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Psychologie Heute 03/2022 - Burn on

Psychologie Heute 03/2022 - Burn on

Psychologie Heute Redaktion

 

Verlag Beltz - Psychologie heute, 2021

ISBN E032203401677 , 108 Seiten

Format PDF

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

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Psychologie Heute 03/2022 - Burn on


 

Den Leserinnenbrief von Susann Buda habe ich nicht vergessen: Die Erzieherin aus Sachsen hatte uns im vergangenen Jahr geschrieben, dass sich all unsere Tipps für einen achtsamen Umgang mit sich selbst im Berufsleben immer nur an Menschen richteten, die in Büros arbeiten. Sie als Erzieherin könne nicht einfach am offenen Fenster stehen und Wolken beobachten, während 25 Kinder mit einer Lautstärke von 80 bis 100 Dezibel um sie herumtobten. Und sie wünsche sich, dass wir Berufe wie ihren nicht einfach außer Acht ließen in unserer Berichterstattung und damit den Eindruck erweckten, sie seien nicht wichtig, nichts wert.

In dieser Ausgabe dreht sich unsere Titelgeschichte um das Thema Burn on, den Zustand vor dem Burnout, das Gefühl, permanent erschöpft zu sein von den Anforderungen der Arbeit und des Alltags (Seite 12). Ich habe Susann Buda geschrieben und sie gefragt, ob sie mir erzählen würde, wie ihr Alltag als Erzieherin aussieht und was sie erschöpft. Sie hat ja gesagt und wir haben lange miteinander gesprochen. Zu den Rahmendaten: Susann Buda ist 38 Jahre alt und arbeitet in einer städtischen Kita mit 120 Kindern im Alter zwischen einem und sechs Jahren. Je zwei Erzieher oder Erzieherinnen sind für im Schnitt 20 Kinder verantwortlich. „Die eigentliche Arbeit mit den Kindern bleibt bei uns liegen“, sagt sie über ihren Alltag. „Ich fühle mich in dieser Einrichtung nur als Aufseherin und nicht als Pädagogin. Wobei ich ja weiß, dass ich viel mehr könnte. Und es ist so viel schöner, mit den Kindern auf dem Boden zu sitzen und sich Bilder anzuschauen und darüber zu philosophieren, wie die Prinzessin sich wohl gerade fühlt. Aber das funktioniert nicht. Weil man erstens nicht die Zeit hat bei der Masse der Kinder und zweitens die Lautstärke zu hoch ist, um überhaupt ein Buch vorzulesen.“ Der Blick auf das einzelne Kind und sein Wesen – was braucht das stille, kluge Mädchen, was das laute Vorschulkind, was die Kleine, die immer noch nicht genügend Deutsch versteht? –, all das findet keinen Platz in ihrem Alltag.

Dazu kommen viele weitere Anforderungen: Spielangebote für die Kinder vorbereiten, die Belehrungen zum Infektionsschutz lesen, Beobachtungen notieren zu den Kindern mit besonderem Förderbedarf, Elterngespräche vorbereiten. Vieles versucht Susann Buda, irgendwie neben der Betreuung der Gruppe zu bewältigen, vieles macht sie in ihrer Freizeit. Abends ist sie kaputt. „Man gibt alles. Und am Ende des Tages hat man den Eindruck, dass man nichts geschafft hat“, sagt sie. „Auf dem Heimweg fühle ich mich, wie wenn man mir meine ganze Energie komplett rausgesaugt hat. Es ist nur ein Existieren für die Arbeit.“

Ende des vergangenen Jahres ist Susann Buda krank geworden. Sie hat Panikattacken auf dem Weg zur Arbeit bekommen und einen Puls von 160. Nun überlegt sie, wie es weitergehen soll mit ihr und dem Beruf, den sie sehr liebt und in dem es an allem fehlt – an Zeit, an Personal, an Räumen, an Material. Sie wünscht sich, dass die Politik mehr investiert in die Betreuung der Kleinsten.

Das ganze bewegende Protokoll über den Arbeitsalltag von Susann Buda finden Sie auf unserer Website unter psychologie- heute.de/gesellschaft.