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Der Seelenplan für die Liebe - Die Lebensaufgaben verstehen, die die Liebe uns stellt. Auf dem Weg zu tiefer Verbundenheit

Der Seelenplan für die Liebe - Die Lebensaufgaben verstehen, die die Liebe uns stellt. Auf dem Weg zu tiefer Verbundenheit

Robert Schwartz

 

Verlag Ansata, 2022

ISBN 9783641278199 , 256 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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16,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Der Seelenplan für die Liebe - Die Lebensaufgaben verstehen, die die Liebe uns stellt. Auf dem Weg zu tiefer Verbundenheit


 

Kapitel 1

Untreue

Umfragen haben ergeben, dass fast jeder Fünfte, der in einer monogamen Beziehung lebt, den Partner oder die Partnerin schon einmal betrogen hat. Fast die Hälfte aller Befragten gibt zu, irgendwann im Leben untreu gewesen zu sein. Untreue kann, wenn sie entdeckt wird, Vertrauen zerstören und Misstrauen, Verwirrung, Wut und das Gefühl hervorrufen, verraten worden und möglicherweise unzulänglich zu sein. Der untreue Partner wird vielleicht von Schuldgefühlen und sogar von Selbsthass geplagt. Über Jahre gewachsene Liebesbande können sich über Nacht auflösen.

Angesichts der Häufigkeit von Untreue scheint es mir wahrscheinlich, dass sie oft schon vor der Geburt geplant wird. Doch warum sollte eine Seele verraten werden wollen? Und warum sollte eine andere Seele zustimmen, der Verräter zu sein? Wie kann eine so schmerzhafte Erfahrung der Evolution dienlich sein? Und wie kann das Verständnis des vorgeburtlichen Plans dazu beitragen, die Heilung nach der Verwüstung durch die Untreue zu fördern? Um diesen und anderen Fragen nachzugehen, habe ich mit Tricia über den Verrat gesprochen, den sie in ihrer Ehe erlebt hat.

Tricia

Als wir uns trafen, war Tricia siebzig Jahre alt und erzählte mir, wie sie und Bob, ihr inzwischen verstorbener Ehemann, sich mit Anfang dreißig bei ihrem ersten Date nähergekommen waren.

»Wir konnten einfach nicht aufhören, alles übereinander herauszufinden«, erinnerte sie sich. »Das Restaurant, in dem wir zu Abend gegessen haben, wollte schließen, also sind wir bis tief in die Nacht herumgelaufen und haben geredet und gelacht. Es war, als hätte ich ein Zuhause gefunden. Dieser Mann – seine Ausgelassenheit und Unbeschwertheit! Wir schauten in die Sterne und er fragte, ob er mich küssen dürfe. Meine Güte, natürlich habe ich Ja gesagt. Meine Knie wurden weich! Ich hatte das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen. So hatte ich mich noch nie gefühlt. Da war das Gefühl, diese Person ganz genau zu kennen. Nach diesem ersten Date waren wir zusammen.« Vier Monate später heirateten Tricia und Bob.

»Nichts konnte uns irritieren«, erzählte mir Tricia. »Während unserer Flitterwochen auf Hawaii hat uns jemand unser ganzes Geld aus dem Zimmer gestohlen und wir haben nur darüber gelacht.«

In den nächsten siebzehn Jahren genossen Tricia und Bob die Harmonie in ihrer Ehe. Die Beziehung war alles, was sich Tricia jemals erhofft hatte, und noch mehr. Doch dann änderte sich schlagartig etwas.

»Bob kam von einer Konferenz nach Hause und erzählte von dieser Frau, Claire, die er kennengelernt hatte. Ich hatte ihren Namen schon von einigen seiner Kollegen gehört und auch erfahren, dass sie ein schönes, junges, sportliches Singlemädchen war. Bob war ganz entzückt, weil er eine Nachricht von Claire bekommen hatte. Ich sagte: ›Warum sollte Claire dir eine Nachricht schreiben?‹ Er fuhr mich an – das hatte er noch nie getan –, sagte: ›Ich weiß nicht‹, sprang vom Sofa auf und stampfte davon.

