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Emotional gesunde Nachfolge - Kraftvolles Christsein leben. Tiefe Veränderung erfahren.

Emotional gesunde Nachfolge - Kraftvolles Christsein leben. Tiefe Veränderung erfahren.

Peter Scazzero

 

Verlag Brunnen Verlag Gießen, 2022

ISBN 9783765576355 , 256 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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17,99 EUR

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Emotional gesunde Nachfolge - Kraftvolles Christsein leben. Tiefe Veränderung erfahren.


 

Der schwierige Weg von kraftlosem Christsein zu tiefer Veränderung


Meine eigene Glaubensreise begann mit neunzehn Jahren. Ein Freund hatte mich zu einem christlichen Konzert eingeladen. Ich war so berührt, dass ich mein Leben noch am selben Abend Jesus übergab. Bald schloss ich mich der christlichen Studentenarbeit unserer Universität an und besuchte drei- bis viermal wöchentlich Bibelkreise. Ich begann, zwei bis drei Stunden am Tag in der Bibel zu lesen, erzählte freimütig das Evangelium und nahm an allen angebotenen Jüngerschaftsprogrammen teil.

Zu dieser Zeit war wohl das Wort begierig die beste Beschreibung für mich – ich war geistlich unersättlich und konnte gar nicht genug über Jesus erfahren. Ich wurde angeleitet, die Schrift zu studieren, zu beten und das Evangelium von der Gnade Gottes verständlich weiterzusagen. Auch lernte ich, wie ich meine geistlichen Gaben entdecken und einsetzen konnte, und entwickelte ein Herz für die Armen und Ausgegrenzten in der Welt.

Nach meinem Abschluss am College unterrichtete ich Englisch an einer Highschool und engagierte mich bei der InterVarsity Christian Fellowship, einer christlichen Studentenarbeit. In dieser überkonfessionellen Tätigkeit erwarb ich eine Reihe von praktischen Fähigkeiten im Dienst für Jesus und lernte Gottes Wort noch besser kennen.

Mein Hunger nach Gott ging so weit, dass ich begann, ganze Bücher der Bibel auswendig zu lernen – Epheser, Philipper, Kolosser. Aber das war noch gar nichts im Vergleich zu einem anderen Mitarbeiter dort, der alle sechzehn Kapitel des Römerbriefes im Kopf hatte!

Dieser tiefe Wissensdurst führte mich schließlich an zwei namhafte theologische Seminare der Vereinigten Staaten: Princeton und Gordon-Conwell. Die drei Jahre dort habe ich als sehr bereichernde Zeit in Erinnerung. Ich lernte Hebräisch und Griechisch, um die Bibel in ihren Originalsprachen lesen zu können, und studierte Kirchengeschichte, systematische Theologie und Hermeneutik. Es war ein ganz großes Geschenk, von den besten Theologen Nordamerikas lernen zu dürfen und herausgefordert zu werden.

Sechs Monate vor meinem Abschluss heirateten Geri und ich und zogen wenig später nach Costa Rica, um Spanisch zu lernen. Ein Jahr lang lebten wir dort bei einer Familie mit zehn Kindern. Es war ein Sprung ins kalte Wasser, denn sie sprachen genauso wenig Englisch wie wir Spanisch. Zurück in den Vereinigten Staaten gründeten wir im September 1987 unsere Gemeinde, die New Life Fellowship Church, in einem multiethnischen Viertel von New York City, in dem vorwiegend Migranten lebten.

Ich war ein begabter Leiter und Prediger, dazu ein begeisterter Evangelist und Lehrer. Ich liebte Jesus. Und ich sah mich selbst als Fels im Glauben und reifer Christ.

Welch ein Irrtum!

Etwas lief grundlegend schief


Zu unserem ersten Gottesdienst kamen nur ganz wenige Besucher, aber Gott bewegte in der Anfangszeit viel und unsere Gemeinde wuchs schnell. Da ich nun Spanisch sprach, begannen wir im dritten Jahr auch eine spanischsprachige Arbeit. Am Ende des sechsten Jahres war der englischsprachige Zweig auf etwa 400 Glieder angewachsen, der spanischsprachige auf 250.

Wir durften damals eine Menge lernen über Gebet und Fasten, Krankenheilung, den Kampf gegen gottfeindliche Mächte, die Gaben des Heiligen Geistes und das Hören auf Gottes Stimme. Hunderte von Menschen kamen zum persönlichen Glauben an Christus. Sie entdeckten neue, kreative Möglichkeiten, den Armen zu dienen. Wir schulten neue verantwortliche Mitarbeiter, gründeten zahlreiche Kleingruppen, betrieben eine Suppenküche für Obdachlose und halfen bei anderen Gemeindegründungen.

Aber unter der Oberfläche stand es nicht zum Besten.

Insbesondere in Konflikten traten in unserem Miteinander immer wieder dieselben unreifen, kindischen Verhaltensweisen zutage. So entschlossen wir auch waren, rassische, wirtschaftliche und kulturelle Gräben zu überbrücken – wir waren nicht fähig, schwierige Gespräche zu führen, und dies drohte unsere Gemeinschaft zu zerstören. Besonders befremdlich war jedoch die Diskrepanz, die bei manchen Säulen der Gemeinde zu beobachten war: Einerseits brannten sie für Gott; andererseits wirkten sie nach außen hin verurteilend, unsicher und lieblos.

