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Die drei !!!, 33, Küsse im Schnee (drei Ausrufezeichen)

Die drei !!!, 33, Küsse im Schnee (drei Ausrufezeichen)

Henriette Wich

 

Verlag Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN 9783440140390 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR

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Die drei !!!, 33, Küsse im Schnee (drei Ausrufezeichen)


 

Silvesterzauber

»Jetzt erzähl schon!«, sagte Franzi ungeduldig. »Welche Überraschung hast du für mich?« Mit der rechten Hand schob sie ihr Fahrrad, den linken Arm hatte sie um ihren Freund Felipe gelegt. Am letzten Abend des alten Jahres war es so mild, dass sie nicht einmal Handschuhe brauchte.

Felipe legte seinen Zeigefinger auf ihren Mund. »Wenn ich es dir jetzt schon verraten würde, wäre es keine Überraschung mehr. Du musst dich schon bis kurz vor Mitternacht gedulden.«

Franzi drückte ihm als Bestechungsversuch einen Kuss auf den Mund. Er lächelte sie nur lieb an und schüttelte den Kopf. Die dunklen Locken flogen um sein milchkaffeebraunes Gesicht.

Franzi seufzte. Warten hatte noch nie zu ihren großen Stärken gehört. Am schlimmsten war es für sie gewesen, als Felipe zwischen Ostern und Pfingsten seine Familie in Mexiko besucht hatte. Seither war er zum Glück nicht mehr verreist, aber er wohnte viel zu weit weg: Ungefähr 25 Kilometer lag Billershausen entfernt. Dort hatte Felipes Mutter im Freizeitpark Sugarland ein mexikanisches Restaurant und er half ihr regelmäßig beim Bedienen. Deshalb konnten Franzi und Felipe sich leider nicht so oft sehen.

»Ich freu mich schon auf den Abend heute!«, wechselte Felipe geschickt das Thema.

Franzi freute sich natürlich auch. Marie hatte zu einer rauschenden Silvesterparty eingeladen, die wahrscheinlich das letzte Mal im Penthaus stattfinden würde, weil sie voraussichtlich bald umzog. Kim und einige Freunde aus Maries Schule hatten zugesagt und ein paar Freunde von Maries Vater wollten auch kommen. Es würde garantiert ein richtig toller Abend werden. Trotzdem konnte Franzi es kaum erwarten, bis Felipe endlich sein großes Geheimnis lüftete.

»Und du willst mir wirklich nicht sagen, was in deinem Rucksack drin ist?«, versuchte sie es ein letztes Mal.

Felipe lachte. Seine weißen Zähne strahlten mit der festlichen Beleuchtung in den Schaufenstern um die Wette. »Nein, das will ich wirklich nicht!«

Neugierig musterte Franzi den großen Rucksack ihres Freundes. Jetzt hätte sie ein Durchleuchtungsgerät gebraucht, wie es die Sicherheitsleute am Flughafen benutzten. Leider gehörte so ein schickes Teil nicht zur Detektivausrüstung der drei !!!.

Franzi gab auf, etwas aus Felipe herauskitzeln zu wollen. Kurz darauf standen sie vor dem noblen Altbau, in dem Marie zusammen mit ihrem Vater Helmut Grevenbroich, seiner Lebensgefährtin Tessa und deren Tochter Lina wohnte. Franzi schloss ihr Rad ab, ging mit Felipe hinein und sie ließen sich vom Aufzug ins oberste Stockwerk fahren.

Marie stand in einem hellblauen Kleid in der Tür, das von oben bis unten mit Glitzersteinen besetzt war. Über die nackten Schultern hatte sie eine schwarze Federboa geworfen, die perfekt zu ihren Smokey Eyes und den neuen Ponyfransen passte. »Herzlich willkommen, ihr zwei Verliebten! Schön, dass ihr da seid.« Sie begrüßte Franzi und Felipe mit jeweils drei Küsschen und hinterließ einen Hauch Maiglöckchenparfüm auf ihren Wangen.