Es gab viele andere Hinweise und einer davon war sehr offensichtlich. Seine Kleidung war von einer Ejakulation verschmutzt. Ich erinnere mich, wie ich sie gewaschen habe und in meiner Arglosigkeit und Liebe zu ihm dachte: ›Ich hoffe, es geht ihm gut. Ich verliere besser kein Wort darüber, weil ich ihn nicht in Verlegenheit bringen will.‹ So naiv war ich.«

Tricia hatte dann einen immer wiederkehrenden Albtraum, in dem Bob mit Claire zusammen war. In diesem Traum sagte er zu Tricia: »Ich gehe. Ich liebe dich nicht mehr. Ich liebe sie.« Als Tricia Bob von dem Traum erzählte, sagte er: »Es tut mir so leid, dass du das durchmachst«, aber er sagte nicht, dass es keinen Grund dafür gebe.

»Irgendwann kam Bob von einem dieser Treffen nach Hause, an denen auch Claire teilgenommen hatte. Er zog mich an sich und wollte mich küssen. Er roch nach Parfüm. Ich wich zurück und sagte: ›Wie widerlich! Was ist das?‹ Er zauberte eine Geschichte aus dem Hut, der zufolge er mit Freunden zum Abendessen aus gewesen war und die Kellnerin ihn umarmt hatte.«

Kurz darauf teilte Bob, der in seinem Job unglücklich war, Tricia mit, er würde gern nach Oregon ziehen. Sie war einverstanden. Nach dem Umzug fand er einen neuen Job, der mehr nach seinem Geschmack war. Zehn Jahre vergingen – Jahre, in denen »wir uns das Märchen zurückeroberten«, wie Tricia es ausdrückte. In dieser Zeit gerieten die beunruhigenden Hinweise scheinbar in Vergessenheit.

Eines Abends schrieb Bob gerade etwas in sein Tagebuch, während Tricia sich fürs Bett fertigmachte. »Da spürte ich, wie mich diese Flut von Emotionen überrollte«, sagte Tricia. »Sie kam aus meinem Bauch. Ich atmete schwer. Bob fragte: ›Alles in Ordnung bei dir?‹ Ich sagte: ›Nein, überhaupt nicht!‹ Die Stimme, die aus mir herauskam, war ganz anders als meine eigene. Sie sagte: ›Ich spüre eine solche Wut. Du musst unbedingt etwas für mich tun: Ich möchte, dass du mir alles erzählst, was zwischen dir und Claire damals war.‹ Nun, das war zehn Jahre später. Wir hatten nicht wieder über Claire gesprochen. Sie war schon lange Geschichte. Ich hatte keine Ahnung, warum ich es jetzt wissen wollte. Es war wie in einem Theaterstück, in dem man bestimmte Dinge sagen muss. Bob guckte wie ein Auto! Er legte sein Tagebuch weg, machte ein betroffenes Gesicht und sagte: ›Wir haben uns ein bisschen geküsst.‹ Ich warf das Telefon nach ihm und gab ihm eine Ohrfeige.«

Erst dann gab Bob zu, dass er über mehrere Jahre eine Affäre mit Claire gehabt hatte.

»Ich warf mich auf den Boden«, fuhr Tricia fort. »Ich dachte, ich sterbe! Wir redeten die ganze Nacht weiter. Mir war so schlecht, dass ich mich übergeben musste. Ich schrie Worte heraus, die ich noch nie im Leben benutzt hatte. Ihre Wirkung konnte ich in seinem Gesicht sehen. Ich hörte eine Stimme in meinem Kopf, die sagte: ›Nimm ihn in den Arm. Liebe ihn einfach‹, aber ich ignorierte sie. Bob wurde derweil von Reue und Gewissensbissen zerfressen.«

Nacht für Nacht, Woche für Woche schrie Tricia Bob nur noch an. »Tricia, was willst du von mir?«, fragte er sie. »Ich will, dass du stirbst!«, schrie sie zurück.

