Suchen und Finden

Titel

Autor

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Jung Sterben - Warum es sich lohnt, ganz für Jesus zu leben

Jung Sterben - Warum es sich lohnt, ganz für Jesus zu leben

Henok Worku

 

Verlag SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag, 2021

ISBN 9783417229868 , 176 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

9,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

Mehr zum Inhalt

Jung Sterben - Warum es sich lohnt, ganz für Jesus zu leben


 

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Kapitel 1


HINGEBEN = AUFGEBEN


Manchmal kann ich die Welt nicht verstehen. Wenn ich mich umsehe, die Zeitung aufschlage oder den Fernseher anschalte, halte ich das Leben einfach nur für ungerecht. Gerade als Christ frage ich mich, wie ein guter Gott, der nur Gutes für seine Kinder will, so etwas zulassen kann. Habe ich mich etwa in ihm getäuscht?

Ich will mich dir kurz vorstellen: Mein Name ist Henok. Meine Eltern kommen ursprünglich aus Äthiopien. Als ich siebzehn Jahre alt war, habe ich dort den Verein »Projekt Liebe« gegründet, der sich für Kinder in Not einsetzt. Mithilfe der Unterstützung von Firmen und privaten Spendern konnten wir auf das Leben vieler Kinder positiven Einfluss nehmen.

Warum ich den Verein gegründet habe? »Projekt Liebe« war meine Reaktion auf ein Versprechen, das ich in meiner Kindheit einem Jungen in Äthiopien gegeben hatte. Als ich in meiner Kindheit mit meinen Eltern deren alte Heimat Äthiopien besuchte, habe ich zum ersten Mal wirkliche Armut gesehen und erlebt. Die Armut in Afrika ist nicht mit der Armut in Europa vergleichbar. Menschen leben auf der Straße und haben nicht genug zu essen. Völlig abgemagerte Kinder betteln auf Knien um Geld.

Ich war überwältigt und überfordert angesichts der kranken Menschen auf der Straße. Als ich die Slums sah, war ich darüber schockiert, dass Menschen in Hütten wohnen und keine festen Häuser haben. Mir wurde bewusst, wie gut wir es in Europa eigentlich haben. Dies meine ich nicht abwertend gegenüber den Menschen in diesem afrikanischen Land, aber es war eine Realität, die mich zutiefst getroffen hat.

Das alles zu beobachten, war unangenehm und irgendwie rief es auch Schuldgefühle in mir hervor, obwohl ich nichts dafür konnte. Ich wusste, dass ich reagieren musste, und so fasste ich damals einen Entschluss: Irgendwann will ich die Menschen in Äthiopien unterstützen. Ich will in dem Leben der Kinder, die in Armut leben, einen Unterschied machen.

Die Begegnung


Als Jugendlicher hatte ich dann jedoch viele andere Sachen im Kopf, wie zum Beispiel Fußball, Schule, Familie, und fühlte mich nicht mehr verantwortlich dafür, einen Unterschied in dieser Welt zu machen. Ich war mit mir selbst beschäftigt. Ein angenehmes Leben zu leben und die Schule zu meistern, um irgendwann einen guten Job zu bekommen, war mein Ziel. Ich sah weder die Not in der Welt noch das Potenzial in mir, einen Unterschied zu machen. Doch dies änderte sich abrupt, als mir Gott begegnete.

Mit 17 Jahren berichtete ich in den sozialen Medien über die Ereignisse in Äthiopien. Dadurch bildete sich eine Community, die mir half, einen Verein zu gründen. Im Team waren sieben andere, die mir zur Seite standen. Die sozialen Medien ermöglichten es uns auch, Kontakt zu Firmen und Geschäftsleuten aufzunehmen.

