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Von Mund zu Gesund - Wie ein gesunder Mund vor Krankheiten schützt

Von Mund zu Gesund - Wie ein gesunder Mund vor Krankheiten schützt

Diana Kessler

 

Verlag Walter de Gruyter GmbH & Co.KG, 2023

ISBN 9783111026824 , 126 Seiten

2. Auflage

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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24,95 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Von Mund zu Gesund - Wie ein gesunder Mund vor Krankheiten schützt


 

1 Entdeckungsreise durch unseren Mund


Wir alle gehören der Gruppe der Säugetiere an. Das bedeutet, dass sich am Anfang unseres Lebens alles um das Saugen dreht – das Saugen an der Brust unserer Mutter oder auch an der Flasche mit Muttermilchersatz. Wir beginnen bereits in der siebten Schwangerschaftswoche vom Fruchtwasser unserer Mutter zu kosten und ab der vierzehnten regelmäßig davon zu trinken. In dieser Zeit fangen wir auch schon an, an unserem Daumen zu saugen. Ich habe die Ultraschallbilder meiner beiden Kinder noch vor meinem inneren Auge – die Ausdrucke sind leider schon verblasst – auf denen sie beide an ihrem Daumen lutschen. Da üben wir schon das Saugen, um später ausreichend Kraft zu haben, um Milch zu trinken und groß und stark zu werden. Meine Tochter hat recht früh gesprochen – allerdings auch ziemlich lange an meiner Brust getrunken – und hat es so ausgedrückt: „Mama, Deine Brust ist mein Urlaub“.

Unser Mund wird aber auch später in unserem Leben eine zentrale Rolle einnehmen – wir brauchen ihn zum Essen, Trinken, Schmecken, Kauen und immer wieder zum Atmen, auch wenn es durch die Nase besser und auch gesünder ist. Wir brauchen ihn auch zum Sprechen, eine Fähigkeit, die allein uns Menschen eigen ist. Mit dem allerschönsten will ich enden: mit dem Küssen. So endeten früher auch die schönsten Liebesfilme.

Ich lade Sie, liebe Leser dieses Buches, jetzt ein, mit mir gemeinsam in die faszinierende Welt dieses Mundes einzutreten. Ich kann Ihnen versichern: es wird sehr spannend!

1.1 Unsere Zähne – Wunderwerke der Natur


Die Zähne sind allen Wirbeltieren gemeinsam. Wir benutzen sie – wie diese – zum Ergreifen und Zerkleinern von Nahrung, damit sie im weiteren Verlauf ihrer Reise durch unseren Körper in die wichtigen Bestandteile aufgespalten werden kann, die wir zum Leben brauchen. Wir Menschen verwenden die Zähne außerdem zur Lautbildung, also beim Sprechen.

Zähne galten schon immer als Wunderwerke der Natur. Sie werden oft auch als Schmuck oder als Reliquien verwendet. Für Buddhas linken Eckzahn wurde auf Sri Lanka sogar ein ganzer Tempel erbaut. Es gibt allerdings Zweifel daran, ob der Zahn auch wirklich von Buddha ist.

Der Zahn besteht aus Zahnschmelz (Adamantin oder Enamelum), Zahnbein (Dentin), Wurzelzement und der darin eingeschlossenen Pulpa (dem „Nerv“). Der Zahnschmelz ist die äußerste Hülle der Zahnkrone, jenem Anteil des Zahnes, der vor allem im jugendlichen Alter in die Mundhöhle ragt.

Es ist die härteste Substanz in unserem Körper, härter noch als Stahl. Er besteht zu 96 Prozent aus Hydroxylapatit, einem kristallinen Material, und ist ein wunderbarer Schutz für unsere wertvollen Zähne. Heute noch forschen Wissenschaftler und untersuchen das dichte Netz winziger Kristallfasern, die nur 50 Millionstel Millimeter dick sind. Durch eine beeindruckende Struktur, die hart und weich miteinander verbindet, ist der Zahnschmelz noch viel fehlertoleranter als alle künstlichen Werkstoffe, die es bisher gibt. Ich werde später noch darauf eingehen, aber unsere eigenen Zähne können durch kein bisher bekanntes Material gleichwertig ersetzt werden. Aber das erwartet man ja auch von keinem künstlichen Hüft- oder Kniegelenk.

Aufbau des Zahnes.

Das Dentin, das darunter liegt, ist deutlich sensibler. Es ist knochenähnlich und nur zu 70 Prozent mineralisch und zu 20 Prozent organisch, der Rest ist Wasser. Es ist sowohl Teil der Zahnkrone, als auch deren Wurzel. Im Gegensatz zum Zahnschmelz kann es durch seine Lebendigkeit, durch die sogenannte Biomineralisation, lebenslänglich neu gebildet werden, allerdings nur an der Grenze zur Pulpa (dem Zahnmark oder „Nerv“).

Um das Dentin der Zahnwurzel herum liegt das Wurzelzement (Cementum). Hier ist nur noch 65 Prozent mineralisch und 23 Prozent organisch, der Rest ist wieder Wasser. Es ist auch weicher als das Dentin und ähnelt in seiner Konsistenz eher dem Knochen. Es verbindet sich durch bindegewebige Fasern, die sogenannten „Sharpeyschen Fasern“, mit dem Knochen, in dem der Zahn steckt.

Jetzt kommt das Sensibelste unserer Zähne, und oft denke ich dabei daran, dass viele Menschen zu ihrem Schutz eine harte Hülle um das errichten, was in ihrem Innern sensibel und verletzlich ist. Im Innern dieses genial konstruierten harten Gebildes gibt es ein äußerst verletzliches kleines Etwas, das man wissenschaftlich Pulpa und Wurzelkanäle nennt.

