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Star Wars. Treueschwur

Star Wars. Treueschwur

Timothy Zahn

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641078263 , 464 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

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Star Wars. Treueschwur


 

1

Der imperiale Sternenzerstörer Reprisal glitt lautlos durch die Schwärze des Weltalls und bereitete sich auf den Kampf gegen die Rebellenstreitkräfte vor, die die Galaxis in Stücke zu reißen drohten.

Captain Kendal Ozzel stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf der Kommandobrücke und betrachtete den Planeten Teardrop unmittelbar voraus, während eine Mischung aus Erwartung und düsteren Gedanken in ihm brodelte. Soweit es ihn betraf, war der ganze Planet eine Schlangengrube, in der es vor Schmugglern, drittklassigen Piratenbanden und anderem Abschaum der Gesellschaft nur so wimmelte. Er grübelte darüber nach, dass er – hätte der Todesstern unter seinem Kommando gestanden statt unter dem dieses Idioten Tarkin – anstelle von Alderaan einen Ort wie Teardrop für den ersten echten Praxistest der Waffe ausgewählt hätte.

Doch er war nicht der Verantwortliche gewesen und inzwischen waren sowohl Tarkin als auch der Todesstern Geschichte, bei Yavin 4 in Stücke gesprengt. In einem einzigen entsetzlichen Augenblick war die Rebellenallianz von einem unbedeutenden Ärgernis zu einem erbitterten Feind geworden.

Und das Imperiale Zentrum hatte reagiert. Vor weniger als drei Tagen kam der Befehl, weder bei den Rebellen noch bei ihren Sympathisanten Gnade walten zu lassen.

Nicht, dass Ozzel unter anderen Umständen Gnade hätte walten lassen. Rebellen und Rebellensympathisanten zu eliminieren war mittlerweile der beste und schnellste Weg, in der Imperialen Flotte aufzusteigen. Vielleicht sogar bis ganz nach oben, zu den Rangabzeichen eines Admirals.

»Status?«, rief er hinter sich.

»Siebenundvierzig Standardminuten bis zur Umlaufbahn, Sir«, rief der Navigationsoffizier aus einer der Datengruben der Brückencrew.

Ozzel nickte. »Halten Sie die Augen offen«, befahl er. »Niemand verlässt diesen Planeten.«

Er blickte finster auf die schwach erhellte Scheibe vor ihnen. »Niemand«, wiederholte er leise.

»Luke?«, rief Han Solo aus dem Cockpit des Millennium Falken. »Komm schon, Junior – beweg dich. Uns sitzt die Zeit im Nacken.«

»Sie sind drin!«, antwortete ihm Luke Skywalkers Stimme. »Rampen versiegelt.«

Natürlich wusste Han das bereits, dank der Anzeigen auf seiner Kontrolltafel. Wenn der Junge bei ihnen blieb, würde er lernen müssen, die Funkkanäle des Schiffs nicht mit unnötigem Geplapper zu verstopfen. »In Ordnung, Chewie, gib Stoff!«

Neben ihm stieß Chewbacca einen rollenden Laut der Zustimmung aus, und der Falke stieg sanft von der harten Oberfläche von Teardrop auf.

Offenbar nicht sanft genug. Von weiter hinten vernahm Han einige gedämpfte und ziemlich aufgebrachte Ausrufe. »Hey!«, rief jemand.

Han rollte mit den Augen, während er Energie auf die Sublichttriebwerke gab. »Das ist definitiv das letzte Mal, dass wir Passagiere kostenlos mitnehmen«, teilte er seinem Partner mit Bestimmtheit mit.

Chewbaccas Erwiderung ließ ein wenig den Respekt vermissen.

»Nein, ich mein’s ernst«, beharrte Han. »Von jetzt an gilt: Wer nicht zahlt, fliegt nicht.«

Hinter ihm erklangen Schritte, und er wandte kurz den Kopf, als sich Luke in den Sitz hinter Chewbacca fallen ließ. »Alle sind untergebracht«, verkündete er.

»Großartig«, sagte Han sarkastisch. »Sobald wir im Hyperraum sind, nehme ich ihre Getränkebestellungen entgegen.«

»Ach, komm schon«, entgegnete Luke. »Ehrlich, wenn du denkst, das ist ein steifer Haufen, hättest du mal die sehen sollen, die mit den Transporten vorher ausgeflogen wurden. Das hier sind bloß die Techniker, die die letzten paar Ausrüstungskisten zusammengepackt haben.«

Han zog eine Grimasse. Kisten, die just in diesem Augenblick die Frachträume des Falken füllten und keinen Platz für bezahlte Ladung ließen, für den Fall, dass er auf dem Weg zum Treffpunkt welche auftun konnte. Dies war ein absolut hundertprozentiger Wohltätigkeitstrip, genau wie alles andere, was er und Chewbacca für Luke und seine neuen Freunde von der Rebellenallianz getan hatten. »Tja, nun … Ich habe schon jede Menge Techniker erlebt, die für nichts zu gebrauchen waren«, murmelte er.

Er wartete darauf, dass Luke für die Techniker in die Bresche sprang, als eine Salve Laserfeuer vom hinteren Deflektor abprallte. »Was zum …«, knurrte er und zog den Falken in einen engen Abwärtslooping.

Dieses instinktive Manöver rettete ihnen vermutlich die Haut. Eine weitere Salve schoss durch die Stelle, wo sie eben noch gewesen waren, bloß dass sie diesmal aus einer anderen Richtung kam. Han wendete das Schiff wieder und hoffte flehentlich, dass ihre Passagiere noch angeschnallt waren, dann nahm er sich eine Sekunde Zeit, die Hinterschiffsanzeige zu überprüfen.