Mein Herzenswunsch, einen Unterschied im Leben von Kindern zu machen, führte mich schließlich nach New York City zu »Metro World Child«, wo ich ein Praktikum absolvierte. »Metro World Child« ist eine humanitäre Hilfsorganisation, die sich um Kinder auf der ganzen Welt kümmert. Ich lernte die Organisation kennen, als ihr Gründer, Pastor Bill Wilson, bei einer Jugendveranstaltung in Deutschland predigte. Sein Leben und seine Geschichte inspirierten mich so sehr, dass ich einfach wusste: Ich muss nach New York.

Pastor Bill Wilson war als Kind auf der Straße ausgesetzt und nach drei Tagen von einem gläubigen Christen gefunden worden. Dieser brachte ihn in ein Camp, wo er versorgt wurde. Heute ist Wilson der Leiter der größten Sonntagsschule der Welt, die mehr als 150 000 Kinder wöchentlich erreicht. Sein Ziel ist es, Kindern auf der ganzen Welt zu helfen und für sie da zu sein. Weil jemand sich um ihn gekümmert und dadurch sein Leben positiv beeinflusst hat, möchte Bill Wilson das Gleiche tun: Er will Kinder von der Straße in die Sonntagsschule bringen, damit sie zu Weltveränderern werden.

Von diesem Mann wollte ich lernen! Und ich lernte sehr viel.

Wenn ich heute auf die letzten Jahre zurückschaue, kann ich nur staunen: Als Sprecher durfte ich die ganze Welt bereisen, um von den Kindern zu erzählen, die wir unterstützen. Und als Mitarbeiter in New York war ich zuständig für die internationale Öffentlichkeitsarbeit.

Zum Beispiel reiste ich zusammen mit Pastor Bill Wilson nach Äthiopien, um weitere Pläne auszuarbeiten, wie wir den Kindern dort helfen können. Bei einem Besuch in einem örtlichen Krankenhaus lernten wir die kleine Rahel kennen. Ihre Familie hatte sie verstoßen. Das Mädchen konnte weder laufen noch sprechen und kämpfte gegen eine HIV-Erkrankung. Nun sah Rahel mich mit ihren großen, tränennassen Augen an. Ihr Blick war ein einziger Hilferuf. Was für eine Tragödie, wenn Menschen so jung sterben müssen!

Natürlich ist es nie schön, wenn jemand stirbt, doch wenn eine Zwölfjährige aufgrund von Vernachlässigung sterben muss, ist das einfach tragisch. Da stirbt nicht nur ein Mensch, sondern auch sein Potenzial und all seine Wünsche und Träume.

Dieses Erlebnis hat auf den Kopf gestellt, wie ich mein Leben sehe. In diesem Moment wurde ich mit einer brennenden Leidenschaft erfüllt, die mich dazu trieb, mein Leben komplett hinzugeben, um Menschen wie Rahel zu helfen – Menschen, die jung sterben müssen. Das Erlebnis entfachte meine Vision noch mehr und wirkte wie ein Brandbeschleuniger für das Feuer, das in mir brannte.

Erschlagen von dieser Tragödie und den vielen Geschichten all der Kinder, die ich traf, dachte ich zurück an eine andere Begebenheit, an ein Mädchen hier in Deutschland. Eine Jugendliche, die nicht mehr leben wollte. Ich traf sie in einer Gemeinde, wo für Menschen mit Suizidgedanken gebetet wurde.

Ich konnte damals nicht fassen, wie viele junge Menschen mit Problemen, Selbstmordgedanken, aber auch mit Hoffnung sich dort eingefunden hatten. Dann sah ich ein mir bekanntes Gesicht, und mir drehte sich der Magen um. Wie konnte ein Mensch, der doch immer so fröhlich durch das Leben ging, mit Depressionen beladen sein? Warum hatte ich das bisher nicht gemerkt?

Als ich mich an diesem Abend mit dieser Jugendlichen unterhielt, erzählte sie mir, dass sie sich nicht geliebt fühle, in der Schule ausgegrenzt und gemobbt werde und dadurch angefangen habe, ihr Leben zu hassen. Niemand wusste etwas davon, weder ihre besten Freunde noch ihre Familie. Sie sagte, keiner würde sie verstehen und sie habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Der ständige Druck der Schule, der Freunde und allgemein der Welt hatte sie auf die Knie gezwungen.