Was ich damals nicht erkannte: Viele Dinge, mit denen wir als Gemeinde zu kämpfen hatten, waren ein Spiegel meiner persönlichen inneren Kämpfe, meiner eigenen Unreife. Meine oberflächliche Art der Nachfolge zeigte sich nun auch bei denen, für die ich Verantwortung trug.

Die Gemeinde war zwar attraktiv, ihre Leitung aber eine undankbare Aufgabe – besonders für Geri und mich. Es gab eine hohe Fluktuation unter den Haupt- und Ehrenamtlichen, noch dadurch verschärft, dass in New York City zu dieser Zeit zahlreiche neue Gemeinden entstanden. Wir sahen unsere Schwierigkeiten aber auch als Anfechtungen durch gottfeindliche Mächte. Manche versuchten, die Situation herunterzuspielen. Solche Probleme seien in jeder großen Organisation und jedem Unternehmen ganz natürlich. Aber wir waren kein Unternehmen. Wir waren eine Gemeinde.

Tief im Herzen wussten Geri und ich, dass etwas nicht stimmte. Wir waren zunehmend niedergeschlagen und empfanden die Gemeindeleitung als schwere Last. Mit einer großartigen Arbeit gewannen wir die ganze Welt für Gott, verloren dabei aber unsere Seelen (siehe Markus 8,36).

Etwas lief grundlegend schief. Insgeheim träumte ich schon vom Ruhestand – mit Mitte dreißig! Trotz ständiger geistlicher Selbstprüfung – da war weder Untreue noch Unversöhnlichkeit noch Begierde festzustellen – konnte ich die Ursache meiner Freudlosigkeit nicht ausmachen.

Unaufhaltsam in die Krise


Als 1993/94 unser spanischsprachiger Gemeindezweig eine Spaltung erlebte und scheinbar tragfähige Beziehungen plötzlich zerbrachen, zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Nie werde ich vergessen, wie ich an einem Sonntagnachmittag in den spanischsprachigen Gottesdienst kam und zweihundert Leute fehlten. Gerade einmal fünfzig waren versammelt. Die anderen hatten sich einem unserer spanischsprachigen Pastoren angeschlossen, um mit ihm eine eigene Gemeinde zu gründen. Ich war tief erschüttert.

In den nächsten Wochen wurden die verbliebenen Glieder telefonisch bedrängt, das Haus Sauls (meine Leitung) zu verlassen und zum Haus Davids (die neue Sache, die Gott tat) überzugehen. Menschen, die ich in den vergangenen Jahren zu Christus geführt und als Pastor betreut hatte, waren auf einmal weg. Viele von ihnen würde ich nie wiedersehen.

Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich ein Doppelleben führte. Nach außen hin versuchte ich, den verunsicherten Menschen, die bei New Life geblieben waren, wieder Mut zuzusprechen: „Ist es nicht erstaunlich, wie Gott unsere Sünden gebraucht, um sein Reich zu bauen? Nun haben wir zwei Gemeinden statt einer“, verkündete ich. „Jetzt können noch mehr Menschen in eine persönliche Beziehung zu Jesus kommen. Wenn sich jemand von euch dieser neuen Gemeinde anschließen möchte, dann wünsche ich ihm von Herzen Gottes Segen.“

Welch eine Lüge!

Um jeden Preis wollte ich wie Jesus sein (zumindest wie der Jesus, den ich mir vorstellte), ohne zu merken, wie ich dabei an Leib und Seele Schaden nahm.

In meinem Inneren war ich tief verletzt und wütend. Diese Gefühle steigerten sich allmählich bis zum Hass. In meinem Herzen war kein Platz für Vergebung. Ich war voller Zorn, den ich nicht loswerden konnte.

Wenn ich allein im Auto saß, löste oft schon der bloße Gedanke an das, was geschehen war, und an den Pastor, der die Spaltung herbeigeführt hatte, eine unbändige Wut aus, die mir auf den Magen schlug und sich innerhalb von Sekunden in lauten Flüchen Luft machte: „Du bist so ein @#&%!“ und „Du bist ein Voll*#%!“

Mein erster Hilferuf


„Wie konnte ich nur Pastor werden? Das war die dümmste Entscheidung meines Lebens“, schrie ich zu Gott im Gebet.

Verzweifelt suchte ich nach Hilfe. Schließlich empfahl mir ein befreundeter Pastor einen christlichen Therapeuten. Im März 1994 hatten Geri und ich dort unseren ersten Termin.

Ich fühlte mich total gedemütigt, wie ein Schuljunge, der zum Direktor zitiert wird. Am liebsten wäre ich weggelaufen. „Therapie ist was für verkorkste Leute“, warf ich Gott vor. „Nichts für mich. So gestört bin ich nicht!“

Das Innehalten und Nachdenken über den Zustand meiner Seele war beängstigend und befreiend zugleich. Damals führte ich meine Probleme vor allem auf das hektische, nervenaufreibende Großstadtleben zurück. Ich schob die Schuld auf alles Mögliche: auf unsere Lebenssituation im Stadtteil Queens, meinen Beruf, unsere vier kleinen Kinder, Geri, gottfeindliche Mächte, andere aus dem Leitungsteam, mangelnde...