Franzi ließ sich von Felipe aus der Jacke helfen und sagte: »Du siehst echt toll aus, Marie!«

Ihre Freundin lächelte geschmeichelt. »Du aber auch.«

»Du bist wunderschön!«, fügte Felipe hinzu und sah Franzi zärtlich an. Zur Feier des Tages trug er ein weißes Hemd und eine dunkle Hose.

Franzi zupfte verlegen an ihrem dunkelgrünen Hosenanzug, den sie mit einem knallroten Gürtel kombiniert hatte. In sportlichen Outfits fühlte sie sich wohler, aber heute hatte es ihr richtig Spaß gemacht, sich zu stylen und zu schminken.

»Ich hoffe, ihr habt Hunger mitgebracht!«, sagte Marie. »Wir haben ein riesiges Büfett vorbereitet.«

Felipe nickte begeistert. Franzi dagegen spürte, wie sich plötzlich ihr Magen verkrampfte. Sie musste an den nächsten Morgen denken. Bisher hatte sie ganz weit weg geschoben, dass sie mit Kim und Marie in den Skiurlaub fuhr und Felipe eine Woche nicht sehen würde. Wie sollte sie es bloß ohne seine Küsse, ohne seine Nähe aushalten?

Felipe, der Franzis Gedanken erraten hatte, flüsterte ihr ins Ohr: »Denk nicht an morgen. Heute wird gelacht und gefeiert!«

Franzi lächelte ihn an. Entschlossen hakte sie sich bei Felipe unter und ging hinüber ins Wohnzimmer, hinein ins Licht und das fröhliche Stimmengewirr der Gäste.

»Felipe, Franzi, da seid ihr ja!« Helmut Grevenbroich klatschte in die Hände. »Hiermit erkläre ich das Büfett für eröffnet!«

Sofort bildete sich eine lange Schlange vor dem Sideboard, das heute als Buffet diente. Marie hatte nicht übertrieben. Berge von wundervoll dekorierten Köstlichkeiten warteten auf die hungrigen Gäste: leckere Salate, Pasteten, Minipizzen, Hähnchenspieße, der berühmte Auberginenauflauf von Maries Vater und eine große Schüssel Vanillecreme mit Himbeeren.

Kim stand vorne in der Schlange und winkte ihren Freundinnen zu. »Ich bring euch was mit!«

Franzi musste lachen. Sobald es etwas zu essen gab, blühte Kim auf. Zu ihrer Verteidigung behauptete sie immer, sie brauche als Kopf des Detektivclubs regelmäßig Nervennahrung. Hinterher beschwerte sie sich dann, sie hätte schon wieder zugenommen, was gar nicht stimmte. Kim hatte eine tolle Figur. Gerade heute sah sie mit ihrer grauen Hose und dem engen weißen Top besonders gut aus.

Felipe reservierte schon mal einen Stehtisch für die drei !!!. Dort kamen sie alle zusammen und ließen es sich schmecken. Franzis Appetit kehrte in dem Augenblick zurück, als Felipe sie mit kleinen Häppchen fütterte.

»Wie es euch beiden geht, braucht man wohl nicht zu fragen, was?«, sagte Kim. Ein wehmütiger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Sie hatte sich vor einiger Zeit von ihrem Freund Michi getrennt und war immer noch nicht ganz darüber hinweg.

