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Star Wars. Wächter der Macht 4. Exil

Star Wars. Wächter der Macht 4. Exil

Aaron Allston

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641077396 , 448 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

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Star Wars. Wächter der Macht 4. Exil


 

1. Kapitel

AUSSERHALB DES CORELLIANISCHEN WELTRAUMS – STERNENZERSTÖRER ANAKIN SOLO

Es war nicht so sehr Schuld, was Jacen Nacht für Nacht wach hielt. Vielmehr war es das Wissen darum, dass er sich eigentlich schuldig fühlen sollte, es jedoch nicht wirklich tat.

Jacen lehnte sich in einem Sessel zurück, der bequem genug war, um darin zu schlafen, das Leder so weich wie Butter, und schaute zu den Sternen hinaus.

Die Schutzschilde waren vom übergroßen Sichtfenster seines Privatbüros zurückgefahren, und die Kammer selbst war dunkel, was ihm einen freien Blick auf den Weltraum verschaffte.

Sein Büro befand sich an Backbord des Schiffs; der Bug war zur Sonne Corell hin ausgerichtet, das Heck wies nach hinten, in Richtung Coruscant, sodass er Commenor, Kuat, den Hapes-Sternenhaufen und die lange perlemianische Handelsstraße vor sich hatte … Gleichwohl, er versuchte nicht, diese Sterne einzeln auszumachen. Astronomie war eine lebenslange Beschäftigung für Leute, die ihre gesamte Existenz auf einem einzigen Planeten zubrachten. Um wie viel schwieriger mussten solche Studien für jemanden wie Jacen sein, der sein ganzes Leben lang von Stern zu Stern gereist war?

Er ließ seine Augenlider sinken, doch sein Verstand raste, so wie er es jeden Tag tat, seit er und sein Kampfverband Königinmutter Tenel Ka vom Hapes-Konsortium vor einem Aufstand gerettet hatten, angestiftet von verräterischen hapanischen Adeligen, die von einer corellianischen Flotte unterstützt worden waren.

Inmitten all dieser Ereignisse hatte Jacen in dem Glauben, dass Han und Leia Solo an dem Putschversuch beteiligt gewesen waren, den Befehl erteilt, die Langstrecken-Turbolaser der Anakin Solo gegen den Millennium Falken einzusetzen. Später waren ihm zwingende Indizien dafür zu Ohren gekommen, dass seine Eltern keinen Anteil an dieser Verschwörung gehabt hatten.

Aber wo waren dann die Schuldgefühle? Wo blieb das Entsetzen, das er darüber hätte empfinden müssen, dass er versucht hatte, seinen Vater und seine Mutter zu töten? Was für ein Vater konnte er Allana sein, wenn er imstande war, dergleichen zu tun, ohne Reue zu verspüren?

Er wusste es nicht. Er war sich sicher, dass ihm der Schlaf so lange versagt bleiben würde, bis er eine Antwort darauf fand.

Hinter seinem Sessel erwachte mit dem charakteristischen Zz-sssch ein Lichtschwert zum Leben, und mit einem Mal war das Büro in blauem Licht gebadet. Jacen war auf den Beinen, bevor die Klinge des Eindringlings auch bloß komplett ausgefahren war. Sein eigenes Lichtschwert in der Hand, aktivierte er mit dem Daumen die Klinge und vollführte mit seiner freien Hand eine Geste, um mittels der Macht seinen Sessel aus dem Weg zu befördern.

Als der Weg frei war, konnte er einen Blick auf den Eindringling werfen – sie war so klein, dass der Sessel sie bis auf die Spitze ihrer glühenden Waffe vollends verdeckt hatte.

Auf der anderen Seite des Tisches stand seine Mutter, Leia Organa Solo. Sie war allerdings nicht mit ihrem eigenen Lichtschwert bewaffnet. Das erkannte Jacen am Griff des Schwerts, an der Farbe seiner Klinge. Es war das Lichtschwert, das Mara Jade Skywalker so viele Jahre lang getragen hatte. Luke Skywalkers erstes Lichtschwert. Anakin Skywalkers letztes Lichtschwert.

Leia trug braune Jedi-Gewänder, und ihr Haar fiel lose herunter. Sie hielt ihr Lichtschwert im Zweihandgriff, bereit zuzuschlagen.

»Hallo, Mutter.« Der Zeitpunkt schien eine förmlichere Anrede als Mom zu erfordern. »Bist du gekommen, um mich zu töten?«

Sie nickte. »Das bin ich.«

»Bevor du angreifst – wie bist du an Bord gelangt? Und wie bist du in dieses Büro gekommen?«

Sie schüttelte mit trauriger Miene den Kopf. »Glaubst du, gewöhnliche Verteidigungsmaßnahmen haben in einer Zeit wie dieser auch bloß den geringsten Nutzen?«

»Vermutlich nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, dass du eine erfahrene Jedi bist, Mutter, aber einem Jedi-Ritter, der seine gesamte Laufbahn über fortwährend gekämpft und trainiert hat, bist du nicht gewachsen – weil du das nicht getan hast.«

»Und dennoch werde ich dich töten.«

»Das glaube ich nicht. Ich bin auf jede Taktik vorbereitet, auf jede List, die du womöglich anwendest.«

Auf einmal lächelte sie. Es war dasselbe Lächeln, mit dem sie politische Gegner bedacht hatte, wenn sie die letzten Fehler ihrer Karriere begangen hatten, das tödliche Lächeln eines Kriegshunds, der mit seiner Beute spielt. »Die ich womöglich anwende … Weißt du nicht, dass sämtliche Taktiken hinfällig werden, wenn sich der Angreifer dazu entschlossen hat, den Kampf nicht zu überleben?«

Ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske der Wut und des Verrats. Sie löste ihre linke Hand vom Griff ihres Lichtschwerts und streckte sie in einer stoßenden Geste vor. Jacen spürte den plötzlichen Anstieg der Machtenergie in ihr.

