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Interessiert es Gott, mit wem ich schlafe? - Was die Bibel über Sex sagt

Interessiert es Gott, mit wem ich schlafe? - Was die Bibel über Sex sagt

Sam Allberry

 

Verlag SCM Hänssler im SCM-Verlag, 2022

ISBN 9783775175432 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Interessiert es Gott, mit wem ich schlafe? - Was die Bibel über Sex sagt


 

WAS IST EINE JUNGE FRAU WERT?


Rachael Denhollander trat während des Prozesses gegen Larry Nassar ins Licht der Öffentlichkeit. Nassar war Arzt der amerikanischen Turnnationalmannschaft und ehemaliger Arzt für Osteopathie an der Michigan State University. Er stand wegen sexueller Übergriffe auf Dutzende junge Frauen und Mädchen vor Gericht.

Während der Gerichtsverhandlung gab Rachael Denhollander eine Erklärung zu den Auswirkungen der Übergriffe ab, die auszugsweise im Internet veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt ihrer Erklärung an die Richterin stand die Frage: Was ist eine junge Frau wert?

Zunächst möchte ich Ihnen, Richterin Aquilina, dafür danken, dass Sie uns allen die Chance gegeben haben, unsere Stimmen zurückzugewinnen, die uns vor so langer Zeit genommen worden waren…

Unser Strafrechtssystem verfolgt zwei Hauptziele, Euer Ehren – das Streben nach Gerechtigkeit und den Schutz der Unschuldigen…

Das Urteil, das heute verhängt werden wird, wird eine Botschaft durch das ganze Land senden. Eine Botschaft an jedes Opfer und eine Botschaft an jeden Täter…

Ich möchte Sie daran erinnern, dass es eine übergeordnete Frage gibt, die Sie berücksichtigen sollten, wenn Sie entscheiden, wie Sie die beiden Ziele dieses Gerichts erreichen wollen. Es ist die gleiche Frage, die ich Richterin Neff zu bedenken gab, bevor sie ihr Urteil fällte: Wie viel ist ein kleines Mädchen wert? Wie viel ist eine junge Frau wert?

Sie schloss mit diesen Worten:

Richterin Aquilina, ich bitte Sie: Wenn Sie das Urteil für Dr. Nassar festlegen, senden Sie damit die Botschaft, dass diese Opfer alles wert sind. Um die beiden Ziele dieses Gerichts zu verwirklichen, bitte ich Sie, die in der Vereinbarung vorgesehene Höchststrafe zu verhängen. Weil diese Opfer alles wert sind.6

Was ist eine junge Frau wert? Auf diese Frage gibt Jesus eine eindeutige Antwort. Es ist kostbar, sogar unbezahlbar. Und deshalb ist ihre sexuelle Integrität für ihn von so enormer Bedeutung. Was Jesus in der Bergpredigt über Sex sagt, sagt er nicht, weil er eine negative Einstellung zum Thema Sex hat, sondern weil er vielmehr eine sehr hohe Meinung von der menschlichen Sexualität hat.

Schon oft wurde das Christentum wegen seiner angeblich prüden Haltung zu dieser Thematik abgeschrieben. Aber was wäre, wenn es genau umgekehrt wäre? Was wäre, wenn unsere sexuelle Integrität in Wirklichkeit viel kostbarer wäre, als uns jemals bewusst war?

Ein Autor hat unsere Auffassung von Sexualität mit unserer Einstellung zu verschiedenen Autotypen verglichen. Er stellte heraus: Je wertvoller das Auto ist, desto besser pflegen wir es.7

Das kann ich durchaus nachvollziehen. Vor etwa einem Jahr verbrachte ich ein Semester als Gastdozent an einer amerikanischen Universität und brauchte dort ein Auto. Ein Freund bot mir freundlicherweise an, mir seinen alten Lastwagen zur Verfügung zu stellen, was sehr großzügig, wenn auch etwas leichtsinnig war. Denn ich bin Brite und war noch nie in den Staaten Auto gefahren, daher bestand dauernd die Gefahr, dass ich auf der falschen Straßenseite losfuhr.

Aber es stellte sich heraus, dass das Risiko nicht so groß war; nicht etwa weil meine Fahrkünste besser waren als erwartet, sondern weil dieser Lkw so alt war. Er hatte seine Lebenserwartung längst überschritten. Es war quasi egal, was mit ihm passierte. Meinem Freund war er nicht viel wert, sodass ich völlig unbelastet damit herumfahren und Spaß haben konnte. Eine weitere Delle, ein Kratzer oder eine geplatzte Dichtung hätte bei dem Zustand dieses Wagens keinen großen Unterschied gemacht.

Das Angebot war dennoch großzügig und ich war dankbar dafür. Ich hätte es gerne angenommen, wenn da nicht ein entscheidender Faktor gewesen wäre: Ein anderer Mitarbeiter hatte mir auch ein Fahrzeug angeboten und dieses war ein schönes Cabrio. Ich konnte es nicht fassen. Sagen wir einfach, dass es bei diesem Auto wirklich darauf ankam, wie ich es fuhr. Es war viel mehr wert als der Lkw. Nirgends war ein Kratzer zu sehen und ich war dafür verantwortlich, dass es so blieb. Dieser Wagen verdiente meine volle Aufmerksamkeit.

Mit anderen Worten: Wenn wir etwas besonders sorgfältig behandeln, ist das oft ein Zeichen dafür, dass es einen besonderen Wert für uns hat und wir es sehr schätzen. Wenn ich es als Christ besonders genau damit nehme, was ich mit meinem Körper mache oder auch nicht mache, könnte man vermuten, dass ich körperliche Intimität gering schätze, zum Beispiel weil ich sie in irgendeiner Weise ekelhaft oder erniedrigend finde. Aber dem ist nicht so! Es liegt vielmehr daran, dass ich den Körper – meinen, deinen und den aller Menschen – als Cabrio betrachte und nicht als ramponierten Lastwagen. Ich lege besonderen Wert auf körperliche Intimität, nicht weil ich sie so gering schätze, sondern weil ich sie so sehr schätze.

