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Sardinien - Das Herz schlägt langsam

Sardinien - Das Herz schlägt langsam

Carlotta Renzo

 

Verlag Tredition, 2021

ISBN 9783347008489 , 392 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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3,90 EUR

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Sardinien - Das Herz schlägt langsam


 

September 2014

Nachdem wir den Notartermin Mitte September 2014 gut hinter uns gebracht hatten und nun stolze Besitzer von insgesamt mehr als 6 ha Land waren, hatten wir die Voraussetzung geschaffen, alle unsere alten Probleme in den Griff zu bekommen!

Der September war in diesem Jahr immer noch ungewöhnlich heiß - am 22.9. hatten wir 38 Grad auf dem Thermometer - im Schatten auf der Veranda! Wir entschlossen uns spontan, an diesem Tag noch eine Bootsfahrt zu unternehmen; auf dem Meer bei entsprechend Fahrtwind würde es sicher viel angenehmer sein.

Unser Mittagessen verlegten wir auf einen etwas früheren Zeitpunkt und packten danach gleich unsere Sachen ins Auto, um zum Hafen zu fahren. Bei strahlend blauem Himmel machten wir das Boot startklar, warfen Handtücher und Badezeug hinein, verstauten alles gut und liefen langsam aus. Eine leichte Brise begleitete uns.

Außerhalb des Hafens kam uns ein kleines Segelboot entgegen, dann noch ein gommone. Wie es ausgerüstet war, ließ unschwer erkennen, dass die beiden jungen Männer auf dem Boot beim Angeln gewesen waren und nun ihre Ausbeute heimbrachten. Wir waren schon oft gefragt worden, ob wir zum Fischen aufs Meer hinausfahren, aber weder Roberto noch ich hatten daran Interesse. Roberto antwortete dann immer: wir ‚angeln’ unsere Fische entweder beim pescatore oder gleich fertig zubereitet im Restaurant!

Es war grandios auf dem Meer - schon auf den ersten beiden Meilen fühlten wir uns richtig erfrischt, der Fahrtwind zauste die Haare, und wir atmeten die salzhaltige Luft tief ein - das Meer war heute glatt und ruhig, nur eine leichte Gischt vom Bug her spritzte ab und zu bis ins Boot. Schnell gelangten wir an eine unserer Lieblingsbuchten, wo wir ankern wollten, um ein paar Runden zu schwimmen. Zwischen den Felsen war das Wasser angenehm und warm! Ich liebte das kristallklare Wasser und den felsigen Untergrund, teils mit dunklem Moos bewachsen. Oft konnte ich beobachten, wie sich kleine Fische im Wasser tummelten.

Die meisten Touristen, aber auch viele Einheimische bewegen sich fast nur im seichten, warmen Wasser nahe am Strand und entsprechend aufgewühlt ist der Sand - kein Vergleich zu den felsigen Buchten. Auch an ein erfrischendes Bad war dort nicht zu denken, denn das Wasser hatte im Hochsommer richtige ‚Badewannen-Temperatur’… Erst in einigen Hundert Metern weit draußen konnte man das kühlere Wasser auf der Haut spüren, das Entspannung und vollen Genuss versprach.

Heute war ein wirklich wunderbarer Sommertag - leider hatte der Wetterbericht für den nächsten Tag bereits Gewitter angesagt! Gut, dass wir diesen Nachmittag noch ausgenutzt hatten. Als die Sonne schon etwas tiefer stand, wurde es langsam Zeit, uns auf den Rückweg zu machen, denn eine gute Stunde mussten wir bis zur Ankunft im Hafen einrechnen. Roberto holte den Anker ein, ich warf mir in der Zwischenzeit ein langes T-Shirt über und startete dann den Motor. In gemäßigtem Tempo ließ ich das Boot aus der Bucht gleiten, beschrieb dann einen großen Bogen ins offene Meer hinaus und nahm weiter Fahrt auf. Ich genoss es immer sehr, am Steuer zu sein und fühlte mich richtig gut als capitano…

Nachdem wir wieder in den Hafen eingelaufen waren, sahen wir zu unserer Linken gerade ein anderes Boot an der Mole, wo sich auch die Tankstelle befindet. Spontan beschlossen wir, unser Boot auch gleich betanken zu lassen. Wir mussten nicht warten, denn der Tankwart war gerade fertig geworden, und das Boot vor uns drehte ab. Auf diese Weise konnten wir am nächst möglichen, sonnigen Tag sofort wieder losfahren, ohne uns erst damit aufzuhalten, jemandem von der Hafen-Crew an den Tankplatz zu bitten. Gewöhnlich war dieser außerhalb der Saison nicht permanent besetzt, und so nahm das Tanken doch immer etwas Zeit in Anspruch.

Danach fuhren wir an unseren Liegeplatz, wo wir das Boot vertäuten, Tasche und Handtücher von Bord holten und alles ins Auto packten. Nach kurzer Überlegung waren wir uns einig, noch einen Halt an der der Bar am Hafen einzulegen, um uns einen aperitivo zu gönnen - Roberto bestellte sich ein Ichnusa cruda und ich einen ‚Spritz’ - die Bedienung servierte uns dazu ein paar kleine Pizza-Häppchen.

