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Und Gott schuf die Evolution - Warum Glaube und Wissenschaft Hand in Hand gehen können.

Und Gott schuf die Evolution - Warum Glaube und Wissenschaft Hand in Hand gehen können.

Matthew Nelson Hill

 

Verlag Gerth Medien, 2022

ISBN 9783961225408 , 224 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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13,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Und Gott schuf die Evolution - Warum Glaube und Wissenschaft Hand in Hand gehen können.


 

Vorwort


Viele Christen haben sich auf den Weg gemacht und versuchen, die Evolution vor dem Hintergrund ihres Glaubens zu verstehen und einzuordnen. Die meisten von uns leben in einer sehr polarisierten Gesellschaft, uns fällt das besonders schwer. Bei uns werden Religion und Naturwissenschaft leider nur allzu oft gegeneinander ausgespielt.

Umso mehr freue ich mich, das Vorwort für Embracing Evolution von Matt Hills zu schreiben. Viele Bücher halten den christlichen Glauben und Evolution für gegensätzlich oder tun sich äußerst schwer damit, die beiden Bereiche miteinander zu vereinbaren. Doch Embracing Evolution geht weit darüber hinaus und zeigt, wie uns das Wissen um die Evolutionsgeschichte des Menschen als Christen helfen kann, treuere Nachfolger Jesu zu werden.

Wie mein Verständnis von Bibel und Wissenschaft entstand


Viele Christen sind von Haus aus Kreationisten, die an die Junge-Erde-Theorie glauben, und sich dann im Laufe ihres Lebens von der Evolution überzeugen lassen. Bei mir war das anders. Ich hielt Evolution und Schöpfung nie für wirklich widersprüchlich. Ich kam in jungen Jahren zum Glauben und habe als Teenager gelernt, dass die Erde sehr alt ist (die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema schien mir einleuchtend). Als junger Erwachsener las ich dann viel über die Evolution des Homo sapiens und unsere verschiedenen hominiden Verwandten.

Glücklicherweise bestand meine Heimatgemeinde in Kingston, Jamaika (Grace Missionary Church), nie auf der Idee eines Kreationismus der jungen Erde. Gleich in meinem ersten Semester des Grundstudiums am Jamaica Theological Seminary belegte ich zwei Kurse, die eine solche Sicht der Schöpfung für mich vollends unhaltbar machten.

Der erste Kurs behandelte den Pentateuch. Eines der Bücher, das wir dazu lasen, war von Bernard Ramm: The Christian View of Science and Scripture („Wissenschaft und Bibel aus christlicher Sicht“). Der Autor ist ein evangelikaler Theologe, der biblische Positionen zu einer Reihe wissenschaftlicher Fragen herausarbeitete. Er legte zu jedem der von ihm diskutierten Themen seine eigene Meinung dar, zusätzlich aber auch weitere Ansätze, wie man die Bibel im jeweiligen Zusammenhang verstehen kann. Damit zeigte er, dass es keine eindeutige „biblische“ Antwort auf Fragen nach dem Alter der Erde, der großen Flut oder der Evolution gibt. Letztlich ging es dabei an keiner Stelle um Fragen der biblischen Autorität, sondern um die Anerkennung wissenschaftlicher Beweise.

Der andere Kurs, den ich in meinem ersten Studiensemester belegte, war ein Hermeneutikseminar. Es ging also um Methoden der Bibelauslegung. Dazu lasen wir von A. Berkeley Mickelsen das Buch Interpreting the Bible. Für mich als damals Achtzehnjähriger war das eine anstrengende Lektüre, trotzdem habe ich einen Punkt, den Mickelsen hervorhob, nie vergessen: Da es bei der Schöpfung keinen menschlichen Beobachter gab und das Ende der Welt noch in der Zukunft liegt, kann die biblische Sprache, die den Anfang und das Ende beschreibt, nur bildlich gemeint sein. Was hier dargestellt wird, sind keine menschlichen Erfahrungen. Für mich war es einleuchtend, dass man die eschatologischen Bilder der Offenbarung nicht wie einen journalistischen Bericht lesen kann, so als ob eine Filmkamera alles aufgenommen hätte. Doch dann verstand ich, dass das Gleiche auch für die Schöpfungsberichte gilt. Es wäre eine Fehlinterpretation, die sechs Schöpfungstage als einen wissenschaftlichen Bericht über den Anfang der Welt zu behandeln.

Aus diesen beiden Kursen zu Beginn meines Theologiestudiums gewann ich die Überzeugung, dass es in der Frage der Ursprünge keine grundsätzlichen Konflikte zwischen Wissenschaft und Bibel gab. Mehr noch, in Verbindung mit dem Rest meiner Seminarausbildung ermutigten mich diese beiden Kurse, offen zu sein für die wissenschaftliche Erforschung von Gottes Welt.

Außerdem entwickelte ich während meines Grundstudiums auch ein Interesse an ganzheitlicher Theologie, die mit der Vollkommenheit der Schöpfung anfängt und mit Gottes Absicht, den Kosmos zu erlösen, endet.1 Als ich schließlich meinen Bachelor-Abschluss in Theologie erreicht hatte, war ich vollkommen überzeugt von allem, was die Naturwissenschaft über die Entstehung der Welt einschließlich des biologischen Lebens lehrte.

Widersprüchliche Gedanken zur Evolution


Später studierte ich Philosophie an der Universität von Guelph in Kanada und arbeitete zusätzlich als studentischer Pastor in der InterVarsity Christian Fellowship. Damals las ich viele Bücher über die Entstehung der Hominiden – darunter auch das Buch von Donald Johanson und Maitland Edey, Lucy. Das Buch berichtet über den Fund des Australopithecus afarensis, dessen Spitzname Lucy ist.