Franzi legte ihr eine Hand auf den Arm. »Ich würde dir gerne was von unserem Glück abgeben.«

»Lieb von dir.« Kim lächelte und beugte sich dann wieder über ihre Fischpastete. »Hmm, schmeckt die gut! Hast du die gemacht, Marie?«

Marie nickte stolz. »Tessa hat mir nur ein bisschen geholfen. Sie kann übrigens richtig gut kochen.«

Franzi warf einen Blick zum weißen Ledersofa hinüber. Dort saß Tessa und prostete gerade Helmut Grevenbroich mit einem Sektglas zu. Franzi konnte sich noch lebhaft an die Zeit erinnern, als Tessa Maries größte Feindin gewesen war. Marie hatte sich erst daran gewöhnen müssen, dass es nach dem Tod ihrer Mutter eine neue Frau im Leben ihres Vaters gab. Aber inzwischen hatte sie ihren Frieden mit Tessa gemacht.

Da kam Lina angerannt. »Marie, kann ich schon die Musik zum Tanzen auflegen?« Sie hatte eine neue Tönung in den rotblonden, schulterlangen Haaren und auf ihren hellen Wangen schimmerte Glitzercreme.

»Jetzt doch noch nicht!« Marie bereute es, dass sie Lina ausnahmsweise erlaubt hatte, ihre Glitzercreme zu benutzen und sich ein Kleid auszuleihen. Es war immer dasselbe: Wenn man ihr den kleinen Finger hinhielt, wollte sie gleich die ganze Hand. Und heute glaubte sie wohl, Maries neue beste Freundin und der DJ auf der Party zu sein.

Enttäuscht zog Lina wieder ab.

»Die Arme!«, sagte Franzi halb spöttisch, halb ernst. Bei ihr zu Hause war es genau umgekehrt. Ihre 16-jährige Schwester Chrissie fand es gar nicht lustig, wenn Franzi an ihren Kleiderschrank ging – was sie übrigens sowieso fast nie machte, weil ihr Chrissies Geschmack viel zu mädchenhaft war.

Marie grinste. »Keine Sorge, Lina wird es überleben. Seht ihr? Sie wickelt schon wieder meinen Vater um den Finger.« Ein Hauch Eifersucht schwang in ihrer Stimme mit, als sie beobachtete, wie Lina auf den Schoß ihres Vaters kletterte.

»Aber du bist und bleibst seine Lieblingstochter«, sagte Kim und schob sich genießerisch einen Löffel Vanillecreme in den Mund. Dabei sah sie sich im Wohnzimmer um, das mit Lichterketten und Blumen geschmückt war. »Sag mal, Marie, wollte Holger nicht auch kommen?«

»Hmm, ja, schon …« Marie strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. Es kam selten vor, dass sie verlegen wurde. »Keine Ahnung, wo er bleibt.«

Kim und Franzi sahen sich amüsiert an. Obwohl Marie sich schon vor ewigen Zeiten von Holger getrennt hatte und die beiden »bloß Freunde« waren, hatte sie anscheinend immer noch Schmetterlinge im Bauch.

»Gibt’s sonst was Neues?«, fragte Marie, um von Holger abzulenken. »Irgendein spannender Fall für die drei !!! in Sicht?«

Kim warf einen schnellen Seitenblick zu Felipe hinüber. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass sie vor Außenstehenden nicht über ihre Ermittlungen sprachen. Das galt auch für enge Freunde. Andererseits war seit Halloween nichts passiert, was unter die Geheimhaltungsklausel fiel.

»Momentan leider nicht«, sagte Kim. »Ich bin aber ganz froh darüber. Wir hatten im letzten Jahr ziemlich viel zu tun. Das war echt anstrengend.«

Felipe nickte anerkennend. »Ihr seid ziemlich erfolgreich, was?«

»Allerdings!«, sagte Marie selbstbewusst. »Seit unserer Clubgründung haben wir einigen Verbrechern das Handwerk gelegt: Erpressern, Entführern, Fälschern und so weiter. Auch im Ausland haben wir ermittelt, in Frankreich und Großbritannien. In Paris zum Beispiel …«

»Das weiß Felipe doch alles schon«, unterbrach Franzi den Redefluss ihrer Freundin. Marie trug wieder mal viel zu dick auf. Sie wollte später...