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Eine Affäre aus Liebe?

Eine Affäre aus Liebe?

Janice Maynard

 

Verlag CORA Verlag, 2021

ISBN 9783751503488 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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2,49 EUR

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Eine Affäre aus Liebe?


 

1. KAPITEL

Farrell Stone bat nicht gern um Hilfe, weder im Geschäftsleben noch im Privaten. Er ging seinen eigenen Weg und kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten.

Leider mischte sich seine Assistentin Katie gern in alles ein, deshalb steckte er jetzt mitten in diesem merkwürdigen Bewerbungsgespräch mit Katies Schützling.

Die Frau, die ihm still an seinem Schreibtisch gegenübersaß, war dünn und nicht sehr groß. Ihr dichtes, glänzendes Haar hatte die Farbe von dunkler Schokolade. Der Kurzhaarschnitt betonte ihr leicht spitzes Kinn.

Die braunen, von langen Wimpern umrahmten Augen mit den goldenen und grünen Pünktchen schienen viel zu groß für ihr Gesicht. Ihre Miene drückte gleichermaßen Besorgnis wie auch Hoffnung aus.

Auch wenn sie nicht im klassischen Sinne schön war, hatte sie etwas Attraktives. Farrell fühlte sich von ihrer femininen Art und der Verletzlichkeit, die sie ausstrahlte, angezogen. Sie war genau die Art von Frau, die er sexuell attraktiv fand. Dass allein ihr Anblick ihn erregte, alarmierte ihn allerdings.

Er hatte sich angewöhnt, seine sexuellen Bedürfnisse zu ignorieren. Und jetzt war nicht der Zeitpunkt, um mit dieser Gewohnheit zu brechen.

Obwohl sie ursprünglich aus Maine kam, hatte Ivy Danby die letzten beiden Jahrzehnte in South Carolina verbracht. Der kurze Lebenslauf in Farrells Hand war mehr als dürftig. Highschool-Abschluss, ein paar Jobs. Heirat. Danach nichts mehr. Obwohl die Tatsache, dass die Frau ein schlafendes Baby im Arm hielt, darauf hindeutete, dass sie einige Details ausgelassen hatte.

Er legte den Lebenslauf zur Seite. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie zu diesem Bewerbungsgespräch gekommen sind, Ms. Danby, aber …“

Sie beugte sich vor und überraschte ihn, indem sie seine höfliche Ablehnung unterbrach. „Wofür auch immer Sie mich bauchen, ich kann es lernen“, sagte sie und starrte ihn geradeheraus an. Als ob pure Entschlossenheit ihn umstimmen könnte.

Ihm gefiel ihr Selbstvertrauen, aber mit jeder Minute, die verging, war er sich sicherer, dass es zu kompliziert wurde, wenn er sich zu einer Angestellten hingezogen fühlte.

Die Frau hatte eine äußerst sinnliche Stimme. Wofür auch immer Sie mich brauchen … Es war Farrells überraschend erwachte Libido, die den Worten einen sexuellen Beiklang verlieh.

Er seufzte. „Ich habe die Stelle noch gar nicht ausgeschrieben. Das wissen Sie, oder?“

Ivy nickte. „Ja, aber Ihre Assistentin weiß offenbar Bescheid. Und sie weiß auch, dass ich einen Job brauche. Ich wohne zurzeit mit ihrer Schwester zusammen.“

Farrell rieb sich die Schläfen, um den beginnenden Kopfschmerz zu vertreiben. „Meine Assistentin ist jetzt auch meine Schwägerin. Sie und mein Bruder Quin haben vor drei Monaten geheiratet.“

Die Frau hob eine Augenbraue. „Und trotzdem kommt sie noch jeden Tag zur Arbeit?“

Farrell fand die Frage etwas merkwürdig. „Quin hat vielleicht vermutet, dass sie kündigt, aber Katie weiß sehr genau, was sie will. Es gefällt ihr, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu organisieren. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, was ich ohne sie tun sollte.“

Ivy nickte. „Ich habe sie nur einmal getroffen, aber wir haben uns großartig unterhalten. Sie ist eine erstaunliche Frau.“

„Das ist sie.“ Farrell zögerte. „Die Sache ist die, Ivy. Für den Job müssten Sie ans Ende der Welt ziehen, in den Norden von Maine.“

Sie blinzelte. „Oh.“

Farrell war Ingenieur. Ein Erfinder. Gewöhnlich arbeitete er in seinem hervorragend ausgestatteten Labor hier in Portland. Allerdings waren in den letzten zwei Jahren seine besten und neuesten Ideen auf dem Markt aufgetaucht, ehe er selbst die Chance gehabt hatte, sie dort zu platzieren.

Vielleicht war er paranoid, aber trotzdem konnte er Firmenspionage nicht ausschließen.

„Meine Brüder und ich besitzen Häuser an der Küste dort oben“, erklärte er. „Ich habe kürzlich ein kleines Labor und ein Gästehaus auf meinem Grundstück bauen lassen und werde so schnell wie möglich dorthin ziehen.“

„Darf ich fragen, warum?“

„Bestimmte Aspekte meiner Entwürfe sind streng vertraulich. Ich habe entschieden, dass ich meine Forschung besser schützen muss. Außerdem bin ich gern für mich und arbeite am besten alleine.“

„Wieso glaubt Katie dann, dass Sie jemanden einstellen müssen?“

Er verzog das Gesicht. „Ich bin sehr fokussiert, wenn ich in einem Projekt stecke. Es ist schon vorgekommen, dass ich sechsunddreißig Stunden durchgearbeitet habe. Ich brauche jemanden, der den Haushalt führt und Essen kocht. Einen Menschen, der diskret und vertrauenswürdig ist.“

Ein seltsamer Ausdruck erschien flüchtig in ihren Augen. Etwas Dunkles. Etwas, das ihn überraschte.