Ein Blick auf das halbe Dutzend unterschiedlicher Schiffe, die hinter ihnen aufstiegen, war alles, was er brauchte. »Piraten!«, schnappte er in Richtung der anderen, gab mehr Energie auf den Antrieb und zog das Schiff in steilem Winkel nach oben. Sich im Einflussbereich der Anziehungskraft eines Planeten ohne Deckung und ohne jede Chance auf eine schnelle Flucht in den Hyperraum mit Piraten herumschlagen zu müssen, war so ziemlich das Schlimmste, was einem Piloten passieren konnte.

Und sogar der Falke war außerstande, diese vielen Schiffe auf Dauer auszumanövrieren. »Chewie, bring uns nach oben und raus hier!«, rief er und streifte seinen Gurt ab. »Komm mit, Luke.«

Der Junge war bereits unterwegs und lief den Cockpittunnel hinab. Han folgte ihm und kam gerade noch rechtzeitig um die Ecke, um zu sehen, wie sich Luke an den Passagieren vorbeidrängte, die sich in den umlaufenden Sitz zwängten, und die Leiter zum oberen Vierlingsgeschütz hochstieg. »Captain?«, rief einer der Passagiere.

»Jetzt nicht!«, schnappte Han, packte die Leiterstreben und rutschte runter zu dem unteren Vierlingsgeschütz. Er kämpfte um sein Gleichgewicht, als die Gravitation, die dort herrschte, alles um neunzig Grad kippte, und ließ sich dann in den Sitz fallen.

Von unten sah es sogar noch schlimmer aus als vom Cockpit aus. Eine zweite Welle Piratenschiffe hatte sich der ersten angeschlossen, die aus allen Rohren an der ersten Gruppe vorbeifeuerte, um rings um den Flugvektor des Falken herum einen mörderischen Todestunnel zu bilden. Sie wollten ihre Beute dazu zwingen, weiterhin auf dieser Flugbahn zu bleiben, damit die erste Gruppe sie zur Strecke bringen konnte.

Nun, sie würden eine Überraschung erleben. Während er mit einer Hand das Bedienfeld des Vierlingsgeschützes bearbeitete, schnappte er sich mit der anderen sein Headset und streifte es über. »Luke?«

»Ich bin da. Hast du irgendeine bestimmte Strategie im Sinn, oder nehmen wir uns einfach zuerst das größte Schiff vor und sehen, wie schnell wir sie alle wegpusten können?«

Han runzelte die Stirn, als er die Geschützholme packte und ihm eine eigentümliche Idee kam. Wenn man bedachte, wie die zweite Welle positioniert war … »Nimm du dir das große Schiff an der Spitze vor«, sagte er. »Ich probier mal was Hübsches.«

Lukes Erwiderung bestand in einer Lasersalve direkt in den Bug des führenden Piratenschiffs.

Als Reaktion darauf wich das andere Schiff hastig aus – mit Sicherheit hatten sie nicht damit gerechnet, dass ein einfacher leichter Frachtraumer über solche Feuerkraft verfügte. Der Pilot fasste sich allerdings schnell wieder und brachte sein Schiff erneut in Kampfposition. Die gesamte Führungswelle zog sich dichter zusammen und schloss die Lücken, um aus ihren einander überlappenden Schilden so viel Schutz wie möglich zu beziehen. Han verfolgte dies alles, wartete auf den nächsten Schachzug, den er genau vorhersehen konnte, und hörte das Piepen seiner Anzeigetafel, als alle Schiffe an der Spitze ihre Schildenergie am Bug verdoppelten.

Was bedeutete, dass sie soeben unabsichtlich die Stärke ihrer Achterschilder reduziert hatten. Perfekt.

»Chewie – runter und abdrehen!«, rief er in seinen Kommunikator. Als Folge sackte der Falke unvermittelt ab, und für eine Sekunde kam die hintere Welle von Schiffen jenseits der Schilde der ersten Welle zum Vorschein. Han war bereit und feuerte an der führenden Welle vorbei eine doppelte Salve in die Flanke des größten Schiffs der zweiten Welle, woraufhin dieses stark ins Schlingern geriet, als das Primärsteuerungssystem in Fetzen geblasen wurde.

Gleichzeitig jagte das Laserfeuer, das einen Teil der Falle für den Falken gebildet hatte, mit vernichtender Gewalt in die Hecks der Schiffe der führenden Welle.

Das war mehr, als Han zu hoffen gewagt hatte. Zwei der kleineren Schiffe drehten plötzlich ab und brachen aus der Formation aus, weil ihre Antriebsbereiche in die Luft geflogen waren. Auf dem Weg ins Vergessen streifte eine Salve von einem der anderen Piraten das erste Schiff und prallte ab, während das zweite Schiff mit voller Wucht in ein weiteres krachte. Sie trudelten beide davon, derweil Luke das Durcheinander nutzte, um eins der anderen Führungsschiffe in feurige Asche zu verwandeln.

Auf einmal fiel der Falke zu Hans Entsetzen und Unglauben nach unten und richtete sich in einem geschwungenen Bogen wieder der Planetenoberfläche zu. »Chewie?«, blaffte er. »Was zum …«

Der Wookiee knurrte eine Warnung. Stirnrunzelnd reckte Han den Hals, um in die genannte Richtung zu...