Ich hatte eigentlich keinen Grund, den wissenschaftlichen Belegen zur Evolution einschließlich der Entwicklung des Homo sapiens zu misstrauen. Trotzdem störte es mich, dass die Evolution sich nur schwer mit den biblischen Schöpfungsberichten der ersten Kapitel in der Bibel vereinbaren ließ. Der biblische Bericht vom Sündenfall und die Erklärung für den Ursprung des Bösen passten nicht zur Evolution. Im christlichen Umfeld hatte ich immer nur gehört, dass Adam und Eva zwei reale Menschen waren, die durch einen Akt des Ungehorsams den paradiesischen Urzustand zerstörten und damit den Tod für die Menschen und alle anderen Lebewesen auf die Erde brachten. Beim besten Willen fand ich keine Möglichkeit, dies mit den Aussagen der Naturwissenschaftler über die menschliche Evolution in Einklang zu bringen, ganz abgesehen von der Tatsache, dass Tiere und Pflanzen laufend starben, lange bevor sich der Mensch überhaupt entwickelt hatte. Weil ich diese Frage nicht lösen konnte, tat ich das, was viele andere Christen auch tun: Ich schob das Thema zur Seite und wandte mich anderen Dingen zu.

In meinem Fall waren diese anderen Dinge meine Fortschritte an der Universität. Ich machte einen Masterabschluss in Philosophie, dann unterrichtete ich Altes Testament und schrieb eine Doktorarbeit über den Menschen als Imago Dei, als Ebenbild Gottes, wie es im ersten Kapitel des ersten Buches Mose beschrieben wird (veröffentlicht unter dem Titel The Liberating Image: The Imago Dei in Genesis 1).

Während ich an meiner Dissertation arbeitete, hielt ich viele Vorträge zu meinem Thema, sowohl in Kirchen als auch vor akademischem Publikum, ich veröffentlichte Dutzende von Artikeln und schrieb viele Blogposts darüber. Ich sprach aber nicht nur über das Imago-Dei-Thema, sondern oft referierte ich auch vor Gemeinden und in Vorlesungen für Studienanfänger und höhere Semester über die Berichte aus dem Paradies, wie sie in 1. Mose 2–3 zu lesen sind.

In meinen Vorträgen über die ersten drei Kapitel des ersten Buches Mose bezog ich mich nie auf die Evolution. Stattdessen sprach ich darüber, welche theologischen Erkenntnisse man aus diesen Texten über Gott, die Welt und die Aufgaben des Menschen gewinnen kann. Ich erläuterte die Theologie des antiken Israels anhand biblischer Aussagen und verglich sie mit dem Denken der anderen antiken Völker des Nahen Ostens, welche die „kognitive Umgebung“ Israels darstellten. Daraus leitete ich dann die Bedeutung der Schöpfungstexte für das Leben der christlichen Kirche her.2

Evolution und Sündenfall


Doch im Jahr 2013 veränderte sich für mich alles. James K. A. Smith hatte mich eingeladen, einem interdisziplinären Team von Wissenschaftlern beizutreten, das sich zu den klassischen orthodoxen Glaubensbekenntnissen der Kirche bekannte. Sie wollten ihr Fachwissen zusammentragen, um sich mit den Themen der menschlichen Evolution und des Sündenfalls auseinanderzusetzen. Ich nahm die Einladung an, sah mich dadurch aber gezwungen, mich genau den Fragen zu stellen, die ich bis dahin aufgrund der Widersprüchlichkeit der beiden Felder und meiner daraus resultierenden kognitiven Dissonanz sorgfältig vermieden hatte.

Doch als ich nun anfing, darüber nachzudenken, wie 1. Mose 2–3 mit der evolutionären Entwicklung des Homo sapiens in Übereinstimmung gebracht werden könnte, machte ich eine erstaunliche Entdeckung: Der Gedanke an die Evolution störte mich nicht beim Lesen des biblischen Textes, sondern er half mir, Feinheiten zu entdecken, die mir bis dahin entgangen waren. So hatte ich zum Beispiel einfach angenommen, dass die ersten Menschen in einem paradiesischen Zustand der Vollkommenheit gelebt hatten, bevor die Sünde in die Welt kam. Doch unmittelbar nachdem wir im zweiten Kapitel des ersten Buchs Mose von der Erschaffung des Menschen lesen, folgt im dritten Kapitel schon der Bericht vom Ungehorsam des Menschen. Könnte es etwas mit der Evolutionsgeschichte zu tun haben, dass der paradiesische Zustand der Welt nicht näher beschrieben oder auch nur erwähnt wurde?

Der Text, den ich über 1. Mose 2–3 schrieb, wurde in einem Buch unter dem Titel Evolution and the Fall veröffentlicht. Darin habe ich versucht, eine evolutionsgeschichtliche Darstellung der Menschheit mit dem Ursprung des Bösen nach biblischer Sicht in Einklang zu bringen, ohne zu behaupten, dass die biblischen und die wissenschaftlichen Aussagen übereinstimmen. Ich ging dabei davon aus, dass es für Christen keinen Zweifel daran gibt, dass die Sünde im Rahmen eines historischen Geschehens in die Welt kam.3

Damit stellte ich mich gegen die häufig vertretene Sicht, dass sich Bibel und Naturwissenschaften mühelos in Übereinstimmung bringen ließen. Auch die berühmte Idee...