Er wirbelte zur Seite. Ihr Machtangriff würde ihn verfehlen …

Und dann begriff er – zu spät –, dass er genau das tun sollte.

Die Machtenergie sauste an ihm vorbei und traf das Sichtfenster mit voller Wucht, das sich unter der Attacke wölbte und in die Leere des Weltalls hinausgeschleudert wurde.

Jacen sprang beiseite. Wenn es ihm gelang, die Kante des Türrahmens zu seinem Büro zu packen, um sich daran für die ein oder zwei Sekunden festzuklammern, die die Schutzjalousien brauchten, um sich zu schließen, würde er nicht durch das Fenster nach draußen gezogen werden …

Gleichwohl, Leias eigener Sprung fing ihn ab. Sie krachte gegen ihn, ihre Arme schlangen sich um ihn, ihr Lichtschwert fiel herunter. Zusammen flogen sie durch das Sichtfenster.

Jacen spürte, wie die Kälte in seine Haut schnitt und sie lähmte. Er fühlte, wie die Luft aus seiner Lunge strömte, ein Todesrasseln, das niemand zu hören vermochte. Er spürte Schmerz in seinem Kopf, hinter seiner Stirn, in seinen Augen, als sie anschwollen und sich anschickten zu platzen.

Und die ganze Zeit über bewegte sich Leias Mund, als würde sie immer noch sprechen. Einen unwahrscheinlichen Moment lang fragte er sich, ob sie für immer reden würde, um ihren Sohn zurechtzuweisen, während sie tot durch die Ewigkeit wirbelten.

Dann, von dem Wissen erfüllt, dass er das in jenen letzten Sekunden musste, erwachte er. Wieder saß er in seinem komfortablen Sessel, wieder blickte er zu den Sternen hinaus.

Ein Traum? Oder eine Botschaft? Er sprach laut: »Warst du das?« Und er wartete, halb in der Erwartung, dass Lumiya ihm antworten würde, doch es kam keine Erwiderung.

Er drehte seinen Sessel herum und stellte fest, dass sein Büro beruhigend leer war. Mit der Tischsteuerung schloss er die Schutzjalousien über sein Sichtfenster.

Schließlich sah er auf seine Uhr.

Seit er sie das letzte Mal überprüft hatte, waren fünfzehn Standardminuten vergangen. Er hatte höchstens zehn Minuten Schlaf gefunden.

Er legte die Füße in den Stiefeln auf den Tisch, lehnte sich zurück und versuchte, seinen rasenden Herzschlag zu verlangsamen.

Und zu schlafen.

CORUSCANT – TRANSPORTDEPOT DER GALAKTISCHEN ALLIANZ – NAHE DES JEDI-TEMPELS

Die Käfernebel setzte zur Landung auf eine erhöhte Andockplattform neben dem blauen, pilzförmigen Transportdepot an. Für ein so großes Schiff war das Manöver geschmeidig und sanft – auf zweihundert Metern Höhe wirkte der Frachtraumer der Freibeuter-Klasse wie ein Schiff, das selbst im Weltraum schwerfällig sein musste. Von oben sah es aus wie eine Mondsichel mit einer Messerklinge in der Mitte, wobei die Spitze der Klinge in dieselbe Richtung wies wie die Enden der Sichel, und das breite, geschwungene Heck erinnerte eher an ein üppiges Bantha-Hinterteil denn an ein schnittiges modernes Kriegsschiff.

Allerdings konnte dieses breite Heck große Mengen an Personal und Material befördern, und in den Sekunden, nachdem das Schiff auf seinen Landepylonen aufgesetzt hatte, senkten sich ein Dutzend Laderampen herab und begannen, Ströme uniformierter Soldaten auszuspucken – viele auf Urlaub, während andere mit repulsorliftbetriebenen Sanitätsbahren in Krankenhäuser gebracht wurden.

Von einer viel kleineren Plattform fünfzig Meter über dem Steuerbordbug der Käfernebel aus verfolgte Jedi-Meister Kyp Durron das Geschehen. Auf diese Entfernung konnte er kaum die Gesichtszüge der Neuankömmlinge ausmachen, doch zumindest konnte er erkennen, wie sich die Mienen vor Freude aufhellten, wenn sie unten in der Menge Angehörige entdeckten.

Und durch die Macht konnte er die Emotionen fühlen, die von der Käfernebel und ihrer näheren Umgebung ausgingen. Schmerz strahlte von zerschmetterten Knochen und versengten Stümpfen ab, die einst mit organischen Gliedmaßen verbunden gewesen waren. Schmerz ergoss sich aus den Erinnerungen daran, wie sie sich diese Verletzungen zugezogen und wie viele Freunde sie in der Schlacht auf ewig verloren hatten.

Mehr noch jedoch als das gab es Gefühle von Erleichterung und Freude. Leute kehrten aus dem Gefecht zurück, um sich hier auszuruhen und zu erholen. Sie waren Veteranen der außergewöhnlichen Raumschlacht, die erst unlängst im Hapes-System ausgefochten worden war. Einige empfanden Stolz über die Rolle, die sie in dieser Schlacht gespielt hatten, andere waren von Scham oder Reue erfüllt, doch alle waren froh, dass es vorüber war. Alle waren froh, hier zu sein.

Und einige ruhige Augenblicke lang entspannte sich Kyp, ließ die Emotionen von der unteren Plattform über sich hinwegwaschen wie eine erfrischende kühle Brise zur Sommerzeit. Die gedämpften Laute von jener Plattform, von...