Suchen und Finden

Titel

Autor

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Psychologie Heute 04/2021 - Selbstwert wagen

Psychologie Heute 04/2021 - Selbstwert wagen

Psychologie Heute Redaktion

 

Verlag Beltz - Psychologie heute, 2021

ISBN 0E04213401677 , 108 Seiten

Format PDF

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

6,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

Mehr zum Inhalt

Psychologie Heute 04/2021 - Selbstwert wagen


 

Es war das größte Popkonzert in der Geschichte Großbritanniens: An drei Tagen im August 2003 pilgerten insgesamt 375 000 Fans in das kleine Dörfchen Knebworth, um beim dortigen Open- Air-Festival den Sänger Robbie Williams zu feiern. Und doch führen Erfolge wie dieser nicht dazu, dass Robbie Williams selbstbewusst und zufrieden ist – immer wieder berichtet er in Interviews davon, dass er unter einem niedrigen Selbstwert leidet.

Warum führt Erfolg nicht zu einem höheren Selbstwert, frage ich Astrid Schütz. Sie ist Psychologieprofessorin an der Universität Bamberg und Mitautorin des Buchs Macht Erfolg glücklich?. „Erfolg fühlt sich definitiv kurzfristig gut an, so viel können wir sagen“, erklärt Astrid Schütz. „Aber letztlich ist er keine stabile Basis für den Selbstwert. Denn niemand von uns kann damit rechnen, immer Erfolg zu haben. Und wenn wir unseren Selbstwert stark darauf gründen, besteht die Gefahr, dass er einbricht, wenn es mal nicht so gut läuft.“ Es gibt solidere Quellen für den Selbstwert, so Schütz: sozial eingebunden zu sein oder ethische Grundüberzeugungen zu haben wie „jeder Mensch ist wertvoll“.

Aber wenn ich beruflich etwas erreiche, dann folgt daraus doch nicht nur die äußere Anerkennung in Form von Lob, Status oder Geld. Sondern auch das Gefühl, etwas zu können, selbstwirksam zu sein. Warum stärkt mich das nicht für die die Gefahr, dass der Erfolg einen Standard setzt und das kurzfristig positive Gefühl langfristig zum Druck wird: Ich muss wieder so etwas erreichen.“ Der Erfolg hängt dann wie eine Karotte vor meiner Nase – oder kann mich sogar zu einem Abgrund führen, in den ich stürze: Die Psychologin berichtet von dem Hochstaplersyndrom, bei dem Menschen das Gefühl haben, sie hätten die Führungsposition oder die Auszeichnung nicht verdient und würden bald als vollkommen inkompetent entlarvt. Entscheidend ist also, wie wir uns selbst das Erreichte erklären: Führen wir es auf unsere Fähigkeiten und Anstrengungen zurück oder glauben wir, wir hätten einfach nur Glück gehabt?

Erfolg kann schließlich sogar unseren sozialen Beziehungen schaden – die aber ja wiederum eine wichtige Basis sind für einen soliden Selbstwert: wenn wir zu viel arbeiten und Freundinnen und Familie vernachlässigen; wenn wir prahlen, uns von Kolleginnen und Kollegen distanzieren oder Neid auf uns ziehen.

Erstaunlich bleibt für mich nach dem Gespräch mit Astrid Schütz die Bilanz, dass wir alle so sehr nach Erfolg streben – und dieser dann doch so wenig zu unserem Selbstwert und unserem Glück beizutragen hat.

Die Titelgeschichte dieser Ausgabe haben wir der Frage gewidmet, auf welchen Wegen wir unseren Selbstwert stärken können. Darin stellen wir unter anderem auch den Persönlichkeitstyp der Echoistinnen und Echoisten vor: Menschen, die stets ein offenes Ohr haben für andere, aber ungern über eigene Stärken oder Sorgen sprechen. Und die nicht selten an narzisstische Partner geraten. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht
Dorothea Siegle, Chefredakteurin