Damals wurde mir klar, dass wirklich jeder von Lebensmüdigkeit betroffen sein kann, auch meine Freunde oder andere Menschen in meinem Umfeld. Ich hatte die Not in dieser Welt, ja nicht einmal in meinem Umfeld, nicht wirklich gesehen. Und ich hatte auch nicht das Potenzial in mir gesehen, in jungen Jahren einen Unterschied zu machen. Doch an dem Tag, an dem ich in Äthiopien die kleine Rahel traf, wurden mir die Augen geöffnet. Ich hatte so ein starkes Mitgefühl mit Rahel, dass ich um sie weinte.

Die Erinnerungen an das Mädchen mit Depressionen in Deutschland fluteten meinen Geist und verstärkten mein Verlangen, etwas zu verändern, zusätzlich. Auf einmal traf mich das Schicksal dieser jungen Menschen.

Die Entscheidung


Noch am selben Abend sagte ich Gott, dass ich es leid bin, mit anzusehen, wie junge Menschen überall auf der Welt so leiden müssen. Ich war voller Wut, Zorn und Frustration und wusste nicht, wohin mit all den Emotionen. Wie kann nur so viel Schreckliches geschehen? Das muss sich ändern! Irgendetwas muss passieren!

Allein in Deutschland nehmen sich laut Statistischem Bundesamt jedes Jahr etwa 10 000 Menschen das Leben. Das sind fast dreimal mehr, als durch Verkehrsunfälle sterben.

Dass so viele Menschen den Tod als einzigen Ausweg sehen, ist grauenhaft. Die Gründe dafür sind verschieden. Viele hatten traumatische Erlebnisse: Mobbing, Missbrauch, Vergewaltigung, körperliche Gewalt, Liebeskummer, Identitätsverlust, Abhängigkeit oder Einsamkeit.

Etwa dreihundert der Suizidopfer sind unter 26. Anti-Mobbing-Trainer Carsten Stahl vermutet, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 150 Kinder und Jugendliche sterben, weil sie gemobbt werden.1

Ich weiß nicht, was diese Geschichten oder die Statistik mit dir machen oder in dir auslösen. Als ich mich erstmals intensiver mit diesem Thema beschäftigte, wurde ich erschlagen von den Fakten. Doch ich ließ mich dadurch nicht von meiner Entscheidung abbringen.

Ich wollte mich ab sofort für todkranke und lebensmüde Kinder und Jugendliche einsetzen. Ich wollte mein Leben aufgeben, damit andere ihr Leben leben können. Meine Frustration und mein gebrochenes Herz führten letztlich dazu, dass ich meine Berufung erkannte und seitdem danach lebe. Ich möchte jung sterben für eine sterbende Generation.

Hingabe bewirkt Großes


Ich erkannte meine Berufung, als ich anfing, mein eigenes Leben ans Kreuz zu nageln: meine Sehnsucht nach Geld, Ruhm, Karriere, gesellschaftlicher Anerkennung. Heute darf ich erleben, wie Menschen ihr Leben Jesus geben. Es wurde zu meiner Berufung, mein Leben, so wie ich es kannte, hinzugeben, damit andere Menschen ihr Leben Jesus geben. Meine Berufung hab ich entdeckt, als mein Fokus nicht mehr auf mich selbst gerichtet war, sondern stattdessen darauf, wie ich mein Leben gebrauchen kann, um einen Unterschied in dieser Welt zu bewirken.

Wenn Menschen beginnen, wahre Hingabe zu leben und ihr Leben für andere einzusetzen, entdecken sie, wofür sie geboren wurden. Wahre Hingabe bedeutet, dass wir nicht mehr für uns selbst...