„Ich kann den Mund halten, Mr. Stone. Ich kann Geheimnisse für mich bewahren.“

„Warum wollen Sie diesen Job, Ivy? Wir haben da oben Internet und Fernsehen, aber das ist auch alles. Es ist nicht einmal ein Supermarkt in der Nähe.“

Bildete er es sich nur ein, oder umklammerte sie ihr Baby noch fester? Zum ersten Mal zeigte sie Emotionen. Angst.

„Ich will ehrlich zu Ihnen sein“, sagte sie.

Ihre sinnliche Stimme nahm ihn auf eine Art gefangen, die er nicht erklären konnte. „Bitte.“

Ihre Unterlippe zitterte ganz leicht, und in ihren Augen schwammen Tränen. „Ich bin verzweifelt, Mr. Stone. Mein Mann ist vor einigen Monaten gestorben und hat mir nichts hinterlassen. Keine Lebensversicherung. Nichts. Das Haus wurde verkauft, und das Geld ging an Dritte. Meine Eltern leben nicht mehr. Ich habe sonst keine Familie. Ich brauche einen Job, wo ich Dolly bei mir haben kann.“

„Dolly?“

Ivy streichelte über den Kopf des Babys. „Dorothy Alice Danby. Da das ein bisschen viel ist, wird sie Dolly genannt.“ Ivy hielt kurz inne. Und starrte ihn mit einer Intensität an, die ihn beinahe umwarf. „Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern. Wir waren auf derselben Grundschule. Aber jeder in Portland kennt Ihre Familie – Ihren Vater, Ihre Brüder, Zachary und Quinten. Stone River Outdoors bietet vielen Menschen hier gute Jobs. Ich bitte Sie nur um eine Chance. Ich kann hart arbeiten. Und das Baby schläft tagsüber noch viel. Außerdem kann ich sie in ein Tragetuch legen und bei mir haben, wenn ich koche oder putze. Wenn Sie mich einstellen, dann schwöre ich, werden Sie es nicht bereuen.“

Farrell bereute es schon jetzt. Er brauchte keine weiteren Komplikationen in seinem Leben. Und soweit er das beurteilen konnte, würde Ivy Danby mit ihrem natürlichen Sex-Appeal eine ganze Reihe von Komplikationen mit sich bringen.

Mit einem stummen Seufzer gab er sich geschlagen. „Sie bieten überzeugende Argumente. Aber fürs Protokoll: Ich kann mich an Sie erinnern, Ivy. Wir waren beide in Mrs. Hansards Klasse. Sie trugen Zöpfe und saßen in der Reihe neben mir, zwei Plätze weiter hinten. In der dritten Klasse habe ich Ihnen eine Valentinskarte geschenkt, die ich selbst gebastelt hatte.“

Sie riss die Augen auf und errötete. „Oh“, meinte sie. „Sie erinnern sich.“

„Geben Sie mir einen Tag Zeit zum Nachdenken. Ich rufe Sie morgen an.“

Ihrem Gesicht konnte er ansehen, dass sie auf eine sofortige Zusage gehofft hatte. Aber sie schluckte ihren Protest herunter und brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. „Ich verstehe. Danke für das Gespräch.“

Kaum war seine Bewerberin gegangen, drückte Farrell auf eine Taste der Gegensprechanlage und bellte einen Befehl. Im nächsten Moment stand Katie Duncan Stone in der Tür. Die blauäugige Blondine war so hübsch wie kompetent. Außerdem war sie stur und fest entschlossen, anderen Leuten zu helfen, ob sie es nun wollten oder nicht.

Farrell verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist nicht dein Ernst, Katie, oder? Eine frischgebackene Mutter mit Baby?“

„Sei nicht so sexistisch, Farrell.“ Sie setzte sich. „Auch Mütter können arbeiten.“

„Ja, wenn sie eine Krippe in der Nähe haben. Mein Haus liegt im Wald, hoch auf den Klippen am Meer.“ Er knirschte mit den Zähnen, als er an den flehentlichen Blick in Ivys haselnussfarbenen Augen dachte. Noch mehr allerdings beunruhigte ihn, dass er nur allzu gern Ja zu dieser Idee sagen wollte.

Katie wischte seinen Protest mit einer Handbewegung beiseite. „Vor hundert Jahren gab es keine Krippen, normale Frauen hatten auch keine Nannys. Aber sie haben geschuftet. Es funktioniert also.“

„Warum bist du so da hinterher?“

„Ivy ist mit nichts bei meiner Schwester eingezogen, Farrell. Keine Möbel. Keine Habseligkeiten. Sie hatte zwei Koffer, eine Baby-Tragetasche und eine Wickeltasche. Das war’s. Findest du das nicht ein bisschen seltsam?“

„Vielleicht.“

„Sie ist verletzt. Und allein. Du müsstest das doch am ehesten nachvollziehen können. Den Partner zu verlieren verändert das Leben komplett.“

Farrell nahm es stoisch hin. Nur Katie besaß den Mut, ihn auf seine Vergangenheit anzusprechen. Auch wenn es jetzt sieben Jahre her war, dass Sasha gestorben war, rührten nicht einmal seine Brüder an dem Thema. „Das war ein Schlag unter die Gürtellinie“, murmelte er.

Katie stand auf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Wir beide sind jetzt Familie, da darf ich mich einmischen. Aber in diesem Fall bitte ich dich einfach, Farrell. Ivy braucht einen Neuanfang. Sie braucht ein Heim und Sicherheit. Sie braucht genau das, was du im Angebot hast....