Luciano war heute Abend anscheinend gar nicht da, aber seine Frau kam an unseren Tisch und sagte uns, dass sie am Morgen ein paar frisch gefangene cappone (Knurrhahn) von einem der Fischer bekommen hätten. Falls wir Lust hätten, würde sie uns einen der größeren davon zum Abendessen zubereiten - im Ofen gedünstet, mit Oliven und frischen kleinen Tomaten sowie einigen Kartoffelstückchen. Das klang gut!

Zwar hatten wir eigentlich vorgehabt, zuerst nach Hause zu fahren, um zu duschen und uns umzuziehen vor dem Essen - aber es war immer noch warm genug an diesem Abend, und so änderten wir kurzfristig unser Programm. Notfalls konnte ich immer noch die beiden Windjacken aus dem Auto holen, wenn es uns später auf der Veranda des Restaurants zu kühl werden sollte.

Inzwischen war Danilo vom Einkaufen im Ort zurückgekommen und begann gleich, die Tische einzudecken und die ersten Gäste, die zusammen mit uns gekommen waren, zu bedienen. Wie üblich brachte er uns ein Schälchen mit Oliven, mariniert in Olivenöl, Knoblauch und Petersilie, dazu eine Flasche Wasser und unseren Lieblings-Vermentino von der Cantina Argiolas, gut gekühlt und stellte alles auf den Ecktisch der Veranda, der schon seit langem unser Stammplatz geworden war.

Zur Vorspeise wollten wir nur ein paar Kleinigkeiten - vor allem angesichts der Portion Fisch, die uns danach erwartete. Danilo schlug vor, uns eine bottarga mit sedano, ein paar Tomatenscheiben mit alici und capperi und einige marinierte Garnelen zu bringen.

Perfekt, einverstanden! Als wir mit dem Hauptgang fertig und mehr als gesättigt waren, kam ein leichter Wind auf, der sich aber aufgrund der immer noch warmen Temperatur nicht unangenehm anfühlte.

Eine Weile blieben wir nach dem Essen noch sitzen, plauderten mit den Tischnachbarn und beobachteten die sich im Wind bewegenden Masten der Segelboote im Hafen, bevor es dunkel wurde. Gegen 23.00 h machten wir uns auf den Heimweg - es war immer noch 26° warm…

Zu Hause begrüßten uns die Katzen bereits am Tor - sie warteten heute schon ziemlich lange darauf, dass es endlich noch etwas zu fressen geben würde. Schließlich kam es öfter vor, dass wir von solchen Ausflügen irgendwelche leckeren Reste mitbrachten. Leider war es heute nicht der Fall, was sie - wie man ihnen anmerken konnte - ausgesprochen schade fanden!

Nach Monaten der Trockenheit und für die jetzige Jahreszeit eigentlich zu warmen Temperaturen braute sich am nächsten Tag gegen 17.00 h am Himmel etwas richtig Unheimliches zusammen: zuerst färbte er sich grau, dann zogen immer dunklere, schwärzere Wolkenungetüme auf, die sich nach einiger Zeit mit einem fahlen, in schmutziges Gelb wechselnden Farbton zu mischen schienen. Eine unwirkliche, fast gespenstische Stimmung kam auf, bis sie von einem grellen Blitz und dem kurz darauf krachenden Donner schlagartig aufgelöst wurde.

Mit den ersten dicken Tropfen, die herunterprasselten, kamen auch schon die Hagelkörner - manche mit 1 bis 2 cm Durchmesser. In 10 Minuten war der Boden zentimeterdick mit einem weißen, körnigen Teppich bedeckt. Der ganze Spuk war nach kurzer Zeit wieder vorbei, aber auch wenn die Hagelkörner nicht extrem groß waren, wussten wir doch, dass die Oliven an den Bäumen sicher Schaden genommen hatten.

Nachdem endlich auch der darauffolgende starke Schauer in einen sanften Regen übergegangen war, machten wir eine erste Schadensaufnahme im oberen Bereich des Geländes: Ein Teil der Oliven war leider abgefallen und viele der noch am Baum hängenden Früchte hatten beschädigte Stellen, an denen sie von den Hagelgeschossen getroffen worden waren. Schade, so kurz vor der Ernte hätte das wirklich nicht sein müssen, zumal wir den Eindruck hatten, dass dieses Jahr mit einer ganz guten Ernte zu rechnen war… Nun - wir würden ja bald sehen, inwieweit sich dieses heftige Unwetter darauf ausgewirkt hat! Den Regen konnten wir auf alle Fälle gut gebrauchen.

Der 26. September war ein guter Tag, der mir ganz sicher positiv in Erinnerung bleiben würde, denn heute gab es gleich zwei Gründe zum Feiern: Unser Projekt für den Hausanbau mit Unterkellerung, der ‚Umwidmung’ des bestehenden Kellers (der bis dato offiziell immer noch als Wasserrückhaltebecken galt), die nachträgliche Genehmigung für die Verglasung der Veranda und die Umwandlung der restlichen ‚Lagerräume’ im Haus in offizielle Wohnräume war vom geometra fertig gemacht, bei der Kommune präsentiert und der Eingang dort protokolliert worden. Jetzt hieß es also ‚nur’ etwas warten, um mit den Bauarbeiten anfangen zu können… Wir rechneten allerdings nicht damit, dass es unter 6 Monaten so weit sein würde! Aber immerhin - es ging vorwärts!

Zum anderen überbrachte uns der Geologe die Autorisation für das Bohren des Brunnens im neuen Gelände; das hatte...