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Easier Living - mir zuliebe - Das Gruppentherapieprogramm zur langfristigen ressourcenorientierten Gesundheitsförderung

Easier Living - mir zuliebe - Das Gruppentherapieprogramm zur langfristigen ressourcenorientierten Gesundheitsförderung

Ulrike Buchkremer, Annina Haberthür, Michael Soyka, Maja Storch

 

Verlag Hogrefe AG, 2017

ISBN 9783456956237 , 280 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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26,99 EUR

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Easier Living - mir zuliebe - Das Gruppentherapieprogramm zur langfristigen ressourcenorientierten Gesundheitsförderung


 

Gesundheitsmanagement bei psychischen Störungen – warum Easier Living – mir zuliebe? (S. 40-41)

Michael Soyka

Die Komorbidität mit körperlichen Erkrankungen und auch die Mortalität bei psychischen Störungen sind in den letzten Jahren vermehrt in das klinische und wissenschaftliche Interesse gerückt. Ein Beispiel mag eine kürzlich erschienene Arbeit von Olfson et al. (2015) in der renommierten Zeitschrift JAMA Psychiatry sein, in der die Sterblichkeit für Schizophrenie verglichen wurde mit der in der Gesamtbevölkerung. Wie sich zeigte, verstarben Erwachsene mit Schizophrenie mit 3,5-fach höherer Wahrscheinlichkeit vorzeitig als nicht schizophren Erkrankte – und dies nicht allein wegen eines erhöhten Suizidrisikos, sondern wegen zahlreicher körperlicher Erkrankungen. Die Ergebnisse waren über verschiedene Altersgruppen konsistent. So wiesen schizophren Erkrankte ein 3,6-fach höheres Risiko auf, an kardiovaskulären Erkrankungen zu versterben; aber auch das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen (z. B. Lungenkrebs) war erhöht. Auch trugen Individuen mit Schizophrenie erhöhte Risiken für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Influenza und Pneumonie sowie für Unfälle. Auch suchtbezogene Störungen (Alkohol, Drogen) waren häufige Todesursache bei Schizophrenie.

Diese Ergebnisse waren, einem Editorial von Suetani et al. (2015) in derselben Zeitschrift zufolge, zwar schockierend, aber nicht überraschend, denn auch andere Studien (z. B. Saha et al., 2007) deuteten in dieselbe Richtung. Viele der genannten Todesursachen sind Lifestyle-abhängig, daher prinzipiell vermeid- oder behandelbar. Hier spielen zum Beispiel der hohe Suchtmittelkonsum von Patienten mit Schizophrenie eine Rolle, insbesondere von Alkohol und Nikotin, ungünstige Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität. Poor diet und Rauchen, Hypertension und Hypercholesterinämie, vor allem aber mangelnde Bewegung steigern erheblich das Risiko, an Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen zu leiden.

In derselben Zeitschrift war einige Monate zuvor eine wichtige Arbeit zur Mortalität bei psychischen Erkrankungen erschienen – ein systematischer Review und eine Metaanalyse zu diesem Thema, die der Frage der Mortalität bei psychischen Störungen im Hinblick auf Diagnose und Todesart nachging (Reisinger et al., 2015). Insgesamt gingen 148 Studien in die Analyse ein. Die Mortalität insgesamt war bei Patienten mit psychischen Störungen auf etwas mehr als das Doppelte (auf das 2,22Fache) erhöht. Zwei Drittel der Patienten mit psychischen Störungen (67,3 Prozent) starben an natürlichen Ursachen, 17,5 Prozent an unnatürlichen Todesursachen, in den anderen Fällen war keine genaue Ursache feststellbar. Im Mittel betrug die Zeitspanne für den potential life lost 10 Jahre. Die Autoren schlussfolgerten, dass insgesamt 14,3 Prozent aller Todesfälle weltweit auf psychische Störungen zurückzuführen sind. Besonders hoch war die relativ erhöhte Mortalität bei Psychosen (relatives Risiko 2.54), Mood Disorders (2.08), Depressionen (1.71), bipolaren Erkrankungen (2.00), etwas niedriger bei Angsterkrankungen (1.43). Die Forschung hat in den letzten Jahren gezeigt, dass psychische Erkrankungen weltweit eine riesige Rolle für die Gesundheit – und Produktivität – in der Gesamtbevölkerung spielen (Whiteford et al., 2013). Es besteht eine erhebliche Komorbidität von psychischen und körperlichen Erkrankungen (Sartorius et al., 2015).

Die Literatur zu diesem Thema ist mittlerweile sehr umfangreich. Besonders wichtig ist die Komorbidität von kardiovaskulären Erkrankungen mit „schweren psychischen Störungen“. Unter Patienten mit Schizophrenie oder bipolaren Erkrankungen (Holt 2015) ist zum Beispiel die Rate von Diabetes hoch (10 bis 15 bzw. 8 bis 17 Prozent); noch höher sind die Raten für Hypertension, Übergewicht und das metabolische Syndrom.

Das Risiko für Diabetes bei psychischen Störungen fand sich zum Beispiel in einer Metaanalyse von 20 kontrollierten Studien (je nach Abhängigkeit der Methode) auf bis zu 2,1fach gegenüber Kontrollgruppen erhöht (siehe Juckel 2015). Verschiedene Mechanismen können dazu beitragen. So führen depressive Störungen über einen Anstieg von Cortisol zur viszeralen Fettanreicherung und Insulin-Resistenz Typ II, womit auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigt. Der Hyper-Insulinismus wiederum bedingt die Fettstoffwechselstörung mit Hypertension und Arteriosklerose, so dass auch diese Entwicklungen grundsätzlich als Folge von Depressionen und Stress erklärt werden können (Übersicht in Juckel, 2015). Andere ätiologische Faktoren, die hier eine Rolle spielen können, sind Veränderungen der Blutgerinnung, vor allem aber immunologische Variablen. Eine besonders wichtige Arbeit ist vor kurzem von Scott et al. (2016) vorgelegt worden. In 17 Ländern haben die Autoren die Prävalenz von 10 eher chronischen körperlichen Erkrankungen bei verschiedenen psychischen Störungen untersucht. Insgesamt wurden 47.609 Individuen in die Studie einbezogen. Die Ergebnisse zeigten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit (Odds Ratio – OR) für wichtige physische Erkrankungen bei psychischen Störungen zwischen 1.2 (1.0 bis 1.5) und 3.6 (2.0 bis 6.6); siehe Tabelle 2.

Auch nach Berücksichtigung verschiedener Kontrollfaktoren waren noch 7 der 10 erfassten physischen Erkrankungen bei Menschen mit psychischen Störungen signifikant häufiger.