen helfen, den Menschen zu unterstützen.

Wenn er Ihnen erzählt: »Ich brauche nichts, was soll ich hier? Jetzt bin ich alt und bin überflüssig«, leiten sich andere Maßnahmen ab, als wenn Sie einen Pflegebedürftigen begleiten, der Ihnen Folgendes mitteilt: »Ich bin so froh, endlich Hilfe und Unterstützung zu bekommen. Endlich brauche ich mich nicht mehr um alles zu kümmern.«

Der zeitliche Rahmen


Am besten legen Sie zu Beginn des Gesprächs einen zeitlichen Rahmen fest. Dann können Sie die Zeit besser steuern und der Pflegebedürftige ist nicht enttäuscht, wenn das Gespräch beendet werden muss.

Insbesondere bei Menschen, die, wenn sich die Möglichkeit ergibt, sehr viel und umfangreich erzählen, besteht die Gesprächskunst darin, den Informationsgehalt zu sortieren und das Gespräch so zu führen, dass Sie pflege- und betreuungsrelevante Informationen bekommen.

Das ist nicht immer ganz einfach: Einerseits möchten Sie den Erzählfluss nicht unterbrechen, andererseits haben Sie nicht unbegrenzt Zeit für ein solches Gespräch zur Verfügung.

Dieser Einstieg ist für das »Ankommen« des pflegebedürftigen Menschen in den, für ihn neuen und fremden Pflegeprozess, entscheidend. Was würden Sie sich als Pflegebedürftiger wünschen? Einen Menschen, der Sie versteht!

Der Gesprächsbeginn: offene Fragestellung


Sie kennen bestimmt den Ausspruch: »Wer fragt, der führt!«

Lassen Sie den Pflegebedürftigen über seinen Alltag und seine derzeitige Situation, seine Bedürfnisse und Wünsche reden. Wie war in der Vergangenheit sein Tagesablauf, als er ihn noch selbst bestimmen konnte.

Aus der SIS® erschließt sich eine möglichst offene Fragestellung, die Antworten werden nicht gewertet. Fragen benötigen jedoch einen Kontext, ohne einen Bezug ergeben sie keinen Sinn. Daher ist es entscheidend, dass Sie zu den einzelnen Themenfeldern konkrete Fragen zur Biografie, zu den Fähigkeiten und zu den Ressourcen des Pflegebedürftigen stellen. Die passenden Leitfragen und mögliche Inhalte finden Sie im Kapitel 3.

Es ist ein wenig eine Kunst, die Antworten auf die Frage nach der Gestaltung des bisherigen Tagesablaufs den passenden Themenfeldern zuzuordnen und gezielt nachzufragen, wo Ihnen noch Informationen fehlen. Sie können die Aussagen teilweise auch verschiedenen Themenfeldern zuordnen. Treffen Sie diese Entscheidung nach der grundsätzlichen Idee, was gehört konkret in dieses Themenfeld.

Aus den Antworten können Sie biografische Daten erfassen, also für die Gegenwart und für die mögliche Zukunft relevante Informationen erhalten. Aus den Antworten kann sich aber auch ein Informations- oder Beratungsbedarf ergeben.

Als Fachkraft treffen Sie die Entscheidung, welche Informationen für die Gegenwart und für die mögliche Zukunft relevant sind.

Die Dokumentation


Um dem Pflegebedürftigen das geben zu können, was er in seiner Situation benötigt, müssen vor allem drei Dinge erfasst werden:

  • Wünsche und Bedürfnisse
  • Fähigkeiten und Ressourcen
  • Risiken

Damit diese Erfassung auch Handlungen auslöst,...