Sechs Monate später wurde Bob krank. Eine Biopsie ergab, dass er die aggressivste Form von Prostatakrebs hatte. Man sagte ihm, er habe noch drei Monate zu leben.

Tricia ließ ihre Wut fallen und stellte ein Krankenhausbett ins Wohnzimmer, damit Bob fernsehen und durchs Fenster die Vögel beobachten konnte. Sie schlief auf einer Matte am Fußende seines Bettes. »Ich habe alles für ihn getan – mich um ihn gekümmert, ihn gebadet, versucht, ihm etwas Essbares einzuflößen.« Sie betrachteten alte Fotos, schauten sich gemeinsam Filme an und sprachen über die glücklichsten Zeiten in ihrer Beziehung. Sie fanden auch einen Weg zur Heilung.

»Wir gingen in unserer Erinnerung zurück und veränderten die Dinge so, wie wir sie uns gewünscht hätten. Wir sagten einander, was damals hätte gesagt werden sollen. Wir taten zum Beispiel so, als sei Bob gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. Dann hätte er mir gesagt, dass dieses Mädchen ihn in Versuchung geführt habe. Wir führten tatsächlich das Gespräch, das uns damals gerettet hätte. Es war, als bringe man die Fehler wieder in Ordnung. Es war so mächtig, denn jedes Mal, wenn wir es machten, nahm es der alten Geschichte etwas von ihrem Stachel.« Allmählich und ganz subtil spürte Tricia, wie sich ihre Wut in Luft auflöste.

»Ich sagte Bob, dass ich ihm vollkommen vergeben hatte – und das war die Wahrheit. Und in ihm sah ich etwas, was ich in meinem Leben noch nie gesehen hatte: bedingungslose Liebe, absolut bedingungslose Liebe für mich.«

Dann, drei Monate, nachdem er die Diagnose erhalten hatte, starb Bob.

»Er lebt in meinem Herzen weiter«, sagte Tricia sanft. »Ich weiß, dass er da ist. Ich höre ihn. Manchmal höre ich seine Stimme. Manchmal ist es nur ein Gefühl.«

Bevor wir dieses Gespräch führten, hatte Tricia gesagt, sie glaube, Bobs Affäre mit Claire sei vor Beginn dieses Lebens von allen Beteiligten geplant worden.

»Tricia«, fragte ich, »was glaubst du, warum ihr alle diese Erfahrung machen wolltet?«

»Bob hatte das Gefühl und erwähnte es auch mal, dass er in diesem Leben lernen sollte, für sich selbst einzustehen und Nein zu sagen, wenn es angebracht war, statt sich von einer anderen Person manipulieren zu lassen«, erklärte sie. Ich fragte mich, ob Bob jetzt das Gefühl hatte, dabei versagt zu haben. Würde er ein weiteres Leben planen, um diesmal »alles richtig zu machen«?

»Was mich angeht«, sagte Tricia, »so bin ich hierhergekommen, um etwas über bedingungslose Liebe zu erfahren. Bob war mein wichtigster Lehrer. Durch ihn habe ich gelernt, was bedingungslose Liebe ist. Als ich jung war, bin ich auf Herzen herumgetrampelt. Ich trennte mich ständig von Männern oder ich hatte Affären – einmal sogar mit einem verheirateten Mann. Meine größte Lektion war die über die schrecklichen Dinge, die passieren können, wenn man etwas tut, ohne dabei an andere zu denken.«

Claire sagte in einem unserer vielen Gespräche, sie fühlte sich als Opfer des Lebens und ihre einzige Möglichkeit, kein Opfer zu sein, sei, Menschen – Männer und Frauen, Familienmitglieder – dazu zu bringen, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Das gab ihr ein Gefühl von Macht und Selbstsicherheit. So ist sie wahrscheinlich hierhergekommen, weil sie das Gefühl überwinden wollte, dass die Welt gegen sie ist. Als wir zum ersten Mal miteinander sprachen, machte sie auf mich nicht den Eindruck, als hätte sie es bereits...