In diesem kleinen Innenleben des Zahnes, das sehr unregelmäßig gestaltet ist – ein bisschen wie ein Labyrinth, so erkläre ich es den Menschen in meiner Praxis –, verlaufen, eingebettet in Bindegewebe, Blut- und Lymphgefäße sowie Nervenfasern. Durch diese wird das Dentin mit Nährstoffen versorgt, es werden aber auch Reize von außen wahrgenommen: mechanische, thermische und chemische Reize. Unsere Zähne sind demnach auch höchst sensible und komplexe Tastorgane.

Mit ihnen können wir beispielsweise Unterschiede von 10 Mikrometern ertasten, was sieben Mal dünner als ein Haar ist (das berühmte „Haar in der Suppe“). Auch Delikatessen beeindrucken uns oft weniger durch ihren Geschmack als durch ihre Konsistenz. Als mein Vater meine Mutter zum ersten Mal zum Essen einlud, wollte er sie beeindrucken und servierte ihr Kaviar. Aus Abscheu davor wäre sie fast geflüchtet und ich wäre nicht hier, um diese Zeilen zu schreiben.

Das alles ist aber noch genialer: Die einzelnen mechanischen Reize, die auf unsere Zähne einwirken, werden allesamt in unserem Gehirn integriert. Es ist also wie eine Musik, die bei jedem Kontakt unserer Zähne gespielt wird. Man kann sich das in etwa so vorstellen: jeder Zahn ist wie ein hochauflösendes Mikrophon und alle Töne werden im Zentralnervensystem miteinander verschaltet. Stimmt die Musik, sind alle Kontakte harmonisch, ist alles gut. Disharmonien werden auch bis zu einem gewissen Maß integriert und akzeptiert – da merkt man bei großen Orchestern auch nicht immer gleich, wenn sich kleine Fehler einschleichen. Langfristig und bei großen Disharmonien bringt es allerdings das Zusammenspiel von Zähnen, Muskeln und Kiefergelenken durcheinander.

Dass unsere Zähne auf thermische Reize, also kalt/warm und chemische Reize, zum Beispiel süß/sauer, reagieren, dürfte jedem von uns bewusst sein. Wenn sie besonders empfindlich sind, kann das allerdings sehr unangenehm werden, darauf werde ich später noch etwas näher eingehen.

Orchester im „Mundhöhlengraben“.

Immer wieder fasziniert bin ich von der Entstehung der Zähne. Die Milchzähne fangen bereits in der 5. Schwangerschaftswoche an sich zu entwickeln. Um die sogenannte Zahnknospe herum beginnt das Gewebe etwa ab dem 4. Schwangerschaftsmonat an zu verkalken und das sieht dann – auf dem Röntgenbild, es findet ja innerhalb des Kieferknochens statt – wirklich wie eine Blütenknospe aus.

Ab der 20. Schwangerschaftswoche fangen sogar schon die bleibenden Zähne an sich zu bilden. Sie wachsen dabei nicht wie Bäume von der Wurzel zur Krone sondern andersherum – erst bildet sich die Zahnkrone und nach und nach die Wurzeln.

Wir haben – mit wenigen Ausnahmen – 20 Milchzähne und 28 bis 32 bleibende Zähne.

Unsere Zähne sind in ihrer Form und Funktion sehr unterschiedlich. Hier ist es auch wieder wie ein Orchester oder eher ein Tanzensemble, in dem jeder eine andere Rolle spielt. Die vier vorne im Kiefer liegenden Schneidezähne (Inzisivi) sind flach und haben dünne, scharfe Kanten, die dem Abbeißen und Zerteilen des Essens dienen. Rechts und links davon befindet sich jeweils ein Eckzahn (dens caninus). Er hat von allen Zähnen die längste Wurzel und kann dadurch die Nahrung besonders gut festhalten und abreißen. Dahinter liegen je zwei kleine Backenzähne (Prämolaren) mit kleinen Höckern und Mulden, die die Speise erfassen und weiter zerkleinern. Danach folgen jeweils zwei große Backenzähne (Molaren), auch Mahlzähne genannt, weil sie das Essen besonders fein zermahlen können. Am hinteren Ende des Kiefers können schließlich noch die Weisheitszähne liegen, die nicht jeder von uns hat und die oft keinen Platz haben, um aus dem Knochen durchzubrechen. Mit Weisheit haben diese meist nicht so viel zu tun, man nennt sie nur so, weil sie erst ab dem 16. Lebensjahr zum Vorschein kommen. Vielmehr sind sie ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der wir Menschen noch jagen gingen und die dritte Garnitur Mahlzähne noch brauchten, um die viel festere und härtere Nahrung, die uns zur Verfügung stand, zerkleinern zu können.

Zu dem Orchester, Tanzensemble oder auch den fleißigen Arbeitern in dieser „Mahlwerkstatt“ – man nennt sie ja auch „Mundwerk“ – gesellen sich schließlich noch unsere Lippen, Wangen und die Zunge. In der Fachwelt nennt man das alles Kauapparat, das hat mich schon immer amüsiert. Schließlich liegt dieser „Apparat“ mitten in unserem Gesicht und unserem Kopf und wir verwenden ihn ja auch wie bereits erwähnt zum Lächeln, Lachen, Sprechen, Küssen und vielem mehr. Vieles, das uns emotional berührt, wird hier mit diesem „Apparat“ ausgedrückt.

Nicht vergessen dürfen wir den Speichel, der wie ein unversiegbarer Quell durch diese Mundlandschaft fließt, ihn werden wir später noch unter die Lupe nehmen.

Aber bevor ich...