Wie wir versagt haben


Aber diese Sichtweise der menschlichen Sexualität wurde von Christen nicht immer verstanden oder reflektiert. Das Stereotyp, dass Christen prüde und gegen Sex seien, kommt nicht von ungefähr. Es wurde im Laufe der Jahre von einigen Gläubigen hartnäckig gepflegt.

Ein Beispiel aus dem Mittelalter: Die kirchliche Obrigkeit verbot Geschlechtsverkehr am Donnerstag (dem Tag, an dem Christus verhaftet wurde), am Freitag (dem Todestag Christi), am Samstag (zu Ehren der Jungfrau Maria) und am Sonntag (zu Ehren der verstorbenen Heiligen).8 Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass christliche Amtsträger zu dieser Zeit einfach generell nicht wollten, dass die Menschen Sex hatten. Ich kann mir sogar vorstellen, dass einige von ihnen verzweifelt versuchten, sich weitere Gründe für den Verzicht auf Sex auch montags, dienstags und mittwochs auszudenken.

Kaum jemand würde heute so weit gehen, aber es ist immer noch so, dass viele in der Kirche zu glauben scheinen, dass Sex an sich irgendwie falsch ist. Aber diese Denkweise ist rundheraus falsch.

Vor einiger Zeit hielt ich in einer Gemeinde einen Vortrag über eine Bibelstelle zum Thema Sex und ein besorgtes Kirchenmitglied kam danach zu mir und sagte, dass seiner Meinung nach Sex kein geeignetes Thema für eine Diskussion an einem Sonntagmorgen sei. Ich versuchte ihn darauf hinzuweisen, dass die Bibel selbst voll von Gesprächen über Sex sei. Ich erzählte ihm sogar, dass ebendiese Passage – zusammen mit dem ganzen Brief, aus dem ich sie herausgenommen hatte – ursprünglich der Gemeinde, an die er gerichtet war, laut vorgelesen wurde. Die Bibel ist häufig weniger prüde als einige ihrer leidenschaftlichen Leser.

Aber selbst wenn einige Christen diese Linie vielleicht immer noch vertreten mögen, die Bibel ist ausdrücklich nicht gegen Sex, ganz im Gegenteil. Etwas von der ausgewogeneren Sichtweise der Bibel findet sich in der Lehre des Apostels Paulus, dem Autor eines Großteils des Neuen Testaments. Einen seiner Briefe richtet er an eine Gemeinde in einer Stadt namens Thessalonich im heutigen Griechenland. Darin skizziert er einige der Auswirkungen des christlichen Glaubens auf das tägliche Leben und er beginnt mit dem Bereich der menschlichen Sexualität: »Gott möchte, dass ihr heilig seid; deshalb sollt ihr nicht unzüchtig leben« (1. Thessalonicher 4,3).

Dieser eine Vers fasst die gesamte biblische Sichtweise auf Sex zusammen. Paulus sagt nicht: »Vermeidet jegliches sexuelle Verhalten«, als ob Sex an sich ein Problem wäre und Christen Sex daher besser vermeiden sollten. Er macht vielmehr deutlich: Es gibt eine Kategorie von Sexualverhalten, die Christen für falsch halten und daher meiden sollten. Und wenn wir ganz ehrlich sind, halten wir alle automatisch diese Form von Sex für falsch, wie ich später erläutern möchte.

Doch demgegenüber gibt es auch Formen von sexuellen Beziehungen, die in der Bibel als gut und richtig angesehen werden. Tatsächlich zelebriert die Bibel diese Formen sexueller Intimität sogar und ist keineswegs so prüde, wie viele Menschen meinen. Sex in diesem Kontext dürfen wir mit Begeisterung genießen.

Entgegen der landläufigen Meinung hat Paulus überhaupt nichts gegen Sex. Aber er verbietet einige Formen von Sex. Diese sollen von Christen vermieden werden. Paulus stellt heraus, dass es so etwas wie »sexuelle Unmoral« gibt, und er drängt seine Leser, diese komplett zu meiden.

Einschränkungen und Freiheiten


Einige verdrehen nun vielleicht die Augen. Vielleicht hast du bereits die ganze Zeit vermutet: dass es im Christentum mehr um sexuelle Einschränkung als um sexuelle Freiheit geht. Welches Recht haben Christen überhaupt, zu regeln, was jemand in der Privatsphäre seines eigenen Schlafzimmers tut?

Wenn wir aber einen Augenblick nachdenken, erkennen wir, dass wir alle glauben, dass es Grenzen für die Auslebung unserer sexuellen Wünsche gibt. Selbst die engagiertesten Befürworter der sexuellen Freiheit erkennen an, dass solche Grenzen notwendig sind. Allerdings ist es so, dass diese Grenzen oft einfach übernommen werden und wir gar nicht bemerken, dass es sie gibt und dass da Grenzen sind.

Nimm zum Beispiel die Frage der Zustimmung: Man könnte leicht meinen, dass das beiderseitige Einverständnis so offensichtlich ist, dass es nicht mehr erwähnt werden muss. Wenn ich angedeutet habe, dass die Notwendigkeit dessen ein Grund dafür ist, dass wir nicht einfach sagen können: »Jeder soll das tun dürfen, was er will«, dann ist die Antwort oft so etwas wie: »Natürlich brauchen wir die Zustimmung – das ist doch offensichtlich.«

Aber die #Me-Too-Bewegung beweist, dass...